Verwaltungsvorlage (05_Handlungsempfehlungen)
Vorlage: Kulturhistorische städtebauliche Analyse
6. Oktober 2021
6. Oktober 2021
05 eMPFeHLUNGeN kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 302 5.0 INHALTSANGABe 5.1 eINLeITUNG S. 304 5.2 IDeNTITÄT UND STADTBILD S. 306 5.3 HANDLUNGSeMPFeHLUNGeN FÜR DIe POSTINDUSTRIeLLe STADT XL S. 311 5.4 GeSTALTUNGSReGeLN RÄUMLIcHe SySTeMe L+M S. 316 5.5 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S S. 335 5.6 GeSTALTUNGSVORBILDeR S. 358 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 303 5.1 eINLeITUNG Das kulturhistorisch - städtebauliche Leitbild aus Schritt 4 skizziert ein zukünftiges Bild für die funktionale, räumliche und architektonische Gestaltung der Innenstadt für eine postindustrielle Gesellschaft. Im Folgenden werden Handlungsempfehlungen angereicht, wie das Leitbild in einer neuen Stadtbaukultur umgesetzt werden kann. KeRNFRAGe wie kann die kulturhistorisch - städtebauliche Kernidentität der Krefelder Innenstadt geschützt, verstärkt und weiter entwickelt werden? GRUNDLAGeN UND ZIeLe In Schritt 5 werden Empfehlungen angereicht für die weitere Ausarbeitung und Umsetzung des Leitbildes als gemeinsame Grundlage für eine neue Stadtbaukultur, mit der Krefeld sich deutlich von anderen Städten unterscheiden kann. des Ganzen erhalten, verstärken und weiter entwickeln. Ein kohärentes Stadtbild, das Bezug nimmt auf die kulturhistorisch - städtebauliche Kernidentität der Innenstadt und die Qualitäten der drei räumlichen Systeme, aus denen sie besteht, bildet die Grundlage. Die Handlungsempfehlungen beziehen sich sowohl auf allgemeine Ausgangspunkte für Arbeitsprozesse als auch auf die funktionale, räumliche und architektonische Ausformulierung und Qualität von Erhaltungs- und Entwicklungsaufgaben. eRHALTeN, wIeDeRHeRSTeLLeN, VeRSTÄRKeN UND weITeReNTwIcKeLN Neue Investoren und bestehende Eigentümer brauchen die Perspektive, dass das Gebiet als Ganzes aufgewertet wird – und dass eine ‘Schrottimmobilie’ von heute die identitätsstiftende Altbausubstanz von morgen werden kann. Der öffentliche Raum muss dabei einen überzeugenden, zusammenhängenden Rahmen bieten. Die Innenstadt soll Raum und Aufenthaltsqualität bieten für Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit in einem urbanen Lebensumfeld. Die Grundvoraussetzung dafür ist ein klares Bekenntnis zur kleinteiligen Nutzungsmischung und Entschleunigung der historischen Innenstadt. Dazu sind klare Zuständigkeiten von Politik und Verwaltung zu definieren und integrierte Prozesse zu etablieren. Die vielen öffentlichen und privaten Einzelprojekte in der Innenstadt sollen in der Summe die Identität und Qualität kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE RÄUMLIcHe SySTeMe Der Schutz kulturhistorisch städtebaulich wertvoller Elemente ist die Grundvoraussetzung, auf der eine Weiterentwicklung der Innenstadt im Sinne ihrer Kernidentität stattfinden muss. Die Grundprinzipien ihres funktionalen und räumlichen Aufbaus und die Kerneigenschaften ihrer räumlichen Systeme sind Bezugspunkte, mit denen dafür gesorgt werden kann, dass Alt und Neu sich zu einem kohärenten Ganzen verbinden. Wie weit die Grundprinzipien der räumlichen Systeme einzuhalten sind, und wieviel individuelle Freiheit Eigentümern, Investoren und Architekten dabei eingeräumt werden soll, und was dies für das Stadtbild bedeutet, bedarf bei der wünschenswerten Aktualisierung innerstädtischer Bebauungspläne einer öffentlichen Debatte. ÖFFeNTLIcHeR RAUM Anhand der drei räumlichen Systeme werden in Abschnitt 5.4 Grundprinzipien zur Gestaltung von Straßen und konstituierenden Plätzen erläutert. Entschleunigung, Aufenthaltsqualität und eine hochwertige, aufgeräumte, und vor allem konsequent durchgängige Entwurfssprache haben dabei Priorität. Die exemplarische Ausarbeitung und Systematik können als Grundlage für eine weitere Ausarbeitung der Gestaltungsregeln für den öffentlichen Raum dienen. GeSTALTUNGSKRITeRIeN In Abschnitt 5.5 wird eine Basis gelegt für nachvollziehbare Gestaltungskriterien für die drei räumlichen Systeme. Wie weit die Gestaltungskriterien ausdifferenziert werden müssen, und wieviel individuelle Freiheit zur Selbstverwirklichung Eigentümern, Investoren und Architekten dabei eingeräumt werden soll, und was dies für das Stadtbild bedeutet, bedarf bei der Aufstellung einer Gestaltungssatzung einer öffentlichen Debatte. GeSTALTUNGSVORBILDeR In Abschnitt 5.6 folgen Gestaltungsvorbilder. Dazu wurden drei Standorte ausgewählt, an denen der Umgang mit den räumlichen Systemen exemplarisch gezeigt werden kann. Zwei dieser Standorte waren in Schritt 2 - Abgleich als Dissonanten identifiziert und in Schritt 3 - Bewertung negativ bzw. neutral bewertet worden. Die SWOT Analyse dieser Standorte ergab, dass die 304 5.1 MASSSTABSeBeNeN Die Handlungsempfehlungen beziehen sich auf alle Maßstabsebenen des Leitbildes. Zusätzlich werden auf der ebene XL auch Handlungsempfehlungen zu den Arbeitsprozessen gegeben, die zu einer erfolgreichen Umsetzung notwendig sind. FUNKTIONAL: RÄUMLIcH: ARcHITeKTONIScH: XL L+M S MANUFAKTURSTADT/ POSTINDUSTRIeLLe STADT RÄUMLIcHe SySTeMe: - STADTKRONe - STRASSeN UND HÄUSeR - VIeR wÄLLe IDeNTITÄTSSTIFTeNDe BeBAUUNG - KONSTITUIeReND - ARcHITeKTUR-IKONeN NUTZUNGSMIScHUNG GeSTALTUNGSReGeLN FÜR DeN ÖFFeNTLIcHeN RAUM L - STADTGRUNDRISS: Fluchtlinien, Straßen, Plätze, Gassen usw. GeSTALTUNGSReGeLN FÜR GeBÄUDe UND GeBÄUDeKOMPLeXe Bebauungstypologien, Nutzungen; Architektur, Fassadenaufbau und –komposition; Material und Farbe L • • • • • • • • • KLIMAScHUTZ eNTScHLeUNIGUNG AUFeNTHALTSQUALITÄT wOHNSTADT ARBeITSPROZeSSe ÖFFeNTLIcHeR RAUM Übersicht räumliche Systeme Straßen konstituierende Plätze übrige Freiflächen Gestaltungsregeln erhalten neu entwickeln, Schaufenster Material und Farbe M - RÄUMLIcHeR AUFBAU: Parzellen, Gebäude auf einer Parzelle, Organisation von Parzellen und Gebäuden, Trauf- und Firsthöhen und Dachlandschaft M - RÄUMLIcHeR AUFBAU • Übersicht räumliche Systeme • Baublöcke L + M DISSONANTeN GeSTALTUNGSVORBILDeR • Polizeipräsidium • Theaterplatz • Stadtkrone kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 305 5.2 IDeNTITÄT UND STADTBILD eRHALTeN, wIeDeRHeRSTeLLeN, VeRSTÄRKeN UND weITeR eNTwIcKeLN Die Stadtstruktur der vorindustriellen konstituierenden Zeitschichten, die sich in drei räumlichen Systemen manifestiert und durch Architektur - Ikonen verschiedener Transformationsschichten bereichert wird, ist nicht nur kulturhistorisch und räumlich schützenswert. Sie ist im postindustriellen Zeitalter auch Quelle für eine neue Urbanität. Ausgehend von einer kleinteiligen Funktionsmischung, Entschleunigung und Aufenthaltsqualität, sind Grundlagen erforderlich, um Erhaltung, Verstärkung und Weiterentwicklung der drei räumlichen Systeme der historischen Stadtstruktur zu steuern. eRHALTeN UND wIeDeRHeRSTeLLeN Krefeld besitzt einen einzigartigen und kulturhistorisch - städtebaulich wertvollen historischen Stadtgrundriss (2D) mit einer hohen Anzahl wertvoller bzw. identitätsstiftender, aber schwer beeinträchtigter Einzelobjekte (3D). Auf der Grundlage der kulturhistorisch - städtebaulichen Bewertungen aus Schritt 3 - Bewertung sind sowohl der Stadtgrundriss als auch die Einzelobjekte unter Schutz zu stellen. Sie bilden zusammen das Fundament für die Zukunft der Krefelder Innenstadt und sind wichtige Zeugnisse der Stadtbaugeschichte, auch über das 650 jährige Stadtjubiläum 2023 hinaus. Verglichen mit der hohen Anzahl der in dieser kulturhistorischen Analyse identifizierten Einzelobjekte, die noch aus den konstituierenden Zeitschichten stammen, fällt auf, wie wenig Bauten in der Krefelder Innenstadt unter Denkmalschutz stehen. Da alte Häuser für das Stadtbild von essentieller Bedeutung sind, liegt es nahe, neue Denkmäler auszuweisen. städtebaulich wertvollen Stadtgrundriss als auch seine Bebauung adäquat zu schützen. VeRSTÄRKeN UND weITeReNTwIcKeLN Gestaltungsregeln für Um- und Neubauten innerhalb der drei räumlichen Systeme erklären die Grundprinzipien der konstituierenden Architektur und bilden eine Entwurfsgrundlage, anhand derer der Bestand im Sinne seiner Kerneigenschaften verstärkt und mit neuer Bebauung weiter entwickelt werden kann. Sanierungs-, Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen sind die offensichtlichen Instrumente, um sowohl den kulturhistorisch - 5.2.1 eRHALTeN UND wIeDeRHeRSTeLLeN S. 307 5.2.2 VeRSTÄRKeN UND weITeReNTwIcKeLN S. 308 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 306 5.2.1 IDeNTITÄT UND STADTBILD eRHALTeN UND wIeDeRHeRSTeLLeN Die gesamte Krefelder Innenstadt hat einen hohen kulturhistorisch - städtebaulichen wert. Für die erhaltung und wiederherstellung der Innenstadt als Ganzes ist ein geeignetes Instrumentarium erforderlich, mit dem die erhaltenen Fluchtlinien und die feinkörnige Parzellierung gesichert werden können. Die einheitliche, qualitätvolle Gestaltung des öffentlichen Raumes und der erhalt der kulturhistorisch städtebaulich wertvollen Bausubstanz bilden dabei Schwerpunkte. XL L+M MANUFAKTURSTADT RÄUMLIcHe SySTeMe ARcHITeKTUR XL: Die gesamte Innenstadt und ihre konstituierenden Zeitschichten haben einen hohen kulturhistorisch - städtebaulichen Wert (siehe Schritt 3, Abschnitt 3.3). Nur die oranische Stadterweiterung wurde wegen ihrer starken Überformung nicht hoch, aber positiv bewertet. Wenngleich die Struktur der Innenstadt an den Standorten der Dissonanten stark beeinträchtigt wurde, ist hinreichend Kohärenz vorhanden, um daraus Anforderungen an Erhalt und Verstärkung abzuleiten. Dabei gilt der feinen Nutzungsmischung besonderes Augenmerk. L+M: Die historische Stadtstruktur (Fluchtlinien, Parzellierung) ist zum großen Teil noch vorhanden und hat einen hohen Wert (siehe Schritt 3, Abschnitt 3.4). Für den Erhalt dieser Stadtstruktur (siehe karte L+M1) ist ein geeignetes Instrumentarium erforderlich, mit dem die erhaltenen Fluchtlinien und die feinkörnige Parzellierung (2D) gesichert werden können. Es wird empfohlen, dazu eine Erhaltungssatzung aufzustellen. ARcHÄOLOGIe: Die früheste Geschichte Krefelds ist noch weitgehend unerforscht. Eine aktive Förderung der archäologischen Erforschung und Dokumentation der Innenstadt ist notwendig als wichtiger Beitrag zur Kenntnis der Stadtgeschichte. Eine Karte der Innenstadt mit Bereichen, innerhalb derer mit archäologischen Funden zu rechnen ist, ist dringend notwendig für ein planmäßiges Vorgehen. Die Präsentation der Ergebnisse an die Bürger ist zu empfehlen, zum Beispiel in einem Raum in der Innenstadt, in dem die Resultate archäologischer und anderer Forschungen gezeigt werden können. So wird die räumliche Erfahrung der Bürger mit einem historischen Bewusstsein verbunden. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Die einheitliche Gestaltung des öffentlichen Raumes ist erforderlich, um ein attraktives Stadtbild zu bewirken. Gestalterische und technische Aspekte sind dabei zu hochwertigen Lösungen zu integrieren. Es wird empfohlen, eine Gestaltungssatzung mit Gestaltungsprinzipien für den gesamten öffentlichen Raum in der Innenstadt aufzustellen. Ein Ansatz dazu ist in Abschnitt 5.4 zu finden. An mehreren Standorten in der Innenstadt gibt es noch ein kohärerentes Stadtbild. Dieses hat einen hohen Wert. Für den Erhalt der Bebauung (siehe Kohärenzkarte L+M2) ist ein geeignetes Instrumentarium erforderlich, mit dem die erhaltenen Bauvolumen, Traufhöhen und Fassaden (3D) gesichert bzw. wiederhergestellt werden können. Es wird empfohlen, dazu eine Erhaltungssatzung aufzustellen. S S: In der Innenstadt sind noch viele Häuser aus den konstituierenden Zeitschichten und der Kaiserzeit erhalten geblieben (siehe Bewertungskarte S1 + S2 exemplarisch). Diese haben einen sehr hohen oder hohen Wert und bedürfen des Schutzes gegen Abriss und der sorgfältigen Begleitung bei Veränderungen der Fassaden. Die Eintragung als Denkmal wird für Exemplare mit sehr hohem Wert empfohlen. Auch für weniger wertvolle, aber identitätsstiftende Bebauung aus den konstituierenden Zeitschichten ist ein Schutzinstrumentarium notwendig. Die Fassaden der Einzelobjekte aus den Transformationsschichten, deren Architektur sich in die Kernmerkmale der konstituierenden Zeitschichten einfügt (siehe Kohärenzkarte L+M2 und Bewertungskarte S1, S2, exemplarisch) haben einen positiven Wert, wenn ihre Architektur von überdurchschnittlicher Qualität ist. Diese Architektur kann als gelungene Weiterentwicklung der Gestaltungsprinzipien der historischen Architektur gelten und trägt damit in substantiellem Maße zur Kohärenz des Stadtbildes bei. Diese Gebäude haben kulturhistorisch - räumlichen Wert im Stadtbild und bedürfen des Schutzes gegen Abriss und der sorgfältigen Begleitung bei Veränderungen der Fassaden. Die Eintragung als Denkmal wird für Exemplare mit sehr hohem Wert empfohlen. Auch für weniger wertvolle, aber identitätsstiftende Bebauung aus den Transformationsschichten ist ein Schutzinstrumentarium notwendig. Die Fassaden der Einzelobjekte aus den Transformationsschichten, deren Architektur von den Kernmerkmalen der konstituierenden Zeitschichten abweicht, aber von hoher architektonischer Qualität sind, haben einen hohen oder positiven Wert und bedürfen des Schutzes gegen Abriss und der sorgfältigen Begleitung bei Veränderungen der Fassaden. Die Eintragung als Denkmal wird für die repräsentativsten Exemplare empfohlen. Auf der Kohärenzkarte L+M2 fallen die Architektur - Ikonen auf: großmaßstäbliche und repräsentativ gestaltete neue Gebäudetypologien mit einer öffentlichen oder kommerziellen Funktion (Kaufhäuser, Kinos, Banken, Museum, Post, etc.). Diese Gebäude bedürfen des Schutzes. Die Eintragung als Denkmal wird für die Architektur - Ikonen aus der Periode zwischen 1870 und 1940, die noch nicht unter Denkmalschutz stehen, empfohlen. 307 5.2.2 IDeNTITÄT UND STADTBILD VeRSTÄRKeN UND weITeReNTwIcKeLN Die in Abschnitt 5.2.1 genannten empfehlungen zur erhaltung und wiederherstellung kulturhistorisch städtebaulicher werte sind auch die Grundlage zur Verstärkung und weiterentwicklung der Innenstadt. Ausgehend vom hohen kulturhistorisch - städtebaulichen wert der Innenstadt als Ganzes und dem erhalt der kulturhistorisch - städtebaulich wertvollen Bausubstanz, ergeben sich daraus Anforderungen an den Umgang mit dem Stadtgrundriss, dem öffentlichen Raum (2D) und neuer Bebauung (3D). XL L+M MANUFAKTURSTADT RÄUMLIcHe SySTeMe ARcHITeKTUR Ziel des funktionalen Leitbildes aus Schritt 4 ist die Schaffung eines urbanen Lebensumfelds, das den Ansprüchen einer postindustriellen Gesellschaft gerecht wird. Dazu gehört eine kleinmaßstäbliche Nutzungsmischung und eine höhere Einwohnerdichte des Gebiets ebenso wie die Entschleunigung der Innenstadt zugunsten einer höheren Aufenthaltsqualität und Erholungsräumen. Die Wiederherstellung der historischen Stadtstruktur (Fluchtlinien, Parzellierung, Traufhöhen, Dachform, aber auch die hohe Anzahl von Eingängen an der Straße) bildet die Grundlage für alle Planungen in der Innenstadt. Ein geeignetes Instrumentarium ist notwendig, um die tägliche Planungspraxis in der Innenstadt auf einen klaren, einheitlichen Kurs zu bringen. Der öffentliche Raum ist für die gesamte historische Stadtstruktur zu entschleunigen und entsprechend der Merkmale ihrer räumlichen Systeme einheitlich zu gestalten. Dabei hat die Verbesserung der Aufenthaltsqualität oberste Priorität. Neue bauliche Entwicklungen sind in die historische Stadtstruktur und die Kernmerkmale ihrer Bebauung entsprechend der räumlichen Systeme einzufügen. Das innerstädtische Wohnen bildet dabei einen wichtigen Schwerpunkt. Ein zusammenhängendes Stadtbild mit einer feinkörnigen Nutzungsmischung (Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Kultur) muss die Grundlage aller städtebaulichen Einzelplanungen sein. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE eMPFeHLUNGeN S VeRFAHReN Bindende Gestaltungskriterien sind festzulegen, ausgehend vom räumlichen Aufbau der drei räumlichen Systeme und den Gestaltungsprinzipien der konstituierenden Architektur. Bei den Gestaltungskriterien geht es nicht unbedingt um Architekturstile, sondern um kompositorische Grundprinzipien für die Gestaltung von Bauvolumen und Fassadengliederung (siehe Abschnitt 5.5). Die Dissonanten sind Standorte, an denen die historische Stadtstruktur stark transformiert und beeinträchtigt wurde. Sie bedürfen der näheren Untersuchung. Aufgrund der Methodik, die bei der exemplarischen Bewertung von vier Standorten aufgezeigt wurde (siehe Bewertung, Abschnitt 3.9), können die Dissonanten bewertet werden. Aufgrund der exemplarischen SWOT Analysen für diese vier Standorte können auch die Stärken und Schwächen der übrigen Dissonanten aufgezeigt werden und die Chancen und Bedrohungen analysiert werden (siehe SWOT Analysen, Abschnitt 3.9). Grundsätzlich ist bei der Bewertung und SWOT - Analyse der Dissonanten vom Erhalt und Wiederherstellung der ursprünglichen Stadtstruktur (Fluchtlinien, Parzellierung, Traufhöhen, Dachform, aber auch die hohe Anzahl von Eingängen an der Straße) auszugehen. Zum Umgang mit Dissonanten siehe auch Abschnitt 5.6.1 und Gestaltungsvorbilder. 308 5.2.2 IDeNTITÄT UND STADTBILD INSTRUMeNTARIUM DILeMMA Im Idealfall wäre das komplette untersuchte Gebiet unter eine einheitliche Satzung zu stellen, innerhalb derer Erhaltung, Wiederherstellung, Verstärkung und Weiterentwicklung stattfinden können. In Nordrhein-Westfalen gibt es - im Gegensatz z.B. zu Brandenburg zwar eine rechtliche Basis für eine einheitliche Herangehensweise, die Praxis fragt jedoch um die Definition kleinteiligerer Bereiche, in denen je nach Erhaltungsgrad der historischen Stadtstruktur und Bausubstanz verschiedene Satzungen bzw. planologische Instrumente anzuwenden sind, die gemeinsam zu einem kohärenten Stadtbild führen sollen. RÄUMLIcHe SySTeMe STADTKRONe STRASSeN UND HÄUSeR VIeR wÄLLe BeReIcHe Auf der Basis der Kohärenzkarte (siehe Schritt 3 Abschnitt 3.3.3) wurde versucht, diese Bereiche grob zu definieren. Die Unterscheidung dieser Bereiche ist jedoch nicht kongruent mit den räumlichen Systemen der Innenstadt, die bei allen Entscheidungen leitend sein sollten. Die Intention der Karte mit verschiedenen Erhaltungsgraden ist es keinesfalls, die Krefelder Innenstadt in drei völlig unterschiedliche Bereiche einzuteilen, die von den räumlichen Systemen abweichen. Vielmehr soll hier ein Dilemma illustriert und ein möglicher Lösungsweg skizziert werden, wie trotz des unterschiedlichen Erhaltungsgrades in Richtung eines kohärenten Stadtbildes gearbeitet werden kann. INSTRUMeNTARIUM Abb. 5.0_1 (oben) Räumliche Systeme BeReIcH A BeReIcH B BeReIcH c ARcHITeKTUR - IKONeN Abb. 5.0_2 (rechts) Erhaltungsgrad der historischen Stadtstruktur kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 309 5.2.2 INSTRUMeNT IDeNTITÄT UND STADTBILD INSTRUMeNTARIUM Die räumliche Strategie für die skizzenhaft definierten Gebiete könnte wie folgt aussehen: BeReIcH A BeReIcH B BeReIcH c BeReIcH MIT GUT eRHALTeNeR STADTSTRUKTUR UND VIeL HISTORIScHeR BAUSUBSTANZ Hier blieb viel historische Bausubstanz erhalten und es gibt auch eine Vielzahl historischer Fassaden. Das Gebiet ist daher auf mehreren Maßstabsebenen erhaltenswert. BeReIcH MIT HOHeR HISTORIScH STÄDTeBAULIcHeR KOHÄReNZ In diesem Bereich entsprechen die meisten Fluchtlinien, Traufhöhen und Dachformen nach wie vor den Grundprinzipien der historischen Stadtstruktur. Es gibt eine Vielzahl von Gebäuden aus der Ersten Nachkriegsmoderne. BeReIcH MIT GeRINGeR HISTORIScH STÄDTeBAULIcHeR KOHÄReNZ Dieser Bereich besitzt wenig oder keinen Zusammenhang mit den Grundprinzipien der historischen Stadtstruktur. Er überschneidet sich zum Teil mit den 27 zuvor genannten städtebaulichen Dissonanten und/ oder den in der Kohärenzkarte L+M2 in kulturhistorisch - städtebaulicher Hinsicht negativ bewerteten Einzelbauten. DeNKMALBeReIcH • Analyse der bauhistorischen Substanz + Schutz der konstituierenden Bebauung; • planerischer Schutz von Fluchtlinien, historischer Parzellierung, Traufhöhe, Dachform eRHALTUNGSSATZUNG Die Erhaltung, Verstärkung und Weiterentwicklung der historischen Stadtstruktur im Sinne ihres städtebaulichen Zusammenhangs wird hier empfohlen. • Untersuchung der bauhistorischen Substanz + Schutz der konstituierenden Bebauung • planerischer Schutz von Fluchtlinien, Traufhöhe, Dachform DISSONANTeN Zur Herangehensweise an die Dissonanten siehe Abschnitt 5.6.1. SANIeRUNGSSATZUNG wo nötig, um historische Fluchtlinien wiederherzustellen GeSTALTUNGSSATZUNG ÖFFeNTLIcHeR RAUM siehe Abschnitt 5.4 (entsprechend der Zuordnung zu den drei räumlichen Systemen) GeSTALTUNGSSATZUNG ÖFFeNTLIcHeR RAUM siehe Abschnitt 5.4 (entsprechend der Zuordnung zu den drei räumlichen Systemen) GeSTALTUNGSSATZUNG ÖFFeNTLIcHeR RAUM siehe Abschnitt 5.4 (entsprechend der Zuordnung zu den drei räumlichen Systemen) GeSTALTUNGSSATZUNG ARcHITeKTUR • Wiederherstellung der konstituierenden Bausubstanz und der Fassaden • Neubauten siehe Abschnitt 5.5 (entsprechend der Zuordnung zu den drei räumlichen Systemen) GeSTALTUNGSSATZUNG ARcHITeKTUR • Wiederherstellung der konstituierenden Bausubstanz und der Fassaden • Neubauten siehe Abschnitt 5.5 (entsprechend der Zuordnung zu den drei räumlichen Systemen • zusätzliche Untersuchung der Architektur der ersten Nachkriegsmoderne GeSTALTUNGSSATZUNG ARcHITeKTUR • Wiederherstellung der konstituierenden Bausubstanz und der Fassaden • Neubauten siehe Abschnitt 5.5 (entsprechend der Zuordnung zu den drei räumlichen Systemen kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 310 5.3 HANDLUNGSeMPFeHLUNGeN FÜR DIe POST INDUSTRIeLLe STADT XL Ziel des funktionalen Leitbildes aus Schritt 4 ist die Schaffung eines urbanen Lebensumfelds, das den Ansprüchen einer postindustriellen Gesellschaft gerecht wird. Dazu gehört eine kleinmaßstäbliche Nutzungsmischung und eine höhere einwohnerdichte des Gebiets ebenso wie die entschleunigung der Innenstadt zugunsten einer höheren Aufenthaltsqualität und erholungsräumen. Die bevorstehende Transformationsaufgabe bedarf auch klarer politischer Zielsetzungen und entsprechender Arbeitsprozesse. 