Verwaltungsvorlage (04_Leitbild)
Vorlage: Kulturhistorische städtebauliche Analyse
6. Oktober 2021
6. Oktober 2021
04 lEitbild kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 3.0 - EinlEitung 260 3.0 - EinlEitung kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 261 4.0 inHAlt 4.1 EinlEitung 4.2 FunKtiOnAlES lEitbild • MAnuFAKtuRStAdt 4.3 RÄuMliCHES lEitbild • ViER WÄllE und plÄtzE • StAdt dER StRASSEn und HÄuSER • StAdtKROnE • diSSOnAntEn 4.4 ARCHitEKtOniSCHES lEitbild • KOnStituiEREndE bEbAuung • ARCHitEKtuR-iKOnEn kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 3.0 - EinlEitung S.263 S.265 S.271 S.291 262 4.1 EinlEitung 3.0 - EinlEitung im 21. Jahrhundert ist die innenstadt nicht mehr ausschließlich Einzelhandels- und dienstleistungszentrum, sondern soll auch Raum und Aufenthaltsqualität bieten für Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit in einem urbanen lebensumfeld. KERnFRAgE Wie kann die kulturhistorisch - städtebauliche Kernidentität der Krefelder Innenstadt zur Schaffung eines urbanen Lebensumfelds für eine postindustrielle Gesellschaft genutzt werden? gRundlAgEn und ziElE Das Leitbild ist aus den Ergebnissen von Schritt 1 - Analyse, Schritt 2 Abgleich und Schritt 3 - Bewertung abgeleitet. Es ist auf die Rolle zugeschnitten, die die Innenstadt für eine postindustrielle, urbane Gesellschaft erfüllen muss. Im 21. Jahrhundert ist die Innenstadt nicht mehr ausschließlich Einzelhandels- und Dienstleistungszentrum, sondern soll auch Raum und Aufenthaltsqualität bieten für Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit in einem urbanen Lebensumfeld. Die historische Stadtstruktur ist nicht nur kulturhistorisch und städtebaulich schützenswert. Sie besitzt auch die funktionalen, räumlichen und architektonischen Qualitäten, die ein urbanes Lebensumfeld ausmachen. Die vorindustrielle Stadt kann im postindustriellen Zeitalter eine solide Grundlage zukünftiger Urbanität bieten. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Die Kernidentität des geschlossenen Stadtmodells mit einer feinkörnigen Nutzungsmischung bestimmt seit Jahrhunderten die räumliche Ausformung der Krefelder Innenstadt und ist immer noch lesbar. Die räumlichen Systeme der Innenstadt dienten noch bis in die erste Wiederaufbauphase hinein als Inspiration und Orientierungsrahmen für eine angemessene und kohärente bauliche Ausgestaltung. Ikonische Einzelgebäude setzten architektonische Akzente im unaufgeregten Stadtbild. Das langfristige Ziel des Leitbildes ist die allmähliche Entwicklung der Krefelder Innenstadt in Richtung eines urbanen Lebensumfeldes mit einer hohen funktionalen, räumlichen und architektonischen Qualität auf verschiedenen Maßstabsebenen. tEilFRAgEn • Wie wird die Innenstadt entschleunigt und wie erhält sie Aufenthaltsqualität? d • Wie werden die Vier Wälle zum wichtigsten Freiraum der Innenstadt? • dd • Wie wird die Innenstadt ein attraktives Wohngebiet? d • Wie erhält der mittelalterliche Stadtkern mehr Profil? d • Wie ist mit den Dissonanten im Stadtgrundriss umzugehen? d • Was macht die konstituierende Architektur der Innenstadt aus? d • Welche Rolle soll die Bausubstanz aus 100 Jahren Industrialisierung spielen? 