5.3.1 NUTZUNGSMIScHUNG UND KLIMAScHUTZ S. 312 5.3.2 eNTScHLeUNIGUNG UND AUFeNTHALTSQUALITÄT S. 313 5.3.3 wOHNSTADT S. 314 5.3.4 ARBeITSPROZeSSe S. 315 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 311 5.3.1 HANDLUNGSeMPFeHLUNGeN FÜR DIe POSTINDUSTRIeLLe STADT XL NUTZUNGSMIScHUNG UND KLIMAScHUTZ Die Aktivierung der Innenstadt für urbanes wohnen ist nicht nur zwingend notwendig für ein lebendiges Stadtherz. Die erhöhung der Bevölkerungsdichte in der Innenstadt ist auch mit Abstand die wirksamste Klimaschutzmassnahme. Durch die Aktivierung des Bestands kann Flächenversiegelung im Außenbereich vermiden werden. Die Anwesenheit von Grün im Straßenraum sowie eine gut durchdachte und sorgfältig detaillierte Materialisierung der Straßenoberfläche fördern ein angenehmes Stadtklima. XL NUTZUNGSMIScHUNG FUNKTIONALe HANDLUNGSeMPFeHLUNGeN Eine lebendige Innenstadt braucht neben einer hohen Einwohnerdichte eine Vielzahl kleinmaßstäblicher Funktionen, vor allem in den Sockelgeschossen. Wo viele Menschen leben und arbeiten, entsteht Leben und Austausch im öffentlichen Raum. Die in der zweiten Nachkriegsmoderne entstandene ‘City’ mit großen Warenhäusern und einer zunehmend anonymen Eigentümerstruktur aus kommerziellen Immobilien-Investoren stellt die Stadt vor immer größere Herausforderungen. Im Folgenden werden dazu eine Reihe strategischer Empfehlungen gegeben: • deutliche Erhöhung der Einwohnerzahl des Untersuchungsgebiets als Priorität aller Massnahmen in der Innenstadt, s. auch 5.3.3 Wohnstadt; • Pflege der kleinteiligen lokalen Eigentümerstruktur und der Kommunikation mit den Eigentümern mit dem Ziel, langfristig, nachhaltig und qualitätvoll zu planen und zu bauen; • Vermeiden großmaßstäblicher Funktionen und stimulieren kleinmaßstäblicher, umweltvertäglicher gewerblicher kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Aktivitäten (Werkstätten, Ateliers, Läden) in den Straßen und Gassen der Innenstadt, wodurch im Gebiet auf kleiner Maßstabsebene Betriebsamkeit entsteht; KLIMAScHUTZ vorbereiten, vor allem innerhalb der mittelalterlichen Stadtkrone und entlang der Friedrichstraße. • In jeder Satzung bzw. dem jeweiligen Planungsinstrumentarium der räumlichen Systeme und Dissonanten eine Klausel aufnehmen, durch die Großfunktionen immer einer Sonderbehandlung bedürfen. So bietet sich die Möglichkeit zur besseren Steuerung der Prozesse; • Absprachen treffen zu einer funktionsneutralen Ausführung der Sockelgeschosse aller Neubauten. Wenn verschiedene Nutzungen im Sockelgeschoss möglich sind, z.B. Wohnung, Werkstatt, Ladenlokal, Fahrradabstellplatz, bedeutet dies auch eine größere Flexibilität und Nachhaltigkeit von Nutzungen in einem kleineren Maßstab und weniger Leerstand. • Positionierung unvermeidlicher Großbauten nur beim Dissonanten der Sankt-Anton-Straße und unter strengen städtebaulichen Spielregeln (z. B. mehrere Eingänge und kleinmaßstäbliche Funktionen im Sockelgeschoss, Mindestanteil Wohnungen festlegen); • Erschließung einzelner Wohnungen nach Möglichkeit mit einer eigenen Haustür direkt von der Straße aus. Dies schafft eine direkte Beziehung zwischen Haus und öffentlichem Raum, was zu einer besseren sozialen Kontrolle und mehr Lebendigkeit im Straßenraum führt. • Leerstand problematischer Großbauten als Experimentierfeld nutzen, Erfahrungen mit temporären Nutzungen wie Coworking - Spaces, Concept Stores, Pop - up - Galerien und neuen Gastronomiekonzepten sammeln; • Eigentümer leerstehender Immobilien gezielt ansprechen und in Prozesse einbinden. In zweiter Instanz eine Sonderabgabe auf leerstehende Immobilien • Positionierung der Marktfunktion in einer zentraleren Lage in der Innenstadt (Neumarkt, Schwanenmarkt, Friedrichstraße) als flexible Ergänzung des Einzelhandelsangebots; HANDLUNGSeMPFeHLUNGeN ZUM KLIMAScHUTZ Die postindustrielle Stadt erfordert auch besseren öffentlichen Raum und Grün - aber nicht nur zum Anschauen, sondern zur flexiblen Nutzung und als ‘erweitertes Wohnzimmer’ der Stadtbewohner und -besucher. Die Reduktion und Entschleunigung des motorisierten Individualverkehrs ist Grundvoraussetzung für die Schaffung von Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Sie bedeutet auch eine Reduktion von Schadstoffemissionen, Feinstaub usw. (siehe auch die Handlungsempfehlungen zur Mobilität). Von der Freilassung innerstädtischer Brachflächen wird ausdrücklich abgeraten. Vielmehr soll der öffentliche Raum seinem ursprünglichen Zweck wieder zugeführt werden. VIeR wÄLLe • Ein entsiegelter Mittelstreifen der Vier Wälle (wassergebundene Oberfläche und Grün) ergibt eine innerstädtische Versickerungsfläche von über 50.000 m2; • Eine helle Farbe der wassergebundenen Oberfläche ebenso wie eie helle Pflasterung der Straßen - reflektiert Wärme und heizt sich nicht so schnell auf wie ein dunkles Pflaster; • Ein durchgehendes Dach der mehrfachen Baumreihen spendet Schatten, bindet Feinstaub und kühlt die Innenstadt nachts ab; STRASSeN UND HÄUSeR • Die Anlage eines schmalen Streifens entlang der Hausgrenze, auf dem Bewohner ihre eigenen Fassadengärten anpflanzen können, schafft auch in den schmaleren Straßen mehr Grün; • Mit einer konsequenten Umsetzung des Handlungsleitfadens zur ‘Umgestaltung von Blockinnenbereichen’ von 2012 (Büro BASTA, Dortmund) durch Entsiegelung und Begrünung können auch in einer dicht besiedelten Innenstadt qualitätvolle private Außenräume entstehen; STADTKRONe • Die kleinteilige Pflasterung ergibt versickerungsoffene Flächen auch dort, wo gestalterisch eine Versiegelung erwünscht ist; • Auch hier kann in den sekundären Straßen und Gassen mehr Raum für Grün geschaffen werden, indem eine schmaler Streifen entlang der Hausgrenze unversiegelt bleibt; (siehe dazu auch 5.4 Gestaltungsregeln öffentlicher Raum) 312 5.3.2 HANDLUNGSeMPFeHLUNGeN FÜR DIe POSTINDUSTRIeLLe STADT XL eNTScHLeUNIGUNG UND AUFeNTHALTSQUALITÄT Die Entschleunigung des fließenden Verkehrs ist Grundbedingung, um den öffentlichen Raum der Innenstadt attraktiv und mit einer hohen Aufenthaltsqualität gestalten zu können. Straßen sollen durchlässiger und zugleich sicherer, freundlicher und kommunikativer werden und mehr Raum für langsame Verkehrsteilnehmer bieten. entschleunigte Straßen mit weniger ebenerdigen Parkplätzen sind zur Schaffung eines attraktiven wohnumfelds notwendig. XL eNTScHLeUNIGUNG UND AUFeNTHALTSQUALITÄT HANDLUNGSeMPFeHLUNGeN ZUR MOBILITÄT Die Erreichbarkeit des Einzelhandels ist in Krefeld schon seit dem Wiederaufbau ein wichtiges Thema. Über 70 Jahre lang wurde der motorisierte Individualverkehr dabei deutlich favorisiert, mit einem dramatischen Verlust an Aufenthaltsqualität. Im 21. Jahrhundert ist eine Neudefinition der Erreichbarkeit notwendig. Besucher der Innenstadt sollen - wie in zahllosen attraktiven Städten Europas - ermutigt werden, zu Fuß, mit dem ÖV oder mit dem Fahrrad in die Innenstadt zu kommen. Besucher, die mit dem Privatfahrzeug ‘in die Stadt fahren’ wollen, sollen dieses im Parkhaus abstellen, aber nicht im öffentlichen Raum. • bewachte Fahrradstellplätze und Servicestationen z. B. für (elektrische) Fahrräder, Lastenfahrräder in Parkhäusern oder Radstationen an den innerstädtischen Knotenpunkten der Radachsen. Auch in leerstehenden Sockel- bzw. Erdgeschossen sind sie als Zwischennutzung denkbar. ÖV • Es ist zu untersuchen, ob Buslinien in Gebieten, aus denen viele Autofahrer kommen, nicht besser in Straßenbahnen umgewandelt werden können. Straßenbahnen haben mehr (Sitz-) plätze, mehr Türen, die Fahrt ist zügig und komfortabel und Schienen werden nicht so schnell blockiert. FAHRRAD • Die Erreichbarkeit mit dem Rad ist in der ‘Fahrradstadt Krefeld’ zu verbessern, vor allem dort, wo die Radialen auf den Ring treffen. • Der ÖV soll anderen Fortbewegungsmöglichkeiten, wie dem Auto in Attraktivität nicht nachstehen. Das gilt auch für die gestalterische Qualität der Fahrzeuge, Haltestellen und Mobiliar. • Dem Leitbild liegt ein klares Raster zugrunde, mit sechs Radachsen durch die Innenstadt als Teil eines gesamtstädtischen Netzwerks; AUTO • Der Durchgangsverkehr über den Ostwall und die Sankt-Anton-Straße soll aufgehoben werden; • Stellplätze für Fahrräder sind in der Form hochwertiger Fahrradbügel und nach den Gestaltungsregeln im öffentlichen Raum zu platzieren; • Das gesamte Gebiet innerhalb der Vier Wälle soll auf maximal 30km/h entschleunigt werden; • kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE • Besucher parken nur im Parkhaus. Das ebenerdige Parken bleibt kurzfristig den Anliegern (Wohnen und Arbeiten) vorbehalten. Generell wird bemerkt, dass das Parken und vor allem auch das Falschparken im öffentlichen Raum zu billig ist; • Da ein Auto im Allgemeinen über 90% der Zeit ungenutzt bleibt, ist auch zu erwägen, auf den verbleibenden ebenerdigen Parkplätzen Nachbarschaftsautos/ Carsharing - Angeboten den Vorrang zu geben, die intensiver genutzt werden als Privatfahrzeuge. • Ein Auto benötigt unabhängig von seiner Antriebsart unverhältnismäßig viel Raum. Elektromobilität stellt insofern keine Verbesserung dar, als ein elektrisches Auto ebensoviel Platz einnimmt, und die Ladeinfrastruktur selbst zusätzlichen Raum benötigt. • Langfristig sollen Anwohner wie Besucher ihre Fahrzeuge in Quartiersgaragen und Parkhäusern abstellen. Shared - Parking - Konzepte in den großen Parkhäusern sind zu testen. Behindertenstellplätze und Haltemöglichkeiten für den Anlieferverkehr sind gestalterisch so unsichtbar wie möglich im öffentlichen Raum zu integrieren. FAHRRAD- STATT AUTOSTeLLPLÄTZe Die Schaffung von Wohraum in der Innenstadt hat höchste Priorität. Die Stellplatzablöse für neuen Wohnraum sollte unbedingt an die sofortige Zugänglichkeit eines Parkhauses gekoppelt werden, so lange es noch keine Quartiersgaragen gibt. Es wird außerdem dringend empfohlen, zumindest einen Teil der bauordnungsrechtlich nachzuweisenden Stellplätze für Kraftfahrzeuge durch Fahrradstellplätze zu ersetzen. FUSSGÄNGeR • Der Fußgängerverkehr wird mit breiten, einheitlich gepflasterten Bürgersteigen gestärkt. Die Vier Wälle werden mit durchgängigem Mittelstreifen als Promenade gestaltet; • Begegnungszonen bzw. multifunktional nutzbarer Raum nach Shared - Space - Prinzip sind für den jeweiligen Ort passend abzustimmen, z.B. bei den Stadteingängen (Hauptbahnhof, Friedrichsplatz und Friedrichstraße); • ein einheitliches, hochwertiges Straßenpflaster und Straßenmobiliar wertet den öffentlichen Raum auf, Sitzgelegenheiten bieten Verweilmöglichkeit; QUIcK wINS UND TeMPORÄRe INTeRVeNTIONeN • Testen neuer Straßenquerschnitte der Vier Wälle aber auch von Wohnstraßen mit temporären Materialien. Erhebung verkehrstechnischer Daten, begleitende öffentliche Diskussion und Bürgerbeteiligung; • Wo dem Auto Straßenraum entzogen wird, ist dieser sofort durch eine neue, sinnvolle Nutzung zu besetzen, zum Beispiel in der Form von Außengastronomie und Grün; • Die Platzierung von ‘Parklets’ als temporäre Sitzgelegenheit und Begrünung an der Stelle von Parkplätzen kann die Qualität aufzeigen, die der Straßenraum mit weniger Autos bekommen könnte; • Radachsen können mit temporärer Markierung sofort umgesetzt werden. Dabei ist strategisch vorzugehen und das tatsächlich geplante Radwegenetz als Grundlage zu beachten. Empfohlen wird, mit der temporären Umgestaltung der Rheinstraße zwischen Ostwall und Dionysiuskirche zu beginnen; • Eine gute, begleitende Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig, 313 5.3.3 HANDLUNGSeMPFeHLUNGeN FÜR DIe POSTINDUSTRIeLLe STADT XL wOHNSTADT Urbanität ist dort, wo viele Menschen wohnen und arbeiten. Die Krefelder Innenstadt ist heute zu dünn besiedelt, besitzt aber ein enormes Potential zur Nachverdichtung. In der mittelalterlichen Stadtkrone geht es um die Aktivierung neuer Nutzungen oberhalb der oft nur eingeschossigen Geschäfte. In der sie umgebenden Rasterstadt ist es das wohnen und Arbeiten in alten und neuen Stadthäusern, und an den Vier wällen kommen auch großstädtische, kulturelle Nutzungen hinzu. XL wOHNSTADT INNeN- STATT AUSSeNeNTwIcKLUNG Zur Schaffung eines urbanen Lebensumfelds, das den Ansprüchen einer post-industriellen Gesellschaft gerecht wird, ist ein klares Bekenntnis zu einer nachhaltigen Stadtentwicklungspolitik notwendig. Ein Konzept zur Aktivierung des immensen innerstädtischen Wohnraum- und Flächenpotentials muss oberste Priorität haben bei der Wohnungsbaupolitik. Bei der Umsetzung des Leitbildes sind die Haus- und Grundbesitzer in der Innenstadt frühzeitig zu beteiligen und einzubeziehen. NUTZUNGSMIScHUNG Die kleinmaßstäbliche Nutzungsmischung von Wohnen und Arbeiten, Einkaufen, Kultur und Freizeit auf allen Maßstabsebenen ist entscheidend für ein urbanes Lebensumfeld. Bauten müssen heute im Stande sein, verschiedene, wechselnde Nutzungen möglich zu machen. Dies stellt neue Anforderungen an die Architektur der Fassaden, und vor allem an die Sockelgeschosse. wOHNUMFeLD Wo viele Menschen wohnen, folgt auch der Einzelhandel für den täglichen Bedarf und alle Arten von Dienstleistungen. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Wo noch historische Architektur vorhanden ist und der öffentliche Raum für den langsamen Verkehr und zum Verweilen gestaltet ist, können erfolgreiche, nachhaltige und sehr attraktive Nachbarschaften entstehen. Die Qualitäten der vorindustriellen Manufakturstadt bieten dabei einen reichen Fundus an Lösungen, die bereits in der Kernidentität der Innenstadt angelegt sind. ScHROTTIMMOBILIeN ZUeRST Um die identitätsstiftende historische Bausubstanz langfristig für das Stadtbild zu sichern, ist die Rettung und Wiederherstellung von sogenannten ‘Schrottimmobilien’ und die Sicherung historischer Baumaterialien und -elemente von höchster Dringlichkeit. Alle vorhandenen Möglichkeiten sollten dazu ausgeschöpft werden, Leerstand und Verwahrlosung zu unterbinden. Der strukturelle, intensive Dialog mit den Eigentümern ist dabei besonders wichtig. STADTRePARATURGeSeLLScHAFT Der Aufbau einer Organisation nach dem Vorbild der niederländischen Stadsherstel-AG bzw. Genossenschaft für den Kauf, Renovierung und Vermietung historischer Immobilien, kann auch historische Bausubstanz in sehr schlechtem Zustand für das Stadtbild retten. Private Eigentümer und lokale Investoren können als Teilhaber von einer festen Rendite profitieren, aber die Häuser nicht weiter verkaufen. Eine allgemeinnützige Stadtentwicklungsgesellschaft kann auf der Grundlage eines klar definierten wohnungspolitischen Ziels die Entwicklung von Straßen durch den Kauf und die Vermietung von Immobilien fördern. Nur die unbedingte Gemeinnützigkeit kann eine breite Unterstützung in der Bevölkerung garantieren. LeeRSTANDSMANAGeMeNT Eine Organisation, die sich um die Nutzung und das Bild der Geschäftsstraßen kümmert, kann dazu beitragen, Straßen lebendig zu halten. Dabei geht es nicht um Blumenschmuck und Fensterfolien, sondern vor allem um eine höhere Nutzungsvielfalt, z.B. in der Form von Wohnen und Arbeiten oberhalb von Geschäften. Vor allem in den Lagen außerhalb der Stadtkrone ist auch eine Umwidmung des Einzelhandels zugunsten von Wohnen und Arbeiten im Bebauungsplan denkbar. Die Eigentümer von Einzelhandelsimmobilien haben in den letzten Jahrzehnten hohe Gewinne mit der Vermietung kommerzieller Erdgeschossflächen erzielt. Angesichts der dramatischen Entwicklungen des stationären Einzelhandels wird die Erschließung und Vermietung von Obergeschossen z.B. in der Form kleiner Wohneinheiten auch für kommerzielle Investoren wieder interessant. BAULÜcKeNMANAGeMeNT Ein aktives, methodisches Management der Baulücken ist dringend erforderlich. Instrumente für strategische Leerstands- und Brachflächenkataster werden in NRW entwickelt und stehen den Kommunen zur Verfügung. Der Kontakt und Dialog zwischen der Stadt, den Eigentümern und privaten Kaufinteressenten, sofern sie selbst in der Innenstadt wohnen wollen, muss ermöglicht und gefördert werden. In erster Instanz ist zu überlegen, wie der Verkauf einer Baulücke attraktiv gemacht werden kann für den Eigentümer, z.B. durch eine sorgfältige Beratung. Auch finanzielle Anreize wie die Teilhabe an der Stadtreparaturgesellschaft mit fester Rendite können eine Alternative bieten zur Spekulation mit einem Grundstück oder einem leerstehenden Haus. In zweiter Instanz sollten Instrumente geschaffen werden, die die Spekulation mit - bzw. das Zurückhalten von Baulücken langfristig unattraktiv machen (Sonderabgaben, Grundsteuer C, Baugebot) FÖRDeRUNG VON wOHNeIGeNTUM Angesichts des enormen Drucks institutioneller und kommerzieller Investoren auf die Städte stellt sich die Frage, wie der Abverkauf innerstädtischer Immobilien an auswärtige Investoren eingeschränkt werden kann, deren Entscheidungen vor allem aufgrund von Gewinnmaximierung getroffen werden. Dort, wo die typischen Traufhöhen der räumlichen Systeme überschritten werden, oder mit untypischen Erkern, hohen Bautiefen etc. versucht wird, Flächen zu maximalisieren, droht die Qualität vor allem der zwei- bis dreigeschossigen Manufakturstadt schwer beeinträchtigt zu werden. Eigentümer, die ihre eigenen Stadthäuser selbst bewohnen wollen, unterliegen diesem Renditedruck nicht und bringen sich zudem aktiver in die Gestaltung ihres Wohnumfelds ein als auswärtige Vermieter. Aus beiden Gründen ist diese Zielgruppe gezielt zu fördern. Um Spekulation zu unterbinden, sollte die Förderung des Baus von Stadthäusern in der Innenstadt an die Bedingung gebunden werden, dass Häuser selbst bewohnt werden müssen und über einen festzulegenden Zeitraum nicht 314 5.3.4 HANDLUNGSeMPFeHLUNGeN FÜR DIe POSTINDUSTRIeLLe STADT XL ARBeITSPROZeSSe Eine integrierte Herangehensweise von Stadt- und Verkehrsplanung, Denkmalpflege, Bauaufsicht und Gestaltungsbeirat ist in Krefeld notwendig, um die großen Themen (Mobilitätskonzept, Klimaschutzkonzept, Kulturhistorische Städtebauliche Analyse) langfristig und überzeugend umzusetzen. Alle einzelvorhaben sind inhaltlich und sachlich an den Zielen einer integrierten, nachhaltigen Stadtentwicklung zu überprüfen. XL ARBeITSPROZeSSe ‘POLICY’ STATT ‘POLITICS’ In der deutschen Sprache wird nicht zwischen inhaltlichen Leitideen (policy) und Machtpolitik (politics) unterschieden. Für eine nachhaltige Stadtentwicklung ist der Unterschied relevant. Es ist die Aufgabe des Rates bzw. des Hauptausschusses, die inhaltlichen Ziele einer integrierten Innenstadtentwicklung zu formulieren und Leitlinien festzulegen. Es soll nicht im Einzelfall entschieden werden (politics), da dies zu einer weiteren Fragmentierung des Stadtgefüges führt. Vielmehr soll aufgrund inhaltlich solider Leitlinien (policy) gesteuert werden, denen alle Einzelprojekte entsprechen müssen. Die Verwaltung ist für die Umsetzung zuständig. Eine integrierte Herangehensweise von Stadt- und Verkehrsplanung, Denkmalpflege, Bauaufsicht und Gestaltungsbeirat liegt einer überzeugenden und konsequenten Umsetzung der großen Themen zugrunde. Planungs- und Genehmigungsprozesse sind so zu organisieren, dass die verschiedenen Fachbereiche rechtzeitig eingebunden werden und die Unabhängigkeit der Beratung gewährleistet ist. Eine Verpflichtung gegenüber den vorgenannten Grundsätzen zum Erhalten, Verstärken und Weiterentwickeln der kulturhistorisch - städtebaulichen Werte der Krefelder Innenstadt hat dabei oberste Priorität. Bebauungsplanverfahren sind hoheitliche Aufgabe des Stadtrates, der die Kongruenz mit den Zielen einer integrierten Innenstadtentwicklung und den Leitlinien sicherstellt. Dies erfordert Weitsichtigkeit, Gestaltungswillen und Verantwortung über einen langen Zeitraum. Entsprechend sind integrierte Prozesse und Protokolle aufzustellen. Dazu gehören schlüssige Bebauungspläne und bindende Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen ebenso, wie die integrierte Vorberatung (Stadtplanung, Bauaufsicht, Denkmalschutz, Gestaltungsbeirat), in der planerische und gestalterische Grundlagen vorab geklärt werden. INTeGRIeRTe PROZeSSe Optimale Ergebnisse in der Stadtentwicklung können nur in einer integrierten Herangehensweise erzielt werden. Dies betrifft die großen Gutachten (Mobilitätskonzept, Klimaschutzkonzept, KHSA) und vor allem die Abstimmung der Fachbereiche untereinander. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE BINDeNDe SATZUNGeN Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen für die Innenstadt als Ganzes und für Bereiche, in denen die Elemente der historischen Stadtstruktur und konstituierende Bebauung erhalten geblieben sind, sind aufzustellen. Heute gibt es zwar mehrere Gestaltungssatzungen für die Innenstadt, auch für Fassaden und Farbgebung, Fenster und Türen. Diese greifen jedoch nicht so umfänglich, wie es notwendig wäre. Hinzu kommen mangelnde Personalressourcen, um die Einhaltung der Satzungen engmaschig zu überwachen. Die Einbindung der Denkmalbehörde, der Bauaufsicht und des Gestaltungsbeirates ist bei der Aufstellung bindender Satzungen zwingend notwendig, um Abstimmungsprobleme bei der Prüfung von Bauanträgen zu vermeiden. Die Selbstverpflichtung der Stadt gegenüber den vorgenannten Grundsätzen bedeutet auch, dass die Einhaltung der Grundsätze in der Ausführung entsprechend zu kontrollieren ist und bei Übertretungen konsequent einzuschreiten ist - bei kleinen und bei großen Projekten. GeSTALTUNGSBeIRAT Der Gestaltungsbeirat vertritt das kollektive, öffentliche Interesse und eine nachhaltige Stadtentwicklung und Baukultur gegenüber kommerziellen Einzelinteressen. Die früh- und rechtzeitige Konsultation des Gestaltungsbeirats ist bei Innenstadtfragen unerläßlich. Es wird empfohlen, die Berufung der Mitglieder auf der Basis hervorragender fachlicher Qualifikation zu städtebaulich - gestalterischen Fragen durchzuführen. Die Rolle von Vertretern der politischen Fraktionen im Gestaltungsbeirat ist unklar und näher zu definieren. Der Gestaltungsbeirat sollte seine Empfehlungen - sofern es um Innenstadtthemen geht - auf den zuvor genannten Entwicklungszielen und Satzungsinhalten basieren. Der Gestaltungsbeirat sollte alle Bauprojekte in der Innenstadt zu sehen bekommen. Dabei geht es nicht nur um die städtebaulich bedeutenden Projekte, sondern vor allem um eine allgemeine Erhöhung der Qualität der Architektur. Sitzungen sollten öffentlich sein, um Bürger zu sensibilisieren für einen baukulturellen Diskurs. Vorsitz und Geschäftsführung des Gestaltungsbeirats entscheiden, was in der öffentlichen Sitzung beraten wird und was nicht. Die Geschäftsordnung des Gestaltungsbeirates ist dementsprechend anzupassen. STADT(BAU)KULTUR Eine Sensibilisierung der Bürger für die Themen der Innenstadt ist erforderlich, um die öffenltiche Debatte auf ein inhaltlich und fachlich höheres Niveau zu bringen. Baukulturelle Bildung und Architekturrouten durch die Innenstadt auf der Basis von Schritt 1 – Analyse werden empfohlen, um die Stadtbaugeschichte Krefelds anhand der verbleibenden historischen Objekte und räumlichen Strukturen zu vermitteln und ihr Potential aufzuzeigen. Die räumliche Etablierung der kulturhistorischen und archäologischen Forschung in der Innenstadt würde einen kulturellen Mehrwert darstellen. Die Eigentümer, vor allem aber die Architektenschaft Krefelds und die Quartiersarchitekten sind für das Leitbild, die kulturhistorisch - städtebaulichen Werte und Kernqualitäten der drei räumlichen Systeme und die dazu gehörigen Gestaltungskriterien zu sensibilisieren, damit sich eine Planungskultur entwickelt, die langfristig in einem zusammenhängenden Stadtbild resultiert. Die Rolle der Quartiersarchitekten ist insofern neu zu definieren, als die Beratung durch die Quartiersarchitekten mit den kulturhistorisch - städtebaulichen Werten und Kernqualitäten der räumlichen Systeme sowie den Zielen des Leitbilds im Einklang sein muss. Wettbewerbe zu den Stadthäusern oder zur Herangehensweise an die Dissonanten und ihrer zukünftigen Entwicklung können die aktive Auseinandersetzung mit dem Stadtgrundriss befördern. 315 5.4 GeSTALTUNGSReGeLN RÄUMLIcHe SySTeMe L+M ein hochwertiges, zusammenhängendes Stadtbild ist oberstes Ziel für alle einzelprojekte in der Innenstadt. Die Gestaltung des öffentlichen Raums ist nicht als Summe individueller Projekte aufzufassen, sondern zuallererst als Teil eines zusammenhängenden und lesbaren Ganzen. Die nachfolgenden Gestaltungsregeln wurden exemplarisch aufgestellt als Struktur für eine systematische Grundlage für die Gestaltung des öffentlichen Raums. 5.4.1 RÄUMLIcHe SySTeMe S. 317 5.4.2 ÖFFeNTLIcHeR RAUM - STRASSeN S. 320 5.4.3 ÖFFeNTLIcHeR RAUM - PLÄTZe S. 328 5.4.4 ARcHITeKTUR S. 335 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 316 5.4.1 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M KeRNMeRKMALe ALLGeMeIN Die drei räumlichen Systeme bilden den Orientierungsrahmen für die Gestaltung der Innenstadt. Sie sind in ihrem charakter deutlich voneinander zu unterscheiden. Die Qualitäten der drei räumlichen Systeme und ihre Lesbarkeit können als Basis dienen für die Ausarbeitung bindender Gestaltungsregeln. 1 • • • STADTKRONe organisch geschwungene, unregelmäßige Fluchtlinien langsamer, vor allem fußläufiger Verkehr; reizvolle Kleinteiligkeit in Parzellierung und Silhouetten der Bebauung, ‘Altstadt’; • Relief und Detailreichtum in der Architektur; • kleinteiliges, informelles Pflaster von Hauswand zu Hauswand, ‘Wohnzimmer’ der Stadt; • frei im Raum platzierte Bäume. 2 STRASSeN UND HÄUSeR • barock-klassizistische Rasterstadt; • langsame Bewegung zu Fuß, mit dem Rad und mit dem Auto. Fahrradstraßen = ‘Radachsen’; • unaufgeregte, traufständige Häuser, vertikal und horizontal gegliederte Fassaden; • lange Straßenprofile, hergerichtet für Aufenthaltsqualität, vor allem für Bewohner. 3 VIeR wÄLLe • klassizistische Anlage von Promenaden/Boulevards nach französischem Vorbild; • langsame Bewegung zu Fuss, aber auch mit dem Rad, ÖPNV, Auto; • durchgehender Spaziergang über die Mittelstreifen des Ost-, Süd- und Westwalls möglich; • Verbreiterung der Bürgersteige des Nordwalls und Verbesserung der Erreichbarkeit und Nutzbarkeit des Friedrichsplatzes als Aufenthaltsraum. Abb. 5.0_3 räumliche Systeme Stadtkrone, Straßen und Häuser, Vier Wälle kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 317 5.4.1 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M ÖFFeNTLIcHeR RAUM PLÄTZe KONSTITUIeReND PLÄTZe TRANSFORMATION LE WAL VIER LE WAL VIER STRASSeN PLÄTZe TRANSFORMATION LE WAL VIER PLÄTZe KONSTITUIeReND ER ER MAU MAU ZISE ZISE E AK E AK OCK OCK BAR BAR STRASSeN R AUE DTM STA M.A PLÄTZe KONSTITUIeReND LE WAL VIER STRASSeN R AUE DTM STA M.A ER ER MAU MAU ZISE ZISE E AK E AK OCK OCK BAR BAR 2 STRASSeN UND HÄUSeR • primäre Straßen (Fahrradstraßen): Breite Straße, Königstraße, Gartenstraße, Rheinstraße, Dreikönigenstraße • sonstige primäre Straßen: südliche Hochstraße, Sankt-Anton-Straße, CarlWilhelm-Straße. • sekundäre Straßen: alle übrigen Straßen im Gebiet • konstituierende Plätze: Neumarkt, Friedrichstraße • nicht konstituierende Plätze: Dionysiusplatz, Von-der-Leyen-Platz, Theaterplatz, Anne-Frank-Platz, Max-Petermann-Platz, Platz an der Wallstraße (südlich Anne-Frank-Platz) • Kriegsbrachen: Willy-Göldenbachs-Platz, Dr.-Hirschfelder-Platz, sowie die diversen unbenannten Park- und Spielplätze, die auch als Dissonanten markiert wurden. R AUE DTM STA M.A 1 STADTKRONe • primäre Straße(n): Hochstraße, Everts- und Angerhausenstraße • sekundäre Straßen/Gassen: Poststraße und Tückingsgasse, EvangelischeKirch-Straße, Wiedenhof- und Mennoniten-Kirchstraße • konstituierende Plätze: Schwanenmarkt, Kirchhof um die Alte Kirche • nicht konstituierende Plätze: Platz an der Alten Kirche • Kriegsbrachen: Evangelischer-Kirch-Platz, als Gasse wiederherzustellen R AUE DTM STA M.A Im öffentlichen Raum werden jeweils Straßen und Plätze unterschieden. Diese werden wiederum in primäre und sekundäre Straßen bzw. konstituierende und nicht konstituierende Plätze eingeteilt. 3 • • • VIeR wÄLLe primäre Straßen: Ostwall, Südwall, Westwall sekundäre Straßen (Fahrradstraße): Nordwall konstituierende Plätze: Friedrichsplatz, Bahnhofsvorplatz, Karlsplatz (durch den Bau des Kaiser-Wilhelm-Museum faktisch aufgehoben) • nicht konstituierende Plätze: ‘Joseph-Beuys-Platz’ rund um das KaiserWilhelm-Museum und auf dem Westwall Abb. 5.0_4, 5 und 6 Übersicht der Straßen und Plätze (konstituierend und nicht konstituierend) in den jeweiligen räumlichen Systemen kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE PLÄTZe TRANSFORMATION 318 5.4.1 RÄUMLIcHe SySTeMe DISSONANTeN 2 3 2 2 1 wo Transformationen einer eigenen Logik folgen, wurden Dissonanten identifiziert. Der Umgang mit ihnen wird unter 5.6.1 näher erläutert. 4 3 6 5 27 7 15 9 17 8 13 18 1 10 16 11 20 12 14 19 22 21 Abb. 5.0_7 Räumliche Systeme und Dissonanten 23 24 26 25 1 STADTKRONe 2 STRASSeN UND HÄUSeR 3 VIeR wÄLLe 4 DISSONANTeN kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 319 5.4.2 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M ÖFFeNTLIcHeR RAUM - STRASSeN Die Grundprinzipien der Gestaltung der primären und sekundären Straßen werden im folgenden auf der Grundlage der Analyse und des Leitbildes weiter ausformuliert. 1 STADTKRONe Eine Trennung von Fahrbahn und Trottoir gab es im Mittelalter noch nicht. Wenn Straßen überhaupt befestigt waren, dann mit einer kleinteiligen Pflasterung. Entsprechend den historischen Abbildungen und historischen Referenzen wird daher die folgende Gestaltung empfohlen: • Fußgängerstraßen, Pflasterung in einer Ebene von Hauswand zu Hauswand; • primäre Straße(n): kleinteiliges, unregelmäßiges Mosaikpflaster, mittiger Läufer aus Großpflaster oder kleinteiligem Plattenbelag (vorhanden), zur Betonung der Hauptstraße; • sekundäre Straßen/Gassen: kleinteiliges, unregelmäßiges Mosaikpflaster. 2 STRASSeN UND HÄUSeR Die Straßen der brandenburgisch-preußischen Stadterweiterungen waren aus Geldmangel lange unbefestigt. Die erste überlieferte Pflasterung zeigt bereits eine Trennung von Fahrbahn in robustem Kleinpflaster mit grauer Bordsteinkante aus Naturstein und einem Trottoir aus helleren Natursteinplatten. Entsprechend den historischen Abbildungen und historischen Referenzen wird daher die folgende Gestaltung empfohlen: • langsamer Verkehr, Bürgersteige und Fahrbahnen getrennt, Bordsteinkante farblich abgesetzt; • primäre Straßen: Bürgersteige mit Läufer z.B. aus mittelgroßen Natursteinplatten, zur Hausgrenze Mosaikpflaster (Klimaschutz*). Fahrbahn in Großpflaster oder asphaltiert als Fahrradstraße (Mobilität*); Parkplätze als Buchten im Bürgersteig (Mobilität*), • sekundäre Straßen: Bürgersteige mit Natursteinplatten, zur Hausgrenze Mosaikpflaster/Streifen zur Begrünung und für Sitzbänke (Klimaschutz*). Fahrbahn verkehrsberuhigt mit Großpflaster in Reihe. 3 VIeR wÄLLe Die Essenz der Anlage der Vier Wälle als französische Boulevards ist die Promenade auf dem Mittelstreifen, mit einer hellen, wassergebundenen Oberfläche und mehrfachen Baumreihen. Die erste überlieferte Pflasterung zeigt bereits eine Trennung von Fahrbahn in robustem Kleinpflaster mit grauer Bordsteinkante aus Naturstein und einem Trottoir aus helleren Natursteinplatten. Entsprechend den historischen Abbildungen und historischen Referenzen wird daher die folgende Gestaltung empfohlen: • Bürgersteige und Fahrbahnen getrennt, Bordsteinkante farblich abgesetzt; • die Vier Wälle: Mittelstreifen als möglichst durchgänginge Promenade mit wassergebundener Oberfläche und Läufern mit Plattenbelag (Jogger, Rollstuhlfahrer, Kinderwagen*) in Kombination mit kulturhistorisch wertvollem und neuem Grün. Fahrbahn in Großpflaster oder asphaltiert (Mobilität*); Bürgersteige mit Natursteinplatten, zur Hausgrenze Mosaikpflaster (Klimaschutz*); • sekundäre Straßen: Bürgersteige mit Natursteinplatten, zur Hausgrenze Mosaikpflaster/Streifen zur Begrünung und für Sitzbänke (Klimaschutz*). Fahrbahn verkehrsberuhigt mit Großpflaster in Reihe * Alle Straßenprofile, Detaillierungen und Materialisierungen sind in Abstimmung mit Mobilitäts- und Klimaschutzkonzept, und unter Berücksichtigung der Belange mobilitätseingeschränkter Verkehrsteilnehmer*innen und der Anforderungen des ÖPNV weiter auszuarbeiten. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_8-15 Übersicht der Straßenprofile in den jeweiligen räumlichen Systemen PRIMÄRe STRASSe PRIMÄRe STRASSe OSTwALL SeKUNDÄRe STRASSe FAHRRADSTRASSe wOHNSTRASSe weSTwALL NORDwALL 320 5.4.2 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M - 1 STADTKRONe ÖFFeNTLIcHeR RAUM - STRASSeN - PRIMÄRe STRASSeN links unten: Abb. 5.0_9 Straßenprofil Fußgängerzone RÄUMLIcHeS SySTeM Das Gebiet der ‘Altstadt’ ist dem Fußgänger vorbehalten. Hier ist das kommerzielle, kulturelle und vor allem gastronomische Herz der Stadt. Es gibt genügend Sitzgelegenheiten, auch ohne etwas ‘konsumieren’ zu müssen. In der Stadtkrone sind die organisch geschwungenen, unregelmäßigen Fluchtlinien aus dem Mittelalter noch erhalten. Innerhalb der kleinteiligen Parzellierung wird nach einer reizvollen Silhouette gestrebt. Die Architektur der Bebauung soll dem Fußgänger die entsprechenden visuellen Reize in der Form von Relief und Detailreichtum der Fassaden bieten. FUSSGÄNGeRZONe kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Ein kleinteiliges, informelles Pflaster von Hauswand zu Hauswand folgt den unregelmäßigen Formen des Stadtgrundrisses und ist wie die Architektur detailreich und reizvoll. Die Farben sind eher beige als grau und eher hell als dunkel, und sie verleihen dem Stadtraum einen freundlichen Wohnzimmercharakter. Einzelne Bäume sind frei im Raum platziert. PRIMÄRe STRASSe(N): Die Hochstraße wurde 2019 mit einem doppelten Läufer aus beigen Granitplatten in Läuferverband neu gepflastert. Eine Mittelrinne und die Ränder wurden in einem regelmäßigen, relativ dunklen Kleinpflaster ausgeführt. Abb. 5.0_16 (links oben) Gasse in Kopenhagen Ein kleinteiliges Pflaster von Hauswand zu Hauswand passt zur Unregelmäßigkeit der Fluchtlinien und der Bebauung und bietet der Geschwindigkeit des Fußgängers entsprechende visuelle Reize. Abb. 5.0_18 (unten) Referenzbild Pflasterung helles Kleinpflaster Abb. 5.0_17 (rechts oben) Hochstraße Die Läufer aus einem hellen Plattenbelag betonen die Wichtigkeit der Hochstraße als Rückgrat der Stadt. Das dunkelgraue Betonpflaster wäre langfristig durch ein beiges Kleinpflaster in derselben Farbe wie die Granitplatten auszutauschen. Abb. 5.0_19 (unten) Referenzbild Pflasterung Läufer aus hellen Granitplatten Es wird empfohlen, die Materialisierung der Mittelrinne langfristig gegen ein unregelmäßiges Mosaikpflaster in der Farbe der Granitplatten auszutauschen, um ein einheitliches Bild zu erhalten und die Verbindung zu den sekundären Straßen herzustellen, die es aufzuwerten gilt. Die beige Farbe ergibt zudem weniger Kontrast und ein freundliches, zusammenhängendes Gesamtbild. 321 5.4.2 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M - 1 STADTKRONe ÖFFeNTLIcHeR RAUM - STRASSeN - SeKUNDÄRe STRASSeN links unten: Abb. 5.0_8 Straßenprofil wohnstraße SeKUNDÄRe STRASSeN UND GASSeN Die Querstraßen und -gassen der Stadtkrone bedürfen in ihrer Ausstrahlung einer deutlichen Aufwertung. Sie sind relevant als Erschließung neuer Nutzungen oberhalb der bestehenden Geschäfte, und sollen darum von Rückseiten zu Vorderseiten umgewandelt werden. Auch für diese Kapillargefäße der Stadt wird ein kleinteiliges, unregelmäßiges Mosaikpflaster empfohlen, das hier ein informelleres Stadtbild schaffen soll als in der Haupteinkaufsstraße und ein stimulierendes Umfeld für neue Nutzungen bieten kann. AUTOFReIe ZONe Alle ebenerdigen Parkplätze im Gebiet sind aufzuheben. Auch die Möglichkeit zum Wildparken ist zu blockieren, zum Beispiel mit subtilen Pollern. Für den Lieferverkehr zu festen Zeiten und für die Feuerwehr bleibt das Gebiet selbstverständlich erreichbar, versenkbare Barrieren sind hier einzusetzen, um das Wildparken zu unterbinden. Abb. 5.0_20 (links oben) Gasse in Amsterdam Ein kleinteiliges Pflaster von Hauswand zu Hauswand bildet eine Art Teppich als Unterlage für informelle Nutzungen. Abb. 5.0_21 (rechts oben) Mennoniten-Kirch-Straße Das Kleinpflaster schafft eine freundliche, wohnliche Atmosphäre, Aufenthaltsqualität und Raum für neue Nutzungen Abb. 5.0_18 (unten) Referenzbild Pflasterung helles Kleinpflaster, von Hauswand zu Hauswand angelegt Am Rand des Gebietes sind an der Wiedenhofstraße und der MennonitenKirch-Straße sowie an der Markt- und Rheinstraße Fahrradabstellplätze in Form hochwertiger Fahrradbügel (s. Stadt der Straßen und Häuser, Radachsen) vorzusehen. Für elektrische Fahrräder und den motorisierten Individualverkehr gibt es eine Vielzahl von Parkhäusern in unmittelbarer Nähe der Stadtkrone. Dies gilt übrigens auch für Behindertenparkplätze. wOHNSTRASSe kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 322 5.4.2 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M - 2 STRASSeN UND HÄUSeR ÖFFeNTLIcHeR RAUM - STRASSeN - PRIMÄRe STRASSeN Abb. 5.0_23 Umgestaltung Nachtegaalstraat, Utrecht Die ehemalige Hauptverkehrsstraße wurde in eine Fahrradstraße umgewandelt. Breitere Bürgersteige und schmalere Fahrbahnen in denen Fahrräder Vorrang haben und das Auto zu Gast ist sorgen für eine gleichberechtigte Verteilung des öffentlichen Raumes. Der Straßenraum wurde gründlich aufgeräumt. Durch die Entschleunigung entstand Aufenthaltsqualität. RÄUMLIcHeS SySTeM Die Stadt der Straßen und Häuser soll sich zu einem vielseitigen und gemischten Gebiet entwickeln, in dem es sich gut wohnen und arbeiten lässt. Hier wird eine gleichberechtigte Nutzung des öffentlichen Raums durch Fußgänger und motorisierten Individualverkehr angestrebt. 36% + 45% Abb. 5.0_22 Basisprinzip Neugestaltung Straßen Die Fahrbahn wird verschmälert und der Straßenraum dadurch entschleunigt. Durch die Ausstülpungen zwischen den Parkplätzen wird der Abstand zwischen den Bürgersteigen halbiert und zusätzlicher Raum für den Fußgänger und Grün geschaffen. wOHNSTRASSe kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Dazu werden Bürgersteige breiter, Fahrspuren deutlich schmaler ausgebildet. Auch mit der Anlage der Radachsen wird das Tempo des motorisierten Individualverkehrs wie von selbst deutlich reduziert. Es soll darauf geachtet werden, dass die Zahl der dazu aufgestellten Verkehrsschilder möglichst niedrig gehalten wird. PRIMÄRe STRASSeN Die Bürgersteige der primären Straßen erhalten beidseitig einen schmalen Streifen entlang der Hausgrenze für individuelle Bepflanzung und zum Aufstellen einer Sitzbank. Parkbuchten (langfristig nur noch für Parkbuchten für Ladezonen und Behindertenstellplätze) werden beidseitig in die Bürgersteige integriert. Sie erhalten ein graues Großpflaster. Autos parken also nicht auf der Fahrbahn, sondern in einer deutlich erkennbaren Zone des Bürgersteigs, wodurch die Fahrbahnen visuell schmal gehalten werden können. Anstelle mancher Parkplätze können hier auch hochwertige Fahrradbügel platziert werden. Abb. 5.0_24 Breite Straße Die Fahrbahn - hier als Radachse gestaltet wurde verschmälert. Durch die Ausstülpungen zwischen den Parkplätzen wird der Abstand zwischen den Bürgersteigen wird zusätzlicher Raum für den Fußgänger geschaffen und der Straßenraum entschleunigt. Abb. 5.0_25, 26 und 27 Materialien Kleinpflaster und Plattenbelag für die Bürgersteige, Großpflaster für die Parkbuchten und kontrastierender Asphalt für die Radachsen. Die Fahrbahnen der primären Straßen fallen zum großen Teil mit den Radachsen zusammen und sind asphaltiert. Die Bordsteinkanten werden in einem Grauton abgesetzt. Die Faustregel dabei ist: die Oberflächen für den Fußgänger sind beige gehalten, Höhenversprünge und Fahrbahn in einem kontrastierenden Grauton. 323 5.4.2 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M - 2 STRASSeN UND HÄUSeR ÖFFeNTLIcHeR RAUM - STRASSeN - SeKUNDÄRe STRASSeN Abb. 5.0_28 ‘Geveltuintje’ in Amsterdam Ein schmaler Streifen an der Hausgrenze wird auf Anfrage gratis von der Stadt als ‘Fassadengarten’ entsiegelt und rundum mit Kantsteinen versehen. Abb. 5.0_10 und 12 (links unten) Straßenprofil Wohnstraße und primäre Straße bzw. Fahrradstraße Abb. 5.0_29 Umgestaltung einer Straße in Groningen Breitere Bürgersteige und schmalere Fahrbahnen sorgen für eine gleichberechtigte Verteilung des öffentlichen Raumes. Einzelne Parkplätze für Autos wurden durch Fahrradabstellplätze und Baumspiegel ausgetauscht. Die Baumspiegel wurden von Bewohnern ‘adoptiert’ und bepflanzt. SeKUNDÄRe STRASSeN UND GASSeN Die Bürgersteige der sekundären Straßen erhalten an der Sonnenseite einen schmalen Streifen entlang der Hausgrenze für individuelle Bepflanzung und zum Aufstellen einer Sitzbank. GLeIcHBeRecHTIGUNG IM VeRKeHR Um mehr Raum für langsame Verkehrsteilnehmer zu schaffen muss die Anzahl der ebenerdigen Parkplätze reduziert werden. Der ruhende Individualverkehr soll langfristig in Parkhäuser und Quartiersgaragen verlagert werden. Abb. 5.0_30: Stephanstraße Neuprofilierung mit schmalerer Fahrbahn und breiterem Bürgersteig mit einem schmalen Streifen für Bepflanzung und Sitzgelegenheiten der Anwohner. Abb. 5.0_18, 26 und 31: Materialien Kleinpflaster und Plattenbelag für die Bürgersteige, Großpflaster (Reihenpflaster Basalt) für die Fahrbahn und die Parkbuchten Parkbuchten werden an der Schattenseite in die Bürgersteige integriert. Autos parken also nicht auf der Fahrbahn, sondern deutlich erkennbar in der Zone des Bürgersteigs, wodurch die Fahrbahnen visuell schmal gehalten werden können. Die Fahrbahnen der engeren Wohnstraßen erhalten ein Großpflaster in einem Grauton, auch die Bordsteinkanten sind in einem Grauton abzusetzen. Die Faustregel dabei ist: die Oberflächen für den Fußgänger in beige, Höhenversprünge und Fahrbahn in einem kontrastierenden Grauton. wOHNSTRASSe kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 324 5.4.2 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M - 3 VIeR wÄLLe ÖFFeNTLIcHeR RAUM - STRASSeN - OSTwALL Abb. 5.0_32 Ostwall Neuprofilierung mit vier Baumreihen auf dem Mittelstreifen und einer hellen, wassergebundenen Oberfläche mit Läufern aus Natursteinplatten. Rechts im Bild die Vollendung der Bauflucht zum Theaterplatz. Abb. 5.0_13 (unten) Straßenprofil Ostwall RÄUMLIcHeS SySTeM Die Anlage der Vier Wälle als Promenade um die barocke Akzisestadt ist nicht nur kulturhistorisch - städtebaulich einzigartig. Sie ist trotz aller Transformationen bis heute identitätsstiftend und deutlich im Stadtbild erkennbar. Die Bebauung entlang der Vier Wälle ist deutlich höher und repräsentativer gestaltet als im Gebiet der Straßen und Häuser innerhalb der Vier Wälle. Viele Häuser im Stil des Neoklassizismus und aus der Gründerzeit blieben erhalten. Nach der Zerstörung 1943 wurde die Bebauung durch Bauten des Wiederaufbaus zum Teil raffiniert ergänzt. OSTwALL kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE IDeNTITÄT UND STADTBILD Die Vier Wälle nehmen bei der Innenstadtentwicklung eine Schlüsselrolle ein. Sie sind nicht nur für ihre Anlieger, sondern für alle Bürger der Stadt der wichtigste Identifikationsort. Dementsprechend sollen sie nicht als Alleen oder Gartenanlagen, sondern als großstädtische Boulevards für alle Bürger nutzbar gemacht werden. Die unaufgeregte, weltstädtische Gestaltung der Vier Wälle zur größten und wichtigsten Freianlage der Innenstadt soll für die Transformationsaufgaben der Stadt Impulse setzen, wie die Mobilitätswende, den Klimaschutz und die Schaffung eines attraktiven, urbanen Lebensumfelds mit überregionaler Strahlkraft. GeSTALTUNGSKONZePT Die Vier Wälle sollen ein einheitliches, qualitätvolles Stadtbild erhalten, mit hochwertigem, aber nicht übergestaltetem Stadtmobiliar. Der gestalterische Zusammenhang der Anlage ist sowohl in der horizontalen Fläche (2D) als in der Bebauung (3D) unbedingt zu wahren. Ein Gestaltungskonzept für die horizontale Fläche soll nach den im Leitbild skizzierten Ausgangspunkten zügig erarbeitet und umgesetzt werden. Oberste Priorität hat dabei die Aufenthaltsqualität und die Wiederherstellung des Mittelstreifens von West-, Süd- und Ostwall als durchgängige Promenade, einschließlich des südlichen Teils des Ostwalls als Stadteingang. Die neutrale, strenge Gestaltung nach der konstituierenden Situation, mit einem grünen Dach aus kleinen Bäumen und einer hellen, wassergebundenen Oberfläche ist dabei als richtungweisende Referenz zu verstehen. Langfristig wird eine Rückkehr zum konstituierenden Bild mit mehrfachen Baumreihen und kleineren Bäumen empfohlen. NeUTRALITÄT STATT FUNKTIONALISMUS Die Vier Wälle sollen als großstädtischer, öffentlicher Raum mehrere Funktionen zulassen. Visuelle Ruhe, funktionale Neutralität bzw. Nutzbarkeit für eine Vielzahl von Aktivitäten und Veranstaltungen sind Grundvoraussetzung für eine entspannte, großstädtische Atmosphäre. 325 5.4.2 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M - 3 VIeR wÄLLe ÖFFeNTLIcHeR RAUM - STRASSeN - weSTwALL, SÜDwALL Abb. 5.0_33: Place Dauphine in Paris Mittelbereich mit heller, wassergebundener Oberfläche und neuen, kleinen Bäumen. Die Fahrbahn ist grob gepflastert, der Bürgersteig ist genügend breit für Außengastronomie Abb. 5.0_34 Garten der Münchener Rück Beispiel einer hellen, wassergebundenen Oberfläche in Kombination mit einem großformatigen Plattenbelag in der gleichen Farbe, sowie einem Blätterdach aus mehrfachen Baumreihen. Vogt Landschaftsarchitekten AG Abb. 5.0_14 (unten) Straßenprofil westwall Abb. 5.0_35: westwall Neuprofilierung mit drei Baumreihen auf dem Mittelstreifen und einer hellen, wassergebundenen Oberfläche mit Läufern aus Natursteinplatten. Abb. 5.0_36, 31, 26, 18: Materialien Kleinpflaster und Plattenbelag für die Bürgersteige, Großpflaster (Reihenpflaster Basalt) für die Fahrbahn und die Parkbuchten weSTwALL kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 326 5.4.2 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M - 3 VIeR wÄLLe ÖFFeNTLIcHeR RAUM - STRASSeN - NORDwALL Abb. 5.0_37 Bürgersteig in Berlin Der Bürgersteig besteht aus einem Kleinpflaster und Läufern aus Natursteinplatten. Er ist genügend breit für Außengastronomie Abb. 5.0_15 (links unten) Straßenprofil Nordwall NORDwALL Die Bürgersteige werden verbreitert und erhalten einen doppelten Läufer aus Natursteinplatten für die Laufzone sowie entlang der Hausgrenze einen schmalen Streifen und zur Fahrbahn hin einen breiteren Streifen aus Kleinpflaster. Diese ‘Servicezone’ zur Straße hin bietet Raum zum Be- und Entladen, für Fahrradbügel, Außengastronomie, Haltestellen. Abb. 5.0_38: Nordwall Neuprofilierung mit verbeiterten Bürgersteigen, mit einem Kleinpflaster und Läufern aus Natursteinplatten. Zwischen Läufer und Fahrbahn ist Platz für Außengastronomie sowie neue Bäume. Abb. 5.0_39: Materialien Kleinpflaster und Plattenbelag für die Bürgersteige, Großpflaster für die Fahrbahn und die Parkbuchten Die Fahrbahnen erhalten eine in Farbe und Textur abgesetzte, asphaltierte Fahrradspur. Die Fahrbahn selbst ist in einem Großpflaster in einem Grauton gehalten, auch die Bordsteinkanten sind in einem Grauton abzusetzen. Die Faustregel dabei ist: die Oberflächen für den Fußgänger in beige, Höhenversprünge und Fahrbahn in einem kontrastierenden Grauton. NORDwALL kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 327 5.4.3 ÖFFeNTLIcHeR RAUM ÖFFeNTLIcHeR RAUM - PLÄTZe erst wenn die Vier wälle als öffentlicher Freiraum wiederhergestellt sind, kann eine sinnvolle Auseinandersetzung mit den übrigen Freiflächen der Innenstadt stattfinden. VIeR wÄLLe UND PLÄTZe Die Vier Wälle sind für alle Bürger Krefelds der wichtigste Identifikationsort der Innenstadt. Ihre Gestaltung zur größten und wichtigsten Freianlage der Innenstadt soll Impulse setzen für alle Transformationsaufgaben, die es in den nächsten Jahren zu meistern gilt, wie z.B. die Mobilitätswende, Klimaschutz, aber auch die Neubewertung der Innenstadt als attraktives, urbanes Wohngebiet. Der Friedrichsplatz ist ebenso Teil der historischen Anlage wie der Nordwall. Der Karlsplatz wurde durch den Bau des Museums aufgehoben und der Bahnhofsvorplatz kam als Stadteingang hinzu. KONSTITUIeReNDe PLÄTZe Bisher wurde nicht klar zwischen den Plätzen, die als solche geplant waren und den Kriegs- und sonstigen Brachflächen innerhalb der Vier Wälle unterschieden. Um die historische Stadtstruktur wieder klar lesbar zu machen, ist es wichtig, gerade diejenigen Plätze sinnvoll im Stadtgrundriss zu verorten, die unlöslich mit der Entwicklungsgeschichte der Stadt verbunden sind. Der mittelalterliche Schwanenmarkt (Alter Markt), der barocke Neumarkt und die barocke Friedrichstraße bilden das räumliche Rückgrat, an dem die Stadtstruktur sich entwickelt hat. Sie sind als die zentralen Aufenthaltsorte der Innenstadt und entsprechend ihrer Situierung im mittelalterlichen Stadtkern bzw. in der barock-klassizistischen Stadtanlage zu gestalten und weiter zu entwickeln. Die ehemals prachtvolle Achse der Friedrichstraße wird dabei ausdrücklich einbezogen. Zum einen ist ihre Anlage von 1738/1766 mehr als nur eine Straße, zum anderen kann die Gestaltung der Friedrichstraße die südliche und die nördliche Innenstadt miteinander verbinden. NIcHT KONSTITUIeReNDe PLÄTZe Erst wenn die Vier Wälle wieder als Promenade genutzt und die konstituierenden Plätze als zentrale Stadtplätze gestaltet sind, können die vielen Kriegsbrachen und