263 MASSStAbSEbEnEn das kulturhistorisch - städtebauliche leitbild beinhaltet die zuvor analysierten und bewerteten Maßstabsebenen: Xl l+M S FunKtiOnAl: RÄuMliCH: ARCHitEKtOniSCH: • MANUFAKTURSTADT • STADTKRONE d • STADT DER STRASSEN UND HäUSER d • VIER WäLLE d • DISSONANTEN • KONSTITUIERENDE BEBAUUNG d • ARCHITEKTUR-IKONEN kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 264 4.2 FunKtiOnAlES lEitbild Xl FunKtiOnAlES lEitbild Schaffung eines urbanen lebensumfelds, das den Ansprüchen einer postindustriellen gesellschaft gerecht wird: d • kleinmaßstäbliche nutzungsmischung (Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Kultur in der innenstadt) d • Erhöhung der Einwohnerdichte des gebietes d • Entschleunigung der Innenstadt (Neudefinition der ‘Erreichbarkeit’ der innenstadt nicht nur mit dem Auto sondern vor allem mit dem ÖV, Fahrrad und zu Fuß), Förderung der nahmobilität und langsamer Fortbewegungsmittel) d • hohe Aufenthaltsqualität (gestaltung des öffentlichen Raums für Fußgänger, Vier Wälle als promenade und wichtigster Freiraum der Stadt) 4.2.2 MAnuFAKtuRStAdt kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE S.266 265 4.2 Abb. 4.0_1 Weberwinkel 1850 Die barock-klassizistische Stadtanlage Krefelds entstand für die Seidenproduktion, die fast ausschließlich in Heimarbeit vonstatten ging. FunKtiOnAlES lEitbild MAnuFAKtuRStAdt Abb. 4.0_2 Handweber 1910 Bis ins späte 19. Jahrhundert wurde die Krefelder Seide mit der Hand gefertigt. Abb. 4.0_3 Maschineller Webstuhl 1920 Mit der maschinellen Seidenweberei wanderte die Herstellung ab in Fabriken außerhalb der Vier Wälle und (in)den Nachbargemeinden Abb. 4.0_4 Sinn-Haus um 1900 Kaufhäuser entstanden als neue Typologie zum Verkauf der industriell gefertigten Waren. Abb. 4.0_5 perspektivischer grundriss 1787 Die gebaute Sozialstruktur der Manufakturstadt ist besonders gut an der barocken Stadtanlage des 18. Jahrhunderts abzulesen. diE VORinduStRiEllE StAdt In Schritt 1 - Analyse wurde festgestellt, dass die konstituierenden Zeitschichten der Krefelder Innenstadt allesamt vorindustriell sind. Sie stammen aus der Zeit vor 1870, in der in fast jedem Haus der Stadt nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet und produziert wurde. Im 18. und 19. Jahrhundert waren bis zu 50% der arbeitenden Bevölkerung Krefelds in der Seidenindustrie beschäftigt. Verleger, Weber und Handwerker lebten und arbeiteten innerhalb einer kompakten, einheitlichen Stadtstruktur, ohne dass an den Fassaden genau abzulesen gewesen wäre, wer dort wohnte und was dort produziert wurde. Im Stadtbild gab es im Gegensatz zu vielen früh industrialisierten Städten kaum Fabrikschornsteine. Krefeld kannte auch keine Mietskasernen. Die Stadt war kompakt und alles, was zum Leben notwendig war, dicht beieinander und fußläufig zu erreichen. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Die Straßen waren kleinteilig bebaut mit vielen individuellen Einzelhäusern, deren Fassaden sich zu einer zusammenhängenden Kulisse fügten. Durch die vielen Hauseingänge, Werkstätten und Geschäfte an der Straße entstand Leben im öffentlichen Raum, nachbarschaftlicher Kontakt und ein feines Netz sozialer Beziehungen. induStRiAliSiERung Der Beginn der Transformationen der Stadtstruktur innerhalb der Vier Wälle fällt mit dem Ende der Handweberei und dem Beginn der maschinellen Weberei zusammen, die sich in Krefeld erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts durchsetzte. Fabriken wurden jetzt außerhalb der Vier Wälle und in den kleineren Nachbargemeinden gebaut. Viele wohlhabende Bürger begannen, sich neue Häuser außerhalb der Innenstadt zu bauen. Damit setzte die Entmischung des funktional und sozial gemischten Gefüge der kompakten vorindustriellen Stadt ein. Hier entstand jetzt das neue Zentrum der Großstadt Krefeld, mit einer bis zum 2. Weltkrieg hohen Einwohnerdichte. Neue Gebäudetypologien wurden entlang der Vier Wälle und an der Rheinstraße für öffentliche Dienste errichtet, wie Bahnhof, Post, Verwaltungs- und Schulbauten, aber auch Theater und Museum. Sie bereicherten das ebenmäßige Stadtbild mit ihrer monumentalen Architektur. An der Hochstraße, dem Neumarkt, Friedrichsstraße und Rheinstraße entstanden neue, prachtvolle Kaufhäuser, in denen die industriell gefertigten Waren angepriesen wurden. Die neuen technischen Möglichkeiten der Ingenieurbaukunst manifestierten sich in neuen architektonischen Formen, die dem Stadtkern ein großstädtisches Flair verliehen. 266 4.2 4.2 FunKtiOnAlES lEitbild FunKtiOnAlES lEitbild MAnuFAKtuRStAdt - nutzungSMiSCHung Abb. 4.0_6 Monofunktionaler großbau Kaufhaus Horten als abstrakte, autonome Großform im Stadtraum. Mit der Funktionstrennung steigt auch der motorisierte Verkehr exponentiell. Pressefoto der Eröffnung vom 23.04.1970 Citybildung In den 60’er Jahren des 20. Jahrhunderts beschleunigte sich die Transformation der Innenstadt zum Einzelhandels- und Dienstleistungszentrum. In der ‘City’ entwickelte sich die Tendenz zur Zusammenlegung von Hausparzellen und zur Maßstabsvergrößerung der Bauvolumen. Die resultierenden monofunktionalen Großbauten wurden jetzt als autonome Objekte freiplastisch in den Stadtraum gestellt. Ihre Größe und die - für die Erfahrung aus dem Auto konzipierten abstrakten, glatten Fassaden strahlten den Aufbruch in eine neue Zeit aus. VERKEHR Durch die flächenmäßig enorme Ausdehnung des Stadtgebiets, die großräumliche Nutzungstrennung von Wohnen, Arbeiten und Dienstleistungen aller Art entstand immer mehr Verkehr. Seit der Nachkriegszeit nahm der motorisierte Individualverkehr exponentiell zu und mit ihm der Raumbedarf nicht nur für kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 4.0_7 Vorindustrielle Funktionsmischung In den Häusern der Stadt wird gewohnt und gearbeitet. den fließenden, sondern vor allem den ‘ruhenden Verkehr’. lEERStAnd Funktionstrennung, Außenentwicklung und Zunahme des motorisierten Individualverkehrs bedingen und verstärken einander. Gewohnt wird innerhalb der Vier Wälle heute kaum noch, Immobilien und Mieten verfallen. Geschäfte für den täglichen Bedarf sind durch dem Wegzug der Bewohner und trotz billiger, ebenerdiger Parkplätze nicht zu halten. Selbst die vorgenannten monofunktionalen Großimmobilien, bis vor kurzem noch ‘Ankerbauten’ des Einzelhandels, sind auf Dauer nicht mehr haltbar. Ihr Leerstand stellt für den Organismus der Innenstadt eine besondere Herausforderung aber auch eine Chance dar. diE pOStinduStRiEllE StAdt Zur Schaffung eines urbanen Lebensumfelds, das den Ansprüchen einer postindustriellen Abb. 4.0_8 Funktionstrennung der industriestadt In der Innenstadt bildet sich eine City. Es entstehen großmaßstäbliche Bauten für den Einzelhandel, Kultur- und Büronutzungen. Gewohnt wird vor allem außerhalb der Wälle Gesellschaft gerecht wird, ist es notwendig, sich von Funktionalismus und Machbarkeitsdenken der Nachkriegsmoderne zu verabschieden, und sich den neuen Themen der postindustriellen Stadt zu widmen. Zahlreiche Vorbilder aus dem In- und Ausland zeigen, wie die kleinmaßstäbliche Mischung von Funktionen, die kleinteilige, historische Architektur ebenso wie der für den langsamen Verkehr und zum Verweilen gestaltete öffentliche Raum erfolgreiche, nachhaltige und sehr attraktive Innenstädte schafft. Die Qualitäten der vorindustriellen Manufakturstadt bieten einen reichen Fundus für Lösungen, die bereits in der Kernidentität der Innenstadt angelegt sind. nutzungSMiSCHung Die kleinmaßstäbliche Nutzungsmischung von Wohnen und Arbeiten, Einkaufen, Kultur und Freizeit auf allen Maßstabsebenen ist entscheidend für ein urbanes Lebensumfeld. Dies gilt auf