die sonstigen, nicht konstituierenden Plätze thematisiert werden. Als Folge kleiner, offener Räume - die interessanterweise allesamt an der barocken Akzisemauer, der ‘Innengrenze’ des Vagedesplans, liegen - können sie den Bedarf an kleinen Quartiersplätzen bedienen. Das Verhältnis zwischen offenem und bebautem Raum wird damit von der rein quantitativen auf eine qualitative Ebene gebracht. Abb. 5.0_40: öffentlicher Raum - Plätze KONSTITUIeReNDe PLÄTZe ÜBRIGe FReIFLÄcHeN VIeR wÄLLe kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 328 5.4.3 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M ÖFFeNTLIcHeR RAUM - KONSTITUIeReNDe PLÄTZe Um die historische Stadtstruktur wieder klar lesbar zu machen, ist es wichtig, gerade diejenigen Plätze sinnvoll im Stadtgrundriss zu verorten, die unlöslich mit der entwicklungsgeschichte der Stadt verbunden sind. ScHwANeNMARKT (ALTeR MARKT) Eine Trennung von Fahrbahn und Trottoir gab es im Mittelalter noch nicht. Wenn Plätze überhaupt befestigt waren, dann mit einer kleinteiligen Pflasterung. Entsprechend den historischen Abbildungen und historischen Referenzen wird daher die folgende Gestaltung empfohlen: • Pflasterung in einer Ebene von Hauswand zu Hauswand; • kleinteiliges, unregelmäßiges Mosaikpflaster, das den organischen Verlauf der mittelalterlichen Fluchtlinien betont; • frei platzierte Einzelbäume; • Schwanenmarkt: Marktplatz, Gastronomie, Veranstaltungen • Wiederherstellung der räumlichen Lesbarkeit der Gasse zwischen Schwanenmarkt und Nordportal der Alten Kirche durch Platzierung eines räumlichen Elements. NeUMARKT UND FRIeDRIcHSTRASSe Auch die Plätze der brandenburgisch-preußischen Stadterweiterungen waren aus Geldmangel lange unbefestigt. Abgesehen von Plantage (heute Rheinstraße) und Neumarkt gab es keine geplanten Baumpflanzungen. Die erste überlieferte Pflasterung zeigt bereits eine Trennung von Fahrbahn in robustem Kleinpflaster mit grauer Bordsteinkante aus Naturstein und einem Trottoir aus helleren Natursteinplatten. Da hier verkehrsberuhigte Bereiche bzw. multifunktional nutzbare Flächen geplant sind (Mobilität*), wird hier die folgende, modifizierte Gestaltung empfohlen: • Pflasterung in einer Ebene von Hauswand zu Hauswand, Unterscheidung der Fahrbahn nur im Belag; • Pflasterung als ‘Teppich’ aus Natursteinplatten, der die geometrische Anlage der barocken Stadterweiterungen betont; • Anschlüsse in kleinteiligem Natursteinpflaster; • formal im Raster platzierte Bäume; • Neumarkt: Marktplatz, Gastronomie, Veranstaltungen • Friedrichstraße: Marktplatz, Gastronomie, Veranstaltungen FRIeDRIcHSPLATZ UND BAHNHOFSVORPLATZ Die konstituierenden Plätze sind Teil der Anlage der Vier Wälle mit ihrer Promenade auf dem Mittelstreifen als französische Boulevards, mit einer hellen, wassergebundenen Oberfläche und mehrfachen Baumreihen. Gleichzeitig bilden sie wichtige Stadteingänge. Da hier verkehrsberuhigte Bereiche bzw. multifunktional nutzbare Flächen geplant sind (Mobilität*), wird hier die folgende, modifizierte Gestaltung empfohlen: • bodengleiche Pflasterung; Fahrbahn in Großpflaster oder asphaltiert (Mobilität*) abgesetzt mit Pollern; Fußgängerbereiche gepflastert mit Natursteinplatten, zur Hausgrenze Mosaikpflaster (Klimaschutz*); • möglichst symmetrisch im geometrischen Raster platzierte Bäume; • Bahnhofsvorplatz: direkter Zugang für ankommende Reisende zum Mittelstreifen des Ostwalls; • Friedrichsplatz: bodengleicher Zugang zur Mittelinsel, Liegewiesen und Sitzbänke. Abb. 5.0_41-45 * Alle Platzprofile, Detaillierungen und Materialisierungen sind in Abstimmung Übersicht der Platzprofile mit Mobilitäts- und Klimaschutzkonzept, und unter Berücksichtigung der Belange in den jeweiligen räumlichen Systemen mobilitätseingeschränkter Verkehrsteilnehmer*innen und der Anforderungen des ÖPNV auszuarbeiten. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE ScHwANeNMARKT FRIeDRIcHSTRASSe FRIeDRIcHSPLATZ NeUMARKT BAHNHOFSVORPLATZ 329 5.4.3 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M ÖFFeNTLIcHeR RAUM - KONSTITUIeReNDe PLÄTZe - ScHwANeNMARKT Abb. 5.0_46 Gasse zwischen Schwanenmarkt und dem Nordportal der Alten Kirche Die ursprüngliche Räumlichkeit der mittelalterlichen Situation wurde durch die Gasse und das Schulhaus mit Tordurchgang zum Kirchhof gebildet. Abb. 5.0_41 Profil Schwanenmarkt RÄUMLIcHeS SySTeM Der Schwanenmarkt ist der älteste Platz der Stadt. Der mittelalterliche Marktplatz war das weltliche Zentrum der Stadt und über eine Gasse mit dem Portal zum Kirchhof der Alten Kirche verbunden. Die Gasse verschwand erst bei der Neuordnung der Innenstadt nach 1959. Die durch den Krieg stark zerstörte Bebauung wurde abgeräumt und die entstandene Brachfläche (‘Evangelischer-KirchPlatz’) als Parkplatz genutzt. Der Schwanenmarkt soll wieder zentraler Platz der Stadt werden und eine hohe Aufenthaltsqualität erhalten, vor allem für Außengastronomie, aber auch für Märkte und kleine Musikveranstaltungen. Die urprüngliche Form des Alten Marktplatzes und der Gasse zwischen Schwanenmarkt und Nordportal der Alten Kirche soll wieder räumlich erfahrbar werden. Die heute als Parkplatz genutzte Baulücke auf der Rückseite der Hochstraße ist zu bebauen. Durch ein dreidimensionales Objekt auf der heutigen Platzfläche kann auch die historische Bauflucht an der Westseite wieder lesbar gemacht werden. GeSTALTUNG Das Gebiet der ‘Altstadt’ ist dem Fußgänger vorbehalten. Ein kleinteiliges, informelles Pflaster von Hauswand zu Hauswand folgt den unregelmäßigen Formen des Stadtgrundrisses und ist wie die Architektur detailreich und reizvoll. Abb. 5.0_47: evangelischer-Kirch-Platz Blockrandbebauung und dreidimensionales Objekt zur Andeutung der ursprünglichen Raumkanten. Im Entwurf von MIR architecten ist die östliche Bauflucht mit einer Bebauung geschlossen. Die Raumkanten an der westlichen Seite der ehemaligen Gasse werden durch ein Sitzmöbel mit Bepflanzung angedeutet. Eine mögliche Markierung der historischen Bauvolumen durch ein dreidimensionales Kunstobjekt wird in weiss angedeutet. Abb. 5.0_48 dreidimensionales (Kunst-)Objekt Das Modell eines architektonischen Objekts von Haptic Architects zeigt exemplarisch, wie ein nicht mehr vorhandenes Bauvolumen im öffentlichen Raum angedeutet werden kann. Abb. 5.0_18 und 19: Materialien Kleinpflaster in heller Farbe, mehr beige als grau Der namensgebende Schwanenbrunnen bleibt als Identifikationsort der zentrale Fokus des Platzes. Die Farben der Pflasterung und der Bebauung sind eher beige als grau und eher hell als dunkel. Sie verleihen dem historischen Marktplatz einen freundlichen Wohnzimmercharakter. Wenige, einzelne Bäume können frei im Raum platziert werden. ScHwANeNMARKT kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 330 5.4.3 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M ÖFFeNTLIcHeR RAUM - KONSTITUIeReNDe PLÄTZe FRIeDRIcHSTRASSe UND NeUMARKT RÄUMLIcHeS SySTeM Der Neumarkt und die Friedrichstraße sind die formellen öffentlichen Räume der barocken Planstadt, die von 1711 bis 1766 um den mittelalterlichen Stadtkern herum angelegt wurde. Die Stadt der Straßen und Häuser ist mehrheitlich ein Gebiet, in dem gewohnt und gearbeitet wird. Die südliche Hochstraße, der Neumarkt und die Friedrichstraße bildeten das formelle Rückgrat der barocken Akzisestadt. Diese ursprüngliche Ausrichtung der Stadt in einer Achse von Süden nach Norden soll wieder lesbar gemacht werden, indem sowohl der Neumarkt als auch die Friedrichstraße wieder als wichtigste Plätze in der Hierarchie des öffentlichen Raums eingerichtet werden. Mit einer hohen Aufenthaltsqualität sollen sie vor allem Raum bieten für Außengastronomie, aber auch für den hierher verlegten Wochenmarkt (siehe auch Vier Wälle) und Veranstaltungen. Eine einheitliche, qualitätvolle Gestaltung der Friedrichstraße über die heutige Zäsur der Sankt-AntonStraße hinweg (siehe auch Übergänge Vier Wälle) kann die durchschnittene Verbindung zwischen der südlichen und der nördlichen Innenstadt wieder herstellen. GeSTALTUNG Die nahezu quadratische Form des Neumarktes kann mit einer entsprechenden Pflasterung betont werden. Bäume sind entsprechend dem formellen Charakter der Anlage möglichst symmetrisch im Raster zu platzieren. Die räumliche Qualität am Neumarkt ist langfristig wieder herzustellen durch eine entsprechende Bebauung der minderbebauten Grundstücke an der Südwestseite sowie den Rückbau bzw. die Korrektur der Fassaden vor allem des heutigen Galeria Kaufhof und des Punkthauses am Eingang der südlichen Hochstraße. In der Friedrichstraße ist eine Gestaltung als multifunktional nutzbare Fläche denkbar oder ein abgeflachtes Straßenprofil mit ‘Läufern’ aus Natursteinplatten, die die geometrische Anlage der barocken Stadterweiterungen betonen. Die Anschlüsse zur Hausgrenze können auch hier in kleinteiligem Mosaikpflaster gestaltet werden. Die Fahrbahn ist vorzugsweise in einem farblich abgesetzten Großpflaster materialisiert, Parkplätze als Buchten im Bürgersteig mit Großpflaster. Abb. 5.0_49 Friedrichstraße als Shared Space Die Hauptachse der barocken Akzisestadt kann als solche klar herausgestellt werden mit einer einheitlichen, geometrischen Gestaltung von der Rheinstraße bis an den Friedrichsplatz. Ihre räumliche Qualität bietet Möglichkeiten für eine intensivere Nutzung. Bäume und Sitzbänke sind möglichst entsprechend dem formellen Charakter der Anlage symmetrisch und geometrisch im Raster zu platzieren. Abb. 5.0_18, 26 und 31: Materialien Kleinpflaster und Plattenbelag für die Bürgersteige, Großpflaster für die Fahrbahn. Abb. 5.0_42 und 43 Profil Friedrichsstraße und Neumarkt FRIeDRIcHSTRASSe kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE NeUMARKT 331 5.4.3 RÄUMLIcHeS SySTeM Der Bahnhofsvorplatz und der Friedrichsplatz sind die formellen Stadteingänge an der Süd- bzw. Nordseite der Vier Wälle, die ab 1819 um die barocke Planstadt angelegt wurden. Die nach französischem Vorbild als Promenade gestalteten Boulevards bilden den entspannten, monumentalen Rahmen der Krefelder Innenstadt. Die einzigartige Stadtanlage der Vier Wälle soll auch am Bahnhofsvorplatz und am Friedrichsplatz wieder eine Hauptrolle spielen. Dazu gehört die Priorisierung des Fußgängers gegenüber dem motorisierten Individualverkehr. Die Einrichtung als Shared Space kann in beiden Fällen zu einer Entschleunigung und fußgängerfreundlicheren Gestaltung beitragen. Beim Bahnhofsvorplatz ist dementsprechend die direkte Zugänglichkeit der Promenade auf dem Mittelstreifen des Ostwalls die wichtigste Maßnahme. ÖFFeNTLIcHeR RAUM - PLÄTZe KONSTITUIeReNDe PLÄTZe - FRIeDRIcHS- UND BAHNHOFSVORPLATZ Der Friedrichsplatz verknüpft die barocke Achse der Friedrichstraße mit der klassizistischen Anlage der Vier Wälle und ist zugleich Stadteingang von Norden aus. Bisher ist er vor allem auf den Autoverkehr ausgerichtet, während die grüne Mittelinsel für den Fußgänger nahezu unerreichbar ist. Auch die Zwickelflächen zwischen dem Kreisverkehr und den Platzrändern bestehen heute nur aus unzugänglichem Schaugrün. Auch hier ist die Zugänglichkeit der Platzfläche die Hauptaufgabe einer Neugestaltung. GeSTALTUNG Die Gestaltung als Shared Space beinhaltet eine bodengleiche Gestaltung ohne Höhenunterschiede und eine Pflasterung, die sich am langsamsten Verkehrsteilnehmer orientiert (s. auch Vier Wälle und Friedrichstraße). Die Fahrbahn und Straßenbahnschienen sind mit Pollern zu markieren, die den motorisierten Verkehr leiten, ohne die Durchlässigkeit für Fußgänger und Radfahrer einzuschränken. FRIeDRIcHSPLATZ Abb. 5.0_44 (links unten) Profil Bahnhofsvorplatz Abb. 5.0_45 (rechts oben) Profil Friedrichsplatz Abb. 5.0_50 Materialien Blindenleitsystem farbliche Absetzung von Höhenunterschieden (Bordsteinkanten etc.) für schlecht Sehende. Haptische Bodenindikatoren und Leitstreifen farblich passend zur jeweiligen Pflasterung für Blinde. Abb. 5.0_51: Materialien Bahnhofsvorplatz Kleinpflaster, Poller zur Definition der Fahrspur für den motorisierten Individualverkehr und die Straßenbahn, Sitzgelegenheiten, Bäume. (unten) Abb. 5.0_52 Place des Vosges, Paris Die formale Platzanlage steht in der Tradition einer geometrischen Landschaftsgestaltung. Die von langsamem Verkehr umfahrene Platzfläche bildet eine intensiv genutzte grüne Oase in der Pariser Innenstadt. BAHNHOFSVORPLATZ kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 332 5.4.4 ÖFFeNTLIcHeR RAUM - PLÄTZe ÜBRIGe FReIFLÄcHeN Abb. 5.0_53 (links) wallstraße ecke Mittelstraße Die kleine Freifläche ist klar definiert und lädt mit zumeist historischer, kleinteiliger Bebauung und einem kleinteigen Pflaster zum Verweilen ein. Abb. 5.0_54 und 55 (rechts) ‘Anne-Frank-Platz’ Die riesige Freifläche wurde als suburbaner Abenteuerspielplatz eingerichtet und wird flankiert von den Rückseiten der Bebauung an der Hoch- und Dreikönigenstraße. Hier wurde das geschlossene Stadtbild aufgebrochen. ‘Anne-Frank-Platz’ Abb. 5.0_56 (links) Platz ‘An der Alten Kirche’ Die Platzfläche ist zum großen Teil klar definiert mit historischer, kleinteiliger Bebauung. Eingänge und Fenster sind auf den Platz gerichtet. Abb. 5.0_57 und Abb. 5.0_58 (rechts) Dr-Hirschfelder-Platz Die riesige Kriegsbrache ist zwar räumlich klar definiert, die Qualität und Verfeinerung der Architektur, vor allem der Sockelgeschosse ist jedoch niedrigwertig. QUALITÄT STATT QUANTITÄT Es wird empfohlen, die übrigen Freiflächen der Innenstadt erst dann (um) zu gestalten, wenn die Vier Wälle und die vorgenannten konstituierenden Plätze sich als großstädtischer Freiraum bewährt haben. zusammenhängenden Ganzen betrachtet werden. Eine hochwertige, zusammenhängende Gestaltung des öffentlichen Raums ist individuellen aber unzusammenhängenden Lösungen vorzuziehen. Die Lage der Freiflächen an der barocken Akzisemauer des 18. Jahrhunderts bzw. entlang der ‘Innengrenze’ des Vagedesplans, kann diesen Freiflächen über ihre Funktion als kleine Quartiersplätze hinaus auch inhaltliche Bedeutung verleihen. Langfristig soll ihre Anzahl und Größe reduziert und in einen thematischen Zusammenhang gebracht werden. Das Verhältnis zwischen offenem und bebautem Raum wird damit von der rein quantitativen auf eine qualitative Ebene gebracht. Das bedeutet auch, dass individuelle Platzgestaltungen MeTHODIK oder Straßenabschnitte nicht als Strategische Entscheidungen voneinander getrennte Einzelfälle, bezüglich einer zukünftigen Gestaltung sondern immer auch als Teil eines dieser Freiflächen, die in Schritt 2 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abgleich als Dissonanten identifiziert wurden, kann aufgrund der in Schritt 3 - Bewertung erläuterten Methodik untersucht werden. Dazu ist zunächst die Bewertungsmethodik für die Dissonanten anzuwenden. Als Daumenregel kann hier gelten, dass an denjenigen Standorten eine positive Bewertung eines Dissonanten zu erwarten ist, wo der Stadtraum entsprechend dem historischen, geschlossenen Stadtmodell klar definierte Raumkanten besitzt und die Freifläche nicht größer ist als der Neumarkt. Wo die Bewertung nicht positiv ausfällt, kann mittels einer SWOT Analyse überprüft werden, inwiefern die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses an diesem Standort möglich und sinnvoll wäre. Exemplarisch wurde eine SWOT Analyse für die Standorte Polizeipräsidium, Theaterplatz, nördliche Petersstraße und Dreikönigenstraße durchgeführt. POSITIVe BeweRTUNG = GeSTALTUNG eNTSPRecHeND DeM RÄUMLIcHeN SySTeM Beispielhaft für eine positive Bewertung einer nicht konstituierenden Freifläche als ‘Platz’ sind der kleine Platz zwischen der Stephan-, Mittelund Mühlenstraße, sowie der Platz ‘An der Alten Kirche’. Beide Plätze sind klar räumlich definiert und ihre Größe ist angenehm überschaubar. In den Sockelgeschossen der umliegenden, zumeist historischen Bebauung aus den konstituierenden Zeitschichten befinden sich Hauseingänge, Geschäfte und Gastronomie. Kurzfristig ist hier das Abstellen privater Fahrzeuge zu unterbinden. Langfristig ist eine hochwertigere Materialisierung und Möblierung entsprechend dem räumlichen System, in dem diese Plätze sich befinden, vorzusehen. NeGATIVe UND NeUTRALe BeweRTUNG = SwOT ANALySe ZUR RePARATUR DeS STADTGRUNDRISSeS Beispielhaft für eine negative Bewertung eines räumlichen Dissonanten werden hier der ‘AnneFrank-Platz’ und der ‘Dr.-HirschfelderPlatz’ angeführt. Wo ein Standort nicht positiv bewertet wird, kann mittels einer SWOT Analyse nach dem Vorbild in Schritt 3 - Bewertung ausgelotet werden, inwiefern eine Wiederherstellung der historischen Stadtstruktur hier möglich und sinnvoll wäre. Für den ‘Dr.-Hirschfelder-Platz’ wurde eine SWOT Analyse durchgeführt, aus der sich eine Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses durch eine Teilbebauung ergab. 333 5.4.4 2 x.1 ma Die Bebauung der räumlichen Systeme entspricht in Art und Maß den hier beschriebenen Gestaltungsregeln: 000 12. 0 0 x. + ma . +8.0 min 000 12. 0 0 x. + ma . +8.0 n mi 3 RÄUMLIcHe SySTeMe L+M BeBAUUNG - VOLUMeN m 2m x .1 3 ma 1 • • • • • • • • TELALTER UND NAISSANCE 0 .00 0 .00 0 min . +5 .00 m x.3 ma min. 2 x.1 2m ma STADTKRONe Fluchtlinie: Positionierung der Hauptfassade auf der historischen Fluchtlinie Parzellierung: feinkörnig (maximal 12m Breite an der Hauptfassade) Traufhöhe (primäre Straßen): minimal 8m, maximal 12m; Sockelgeschoss: minimal 3,5m lichte Höhe; Traufhöhe (sekundäre Straßen): minimal 5m, maximal 12m; Dachlandschaft: Satteldach, giebel- und/oder traufständig; Gauben: als Akzent maximal 50% der Breite der jeweiligen Dachfläche Erker und Balkone: als Akzent maximal 50% der Breite der jeweiligen Fassadenfläche. MITTELALTER UND MITTELALTER RENAISSANCEUND MITTELALTER RENAISSANCEUND RENAISSANCE ITTELALTER UND 000 12. x. + 000 ma n +8. mi ENAISSANCE 000 12. x . + 000 ma n +8. i m STADT DeR STRASSeN UND HÄUSeR Fluchtlinie: Positionierung der Hauptfassade auf der historischen Fluchtlinie Parzellierung: feinkörnig maximal 18m Breite an der Hauptfassade Traufhöhe: minimal 8m = zwei historische Vollgeschosse, maximal 12m = drei historische Vollgeschosse • Sockelgeschoss: minimal 3,2m lichte Höhe; • Dachlandschaft: Satteldach, traufständig. Eckhäuser: Satteldach, Walmdach oder Krüppelwalmdach • Gauben: Zwerchgiebel mittig in der Fassade oder Einzelgauben zurückliegend 000 Erker: nicht zulässig 12.• x . + 000 ma n +8. mi • Balkone: nur im 1. OG an primären Straßen, maximal 50% der Breite der jeweiligen Fassadenfläche. m max. 3 8 x. 1 max. 3 8m x. 1 ma ma ROCK /INNERCITY 000 12. x. + 000 ma n +8. mi 8 x. 1 ma max. 3 m 8 x. 1 m ma max. 3 BAROCK /INNERCITY BAROCK /INNERCITY BAROCK /INNERCITY AROCK /INNERCITY 0 .00 .00 +14 3 • • • 0 • • BAUUNG DER VIER LLE min. old 3 ma x. 3 0 8m x. 1 ma m • 000 14. x. + .000 ma . +12 min 000 14. 0 x. + .00 ma . +12 min setback 4 max. 4 2 • • • 8 x. 1 ma • • VIeR wÄLLe Fluchtlinie: Positionierung der Hauptfassade auf der historischen Fluchtlinie Parzellierung: feinkörnig, maximal 18m Breite an der Hauptfassade Traufhöhe: minimal 12m (zweieinhalb bis drei historische Vollgeschosse); maximal 14m (drei historische Vollgeschosse Wälle) Sockelgeschoss: minimal 3,2m lichte Höhe Dachlandschaft: Satteldach, traufständig. Eckhäuser: Satteldach, Walmdach oder Krüppelwalmdach Gauben: Einzelgauben zurückliegend oder Staffelgeschoss mit Satteldach siehe auch Vorbilder Erste Nachkriegsmoderne Erker: nicht zulässig Balkone: nur im 1. OG an primären Straßen, maximal 50% der Breite der jeweiligen Fassadenfläche. 8m m x. 1 ma EBAUUNG DER VIER ÄLLE Abb. 5.0_59 (links) Räumliche Systeme, Bauvolumen Einzelhaus Abb. 5.0_60 (rechts) Räumliche Systeme, Bauvolumen Block kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE BEBAUUNG DER VIER BEBAUUNG DER VIER WÄLLE BEBAUUNG DER VIER WÄLLE WÄLLE 334 5.5 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S ein kohärentes Stadtbild entsteht nicht nur aus der einheitlichen Gestaltung des öffentlichen Raumes, sondern auch und vor allem aufgrund des Ausdrucks der Architektur, die den öffentlichen Raum räumlich begrenzt und umschließt. Die konstituierende Architektur, das heißt die urprüngliche historische Bebauung, bildet die räumliche Grundsubstanz eines kohärenten Stadtbildes. Sie wird durch neuere Bebauung mit denselben konstituierenden Kernmerkmalen ergänzt. Architektur-Ikonen bilden Akzente im zusammenhängenden Stadtraum und erinnern an wichtige entwicklungen in der Stadtgeschichte. Die nachfolgenden Gestaltungsregeln wurden exemplarisch aufgestellt, um eine systematische Grundlage für die Gestaltung der Architektur zu schaffen. Die Qualitäten der drei räumlichen Systeme und ihre Lesbarkeit bilden dabei den Orientierungsrahmen. Sie können als Basis für die Ausarbeitung bindender Gestaltungsregeln dienen. 5.5.1 IDeNTITÄTSSTIFTeNDe BeBAUUNG S. 336 5.5.2 STADTKRONe S. 337 5.5.3 STRASSeN UND HÄUSeR S. 341 5.5.4 VIeR wÄLLe S. 349 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 335 5.5.1 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S IDeNTITÄTSSTIFTeNDe BeBAUUNG Der Mensch geht nicht gerne längere Strecken zu Fuß - außer, wenn es schön ist. entschleunigte Architektur bedeutet mehr visuelle Reize für den Fußgänger, also mehr Relief und Details, vor allem auf der ebene des Sockelgeschosses. eMPFeHLUNGeN S eINZeLOBJeKTe AUS KONSTITUIeReNDeN ZeITScHIcHTeN Die Fassaden und Dächer von Einzelobjekten, die im Kern noch aus den konstituierenden Zeitschichten stammen, und deren Architektur seither beeinträchtigt wurde, erfordern erhöhte Aufmerksamkeit. Sie sind Teil der historischen Bausubstanz. Für die konstituierende Bebauung ist ein Instrumentarium aufzustellen, das die Wiederherstellung der ursprünglichen Fassadenarchitektur und Dächer befördert, bzw. eine Fassadenarchitektur, die in angemessenem Verhältnis steht zur Architektur der konstituierenden Zeitschichten. Die im Abgleich identifizierten Grundprinzipien (Schritt 2 Abgleich, Abschnitt 2.5) und die daraus abgeleiteten Gestaltungskriterien in Abschnitt 5.5.25 können dabei zur Inspiration dienen. Für die historische Bebauung der konstituierenden Zeitschichten ist auf historische Baumaterialien und -elemente, korrekte Details, und eine kohärente Anwendung von Farbe zu achten. Handlungsfelder sind: • Liste und Karte mit identitätsstiftenden Gebäuden und Eintragung neuer Denkmäler innerhalb der Vier Wälle (siehe Bewertung S - Karte S1 und S2) • • Digitalisierung alter Denkmallistenblätter, Aufstellung neuer Denkmallistenblätter mit Beschreibung, Begründung und Inventarisierung des technischen Zustands der Einzelobjekte • • zeitgemäße Digitalisierung und breite Zugänglichkeit historischer Fotos und Pläne des Stadtarchivs • • Erforschung der historischen Farbigkeit (einschließlich der Ersten Nachkriegsmoderne) durch farbhistorische Untersuchungen bei jedem Neuanstrich. Aufbau einer entsprechenden Datenbank kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE • Erstellung eines Farbfächers, wobei Fassadenanstriche unbedingt in Mineralfarben auszuführen sind, die einen stumpfen, matten Effekt hervorrufen. Dispersions- oder Silikonharzbindemittel sind nicht für Fassadenanstriche in einem historischen Kontext geeignet. RAL Farbtöne gibt es erst seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts und sind dementsprechend nur bei Bauten ab der ersten Nachkriegsmoderne anwendbar. • Ergänzung der Publikation zum Krefelder Haus mit dem Ziel, nicht nur Lust auf das Wohnen in diesem Haustyp zu machen, sondern auch die für das Stadtbild wichtigen Gestaltungsaspekte zu erklären. Dazu gehört einerseits eine klar definierte Farbpalette und Spielregeln, wie diese anzuwenden ist. Andererseits sollen Leitdetails und Materialbestimmungen für Fenster, Türen, Sockel, Traufen usw. erklärt werden • Einbeziehung der Innungen der Handwerkerschaft bei der Erstellung und Weiterentwicklung der vorgenanten handwerklichen Leitdetails • Bergung und Lagerung historischer Baumaterialien und -elemente • Förderprogramm zur Ertüchtigung bzw. Wiederherstellung der ‘Krefelder Fenster’ aus Holz eINZeLOBJeKTe AUS TRANSFORMATIONSScHIcHTeN Die Fassaden und Dächer von Einzelobjekten aus den Transformationsschichten, deren Architektur sich in die Kernmerkmale der konstituierenden Zeitschichten einfügt (siehe die Konsonanzkarte L+M2 sowie die Bewertungskarte S1 + S2, exemplarisch) und deren Architektur seither beeinträchtigt wurde, bedürfen der Aufmerksamkeit. Für sie ist ein Instrumentarium aufzustellen, das die Wiederherstellung der ursprünglichen Fassadenarchitektur und Dächer stimuliert bzw. eine Fassadenarchitektur, die in angemessenem Verhältnis steht zur Architektur der konstituierenden Zeitschichten. Siehe dazu auch die Gestaltungskriterien in Abschnitt 5.5.2 - 4, die aus den Grundprinzipien der konstituierenden Architektur abgeleitet sind. ARcHITeKTUR-IKONeN Für die Architektur-Ikonen der Innenstadt ist ein Konzept aufzustellen. Diese kulturhistorisch wertvollen Einzelobjekte repräsentieren die Entwicklung Krefelds zur Großstadt. Gerade diese Periode der Stadtentwicklung ist wichtiger Bestandteil der kollektiven Identität und des Selbstverständnisses der Krefelder geworden. Siehe dazu auch die Gestaltungskriterien in Abschnitt 5.5.5 für die ArchitekturIkonen. Abb. 5.0_61 und 62 Vorbild Umgang mit einer ArchitekturIkone J. Stern & co., heute Grüterich in Krefeld und Arket, Amsterdam Das Bild des ikonischen Kaufhauses an der Hochstraße/ Ecke Rheinstraße und eines vergleichbaren Hauses in Amsterdam zeigt, welche Qualität in Krefeld anwesend ist - wenn man sie entsprechend denkmalgerecht wieder herausstellt. Abb. 5.0_63 (links): Breite Straße Die Visualisierung in der oberen Reihe zeigt, wie sich eine konsequente Wiederherstellung der konstituierenden Architektur und ihrer Farbigkeit langfristig auf das Stadtbild auswirken kann. Die untere Reihe zeigt den heutigen Zustand. Dies gilt auch für gute Vorbilder jüngerer Architektur. 336 5.5.2 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STADTKRONe - GRUNDPRINZIPIeN DeR FASSADeNKOMPOSITION oder oder + + + + 00 01 02 03 04 BeSTAND ScHAUFeNSTeR UND weRBUNG 1.OG ODeR HISTORIScHe FASSADe NAcH OBeN KOPIeReN SATTeLDAcH TRAUF- UND/ ODeR GIeBeLSTÄNDIG NeUe SILHOUeTTe Abb. 5.0_64 (links oben) Hochstraße, heutiger Zustand Seit dem Wiederaufbau fand eine starke Verflachung statt, sowohl in der Stadtsilhouette als auch in der Fassadengestaltung. Schaufenster sind nicht als Teil der Gesamtfassade gestaltet sondern als autonome Fläche. Im schlimmsten Fall bilden sie ein großes Loch in der Hauswand. Die Hausfassaden ‘schweben’ darüber und sind oft durch Vordächer vom Sockelgeschoss getrennt. Abb. 5.0_65 (Mitte oben) Hochstraße, Schaufenster Der identitätsstiftende Schaufenstertyp ‘tragendes Skelett’ bildet ein mehrschichtiges Relief im Sockelgeschoss kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_66 Schaufenster In der Stadtkrone sind alle konstituierenden Schaufenstertypen (s. Grundprinzipien der konstituierenden Architektur) anwendbar. Das Sockelgeschoss mit der Schaufensteranlage soll ein mehrschichtiges Relief bilden, das durch seine Tektonik die Obergeschosse wieder auf die Füße stellt. Rahmen sind aus Holz, Metall und/oder Glas. Türen sind nicht breiter als ein Drittel der Breite der Gesamtfassade. Schaufenster stehen auf einem matten Natursteinsockel, der mindestens 20 cm hoch ist. Sonnenschutz und kleine Vordächer sind architektonisch so zu integrieren, dass die Kontinuität von Sockel- und Obergeschossen nicht durchtrennt wird und die Qualität der Architektur der Gesamtfassade nicht nachteilig beeinträchtigt wird. Abb. 5.0_67 Obergeschosse Um der Hochstraße wieder räumliches Profil zu verleihen, ist eine minimal 3-geschossige Bebauung notwendig. Die Architektur der Aufstockungen kann aufgrund historischer Vorgängerbauten entworfen werden oder aus den historischen Fragmenten der Bestandsfassaden entwickelt werden. Siehe dazu auch die Gestaltungsvorbilder unter 5.6.4. Die Fassaden sind keine Lochfassaden sondern bilden ein mehrschichtiges Relief. Sie sind verputzt oder mit mattem Naturstein verkleidet, passend ins Farb- und Materialschema des räumlichen Systems. Plattenmaterialien aus Kunststoff, Metall oder Holz sind nicht zulässig. Fenster und Türen Fenster und Türen sind aus Holz, Stahl oder Aluminium und sind feingliedrig profiliert. Kunststofffenster sind nicht zulässig. Abb. 5.0_68 Dachlandschaft Die Dachlandschaft ist gerade in der Stadtkrone maßgeblich für eine interessante und abwechslungsreiche Stadtsilhouette. Symmetrische und asymmetrische Giebel, Gauben, aber auch Erker, Ecktürme und Kuppeldächer sorgen für eine reizvolle Formenvielfalt im ältesten Teil der Stadt. Abb. 69 und 70 Hochstraße, mögliche Neugestaltung Der Stadtraum erhält neues Profil durch Aufstockung der Bebauung und expressive Dachformen. Klar und plastisch profilierte Schaufenster sind tektonisch gestaltet als Bestandteil der Gesamtfassade und stellen die Architektur wieder auf die Füße. Die Dachform und Traufhöhe ist sowohl architektonisch als auch städtebaulich von großer Wichtigkeit, siehe dazu die Beschreibung der räumlichen Systeme unter 5.4.4. STADTKRONe In den Gestaltungsvorbildern für die Stadtkrone wird die räumliche Wirkung der hier skizzierten Herangehensweise für die Hochstraße und die Mennoniten-Kirch-Straße exemplarisch dargestellt. 337 5.5.2 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STADTKRONe - GRUNDPRINZIPIeN FÜR ScHAUFeNSTeR UND weRBUNG RÄUMLIcHeS SySTeM 1 (STADTKRONe) RÄUMLIcHeS SySTeM 2 & 3 Enlarged Windows Composite Structural Skeleton Skeleton 50's & Fenster 60's Das vergrößerte Fenster Sockelgeschoss Basement Arched openings tragendes Skelett 50's & 60's 50's & 60's Das vergrößerte Sockelgeschoss Fenster Basement Arched openingstragendesStructural tragendes Skelett Das Das vergrößerte Fenster Basement Sockelgeschoss Arched openings Skelett 50's & vergrößerte 60's TyP 01 TyP 01/03 TyP 02 TyP 04 VeRGRÖSSeRTeS FeNSTeR KOMPOSIT SOcKeLGeScHOSS 50eR JAHRe Abb. 5.0_71 Typ 01 vergrößertes Fenster vergrößerte Fenster in einem barocken Eckhaus an der südlichen Hochstraße. Abb. 5.0_72 Typ 01/03 Komposit vergrößerte, zusammengefasste Fenster, mit tragendem Skelett aus Gusseisen unterstützt, in einem barocken, aufgestockten Typenhaus an der Hochstraße. Abb. 5.0_73 Typ 02 Sockelgeschoss Gestaltung des Erdgeschosses als Sockel für das Gebäudevolumen. Dieser Sockel besteht aus Naturstein oder rustizierten Putzquadern und kennt eine eigene Formensprache, die die Offenheit der Ladenfront einerseits, und die Schwere des Fassadenaufbaus andererseits betonen. Das Wesentliche dabei ist, dass die Fassadenöffnungen im Erdgeschoss Teil der besonderen Gestaltung des geschosshohen Sockels sind. Sie weichen als Teil des Sockels in Form und Proportion deutlich von den darüber liegenden Fensteröffnungen ab, bilden aber mit der darüberliegenden Fassade eine Gesamtkomposition. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Sockelgeschoss Basement Abb. 5.0_74 Typ 04 - 50er Jahre Das Erdgeschoss wird als abstrahierter Rahmen bzw. flaches Passepartout für das Schaufenster entworfen, oft mit einem kleinen, untiefen Vordach anstelle des Gesimses in Typ 03. Arched openings TyP 03 tragendes Skelett 50's & 60's TRAGeNDeS SKeLeTT weRBUNG Pro Fassade ist ein Aussteckschild von maximal 90x30x10cm* und ein Schriftzug aus Einzelbuchstaben zulässig. Die Größe des Schriftzugs ist auf die Architektur des Gebäudes abgestimmt und beträgt maximal 50% der Parzellenbreite und ist maximal 50cm* hoch. Werbung oberhalb der Fensterbrüstung des 1. OG ist nicht zulässig. Abb. 5.0_75 Typ 03 tragendes Skelett ein tragendes Skelett aus Stützen und einem Architrav bildet ein tiefes Relief, in das ein niedriger Sockel und ein fein gegliedertes Schaufenster eingesetzt wurden. Hier wird die klassische Dreiteilung in Sockel, Mittelbau und Gesims im Kleinen wiederholt. *Diese Maße entsprechen den meisten Werbesatzungen niederländischer Innenstädte. 338 5.5.2 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STADTKRONe - GRUNDPRINZIPIeN FÜR ARcHITeKTUR-IKONeN Abb. 5.0_76 J. Stern & co., heute Grüterich Die flache, horizontale Gestaltung des Sockelgeschosses läßt die Obergeschosse ‘schweben’. Die flachen Fensterprofile, das klobige Vordach und Reklamepaneel wirken sich negativ auf das architektonische Gesamtbild und damit auf das Stadtbild aus. Dem Bauvolumen fehlt heute das für den Stadtraum so wichtige Dach. ARcHITeKTUR-IKONeN Die historischen Kauf- und Warenhäuser in der Innenstadt stammen aus der Zeit, in der Krefeld Großstadt wurde. Sie sind wichtige Identifikationspunkte für das Stadtbild und sind dementsprechend wiederherzustellen bzw. denkmalgerecht zu restaurieren. Die Architektur-Ikonen sind deutlich größer und höher als die konstituierende Bebauung, fügen sich aber durch die Raffinesse und Verfeinerung ihrer (wiederhergestellten) Fassaden ins Stadtbild ein und bereichern es mit ihrer Grandeur. VORBILD FÜR (DeN UMBAU VON) GROSSBAUTeN Die prachtvollen Fassaden aus Naturstein, Glas und Stahl der historischen Kaufhäuser besitzen eine Formensprache, die vom klassischen Formenkanon der konstituierenden Architektur informiert ist und gleichzeitig eine deutliche Erneuerung aufweist. Sie können als Vorbilder für den Umgang mit problematischen Großbauten dienen, die wieder in das Stadtbild integriert werden müssen. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_77 J. Stern & co. um 1920 Das Sockelgeschoss steht mit Natursteinpfeilern fest auf dem Boden, die Schaufenster des Erdgeschosses sind feingliedrig profiliert, die Reklame ist hochwertig in Einzelbuchstaben in die Architektur integriert. Dach und Gauben verleihen der Architektur auch auf städtebaulicher Ebene Profil. Abb. 5.0_78 Belle epoque Das Sockelgeschoss der filigran gegliederten Natursteinfassade des Palast Cafés an der Friedrichstraße erstreckte sich über zwei Geschosse. Im rechten Bildrand ist die bis heute erhaltene Natursteinfassade des Apollokinos zu sehen. Das Erdgeschoss bedarf der Wiederherstellung. TyP 05 Abb. 2.1._79 Belle epoque Die filigrane Fassade aus Gusseisen und Glas des Modehaus Kaufmann, Rheinstraße Ecke Friedrichstraße (nord-östliche Ecke) zeigte moderne Konstruktionsmöglichkeiten, verankert sie aber in einer Fassadengliederung, die die Maßstäblichkeit der konstituierenden Bebauung reflektiert. BeLLe ePOQUe Abb. 5.0_80 Belle epoque Eine größere Traufhöhe in der Bestandsbebauung kann kompositorisch auch in einem zweistöckigen Sockel resultieren, zum Beispiel mit Verkaufsflächen im 1. Obergeschoss. Dabei wird die Maßstäblichkeit der konstituierenden Bebauung aufgenommen. Das vergrößerte Fenster 339 5.5.2 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STADTKRONe - GRUNDPRINZIPIeN FÜR ARcHITeKTUR-IKONeN Rhein e straß 1 6 1. Hochstraße 130 6. Hochstraße 127 An ge rh au se ns tra ße aße Hochstr 2 2. Hochstraße 102 7. Hochstraße 85 anen Schw t 3 mark 7 er elisch Evang latz -P -Kirch 4. Hochstraße 64 3. Hochstraße 90 de er he d z t rc Pla en Ki t l A 4 5 5. Hochstraße 61 Abb. 5.0_81 Architektur-Ikonen in der Stadtkrone Die hier kartierten Waren- und Kaufhäuser der Kaiser- und Zwischenkriegszeit sind für das Stadtbild im Bereich der Stadtkrone von großer Wichtigkeit, weil sie als Hingucker in Sichtachsen funktionieren. Ihre Architektur wurde zum Teil stark beeiträchtigt. Ein Blick auf ihren ursprünglichen Zustand verdeutlicht, warum ihre Wiederherstellung das Stadtbild qualitätvoll aufwerten und bereichern kann. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 340 + < + 7m > 5.5.3 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STRASSeN UND HÄUSeR - GRUNDPRINZIPIeN FASSADeNKOMPOSITION a b a b a b a + < 7m > + a b a b a b a 00 01 02a BAROcKe FASSADeNKOMPOSITION DReITeILUNG - GeSIMS - MITTeLBAU - SOcKeL VeRTIKALe GLIeDeRUNG Divina Proportione Von den alten Griechen entdeckt, von arabischen Mathematikern gehortet, wurde die Idee der idealen Proportion in Musik und Architektur in der Renaissance wieder aufgegriffen. Die Zahl Phi bzw. der Goldene Schnitt ist die Basis des Wohlklangs in der Architektur und wurde von Baumeistern mehr oder weniger intuitiv angewendet. In den barocken Stadterweiterungen um den Neumarkt und die Friedrichstraße herum taucht der Goldene Schnitt immer wieder auf. Er wurde - übrigens nicht immer konsequent - bei der Anlage des Stadtgrundrisses, der Traufhöhe in Relation zur Parzellenbreite, aber auch in der Fassadenkomposition selbst als ‘Daumenregel’ angewendet. 2. Gliederung 3. Openings FeNSTeR UND TÜReN Klassische Dreiteilung In der Stadt der Straßen und Häuser sind die Fassaden der konstituierenden Bebauung eingeteilt in einen zumeist niedrigen Sockel, Mittelbau und Gesims. Vertikale Gliederung Die Barockfassaden folgen einem einfachen Schema zwischen offenen und geschlossenen Flächen, in dem sich erstere zu letzteren in etwa dem Verhältnis des goldenen Schnitts annähern. Fenster und Türen Öffnungen in der Fassade sind niemals nur ‘Löcher’, sondern durch Faschen bzw. Umrandungen deutlich betont. Die Höhe der Fenster nimmt nach oben hin ab. Das Erdgeschoss ist höher ausgebildet als die Obergeschosse. Eine Besonderheit stellen die Pilasterhäuser dar, bei denen dem ansonsten schlichten Fassadenrelief Pilaster vorgelagert werden, die der Fassade eine weitere Schicht hinzufügen. Erker und Balkone sind in der Straßenfassade nicht zulässig. Die Grundprinzipien dieser einzelnen Elemente, sowie ihre Materialität und Farbe, werden auf den folgenden Seiten erläutert. Pilaster sind in Krefeld durchweg über zwei Geschosse gebildet. Bei dreigeschossigen Bauten stehen zweigeschossige Pilaster auf einem rustitzierten Sockelgeschoss. 02b HORIZONTALe GLIeDeRUNG (Text siehe nächste Spalte) kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 03 Materialität und Farbe Fenster und Türen sind aus Holz und fein profiliert. Sie sind klar lackiert oder mit einem farbigen Anstrich versehen, siehe auch Material und Farbe. Kunststofffenster sind nicht zulässig. 04 4. Details STADTHAUS Stadthäuser In der Stadt der Straßen und Häuser ist das Stadthaus der Grundbaustein. In der oberen Reihe ist die zweigeschossige Variante zu sehen, die innerhalb der Vier Wälle am Häufigsten vorkam. In der unteren Reihe ist die dreigeschossige Variante abgebildet. Die Putzfassade ist unaufgeregt, aber wohlproportioniert. Dahinter ist Raum zum Wohnen, Arbeiten und vor allem an Straßenecken auch für kleine Geschäfte. Horizontale Gliederung Die Horizontale wird hier oftmals noch durch Gesimse betont, zum Beispiel in der Form durchlaufender Fensterbänke. Die Grundprinzipien dieser einzelnen Elemente sowie ihre Materialität und Farbe, werden auf den folgenden Seiten erläutert. Abb. 5.0_82 Kompositorische Grundprinzipien für Stadthäuser 341 5.5.3 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STRASSeN UND HÄUSeR - GRUNDPRINZIPIeN - SOcKeL 0,6m 0,3m Abb. 5.0_83 (links oben) Anschluss Sockel/Haustür Abb. 5.0_84 (rechts oben) Typische Stadthäuser, links konstituierend, rechts Fassade nach 1950 Abb. 5.0_85 (unten) Sockel und Haustürumrandung Abb. 5.0_86-88 Sockel konstituierende Architektur Der Sockel ist monolithisch ausgebildet in robustem Putz oder Naturstein. Die Oberfläche ist rauh und matt. Verkleidungen aus dünnen Natursteinplatten oder sonstigem Plattenmaterial oder Keramik sind nicht zulässig. Die Umrandung der Haustüre entwickelt sich aus dem Sockel und bildet mit ihm eine gestalterische Einheit. Die Haustür liegt tiefer in der Fassade als die Fenster. Ihre Umrandung ist gegenüber der Fensterumrandung stärker hervorgehoben. Abb. 5.0_89-91 Sockel Interpretation der 50er Jahre In der ersten Nachkriegsmoderne wurden die historischen Elemente neu interpretiert.Der bündige Sockel ist jetzt mit einer Schattenfuge abgesetzt und unterscheidet sich vom Fassadenputz in Farbe und Textur. Die unten rechts sichtbare dunkelgrüne Farbe und der weiße Anstrich des Vordachs entsprechen nicht der ursprünglichen, wahrscheinlich zementgrauen Farbgebung. Umrandung und Vordach hatten sehr wahrscheinlich ursprünglich die selbe Farbe. Die Geschosshöhe des Erdgeschosses ist höher als die der Obergeschosse. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Plinth 342 5.5.3 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STRASSeN UND HÄUSeR - GRUNDPRINZIPIeN - MITTeLBAU/FeNSTeR max 0,6m min 0,3m Abb. 5.0_92 (links oben) Typisches Krefelder T-Fenster Abb. 5.0_93 (Mitte unten) Proportionen eines typischen Krefelder Fensters Abb. 5.0_94 (links unten) Mittelbau Abb. 5.0_95 (oben) Fenster konstituierende Architektur Die Öffnungen sind wohlproportioniert und zumeist auf den goldenen Schnitt zurückzuführen. Sie sind keine abstrakten ‘Löcher’ in der Fassade, sondern mit Umrandungen klar definiert und gegliedert. Abb. 5.0_96 Fensterfaschen, Krefeld An einem Haus aus der barocken, brandenburgpreussischen Stadterweiterung um 1711 sind noch die schlichten Fensterfaschen zu erkennen. Zwar ist die Öffnung der Haustür auf gleicher Höhe wie die Oberkante der daneben liegenden Fenster, die Umrandung der Haustür ist jedoch kräftiger angesetzt, um diese visuell hervorzuheben. a Faschen und Natursteinumrandungen sind in der Ansicht mindestens 40mm breit und in ihrer Textur deutlich vom Fassadenputz abgesetzt. Die Oberfläche ist rau und matt. Verkleidungen aus dünnen Natursteinplatten oder sonstigem Plattenmaterial oder Keramik sind nicht zulässig. 1,6a Fensterbänke bilden mit den Faschen bzw. Umrandungen der Fenster eine gestalterische Einheit. Fenster und Türen sind aus Holz und fein profiliert. Kunststofffenster sind nicht zulässig. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Middle Abb. 5.0_97 und 98 Fensterfaschen, Potsdam Etwas jüngeren Datums sind die Fensterfaschen in der zweiten barocken Stadterweiterung in Potsdam ab 1735. Der Anstrich erfolgte aufgrund farbhistorischer Untersuchungen und veranschaulicht, wie ein korrekter Anstrich die plastische Wirkung der Fensterumrandungen verstärken kann. Die Kastenfenster der Potsdamer Referenzbilder sind zeitgenössische Rekonstruktionen der ursprünglichen Holzfenster. Auch hier ist gut zu sehen, wie wichtig Tiefe, Verfeinerung und die richtige Anwendung von Farbe für die plastische Wirkung einer Fassade sind. Abb. 5.0_99 und 100 Interpretation der 50er Jahre In der ersten Nachkriegsmoderne wurden die historischen Elemente neu interpretiert. Die aufliegende Fensterfasche wurde hier mit einer zurückspringenden Schattenfuge abgesetzt und unterscheidet sich vom Fassadenputz in Farbe und Textur. Die dunkelgrüne Farbe des untersten Beispiels entspricht nicht dem ursprünglich zementfarbenen Original. Durch den starken hell-dunkel Kontrast wird die Raffinesse der Putzstrukturen und Schattenfugen konterkariert und gerät die Fassade zur Karikatur. a 343 5.5.3 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STRASSeN UND HÄUSeR - GRUNDPRINZIPIeN - MITTeLBAU/PILASTeR Abb. 5.0_101 - 105 (von links nach rechts) Breitestraße 17 Lindenstraße 39 Stephanstraße 76 Mittelstraße 50 Fabrikstraße xx Durch den Anstrich ist die plastische Wirkung des Fassadenreliefs kaum wahrnehmbar bzw. wird sie konterkariert. < 7m < Abb. 5.0_107 Pilaster konstituierende Architektur In der Krefelder Innenstadt kam die Kolossalordnung aufgelegter zweigeschossiger Pilaster nicht nur in den Obergeschossen der repräsentativen Eckhäuser an der Friedrichstraße und an den Vier Wällen sowie später an den Architektur-Ikonen der Kaiserzeit vor. Pilaster wurden auch an kleineren, zweigeschossigen Wohnhäusern angewendet und verliehen den Fassaden ein verfeinertes Relief. 7m > > Abb. 5.0_106 (links unten) Mittelbau/ Pilaster < 8m > < 10m > Die heute noch erhaltenen Pilasterhäuser befinden sich zumeist in schlechtem Zustand. Aufgrund falscher Putzarten und Anstriche wurde die raffinierte Wirkung der Pilaster aufgehoben. Aufgelegte, zweigeschossige Pilaster können einer Putzfassade mehr Relief verleihen. Dabei ist zu beachten, dass die Pilaster schmaler sind als das Fensterraster und dadurch eine Mehrschichtigkeit entsteht. In der ersten Nachkriegsmoderne wurde das Thema des Fassadenreliefs neu interpretiert in zahlreichen Ausformungen der Rasterfassade. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_108 (rechts) Vorbild Anstrich Die Restauriertung eines friederizianischen Hauses in Potsdam zeigt, welche Wirkung und Plastizität mit einem korrekten Anstrich erzielt werden kann. Aufgrund farbhistorischer Untersuchungen erhielten die Pilaster hier eine Sandsteinfarbe, die ebenso wie die helleren Dekorationen auf eine etwas dunklere Basisfarbe aufgelegt ist. 344 5.5.3 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STRASSeN UND HÄUSeR - GRUNDPRINZIPIeN - TRAUFe Abb. 5.0_112 (links): heller Anstrich Zahnleisten bzw. Konsolen sind deutlich erkennbar. Abb. 5.0_113 (rechts): dunkler Anstrich Das Verfeinerung des Reliefs der Traufe ist nicht mehr erkennbar. Die Traufe verliert ihre räumliche Wirkung. Abb. 5.0_114 (rechts): profilierte Holzverkleidung Die Holzverkleidung der Traufe schließt den Straßenraum ab und zeigt deutliche Plastizität. Durch den dunklen Anstrich verliert die Traufe den Zusammenhang mit der Fassadenarchitekur. Abb. 5.0_109 (links oben) Typische Ausbildung der Traufe Abb. 5.0_110 (oben) Traufe eines typischen Krefelder Hauses 07 Abb. 5.0_111 (links unten) Traufe konstituierende Architektur Die Traufe des Krefelder Hauses kragt leicht aus und bildet den vertikalen Abschluss des Straßenraumes. Der Dachüberstand zwischen Fassade und Regenrinne ist mit Holz verkleidet und mehrfach profiliert. Verzierungen wie Zahnleisten kommen häufig vor. Der Anstrich des Traufgesimses ist ebenso wie die horizontalen Gesimse an der Fassade in einem hellen Farbton hervorzuheben. Ein dunkler Anstrich der Traufe konterkariert ihre räumliche Wirkung: ihre Profilierung ist nicht mehr lesbar. Die Traufhöhe ist sowohl architektonisch als auch städtebaulich von großer Wichtigkeit, siehe dazu die Beschreibung der räumlichen Systeme. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE cornice ABweIcHUNGeN Die konstituierende Traufhöhe ist für die Lesbarkeit der räumlichen Systeme essentiell. Wo Investoren vermietbare Flächen maximalisieren wollen, steht die historische Traufhöhe unter Druck. Wo bereits Abweichungen stattfanden, wie z.B. an der Sankt-Anton-Straße, an der Rheinstraße oder dem südlichsten Abschnitt der Friedrichstraße ist zu sehen, wie nachteilig sich eine Abweichung von der konstituierenden Traufhöhe auf den Stadtraum und auf das Stadtbild auswirken kann. Abb. 5.0_115 (links): Rasterfassade Die Traufe ist als Teil des Fassadenreliefs entworfen und hat dementsprechend auch dieselbe Farbe wie die aufgelegten Pilaster. Abb. 5.0_116 (rechts): sichtbare Dachsparren Hier fehlt die Holzverkleidung der Traufe. Die rustikale Dachuntersicht bezieht sich zu wenig auf den Abschluss des Straßenraums. Im Gestaltungsvorbild zu Dissonant 6 Theaterplatz (s. 5.6.3) wird der gestalterische Umgang mit solch einer Abweichung aufgezeigt. 