der Massstabsebene der Innenstadt als Ganzes, auf der Ebene der Straßen, aber auch auf der kleinsten Ebene der Gebäude. Bauten müssen heute im Stande sein, verschiedene wechselnde Nutzungen möglich zu machen. Dies stellt neue Anforderungen an die Architektur der Fassaden und vor allem an die Sockelgeschosse. diCHtE Urbanität ist dort, wo viele Menschen wohnen und arbeiten. Die Krefelder Innenstadt ist heute zu dünn besiedelt, besitzt aber ein enormes Potential zur Nachverdichtung. In der mittelalterlichen Stadtkrone geht es um die Aktivierung neuer Nutzungen oberhalb der oft nur eingeschossigen Geschäfte. In der sie umgebenden Rasterstadt ist es das Wohnen und Arbeiten in alten und neuen Stadthäusern und an den Vier Wällen kommen auch großstädtische, kulturelle Nutzungen hinzu. Abb. 4.0_9 postindustrielle Funktionsmischung In den Häusern der Stadt wird wieder gewohnt und gearbeitet, auch oberhalb von Geschäften. Kultur, Freizeit und andere neue Nutzungen sorgen für eine lebendige Innenstadt auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten. EntSCHlEunigung Die Erreichbarkeit der Innenstadt ist in der postindustriellen Gesellschaft neu zu definieren. Guter ÖPNV und ein klares, leistungsstarkes Netz von Radachsen schaffen den notwendigen Raum für den Fußgänger, der im urbanen Lebensumfeld der postindustriellen Stadt Hauptakteur ist. Seine Bühne sind vor allem die Straßen. Durch eine Entschleunigung des Verkehrs, aber auch die Entschleunigung der Architektur und der Straßenprofile erhält der Fußgänger wieder mehr öffentlichen Raum - und und eine reizvoll gestaltete Umgebung. AuFEntHAltSquAlitÄt Wo viele Menschen sind, ist auch guter Erholungsraum notwendig. Die Wiederherstellung der Anlage der Vier Wälle als Promenade und wichtigster Freiraum der Innenstadt sowie die Besinnung auf die konstituierenden Plätze der Stadt sind dabei Schlüsselprojekte. 267 4.2 FunKtiOnAlES lEitbild MAnuFAKtuRStAdt - EntSCHlEunigung der begriff der Erreichbarkeit sollte für die Innenstadt neu definiert werden. grunstruktur bestande grunstruktur bestande negativer Raum negativer Raum grüne Struktur grüne Struktur negativ negativ grunstruktur grunstruktur bestande grunstruktur grunstruktur bestande Quadrate bilden negativer Raum Quadrate bilden negativer Raum grunstruktur bestande innerstädtische Quadrate grüne Struktur grunstruktur bestande negativer Raum 2 way negativ negativer Raum grüne Struktur 1 way grüne negativStruktur innerstädtische grüne Struktur Quadrate grunstruktur bestande 2 way negativ Raum negativer 1 way grüne Struktur negativ grunstruktur grunstruktur negativ Quadrate bilden auto innerstädtische Quadrate grunstruktur schnelle (>30km) 2 way Straßen Quadrate bilden langsame Straßen Straßen (<30km) 1 way innerstädtische Quadrate auto P auto P ? 2 1 way Satteldach 1 way Satteldach 1 way Satteldach auto q Satteldach Parken schnelle Straßen (>30km) autoP Quartiersgarage Parken schnelle Straßen (>30km) Abb. 4.0_10 Vier Wälle Wälle Straßen Straßen (<30km) vier langsame Verkehrspolitisches leitbild 1959 - heute auto Vier Wälle vier Wälle Straßen Straßen (<30km) langsame schnelle Straßen (>30km) Nebenstraßen langsame Straßen Straßen Satteldach radweg Satteldach ?Parkplätze langsame Straßen Straßen Parkhäuser Parken Satteldach Durchbruch der Sankt-Anton-Straße für den Durchgangsverkehr und Anlage eines Parkrings über die Breite Straße und Königstraße zur (<30km)Erschließung der Parkplätze und Parkhäuser. Die Mittelstreifen der Vier Wälle sind zum Teil mit geparkten Autos und Straßenbahnschienen besetzt. Der Autoverkehr hat Vorrang vor allen (<30km) anderen Verkehrsteilnehmern. ? kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE vier Wälle Satteldach P Quadrate bilden grunstruktur auto innerstädtische grunstruktur Quadrate bildenQuadrate schnelle (>30km) 2 way Straßen Quadrate bildenQuadrate innerstädtische langsame Straßen Straßen (<30km) 1 way innerstädtische Quadrate 2 ? 