345 5.5.3 a GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STRASSeN UND HÄUSeR - GRUNDPRINZIPIeN - GIeBeL UND DAcHGAUBeN a+/- a >a b>a Abb. 5.0_119 (rechts) kompakte, vertikale Dachgaube Positive Beispiele für Dachgauben sind in der Krefelder Innenstadt kaum zu finden. In der Innenstadt von Utrecht realisierte das Büro Diederendirrix für den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses kleine, kompakte Gauben mit flacher Abdeckung. Sie sind in derselben Farbigkeit und Materialität wie die Dacheindeckung ausgeführt und lassen die Dachform intakt. a a a a Abb. 5.0_120 (rechts) barocke Dachgaube mit Giebel Bei zweigeschossigen barocken Typenhäusern ist auch eine Gaube mit einem Giebel denkbar, sofern es sich um eine angemessene, sorgfältig entworfene Interpretation des historischen Vorbilds handelt. Abb. 5.0_117 Dachgauben Dachgauben sind auf die Fassadenarchitektur abgestimmt. Sie liegen mindestens zwei, besser drei Dachpfannen zurück von der Traufe aus gesehen. Dachgauben sind dem Dach untergeordnet. Dementsprechend haben sie niemals ein liegendes Format. Mehrere Einzelgauben in der stehenden Proportion der darunter liegenden Fenster sind denkbar. Dabei soll die Dachfläche deutlich lesbar bleiben. Materialität Die Dachgaube ist im selben Farbton wie die Dachfläche auszuführen, um so wenig wie möglich aufzufallen. Historische Giebel und Gauben mit Satteldach stellen eine Ausnahme dar. Bei Neubauprojekten sind sie jedoch nicht zulässig. Abb. 5.0_118 (links unten) Dachgauben kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_121 (rechts) breite, horizontale Dachgaube Wird die Dachgaube zu breit, unterbricht sie die Form des Daches und beeinträchtigt das Straßenbild. Horizontale Dachgauben sind nur dort zulässig, wo sie nicht vom öffentlichen Raum aus sichtbar sind. Die Front einer Dachgaube sollte aus einem Fenster bestehen und keine geschlossenen Fassadenelemente enthalten. 346 5.5.3 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STRASSeN UND HÄUSeR - GRUNDPRINZIPIeN - MATeRIAL UND FARBe Abb. 5.0_122 (rechts) Positive Vorbilder Putz Bei einem barocken Typenhaus in Potsdam wird Putz in mehreren Schichten von grob nach fein auf den massiven Untergrund aufgebracht. Die oberste Putzschicht bildet eine weiche Haut. Dekorationen werden aufgeputzt. Die Faschierungen um die Fenster bilden ein subtiles Relief auf der Fläche der Fassade. Abb. 5.0_123 und 124 (rechts) Positive Vorbilder Türen Der Hauseingang ist mit einer Umrandung deutlich herausgestellt, wobei die Umrandung mit einer subtilen Schattenlinie vom Fassadenputz abgesetzt ist. Die Haustür liegt tief in der Fassade und ist aus Holz und vorzugsweise in einem Ton lackiert, der dunkler ist als die Fassade. Abb. 5.0_125 und 126 (rechts) Positive Vorbilder Sockel Der niedrige Sockel ist etwa 60cm hoch und aus Naturstein oder in einem warmgrauen Mittelton gestrichenen Sperrputz. Der Sockel ist vom Fassadenputz abgesetzt durch eine größere Tiefe und/ oder ein Profil mit Schattenwurf bzw. eine Schattenfuge. Der Sockel besitzt eine rauhe, matte Textur. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_127 und 128 (rechts) Negative Vorbilder Material Mit Plattenverkleidung ist die Fassade keine Haut mehr, sondern im besten Fall ein umgehängtes Kleid. Die Fassade wirkt nicht mehr körperhaft massiv und wird auf ein abstraktes Konzept reduziert. Auch mit Wärmedämmverbundsystem wird die Weichheit, aber auch die Verfeinerung der massiven konstituierenden Fassaden nicht erreicht. Abb. 5.0_129 und 130 (rechts) Negatives Vorbild Türumrandung Die keramische Umrandung der Haustür stellt zwar eine originelle Interpretation der konstituierenden Architektur dar. Durch die niedrigwertige Kunststofftür und aufgesetzten Briefkästen aus Kunststoff wird die Architektur der 50er Jahre jedoch schwer beeinträchtigt. In der Variante mit Wärmedämmverbundsystem ging die Umrandung der Tür verloren. Die Abstraktion und Verflachung wird durch die weiße Tür noch verstärkt. Abb. 5.0_131 und 132 Negative Vorbilder Sockel Wo der Sockel deutlich höher ausgeführt wurde, wirkt er unproportioniert. Die im Nachhinein angebrachten Fliesen aus polierten Granitplatten bilden einen unangenehmen Kontrast mit der weichen Textur des Fassadenputzes. Der obere Abschluß zeigt deutlich, wie dünn die verwendeten Platten bzw. Fliesen sind und weist dadurch eine niedrigwertige Ausstrahlung auf. 347 5.5.3 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S STRASSeN UND HÄUSeR - GRUNDPRINZIPIeN - MATeRIAL UND FARBe Abb. 5.0_133 (links) crefeld von Norden, kolorierter Stich 1823 Abb. 5.0_134 (unten) Schematische Darstellung Material, Farbigkeit und Architektur + + + = + = 00 01 02 03 04 GRUNDTON DReITeILUNG - GeSIMS - MITTeLBAU - SOcKeL VeRTIKALe GLIeDeRUNG FeNSTeR UND TÜReN DeKORATION warme Pastell- oder erdtöne Zwar werden in den bestehenden Gestaltungssatzungen Pastelltöne vorgeschrieben. Vermutlich war die Stadt der Straßen und Häuser eher in mineralischen Weiss- und Erdtönen gestrichen als in bunten Farben. Das gewünschte Bild sollte deutlich enger definiert werden. Klassische Dreiteilung Sockel sind als Schutz gegen Verschmutzung der Fassade in dunklem Naturstein (Basalt) oder in einem Sperrputz mit dunklem, warmgrauen Anstrich auszuführen (z.B. Hellbezugswert 20-30). Die Umrandung des Hauseingangs ist als gestalterische Einheit mit dem Sockel zu betrachten. Vertikale Gliederung Pilaster bilden eine auf die Grundfarbe gelegte architektonische Schicht. Sie stehen wie ein klassischer Tempel auf einem Sockel und tragen ein Gesims. Die Farbe sollte eine eher helle Natursteinfarbe (z.B. Sandstein) oder einen gebrochenen Weisston haben, der vom dunkleren Grundton hervorsticht. Ein Pastellton ist z. B. ein zarter, heller Farbton mit einem Hellbezugswert von etwa 40-70 bei einem feinen Oberputz. Die Putzoberflächen bei Bauten der Nachkriegsmoderne erfordern hellere Farbtöne, weil sie durch die grobere Putzstruktur etwas dunkler erscheinen. Das Gesims erhält einen helleren Farbton (z.B. Hellbezugswert 80), sodass seine Profilierung gut lesbar bleibt. Ein dunkleres Gesims ist nur im Ausnahmefall zulässig, und wenn die Farbe hell genug bleibt, um die Profilierung des Gesimses deutlich lesbar zu halten. Die Umkehrung dieser räumlichen Grundregel, nämlich heller Grundton und dunkles Relief und Gesims, ist nur im Ausnahmefall zulässig, und wenn die Farbe hell genug bleibt, um die Profilierung der Pilaster deutlich lesbar zu halten. Fassadenanstriche sind grundsätzlich in Mineralfarben (z.B. Keim) auszuführen, die einen stumpfen, matten Effekt hervorrufen. Dispersions- oder Silikonharzbindemittel sind nicht für Fassadenanstriche in einem historischen Kontext geeignet. Zwischen Sockel und Gesims liegt der Mittelbau im vorgenannten Grundton. Zu starke Kontraste sind generell zu vermeiden, da diese die Plastizität der Fassade konterkarieren bzw. im schlimmsten Falle zur Karikatur degradieren. Zu starke Kontraste sind generell zu vermeiden, da diese die Plastizität der Fassade konterkarieren bzw. im schlimmsten Falle zur Karikatur degradieren. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Fenster und Türen Fenster und Türen sind aus Holz und fein profiliert. Kunststofffenster sind nicht zulässig. Es wird empfohlen, die Fenster in einem etwas dunkleren Farbton zu streichen als der Grundton der Fassade. Auf den frühesten farbigen Abbildungen der Stadt der Straßen und Häuser sind die Fenster vor allem in Brauntönen gestrichen. Fensterläden sind farbig (braun, grün, blau) im selben Farbton wie die Faschierungen um die Fenster herum. Die Haustür ist deutlich dunkler als der Grundton der Fassade, bzw. in dunkel lasiertem Holz gehalten. Eile ist geboten bei einer farbhistorischen Untersuchung der wenigen, noch in der Innenstadt erhaltenen Holzfenster und -türen. Die Objekte aus der ersten Nachkriegsmoderne sind dabei ausdrücklich eingeschlossen. Farbkonzept Worin die Farbigkeit der Stadt der Straßen und Häuser bestand, kann nur durch farbhistorische Untersuchungen ermittelt werden. Auf den ältesten farbigen Abbildungen der historischen Stadt sind vor allem gebrochene Weisstöne und Erdtöne als Grundfarbe zu sehen. Die fachkundige Begleitung durch die Denkmalbehörde wird nicht nur bei denkmalgeschützten Häusern empfohlen, sondern auch bei den vielen Häusern aus den konstituierenden Zeitschichten und aus der ersten Nachkriegsmoderne, die bisher nicht unter Schutz stehen, aber durch ihre Substanz identitätsstiftend sind. Farben können nur bedingt am Reißbrett geplant werden. Ein möglichst großes Farbmuster vor Ort ist Voraussetzung für eine gute Beurteilung der dreidimensionalen Wirkung eines Anstrichs. 348 5.5.4 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S VIeR wÄLLe - GRUNDPRINZIPIeN DeR FASSADeNKOMPOSITION a b ac b c b ca b a + 1:2 2:3 3:4 1:1 + a b 2a b 2a b 2a b a 00 01 02 03 04 KLASSIZISTIScHe FASSADeNKOMPOSITION DReITeILUNG - GeSIMS - MITTeLBAU - SOcKeL VeRTIKALe GLIeDeRUNG FeNSTeR UND TÜReN STADTHAUS Harmonische Proportionen Die klassischen ‘musikalischen’ Maßverhältnisse 1:1, 2:3, 3:4, 1:2 sind in der neoklassizistischen Architektur entlang der Vier Wälle überall zu finden. Sie wurden frei und in verschiedensten Kombinationen angewendet, um ein harmonisches Resultat zu erzielen. Klassische Dreiteilung Entlang der Vier Wälle sind die Fassaden der konstituierenden Bebauung eingeteilt in einen zumeist geschosshohen, plastisch durchgebildeten Sockel, Mittelbau und Gesims. Das Sockelgeschoss ist deutlich höher ausgebildet als die Obergeschosse. Die Grundprinzipien dieser einzelnen Elemente, sowie ihre Materialität und Farbe, werden auf den folgenden Seiten erläutert. Vertikale Gliederung Die neoklassizistischen Fassaden folgen - wie ihre barocken Vorgänger - einem einfachen Schema zwischen offenen und geschlossen Flächen, wobei die Fenster immer deutlich breiter sind als ihr Zwischenraum. Oft wurden diesem Fassadenraster Pilaster vorgelagert, die in der Fassade des Mittelbaus einen untiefen Mittelrisalit abbilden, der mit einem verzierten Giebel oder Gesims seine Beendigung findet. Auch hier sind die Pilaster über zwei Geschosse ausgebildet. Bei den dreigeschossigen Bauten entlang der Vier Wälle stehen sie dementsprechend auf dem rustitzierten Sockelgeschoss. 02b kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE HORIZONTALe GLIeDeRUNG (Text siehe nächste Spalte) Fenster und Türen Öffnungen in der Fassade sind niemals nur ‘Löcher’, sondern durch Faschen bzw. profilierte Umrandungen deutlich betont. Die Höhe der Fenster nimmt nach oben hin ab. Horizontale Gliederung Die Horizontale wird hier oftmals noch durch Gesimse betont, zum Beispiel in der Form durchlaufender Fensterbänke. Die Grundprinzipien dieser einzelnen Elemente sowie ihre Materialität und Farbe, werden auf den folgenden Seiten erläutert. Materialität Fenster und Türen sind aus Holz und fein profiliert. Sie sind klar lackiert oder mit einem farbigen Anstrich versehen, siehe auch Material und Farbe. Kunststofffenster sind nicht zulässig. Stadthäuser Entlang der Vier Wälle ist das repräsentative Stadthaus der Grundbaustein. Die Gestaltung Putzfassade folgt klassischen Vorbildern und ist von einer unaufgeregten, wohlproportionierten Eleganz. Erker kommen sind in der Straßenfassade grundsätzlich unzulässig. Balkone sind als Abschluss des Sockelgeschosses zu gestalten. Balkone oberhalb des ersten Obergeschosses sind grundsätzlich unzulässig. Abb. 5.0_135 Schematische Darstellung der Grundprinzipien der Fassadenkomposition 349 5.5.4 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S VIeR wÄLLe - GRUNDPRINZIPIeN - SOcKeLGeScHOSS Abb. 5.0_138 und 139 (links) Sockelgeschoss des Stadtschlosses Das Sockelgeschoss der vormaligen Gartenfassade liegt heute am Westwall. Es ist mit kräftigen horizontalen Schattenfugen plastisch gestaltet. Abb. 5.0_136 westwall 2 konstituierende Bebauung Das Sockelgeschoss des bürgerlichen Wohnhauses ist mit Schattenfugen plastisch gestaltet. Hinzu kommt ein Brüstungsgesims und kräftige Fensterumrandungen. Abb. 5.0_140 und 141 (links) Stadthäuser, westwall 128 und 205 Die plastisch durchgestalteten Sockelgeschosse der neoklassizistischen- und Gründerzeitfassaden entlang der Vier Wälle sind für das Stadtbild von besonderem Wert. Desto wichtiger ist es, die räumliche Wirkung des Anstriches in ihrer Relation zu Aufbau und Gliederung der Architektur gut zu verstehen und korrekt anzuwenden, siehe auch Material und Farbe. Abb. 5.0_137 (links unten) Sockelgeschoss konstituierende Architektur Entlang der Vier Wälle ist der Sockel reicher ausgebildet als in den Nebenstraßen. Der Sockel ist höher als in der Stadt der Straßen und Häuser und nimmt häufig ein ganzes Geschoss ein. Er ist deutlich akzentuiert und von einer reichen Plastizität. Die Geschosshöhe des Erdgeschosses ist deutlich höher als die der Obergeschosse. Das Sockelgeschoss und seine Öffnungen sind als plastische Einheit entworfen. Die Haustür liegt tiefer in der Fassade als die Fenster. Der Sockel ist monolithisch in robustem Putz oder Naturstein ausgebildet. Die Oberfläche ist rauh und matt. Verkleidungen aus dünnen Natursteinplatten oder sonstigem Plattenmaterial oder Keramik sind nicht zulässig. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_142 (links) Sockelgeschoss in Potsdam Vorbild Plastizität durch Anstrich Die Restaurierung eines friderizianische Gebäudes in Potsdam zeigt, welche Wirkung und Plastizität mit einem korrekten Anstrich erzielt werden kann. Aufgrund farbhistorischer Untersuchungen erhielten die vorspringenden Formen eine hellere Farbe, die klar hervorspringt gegenüber dem dunkleren Grundton. Abb. 5.0_143-145 (rechts) Interpretation der 50er Jahre In der ersten Nachkriegsmoderne wurde das historische Sockelgeschoss neu interpretiert. Wo zuvor verputztes Mauerwerk rustiziert wurde ist der Sockel jetzt tatsächlich mit Naturstein verkleidet. Die Textur ist rauh und matt. Die Umrandung der Fenster und des Hauseingangs bleibt ein wichtiges Entwurfsthema. Die Haustüre liegt deutlich tiefer in der Fassade und hat eine dunklere Farbe als die Fassade selbst. 350 b 5.5.4 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S VIeR wÄLLe - GRUNDPRINZIPIeN - MITTeLBAU/FeNSTeR a 0.75x 1.5a x x x 0.75x 0.75x x x a x 1.5a 0.75x x 1.5x 0.75x x 1.5a 0.75x 1.5x x 0.75x x 0.75x 1.5a 1.5a 1.5a x 2x 1.5x 1.5a 2x 1.5a x 1.5a 1.5x 1.5a 1.5x 1.5x 1.5a 1.5x 1.5x x x 1.5a x 2x x 1.5x a 1:2 x 2a b 2a a a 1.5x 1:2 1:2 x 1:2 2x 1:2 1:2 2:3 1.5x 1:2 x 1:2 2x 2:3 b 1:2 1:2 2:3 1.5x 2:3 x 2:3 2x 1.5a 1.67a 1.5a 1.67a b 1.5a 1.67a 2:3 2x b 2x b 2a b a a Abb. 5.0_146 Typisches Raster konstituierende Bebauung Die Fassaden entlang der Vier Wälle wurden auf Basis eines Rasters entworfen. Die Proportionen sind klassisch und werden vielfach variiert. s a a pilaster pilaster pilaster grid a a x 1.5x x x 2x x 1.5x 1.5x x x 1.5a 1.5x x 1.5a x 1.5x x 1.5x 1.5x 1.5x 1.5a 1.5a x x x 1.3x x x 1.5x 1.5a 2x 2x x 1.5a 2x x Fensterbänke bilden mit den Faschen bzw. Umrandungen der Fenster eine gestalterische Einheit. 3x x 3x x 1.5a 3x x 1.5a 3x Die Fensterumrandungen und Konsolen sind in Putz oder massivem Naturstein ausgeführt, in der Ansicht mindestens 40mm breit und in ihrer Textur deutlich vom Fassadenputz abgesetzt. Natursteinoberflächen sind rauh und window matt. opening opening opening pilaster window articulations window articulations opening articulations Verkleidungen aus dünnen und/oder polierten Natursteinplatten oder sonstigem Plattenmaterial oder Keramik sind nicht zulässig. x x x x 1.3x 1.5x 1.3x 1.5x 1.3x 1.5x Abb. 5.0_148 (oben) Fenster Die Öffnungen sind keine abstrakten ‘Löcher’ in der Fassade, sondern durch Faschen bzw. profilierte Umrandungen klar definiert und gegliedert. Mit aufgesetzten Konsolen und Aedikulen werden sie visuell überhöht. x a 1.5a 2a 1.75a 1.5a 2a a 1.5a 2a a Abb. 5.0_147 (unten) Mittelbau articulations articulations articulations window articulations existing existing examples existing articulations examples examples existing examples Abb. 5.0_150 (oben) Abb. 5.0_151 (oben) Fensterfaschen und Konsolen aus Putz am Fensterfaschen aus Naturstein am ersten Südflügel des Rathauses Stadtschloss Durch den einheitlichen hellen Anstrich ist die Eine moderne Interpretation der barockArchitektur schwierig zu lesen. klassizistischen Fensterdetails findet sich im ersten Rathausanbau von Josef Walter Hollatz. b Abb. 5.0_149 (rechts) Fenster Fenster und Türen sind aus Holz und fein profiliert. Kunststofffenster sind nicht zulässig. 2a 0,6m Abb. 5.0_152 (oben) Interpretation der 50er Jahre In der ersten Nachkriegsmoderne wurden die historischen Elemente und Details neu interpretiert. Die zuvor aufliegende Fensterfasche wurde hier schmaler und leicht zurückliegend ausgeführt mit einem rauhen Zementputz, der sich noch immer deutlich vom Fassadenputz unterscheidet in Farbe und Textur. Statt der neoklassizistischen Pilaster und Architrave wurde jetzt ein Raster aus Naturstein zur Gliederung der Fassade aufgelegt. Abb. 5.0_153 (ganz oben) Zeitgenössische Interpretation Die Rasterfassade ist auch in der zeitgenössischen Architektur ein Mittel, um der Fassade mehr Relief und Schattenwirkung zu verleihen. a kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 351 5.5.4 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S VIeR wÄLLe - GRUNDPRINZIPIeN - MITTeLBAU/ PILASTeR + a b ac Abb. 5.0_154 und 155 westwall 4, konstituierende Bebauung Der Mittelteil der Fassade wird durch aufgelegte Pilaster und Architrave bzw. Gesimse subtil hervorgehoben. Ein untiefer Balkon mit geschmiedetem Gitter bildet die untere Begrenzung, nach oben hin ist das Gesims mit kräftigen Konsolen hervorgehoben. Abb. 5.0_156 (unten) Gliederung durch aufgelegte Pilaster b c b ca b a 01 02 03 VeRTIKALe GLIeDeRUNG, MITTeLRISALIT PILASTeR, FeNSTeR UND TÜReN STADTHAUS Abb. 5.0_157 (oben) Kompositionsprinzip Pilaster In der neoklassizistischen Architektur entlang der Vier Wälle wurde die Kolossalordnung zweigeschossiger Pilaster oberhalb des Sockelgeschosses vielfach angewendet. Häufig wurden Pilaster auch angewendet, um den Mittelteil der Fassade herauszustellen und mit einem verfeinerten Relief zu betonen. Die vielen bis heute noch erhaltenen Häuser befinden sich zumeist in gutem Zustand. Aufgrund falscher Putzarten und Anstriche wurde die raffinierte Wirkung des aufgelegten Reliefs jedoch vielfach aufgehoben. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_158 und 159 westwall 128, konstituierende Bebauung Der mittlere Teil der Fassade wird hier nach oben hin mit einem klassischen Giebel beendet. Die Dachgaube des linken Nachbarn demonstriert eindrucksvoll, dass Gestaltungsregeln für Dachgauben im Gebiet der Vier Wälle notwendig sind, um die Ausstrahlung der klassizistischen Architektur vor Verunstaltungen zu schützen. 352 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S VIeR wÄLLe - GRUNDPRINZIPIeN - MITTeLBAU/RASTeR Abb. 5.0_162, 163 und 164 (links) Rasterfassaden am Ostwall Die plastisch durchgestalteten Rasterfassaden der ersten Nachkriegsmoderne nehmen das neoklassizistische Thema der Kolossalordnung mit Pilastern auf und interpretieren es neu. Die Materialität wird vielfältiger, bleibt aber weich in ihrer Textur. Abb. 5.0_160 Ostwall 187 Abb. 5.0_165 und 166 (rechts) Vorhangfassaden am Ostwall Bei Neubauten am Ostwall wurden harte, dünne Platten verwendet, sowohl für die ‘Pilaster’ als für die dazwischen liegenden Flächen. Es fehlen Relief und Textur. Die vertikalen Streifen haben weder eine obere noch eine untere architektonische Beendigung und laufen gewissermaßen ‘ins Leere’. Abb. 5.0_161 (links) Prinzip Rasterfassade Die Kolossalordnung aufgelegter zweigeschossiger Pilaster sind auch an dreigeschossigen Wohnhäusern zu finden. Die Pilaster stehen dann auf einem soliden Sockelgesschoss. Auch in der ersten Nachkriegsmoderne wurde das Motiv zahlreich aufgegriffen und variiert zu einem verfeinerten Relief, der typischen Rasterfassade. Oftmals wurden noch weitere Obergeschosse hinzugefügt. Durch die geringere Geschosshöhe konnte die konstituierende Traufhöhe zumeist eingehalten werden. Abb. 5.0_167 (rechts) Postmoderne Fassade am Ostwall Hier werden klassische Prinzipien zitiert. Durch die geringe Höhe des Erdgeschosses in Relation zum dreigeschossigen Mittelbau ergibt sich jedoch ein unproportioniertes Bild. Durch die Flachheit der verwendeten Materialien wird die Fassade zur Karikatur ihrer Vorbilder. Das Raster wurde jetzt nicht unbedingt in der Farbigkeit, sondern vor allem in seiner Materialität (Sichtbeton, Ziegel) abgesetzt von seinem Hintergrund, der als Putzfläche oder zuweilen auch mit einer keramischen Verkleidung ausgeführt wurde. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 353 5.5.4 Abb. 5.0_168 (oben) typisches Traufgesims, Vier Wälle GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S VIeR wÄLLe - GRUNDPRINZIPIeN - TRAUFe Abb. 5.0_170 (oben) barock-klassizistisches Traufgesims mit Zahnleiste, Stadtschloss, Vier Wälle Abb. 5.0_169 (links unten) Traufgesims Die Traufe eines neoklassizistischen Hauses entlang der Vier Wälle kragt weit aus und bildet den vertikalen Abschluss des Straßenraumes. Die Regenrinne ist mit Holz verkleidet und mehrfach profiliert. Verzierungen wie Zahnleisten und Konsolen kommen häufig vor, oft auch in Kombination mit einem umlaufenden Fries, der die Fassade vertikal abschliesst. Der Anstrich des Traufgesimses ist ebenso wie die übrigen horizontalen Gesimse an der Fassade mit einem helleren Ton hervorzuheben. Die Traufhöhe ist sowohl architektonisch als auch städtebaulich von großer Wichtigkeit, siehe dazu die Beschreibung der räumlichen Systeme unter 5.4.4. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_171 und 172 barock-klassizistische Traufgesimse mit Konsolen in Potsdam Abb. 5.0_173 und 174 neoklassizistische Traufgesimse, Krefeld Die Traufgesimse der konstituierenden Bebauung kragen weit aus und sind reich profiliert und verziert mit Zahnleisten und Konsolen. Abb. 5.0_175 und 176 Traufgesims 30er Jahre Die Traufe des ersten Südflügels des Rathauses von Joseph Walter Hollatz wurde in Naturstein, aber mit deutlich reduzierter Profilierung und Dekoration ausgebildet. Der für die Architektur entlang der Vier Wälle typische Fries unter der Traufe entfällt. Abb. 5.0_177 und 178 Traufgesims 50er Jahre Die Traufe des zweiten Südflügels des Rathauses von Hans Volger (unteres Bild) nähert sich wieder dem Original in Proportion und Profilierung. Auch die plastisch wirkungsvolle Anwendung der Farbtöne ist der historischen Architektur entliehen. Die charakteristische Traufe einer Wohnbebauung mit Staffelgeschoss am Ostwall (oberes Bild) zeigt, wie in der ersten Wiederaufbauphase die konstituierenden Traufhöhen aufgenommen wurden und so der Stadtraum intakt blieb. Hier ersetzt die verspielte Gestaltung des Geländers das dekorative Gesims bzw. Fries. Der Ausbau des Dachgeschosses ist der Wohnungsnot geschuldet, führt aber nicht zur Erhöhung der Traufe, die für den öffentlichen Raum entscheidend ist. 354 5.5.4 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S VIeR wÄLLe - GRUNDPRINZIPIeN - DAcHGAUBeN UND GIeBeL a a a+/- b b b b b b Abb. 5.0_180 Dachgauben, Vier Wälle a Abb. 5.0_181 (links unten) Dachgauben Dachgauben sind auf die Fassadenarchitektur abgestimmt. Sie liegen mindestens zwei, besser drei Dachpfannen zurück von der Traufe aus gesehen. Dachgauben sind dem Dach untergeordnet. Dementsprechend haben sie niemals ein liegendes Format. Mehrere Einzelgauben in der stehenden Proportion der darunter liegenden Fenster sind denkbar. Dabei soll die Dachfläche deutlich lesbar bleiben. Materialität Die Dachgaube ist im selben Farbton wie die Dachfläche auszuführen, um so wenig wie möglich aufzufallen. Historische Giebel und Gauben mit Satteldach stellen eine Ausnahme dar. Bei Neubauprojekten sind sie jedoch nicht zulässig. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE a b 2a a a Abb. 5.0_182 und 183 (oben) Positive Beispiele für Dachgauben sind in der Krefelder Innenstadt kaum zu finden. In der Innenstadt von Utrecht realisierte das Büro Diederendirrix für den Neubau eines Wohnund Geschäftshauses (oberstes Bild) kleine, kompakte Gauben mit flacher Abdeckung. Sie sind in derselben Farbigkeit und Materialität wie die Dacheindeckung ausgeführt und lassen die 0,6m Dachform intakt. Darunter ist ein Neubau in der Innenstadt von Amsterdam nach einem Entwurf der Architecten Cie zu sehen. Beide Projekte passen sich in die konstituierende Architektur der Innenstadt ein und sind zugleich als zeitgenössische Bauten lesbar. Abb. 5.0_184 und 185 (rechts unten) Negativbeispiele für Dachgauben, die durch ihre Breite die Dachlandschaft beeinträchtigen. 355 5.5.4 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S VIeR wÄLLe - GRUNDPRINZIPIeN - MATeRIAL UND FARBe Abb. 5.0_186 (rechts) Positives Vorbild Anstrich Die Restaurierung eines friderizianischen Hauses in Potsdam zeigt, wie ein untiefes Relief durch subtile Farbunterschiede im Anstrich plastischer wirken kann. Die neuen Holzfenster wurden nach historischen Vorbildern angefertigt und in einem Farbton aus der Farbfamilie des Sockelgeschosses gestrichen. Die verschiedenen Elemente der Fassade bilden eine Einheit. Abb. 5.0_189 und 190 (rechts) negative Vorbilder Sockelgeschoss Mit einer Fassadenbekleidung in Plattenmaterial (ganz rechts) wird die Fassade auf ein abstraktes Konzept reduziert. Durch die flache Anordnung der Fenster fehlt der Fassade räumliche Tiefe. Visuelle Reize bleiben auf das Fugenbild der Platten beschränkt. Auch beim Anbringen eines Wärmedämmverbundsystems kann die Verfeinerung und Tiefe einer Fassade verlorengehen. Die Abstraktion und Verflachung wird durch die zu dünne Fensterbank und die weißen Fenster noch verstärkt. Abb. 5.0_191 (links) Positives Vorbild Sockelgeschoss Das plastische Fassadenrelief des Sockelgeschosses wurde bei einem Neubau in Potsdam originell interpretiert. Abb. 5.0_187 (rechts) Positives Vorbild Rustizierung Die Rekonstruktion eines friderizianischen Hauses in Potsdam zeigt, wie dem Sockelgeschoss fachkundig Plastizität verliehen werden kann. Abb. 5.0_191 (rechts) Negatives Vorbild Sockelgeschoss Obgleich es sich hier um eine durchaus erhaltenswerte Lösung der ersten Nachkriegsmoderne handelt, ist die keramische Verkleidung zu kleinteilig geraten. Die niedrigwertige Kunststofftür beeinträchtigt das Bild schwer. Abb. 5.0_193 (links) Positives Vorbild Sockelgeschoss Hier wurde das Thema der verschiedenen Texturen und des Schattenwurfs im Putz wirkungsvoll neu interpretiert. Abb. 5.0_188 (rechts) Positives Vorbilder Putz Die Fassade wurde durch tiefe Schattenfugen in horizontale Streifen eingeteilt. Die Flächen wurden abwechselnd glatt und rustikal bearbeitet ausgeführt, um den Effekt und Schattenwurf gestockten Natursteins zu erreichen. SOcKeLGeScHOSS kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_194 (rechts) Negatives Vorbild Sockelgeschoss Hier wurde das Sockelgeschoss mit großformatigen Natursteinplatten und ohne betonte Fugen verkleidet. Das Sockelgeschoss hat jeglichen Zusammenhang mit der darüberliegenden Fassade verloren. 356 5.5.4 GeSTALTUNGSReGeLN ARcHITeKTUR S VIeR wÄLLe - GRUNDPRINZIPIeN - MATeRIAL UND FARBe + + + = 00 01 02 03 04 GRUNDTON DReITeILUNG - GeSIMS - MITTeLBAU - SOcKeL VeRTIKALe GLIeDeRUNG FeNSTeR UND TÜReN DeKORATION warme Pastell- oder weisstöne Zwar werden in den bestehenden Gestaltungssatzungen Pastelltöne vorgeschrieben. Neoklassizistische Häuser entlang der Vier Wälle waren wahrscheinlich in mineralischen Weisstönen gestrichen. Erst mit der Gründerzeitbebauung wurde es vermutlich etwas bunter. Das gewünschte Bild sollte deutlich enger definiert werden. Es wird dringend empfohlen, für das räumliche System der Vier Wälle ein farbhistorisches Konzept aufstellen zu lassen. In jedem Fall sollte bei einem neuen Anstrich eines konstituierenden Einzelgebäudes (siehe blau markierte Objekte in Karte S1 und 2 in Schritt 3 - Bewertung) oder eines Baus der ersten Nachkriegsmoderne (siehe grün markierte Objekte) eine farbhistorische Untersuchung durchgeführt werden, auch wenn es sich nicht um ein denkmalgeschütztes Haus handelt. So kann langfristig ein Archiv als Basis für einen Krefelder Farbfächer angelegt werden. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Horizontale Gliederung Die Bebauung entlang der Vier Wälle ist im Allgemeinen höher und repräsentativer ausgebildet als die Bebauung der dazwischen liegenden Straßen. Die klassische Dreiteilung besteht dementsprechend in einem geschosshohen Sockel, dem Mittelbau und einem dekorativen, deutlich höheren Gesims. Innerhalb des Sockelgeschosses findet - ähnlich wie bei den Schaufenstern der Stadtkrone wiederum eine Dreiteilung statt. Ein Sockel von etwa 60cm Höhe dient als Schutz gegen Verschmutzung der Fassade und ist in dunklem Naturstein (Basalt) oder in einem Sperrputz mit dunklem, warmgrauen Anstrich auszuführen. Das Sockelgeschoss endet in einem Gurtgesims. Die Umrandung des Hauseingangs und der Fenster ist als gestalterische Einheit mit dem Sockel zu betrachten. Vertikale Gliederung Pilaster bilden eine auf die Grundfarbe gelegte architektonische Schicht. Sie stehen wie ein klassischer Tempel auf einem Sockel und tragen ein Gesims. Die Farbe sollte eine eher helle Natursteinfarbe (z.B. Sandstein) haben, die vom dunkleren Grundton deutlich hervorsticht. Die Umkehrung dieser räumlichen Grundregel, nämlich heller Grundton und dunkles Relief und Gesims, ist zwar denkbar, darf aber die Plastizität der Fassade nicht konterkarieren bzw. durch zu große Kontraste zur Karikatur degradieren. Fenster und Türen Fenster und Türen sind aus Holz und fein profiliert. Kunststofffenster sind nicht zulässig. Es wird empfohlen, die Fenster in einem etwas dunkleren Farbton zu streichen als der Grundton der Fassade. Die Haustür ist deutlich dunkler als der Grundton der Fassade, bzw. in dunkel lasiertem Holz gehalten. Eile ist geboten bei einer farbhistorischen Untersuchung der wenigen, noch in der Innenstadt erhaltenen Holzfenster und -türen. Die Objekte aus der ersten Nachkriegsmoderne sind dabei ausdrücklich eingeschlossen. Farbkonzept Die fachkundige Begleitung durch die Denkmalbehörde wird nicht nur bei denkmalgeschützten Häusern, sondern auch bei den vielen Häusern aus den konstituierenden Zeitschichten und aus der ersten Nachkriegsmoderne, die bisher nicht unter Schutz stehen, aber durch ihre Substanz identitätsstiftend sind. Fassadenanstriche sind grundsätzlich in Mineralfarben (z.B. Keim) auszuführen, die einen stumpfen, matten Effekt hervorrufen. Dispersions- oder Silikonharzbindemittel sind nicht für Fassadenanstriche in einem historischen Kontext geeignet. Farben können nur bedingt am Reißbrett geplant werden. Ein möglichst großes Farbmuster ist Voraussetzung für eine gute Beurteilung der dreidimensionalen Wirkung eines Anstrichs. Abb. 5.0_195 elemente Farbkonzept 357 5.6 GeSTALTUNGSVORBILDeR 5.6.1 DISSONANTeN - ARBeITSweISe S. 359 5.6.2 POLIZeIPRÄSIDIUM S. 361 5.6.3 THeATeRPLATZ S. 367 5.6.4 STADTKRONe S. 372 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 358 5.6.1 ARcHITeKTUR 4.3 RÄUMLIcHeS LeITBILD GeSTALTUNGSVORBILDeR DISSONANTeN - ARBeITSweISe ? DISSONANTeN RÄUMLIcHe SySTeMe Abb. 5.0_196 Arbeitsschritte Dissonanten BeweRTUNG + SwOT- ANALySe Die Standorte, an denen die Struktur und das Erscheinungsbild der konstituierenden Zeitschichten aufgrund späterer Transformationen stark verändert wurde, sind in Schritt 2 - Abgleich als ‘Dissonanten’ gekennzeichnet. Die im Folgenden beschriebene Methodik kann angewendet werden, um mehr Klarheit bezüglich der Entwicklungsstrategie für einen bestimmten Standort zu gewinnen. BeweRTUNG Die Bewertung der Dissonanten bildet die Grundlage für Entscheidungen zur künftigen städtebaulichen Herangehensweise an die jeweiligen Standorte. Vier der 27 markierten Standorte wurden in Schritt 3 – Bewertung exemplarisch beschrieben und bewertet: • Polizeipräsidium • Theaterplatz • nördliche Petersstraße • Durchbruch Dreikönigenstraße/Dr.Isidor-Hirschfelder-Platz. Damit wurde eine Methodik aufgezeigt, kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE wie auch für die Dissonanten der kulturhistorisch-städtebauliche Wert ermittelt werden kann. Wo ein Dissonant eine inhärente Logik und Qualität besitzt im Sinne eines Ensembles aus einer bestimmten Transformationsschicht, wird dieser positiv und dementsprechend als erhaltenswertes 'Stilzimmer' bewertet. Ist dies nicht der Fall, kann mittels einer SWOT Analyse untersucht werden, ob und wie der historische Stadtgrundriss wiederhergestellt werden kann. SwOT- ANALySe Mittels einer SWOT-Analyse wurde für die vier oben genannten - und nicht positiv bewerteten - Standorte exemplarisch untersucht, inwiefern eine Reparatur der historischen Stadtstruktur möglich und sinnvoll wäre. Dabei wurden zunächst die Stärken (strengths) und Schwächen (weaknesses) der heutigen Situation erfasst. Anschließend wurden die Möglichkeiten (opportunities) und Bedrohungen (threats) einer SwOT-ANALySe BeweRTUNG DISSONANTeN Rückbesinnung auf historische Strukturen inventarisiert. STADTRePARATUR Bei der Wiederherstellung der historischen Stadtstruktur der negatief bewertete Dissonanten sind die folgenden städtebaulichen und architektonischen Entwurfsgrundsätze zu beachten: • Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses entsprechend der historischen Fluchtlinien (siehe die Überlagerungskarten 2D in Schritt 2 - Abgleich, Abschnitt 2.2.1 und 2.2.2) • geschlossenes Stadtmodell (Bauen in der Fluchtlinie und geschlossener Baublock) • Grundprinzipien Bauvolumen für die drei räumlichen Systeme (siehe Abschnitt 5.5.1) • Grundprinzipien Fassadenarchitektur für die drei räumlichen Systeme (siehe Abschnitt 5.5.2 bis 5.5.4) Diese Grundsätze bilden in ihrer Summe die Basis für ein kohärentes Stadtbild. Die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses hat Priorität. Das Bauen in der Fluchtlinie und in geschlossenen Baublöcken ist zwingend notwendig, um den Stadtraum wieder lesbar zu machen. Die architektonischen Grundprinzipien sorgen für ein kohärentes Stadtbild. Davon sollte nur dann abgewichen werden, wenn die Umsetzung nachweislich unmöglich ist. Eine Begründung und Argumentation ist den Bürgern öffentlich zu präsentieren, und vom Gestaltungsbeirat, dem Planungs- und Bauausschuss und vom Rat bestätigt wurde. In allen Fällen gilt auch, dass – innerhalb der Abweichung – eine Lösung gefunden wird, die den Grundsätzen weitestgehend entspricht. 359 5.6.1 GeSTALTUNGSVORBILDeR DISSONANTeN - ARBeITSweISe (DISSONANT 7 - SANKT-ANTON-STRASSe) Abb. 5.0_197 (links oben) Punkthaus Sankt-Anton-Straße/ ecke Friedrichstraße Abb. 5.0_198 (Mitte oben) ‘Forum’ Sankt-Anton-Straße/ Ecke Friedrichstraße 7 VORBILD ABwÄGUNG DISSONANT Die Sankt-Anton-Straße steht exemplarisch für einen Standort, an dem die Wiederherstellung der historischen Stadtstruktur nur bedingt umsetzbar ist. Hier liegt eine 'begründete Abweichung' nahe. Diese könnte aufgrund der Bewertungsgrundlagen in Schritt 3 - Bewertung wie folgt hergeleitet werden. Die Bewertung des Dissonanten Theaterplatz war nicht positiv und eine positive Bewertung des Dissonanten Sankt-Anton-Straße ist nicht zu erwarten. Der Stadtgrundriss wurde stark beeinträchtigt. Die nördliche Fluchtlinie wurde 1949 verschoben. Die Bebauung entlang der SanktAnton-Straße besitzt wenig oder keine Kohärenz. Der größte Teil der Bebauung entspricht nicht den Grundprinzipien des räumlichen Aufbaus der 'Stadt der Straßen und Häuser', was Parzellierung, kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Traufhöhen und Dachformen betrifft (L+M). Ebenso wenig wird den Grundprinzipien der konstituierenden Architektur entsprochen (S). empfohlen, die neue Fluchtlinie von 1949 für die gesamte Sankt-AntonStraße als bindende Baulinie zu konsolidieren. Bei einem Neubau anstelle des Seidenweberhauses werden sich zwangsläufig Fragen in Bezug auf die Grundsätze der Stadtreparatur ergeben. GeScHLOSSeNeS STADTMODeLL Es sollen geschlossene Baublöcke realisiert werden. Wo dies unmöglich ist, zum Beispiel wegen der geringen Tiefe eines Baublocks, wird von geschlossenen Stadträumen ausgegangen (Straßen, Höfe, Plätze). Alle Raumkanten werden klar definiert, es gibt keine Rückseiten, auch nicht im Sinne von Verspringungen in der Fluchtlinie und sichtbaren Brandwänden. HISTORIScHeR STADTGRUNDRISS Die Wiederherstellung der historischen Fluchtlinie an der Sankt-Anton-Straße ist nicht realisierbar, da die Fluchtlinie 1949 über die komplette Länge verlegt wurde. Im Sinne der besseren Lesbarkeit des Stadtgrundrisses wäre die Wiederherstellung der Fluchtlinie an diesem einen Standort eher fragwürdig. Da die Fluchtlilnie von 1949 ansonsten größtenteils durchgängig, geschlossen und lesbar ist und damit im Einklang mit dem Grundsatz des ‘geschlossenen Stadtmodells’, ist sie an dieser Stelle ausnahmsweise akzeptabel. Es wird GRUNDPRINZIPIeN RÄUMLIcHe SySTeMe (BAUVOLUMeN) Das Bauvolumen an der Ecke Ostwall/ Sankt-Anton-Straße befindet sich im räumlichen System ‘Vier Wälle’ (maximale Traufhöhe: 14m). Dahinter ligt das räumliche System der ‘Strassen und Häuser’ (max Traufhöhe: 12m). Ausgerechnet in der Sankt-Anton-Strasse, die sich größtenteils im letztgenannten Gebiet befindet, ist eine große Anzahl von Gebäuden deutlich höher, nämlich 20m. Diese Gebäude haben zudem ein Flachdach. Die Wiederherstellung der konstituierenden Traufhöhe am Standort des Seidenweberhauses wäre im Stadtbild der SanktAntonstrasse eher fragwürdig, da sie damit eine nicht mehr lesbare ‘Abweichung’ darstellen würde, wo doch gerade die Sankt-Anton-Straße ein kohärenteres Stadtbild braucht. Es wird empfohlen, in Absprache mit dem Gestaltungsbeirat, dem Planungs- und Bauausschuss und dem Stadtrat die Traufhöhen für die Sankt-Anton-Straße auf 14 bzw. 20m festzulegen und hier auch Flachdächer zuzulassen. Die Vermittlung zwischen den Traufhöhen und Dachformen ist architektonisch zu lösen. Diese Grunsätze können in einer Satzung für die gesamte SanktAnton-Straße festgelegt werden. Ostwall Abb. 5.0_200 Dissonant 7, Sankt-Anton-Strasse Sankt-Anton-Straße Westwall Abb. 5.0_199 (rechts oben) Volksbank Durchbruch 1959 Konstituierende Fluchtlinie GRUNDPRINZIPIeN FASSADeNARcHITeKTUR Es ist durchaus möglich, die Gestaltungsprinzipien für die Fassaden auch an diesem Standort anzuwenden. Lediglich für die obersten Geschosse entlang der Sankt-Anton-Straße ist ein neuer Ausdruck zu finden. Es wird empfohlen, in Absprache mit dem Gestaltungsbeirat, dem Planungsund Bauausschuss und dem Stadtrat eine Satzung aufzustellen für die Fassadengestaltung oberhalb der 14m für die gesamte Sankt-Anton-Straße. 360 5.6.2 GeSTALTUNGSVORBILDeR ÜBeRSIcHT Für zwei der vier zuvor bewerteten und analysierten Dissonanten werden Gestaltungsvorbilder gezeigt. Diese wurden aufgrund der SwOT Analysen in Schritt 3 - Bewertung ausgearbeitet. DISSONANT 2 POLIZeIPRÄSIDIUM 59 ine ch 19 uchtl hbru Durc nde Fl ituiere Konst DISSONANT 6 THeATeRPLATZ e 59 ch 19 e Fluchtlin hbru Durc ituierend e chtlin Konst e Flu rend 59 ie u it Konsthbruch 19 Durc ine uchtl nde Fl ituiere 59 Konst ch 19 hbru Durc ine uchtl nde Fl 59 ituiere hbruch 19 Durc Konst STADTKRONe Abb. 5.0_201 Karte Flächenpotential kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 361 5.6.2 GeSTALTUNGSVORBILDeR DISSONANT 2 - POLIZeIPRÄSIDIUM Die wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses schafft die Möglichkeit, ein Pilotprojekt zur Neugestaltung der Vier wälle durchzuführen. es ergibt sich ein Flächenpotential für 74 neue, vorbildhafte Stadthäuser sowie gewerbliche Nutzungen und einen Erweiterungsbau der IHK in der historischen Bauflucht des Nordwalls. Abb. 202 (oben) Lageplan Gestaltungsvorschlag Bis auf das Polizeipräsidium wurde der vorhandene Baubestand integriert in eine weitestgehend geschlossene Blockrandbebauung. Im Blockinnenbereich des tiefen Baublocks wird ein Kindergarten vorgeschlagen. Für den Erweiterungsbau der IHK ist eine Baufläche von etwa 1400m2 reserviert. Er folgt den historischen Fluchtlinien am Nordwall, König- und Lohstraße. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 203 (oben) Nutzungen Gestaltungsvorschlag 74 Bauparzellen für Stadthäuser können am Standort geschaffen werden, eventuell mit gemeinsamer Tiefgarage. Die Sockelgeschosse sollten auch für gewerbliche Nutzungen brauchbar sein. An den Ecken ist Raum für Einzelhandel und Gastronomie. Auch im Bau der IHK sind kleinteiligere Nutzungen im Sockelgeschoss wünschenswert, um mehr Eingänge an der Straße zu erhalten. Arbeiten/ Einzelhandel Wohnen Parken öffentlicher Raum 362 POLIZeISTATION BeweRTUNG - NeGATIV siehe Schritt 3 - Bewertung Abschnitt 3.3.4 Die nord-östliche Ecke des Wallgevierts ist ein Vorbild für einen Standort, an dem der historische Stadtgrundriss langfristig wiederhergestellt werden kann. Der Standort des Polizeipräsidiums wurde in Schritt 2 - Abgleich als Dissonant identifiziert und in Schritt 3 Bewertung negativ bewertet. ist sehr heterogen und reicht von der Lochfassade mit Setback aus der ersten Nachkriegsmoderne über das vor einigen Jahrzehnten schwer verunstaltete Bandfassade des Polizeipräsidiums auf ‘Pilotis’ bis zur flachen Plattenfassade aus den 70er Jahren. Trotz der spektakulären räumlichen Komposition aus den 60’er Jahren ist der Ort schwer lesbar. Die Architektur der verschiedenen Punkthäuser an der Kreuzung Ostwall/ Ecke Nordwall kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 204 (oben) Ostwall/ ecke Nordstraße In diesem Gestaltungsvorbild wird der Mittelstreifen des Ostwalls als Promenade in seiner urprünglichen Länge bis an die Nordstraße wiederhergestellt. Damit entsteht ein neuer Mittelpunkt für das heute von der Innenstadt abgeschnittene Wohnviertel. Neue, vorbildhafte Stadthäuser begrenzen den neuen Stadtraum. Abb. 205 (unten) Ostwall/ ecke Nordstraße Nur ein Straßenschild erinnert noch an die ursprüngliche Länge des Ostwalls. Wo einst die Promenade verlief, stehen heute parkende Autos und Container. 363 POLIZeISTATION SwOT-ANALySe Die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses wird empfohlen, siehe Schritt 3 - SWOT-Analyse Abschnitt 3.3.4 MASSNAHMeN M1 Wiederherstellung des Ostwalls (mit konstituierenden Bäumen) zwischen Nordwall und Nordstraße M2 Wiederherstellung der Loh- und Färberstraße zwischen Nordwall und Nordstraße M3 Wiederherstellung der nördlichen Straßenwand des Nordwalls (mit konstituierenden Bäumen) zwischen Ostwall und Königstraße M4 Nutzung des vorhandenen Flächenpotentials zum Bau individueller Stadthäuser + Nutzungsmischung IHK und kleinmaßstäbliches Gewerbe. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 206 (oben) Ostwall/ ecke Nordstraße In diesem Gestaltungsvorbild wird der Mittelstreifen des Ostwalls als Promenade in seiner urprünglichen Länge bis an die Nordstraße wiederhergestellt. Damit entsteht ein neuer Mittelpunkt für das heute von der Innenstadt abgeschnittene Wohnviertel. Neue, vorbildhafte Stadthäuser begrenzen den neuen Stadtraum. Abb. 207 (unten) Ostwall/ ecke Nordstraße Nur ein Straßenschild erinnert noch an die ursprüngliche Länge des Ostwalls. Wo einst die Promenade verlief, stehen heute parkende Autos und Container. 364 5.6.2 GeSTALTUNGSVORBILDeR DISSONANTeN - POLIZeIPRÄSIDIUM UMSeTZBARKeIT Als kurzfristig umsetzbare Maßnahmen wurden die durchgängige Öffnung der Lohstraße sowie die Neugestaltung des Nordwalls als erster Schritt empfohlen. Die Positionierung des zukünftigen Erweiterungsbaus der IHK sollte feinjustiert werden. Die Fortführung der Färberstraße und des Ostwalls sowie die Bebauung der dadurch entstehenden Potentialflächen sind abhängig von einer möglichen Umsiedlung des Polizeipräsidiums. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 208 (oben) Ostwall/ ecke Nordwall In diesem Gestaltungsvorbild wird der Mittelstreifen des Ostwalls als Promenade wiederhergestellt. Hier können Bauparzellen für neue, vorbildhafte Stadthäuser geschaffen werden. Abb. 209 (unten) Ostwall/ ecke Nordwall Der Mittelstreifen des nördlichen Ostwalls wird heute vom Verkehr besetzt. Stilistisch sehr unterschiedliche Punkthäuser markieren die Kreuzung mit dem Nordwall. Der Solitärbau des Polizeipräsidiums beendet den verkürzten Ostwall als Landmarke. 365 T GeSTALTUNGSReGeLN Für den Standort sind die Gestaltungsregeln für zwei räumliche Systeme relevant: Vier Wälle für den Ostwall und den Nordwall, sowie Straßen und Häuser für die Loh-, Färber- und Nordstraße. Dem wurde sowohl in der Ausbildung der Bauvolumen als auch in der Fassadenarchitektur Rechnung getragen. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 210 (oben) Färberstraße/ ecke Nordwall In diesem Gestaltungsvorbild wird die nördliche Bauflucht des Nordwalls ebenso wiederhergestellt wie der ursprüngliche Verlauf der Färberstraße. Hier kann Raum für neue, vorbildliche Stadthäuser entstehen. Abb. 211 (unten) Färberstraße/ ecke Nordwall Die Färberstraße endet heute am Nordwall. In der Sichtachse steht ein freiplastisch im Raum platzierter Gebäudeteil des Polizeipräsidiums. 366 5.6.3 GeSTALTUNGSVORBILDeR DISSONANT 6 - THeATeRPLATZ Mit der - modifizierten - Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses erhält der Ostwall seine verlorene westliche Raumkante wieder zurück. Die 1949 verschobene nördliche Bauflucht der Sankt-Anton-Straße wird konsolidiert. Verlauf und Räumlichkeit der König-, Loh- und Färberstraße werden wiederhergestellt, und der Theaterplatz wird auf ein intimeres Mass verkleinert und klar eingefasst. WO HN U BA GS UN US HA RAT HO TEL E ATR THE N LKO BA Abb. 212 Lageplan Gestaltungsvorschlag Entlang des Ostwalls, der Sankt-Anton-Straße und der Königstraße wird eine weitestgehend geschlossene Blockrandbebauung vorgesehen. Die Fluchtlinie von 1949 ist an der Sankt-AntonStraße leitend. Die Größe des Theaterplatzes wird drastisch reduziert. Auf einer Fläche von etwa 5250m2 kann eine neue Bebauung entwickelt werden. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 213 Nutzungen Gestaltungsvorschlag Auf einer gemeinsamen Tiefgarage kann eine neue bauliche Nutzung entwickelt werden. Eine ausgewogene Nutzungsmischung kann zum Beispiel mit Wohnungen und/oder Hotel in den oberen Geschossen erreicht werden. Die Sockelgeschosse sollten unbedingt für kleinteilige Nutzungen und Gastronomie geeignet sein, damit viele Eingänge und Leben an Straßen und Platz entstehen. Arbeiten/ Einzelhandel Wohnen Parken öffentlicher Raum 367 THeATeRPLATZ BeweRTUNG negativ, siehe Schritt 3 - Bewertung, Abschnitt 3.3.4 Es besteht kein Zusammenhang mehr mit der konstituierenden Situation. Die umgebenden Straßen sind zwar noch vorhanden, haben aber ihre ursprünglichen Fluchtlinien verloren. Die Bebauung am Platz lässt jeden Zusammenhang vermissen. Weder das Ensemble der Wiederaufbauplanung mit dem Theater als Fokuspunkt eines klar definierten öffentlichen Raumes, noch das 70er Jahre Ensemble des Seidenweberhauses mit der Blockrandbebauung am Ostwall wurden vollständig realisiert. Mit der Mediothek wird der Bebauung wiederum eine neue Entwurfshaltung hinzugefügt, die in der Summe mit der restlichen Bebauung kein zusammenhängendes Ensemble darstellt. Entlang der Sankt-Anton-Straße, der Königstraße und am Ostwall wurden die konstituierenden Traufhöhen deutlich überschritten. Die Lesbarkeit des Stadtraums wurde dadurch für den Standort Dissonant 6 - Theaterplatz schwer beeinträchtigt. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 214 (oben) Sankt-Anton-Straße/ ecke Ostwall Im Gestaltungsvorbild wird sowohl die historische Bauflucht des Ostwalls wiederhergestellt als auch eine geschlossene Blockrandbebauung entlang einer entschleunigten Sankt-Anton-Straße geschaffen. Die konstituierende Fassaden- und Traufhöhe wird deutlich im Straßenraum abgebildet. Die darüber gelegenen Fassaden sind zeitgenössisch gerastert und bieten durch die Tiefe des Reliefs Raum für eine Begrünung. Abb. 215 (unten) Sankt-Anton-Straße/ ecke Ostwall Die Sankt-Anton-Straße trennt durch ihre heutige Breite, Verkehrsfrequenz und fehlende Übergänge für den langsamen Verkehr die historische Stadtanlage der Vier Wälle in zwei Teile, von denen nur der südliche Teil als Innenstadt wahrgenommen wird. Die Bauflucht entlang des Ostwalls fehlt. Die geschlossene Stadtanlage löst sich hier auf in einen fließenden Raum, der vom Verkehr dominiert wird. 368 SwOT-ANALySe Die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses wird empfohlen, siehe Schritt 3 - SWOT-Analyse, Abschnitt 3.3.4 M4 Nutzung des vorhandenen Flächenpotentials zum Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes M5 Schaffung einer intimeren, deutlich räumlich gefaßten Platzfläche MASSNAHMeN M1 Wiederherstellung der westlichen Straßenwand des Ostwalls in der konstituierenden Fluchtlinie, Trauf- und Firsthöhe zwischen St. Antonstraße und Carl-Wilhelm-Straße M2 Wiederherstellung der Loh- und Färberstraße zwischen St. Antonstraße und Carl-Wilhelm-Straße M3 Wiederherstellung der östlichen Straßenwand der Königstraße zwischen St. Antonstraße und CarlWilhelm-Straße Die Wiederherstellung der Fluchtlinie an der St. Antonstraße wurde wegen der schwierigen Umsetzbarkeit außer Betracht gelassen. Über die gesamte Länge der St. Antonstraße würde diese Maßnahme zu einer unverständlichen Fragmentierung führen. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 216 (oben) Ostwall/ ecke carl-wilhelm-Straße Die historische Bauflucht des Ostwalls wurde durch eine geschlossene Blockrandbebauung nach den Grundprinzipien der konstituierenden Architektur wiederhergestellt. Der Mittelstreifen des Ostwalls wurde als Promenade wiederhergestellt und erhält Vorrang vor dem querenden Autoverkehr. Abb. 217 (unten) Sankt-Anton-Straße/ ecke Ostwall Der Mittelstreifen des Ostwalls wird nördlich der Sankt-Anton-Straße vom ÖV besetzt. Die Promenade über den Mittelstreifen hört heute südlich der Haltestelle Ostwall/ Rheinstraße - auf halber Strecke - auf. 369 UMSeTZBARKeIT Das vorliegende Gestaltungsvorbild trägt Rechnung mit dem Ratsbeschluss, ein technisches Rathaus auf dem Theaterplatz zu realisieren und fügt diesem aufgrund des Leitbilds neue Aspekte hinzu, s. auch SWOT-Analyse in Schritt 3 Bewertung Abschnitt 3.3.4. Abb. 218 (oben) Färberstraße/ Theaterplatz Im Gestaltungsvorschlag wurden die Färber- und Lohstraße in ihrem historischen Verlauf wieder hergestellt. Die Platzfläche wurde mit einer neuen Bebauung klar eingefasst, die mit dem ikonischen Stadttheater ein Ensemble bildet. Die Sockelgeschosse sind flexibel nutzbar für kleinmaßstäblichere Nutzungen, um Frequenz und Kommunikation im öffentlichen Raum zu erzeugen. Abb. 219 (unten) Färberstraße/ Theaterplatz Die Platzfläche des heutigen Theaterplatzes ist von den Routen des langsamen Verkehrs fast vollständig abgeschlossen. Er bildet gewissermaßen das Ende einer Sackgasse. Da es am Platz auch an Nutzungen in den Sockelgeschossen fehlt, gibt es - abgesehen von der Mediothek - weder soziale Kontrolle noch eine nennenswerte Besucherfrequenz. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 370 THeATeRPLATZ GeSTALTUNGSReGeLN Für den Standort sind die Gestaltungsregeln für zwei räumliche Systeme relevant: Vier Wälle für den Ostwall sowie Straßen und Häuser für die Carl-Wilhelm-, Loh-, Färber- und Königstraße. Es wird empfohlen, für die Sankt-Anton-Straße Zusatzregeln aufzustellen wegen der höheren Traufhöhe. Hier wurde dieser Unterscheidung sowohl in der Ausbildung der Bauvolumen als auch in der Fassadenarchitektur Rechnung getragen. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 220 (oben) Lohstraße/ Theaterplatz Im Gestaltungsvorschlag wurde der Durchgang der Lohstraße zwischen Sankt-Anton-Straße bis zur Gartenstraße wieder hergestellt. Dazu wurde die Blockade durch das ehemalige ‘Café Coelen’ entfernt. Die Lohstraße ist eine sehr wichtige Route für den Fußgängerverkehr, die den südlichen und nördlichen Teil der Innenstadt miteinander verbinden und dementsprechende Frequenz auf dem Platz schaffen kann. Abb. 221 (unten) Lohstraße/ Theaterplatz Die Platzfläche des heutigen Theaterplatzes ist nicht nur zu gross, um als solche funktionieren zu können. Sie ist räumlich auch zu wenig definiert und zugleich fast vollständig abgeschlossen von allen Routen des langsamen Verkehrs. Da es an Funktionen fehlt, gibt es auf dem Platz auch keine nennenswerte Besucherfrequenz. 371 5.6.4 GeSTALTUNGSVORBILDeR STADTKRONe Durch die Nutzung des Flächenpotentials oberhalb von Geschäften kann eine intensive und differenzierte Nutzungsmischung im mittelalterlichen Stadtkern realisiert werden. Die Aufstockungen verleihen der Stadtkrone Profil. Abb. 223 (rechts) Nutzungen Gestaltungsvorschlag Von Wohnen/ Hotel über Büros/ Ateliers/ Werkstätten hin zu Treibhäusern und Gastronomie kann hier experimentiert werden. Die Anzahl der Hauseingänge entlang der Quergassen und an der MennonitenKirch-Straße ist unbedingt zu erhöhen, um Kommunikation und Frequenz in den Straßen des mittelalterlichen Stadtkerns zu bewirken. Abb. 222 (oben) Lageplan Gestaltungsvorschlag Oberhalb der zum großen Teil nur ein- oder zweigeschossigen Einzelhandelsnutzungen befindet sich ein hohes Flächenpotential für verschiedenste Nutzungen. Arbeiten/ Einzelhandel Wohnen Parken öffentlicher Raum kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 372 STADTKRONe BeweRTUNG Dem mittelalterlichen Teil der Hochstraße wurde in Schritt 3 Bewertung auf den Maßstabsebenen XL, L+M siehe Abschnitt 3.2.2 und 3.3.2 ein hoher Wert zuerkannt. Auf Ebene S wurde auf der (indikativen) Kohärenzkarte ein großer Teil der Bebauung negativ oder neutral bewertet. Dies liegt nicht nur an der Zerstörung der historischen Bebauung, sondern ist vor allem der Verflachung in der Silhouette und im Fassadenrelief geschuldet. Abb. 224 (links unten) Hochstraße Der mittelalterliche Teil der Hochstraße markiert den Ursprung der Stadt. Die Bebauung entlang der Ostseite der Hochstraße ist seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch zweigeschossig. Die Fassaden sind geschlossen, niedrigwertig und flach gestaltet. Die Schaufenster bilden ein großes Loch im Erdgeschoss und haben keinen architektonischen Bezug zur Straßenwand. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 225 (oben) Hochstraße Im Gestaltungsvorschlag wurde die Bebauung entsprechend den Gestaltungsregeln aufgestockt und eine variationsreiche Dachlandschaft hinzugefügt. Die Schaufenster wurden entsprechend der konstituierenden Schaufenstertypen neu gestaltet und die Einzelhäuser damit wieder ‘auf die Füße’ gestellt. Die Hochstraße erhält damit auf mehreren Ebenen Profil und visuelle Reize. 373 SwOT-ANALySe Da es sich bei der Hochstraße nicht um einen Dissonanten handelt, wurde in Schritt 3 - Bewertung auch keine SWOT-Analyse für den Standort durchgeführt. Dem hier gezeigten Gestaltungsvorbild liegt das Leitbild zur Stadtkrone von Schritt 4 - Leitbild zugrunde: Der mittelalterliche Stadtkern wird räumlich weiter entwickelt durch neue Nutzungen oberhalb der Geschäfte. Eine architektonisch hochwertige, ansprechende Silhouette in Kombination mit neuen Nutzungen auf der zweiten Ebene verleiht der Stadtkrone Profil, Qualität und Lebendigkeit. Schaufenster sind hochwertiger Bestandteil der einzelnen Hausfassaden. MASSNAHMeN - architektonisch hochwertige Aufstockung der Gebäude, keine Flachdächer d - architektonisch hochwertige und klar profilierte Gestaltung von Schaufenstern als Teil des Sockelgeschosses einer Hausfassade - Belebung durch neue Nutzungen in der neuerschlossenen oberen Ebene Abb. 226 (links unten) Hochstraße Die Kreuzung Hochstraße/ Ecke Angerhausenstraße markiert den Ursprung der Stadt. Die Bebauung entlang der Ostseite der Hochstraße ist seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch zweigeschossig. Die Fassaden sind geschlossen, niedrigwertig und flach gestaltet. Die Schaufenster bilden ein großes Loch im Erdgeschoss und haben keinen architektonischen Bezug zur Straßenwand. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 227 (oben) Hochstraße Im Gestaltungsvorschlag wurde die Bebauung entsprechend den Gestaltungsregeln aufgestockt und eine variationsreiche Dachlandschaft hinzugefügt. Die Schaufenster wurden entsprechend der konstituierenden Schaufenstertypen neu gestaltet und die Einzelhäuser damit wieder ‘auf die Füße’ gestellt. Die Hochstraße erhält damit auf mehreren Ebenen Profil und visuelle Reize. 374 STADTKRONe Abb. 228 (links unten) Mennoniten-Kirch-Straße/ ecke evangelische-Kirch-Straße Die Mennoniten-Kirchstraße bildet die Nahtstelle zwischen dem unregelmäßigen, mittelalterlichen Stadtkern (links) und der rationalen Bebauung der oranischen Stadterweiterung von 1692 (rechts). Wo bis zum Zweiten Weltkrieg gewohnt wurde, sind Rückseiten entstanden mit Anlieferzonen, Parkplätzen und Müllcontainern. Anstelle der westlichen Bauflucht befindet sich im Sockelgeschoss ein großes Loch. Die östliche Bauflucht fehlt komplett. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 229 (oben) Mennoniten-Kirch-Straße/ ecke evangelische-Kirch-Straße Im Gestaltungsvorschlag wurde die Bebauung entlang der westlichen Bauflucht wieder ‘auf die Füße’ gestellt, aufgestockt und eine variationsreiche Dachlandschaft hinzugefügt. Die Fassaden wurden im Sinne individueller Einzelbauten entworfen und eine Vielzahl von Eingängen für neue Nutzungen in den Obergeschossen hinzugefügt, um mehr Frequenz im Straßenraum zu erzeugen. Durch die Kombination mit einer neuen Profilierung der Straße entsteht mehr Aufenthaltsqualität. Im weiter südlich gelegenen Abschnitt der Mennoniten-Kirch-Straße ist entlang der ursrpünglich mittelalterlichen Westseite auch eine experimentelle Bebauung in der Form von ‘tiny houses’ denkbar. Auch eine niedrige Bebauung an der Ostseite (rechts) wäre anstelle der Parkplätze langfristig wünschenswert. 375 BILD TITeL MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_25 KEIST, David, Haus der Farbe, Zürich Abb. 5.0_43 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_61 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_26 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_44 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_62 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_27 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_45 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_63 MIR Architecten/ Flexus AWC S.309 Abb. 5.0_1 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_2 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_3 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_4 - 5.0_6 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 342 Abb. 5.0_105 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_83 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_106 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_84 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_107 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_85 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_108 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_86 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 345 Abb. 5.0_87 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_109 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_88 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_110 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_89 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_111 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_90 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_112 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_91 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_113 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 343 Abb. 5.0_114 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_92 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_115 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_93 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_116 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_94 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 346 Abb. 5.0_95 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_117 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_96 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_118 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_97 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_119 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_98 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_120 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_60 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_99 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_121 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 336 Abb. 5.0_100 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_46 KÖPPEN, Ernst: Altes Crefeld. Grafische und malerische Darstellungen aus fünf Jahrhunderten, Frankfurt 1978 (S. 49) Abb. 5.0_64 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_31 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_47 MIR Architecten, Amsterdam Abb. 5.0_48 HAPTIC Architects, London S. 331 S. 325 S.319 Abb. 5.0_7 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_32 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_49 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 332 S. 326 S.320 Abb. 5.0_33 PEREIRA-RAPOSO, Filipa Abb. 5.0_8 - 5.0_15 MIR Architecten/ Flexus AWC S.321 Abb. 5.0_16 WAITZ, Noa Abb. 5.0_34 VOGT, Christian Abb. 5.0_35 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_36 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_19 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 322 Abb. 5.0_37 LAMPE, Bernd Abb. 5.0_38 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_39 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_52 HEMIS, Alamy Stock Photo S. 333 Abb. 5.0_54 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_40 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_22 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_23 SERNÉ, Gerrit Abb. 5.0_24 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_58 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 334 S. 323 S. 329 Abb. 5.0_41 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_59 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_42 MIR Architecten/ Flexus AWC kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 5.0_68 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_69 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_70 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_71 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_72 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_73 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_74 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_75 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 339 Abb. 5.0_56 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 328 Abb. 5.0_21 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_67 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_55 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_57 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_20 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_66 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 338 Abb. 5.0_51 DELCOURT, Charles S. 327 Abb. 5.0_18 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_65 StAKR, Obj. Nr. 5.25 Abb. 5.0_50 STOTT, Robin cc-by-sa/2.0 (creative commons) Abb. 5.0_53 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_17 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_102 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_104 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_28 MIR Architecten/ Flexus AWC S.318 Abb. 5.0_101 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_82 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 337 Abb. 5.0_30 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_81 MIR Architecten/Flexus AWC und Abbildungen aus dem Bildbestand des Stadtarchivs Krefeld, siehe auch Objektnummern bei den entsprechenden Kapiteln der Analyse Abb. 5.0_103 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 330 Abb. 5.0_29 SCHONE, Daan S. 344 S. 341 S. 324 S.317 S. 340 Abb. 5.0_76 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_77 StAKR Obj. Nr. 20.854 Abb. 5.0_78 StAKR Obj. Nr. 39.975 Abb. 5.0_79 StAKR Obj. Nr. 7155 Abb. 5.0_80 MIR Architecten/ Flexus AWC 376 S. 347 Abb. 5.0_122 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_123 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_143 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_164 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_144 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_165 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_145 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_166 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 351 Abb. 5.0_167 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_124 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_125 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_126 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_127 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_128 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_129 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_130 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_131 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_132 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_146 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 354 Abb. 5.0_147 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_168 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_148 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_169 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_149 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_170 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_150 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_171 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_151 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_172 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_152 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_173 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_153 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_174 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 352 Abb. 5.0_175 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_154 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_176 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 348 Abb. 5.0_133 KÖPPEN, Ernst: Altes Crefeld, Frankfurt 1978 Abb. 5.0_134 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 349 Abb. 5.0_135 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 350 Abb. 5.0_136 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_155 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_177 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_156 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_178 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_157 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 355 Abb. 5.0_158 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_179 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_159 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_180 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 353 Abb. 5.0_181 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_160 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_182 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_161 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_183 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_162 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_184 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_163 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_185 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_137 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_138 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_139 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_140 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_141 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 356 S. 363 S. 371 Abb. 5.0_186 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_204 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_220 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_187 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_205 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_221 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_188 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 364 S. 372 Abb. 5.0_189 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_206 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_222 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_190 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_207 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_223 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_191 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 365 S. 373 Abb. 5.0_192 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_208 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_224 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_193 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_209 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_225 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_194 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 366 S. 374 S. 357 Abb. 5.0_210 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_226 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_195 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_211 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_227 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 359 S. 367 Abb. 5.0_196 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_212 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 375 Abb. 5.0_228 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 360 Abb. 5.0_213 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_197 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 368 Abb. 5.0_198 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_214 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_199 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_215 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_200 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 369 S. 361 Abb. 5.0_216 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_201 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_217 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 362 S. 370 Abb. 5.0_202 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_218 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_203 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_219 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_229 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 5.0_142 MIR Architecten/ Flexus AWC kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 377 DANKeSwORT Wir bedanken uns für die Unterstützung, die uns während der Erstellung der “Kulturhistorischen städtebaulichen Analyse” zuteilgeworden ist bei den städtischen Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern der Stadt Krefeld Fachbereiche: Untere Denkmalbehörde Fachbereich Vermessung- und Katasterwesen Stadtarchiv Krefeld Museum Burg Linn – Stadtarchäologie Fachbereich Stadt- und Verkehrsplanung kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Bedanken möchten wir uns außerdem namentlich bei folgenden Personen, die durch Fachgespräche, Austausch, Recherchen und Redaktion zu dem Gesamtwerk beigetragen haben: Prof. Dr. Ulrich Reinisch von der Berliner Humboldt Universität Prof. Dr. Christoph Baier von der Heinrich Heine Universität Düsseldorf Historikerin Frau Dr. Ulrike Laufer Herrn Roland Zurkuhlen von der Unteren Denkmalbehörde Potsdam Dr. Werner Schmidt 378