2 way ?Hauptverkehrsstraßen schnelle Straßen (>30km) radweg 4.2 FunKtiOnAlES lEitbild Parken Hauptverkehrsstraßen ? schnelle Straßen langsame Straßen(>30km) Straßen radweg P P P Nebenstraßen langsame Straßen Straßen Satteldach ? radweg Tempo-30-Zone Satteldach ? Satteldach langsame Straßen Straßen Parkhäuser Parken Satteldach ? Satteldach vier Wälle Parken Parken vier Wälle Abb. 4.0_11 neue Verkehrsführung Ertüchtigung der Ringe, möglichst Tempo (<30km) 30 innerhalb der Ringe, keine Führung von Durchgangsverkehr über Sankt-Anton-Straße (<30km)und Ostwall. Die 4 Wälle werden vorwiegend durch den ÖV und langsame Verkehrsteilnehmer genutzt, sowie als Verteilerstraße zu den Parkhäusern. Der Mittelstreifen wird als (<30km) durchgängige Promenade für Fußgänger gestaltet. 268 4.2 FunKtiOnAlES lEitbild MAnuFAKtuRStAdt - RAdACHSEn Vom Auto aus kann man eine Stadt weder verstehen noch kann man sie nachhaltig weiter entwickeln. grunstruktur bestande grunstruktur bestande negativer Raum negativer Raum grüne Struktur grüne Struktur negativ negativ grunstruktur grunstruktur Quadrate bilden Quadrate bilden innerstädtische Quadrate innerstädtische Quadrate 2 way 2 way 1 way 1 way auto P 4.2 FunKtiOnAlES lEitbild auto schnelle Straßen (>30km) schnelle Straßen (>30km) langsame Straßen Straßen (<30km) langsame Straßen Straßen (<30km) ? ? Satteldach Satteldach Satteldach Satteldach P Parken vier Wälle Parken vier Wälle radweg radweg radweg Ring Fahrradstraßen langsame Straßen Straßen ?Vier Wälle Abb. 4.0_12 Radwegenetz heute Das innerstädtische Radwegenetz ist im (<30km) Fahrradstadtplan kartiert. Viele unterschiedlich profilierte Straßen und Hindernisse erschweren die zügige Fahrt. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE radweg Ring Fahrradstraßen langsame Straßen Straßen ?Vier Wälle Abb. 4.0_13 neues netz von Straßen zur bevorrechtigung des Radverkehrs (<30km) Das historische Straßenraster eignet sich hervorragend für ein Netz von Straßen, in denen der Radverkehr Vorrang hat. Das Radwegenetz wird nicht auf den Vier Wällen und den Magistralen angelegt, sondern in den Quer- und Parallelstraßen. Das Tempo auf den Straßen wird damit gedrosselt. Gleichzeitig entstehen übersichtliche, attraktive und sichere Routen für Radfahrer. 269 4.2 4.2 FunKtiOnAlES lEitbild FunKtiOnAlES lEitbild MAnuFAKtuRStAdt - FREiRAuM die Vier Wälle als promenade und wichtigster Freiraum der innenstadt sowie die besinnung auf die konstituierenden plätze der Stadt sind Schlüsselprojekte mit höchster priorität. grunstruktur bestande grunstruktur bestande negativer Raum negativer Raum grüne Struktur grüne Struktur negativ negativ grunstruktur grunstruktur Quadrate bilden Quadrate bilden innerstädtische Quadrate innerstädtische Quadrate 2 way 2 way 1 way 1 way auto auto schnelle Straßen (>30km) schnelle Straßen (>30km) langsame Straßen Straßen (<30km) P ? ? negativer Raum Satteldach Satteldach grüne Struktur Satteldach Satteldach negativ P Parken grunstruktur bestande Vier Wälle vier Wälle Platz negativer Raum radweg langsame grunstruktur bestandeStraßen Straßen (<30km) Grünfläche grüne Struktur Abb. 4.0_14 Heutige grünstruktur und plätze Die Vier Wälle sind fragmentiert und der Mittelstreifen nicht durchgehend als Promenade nutzbar. Die konstituierenden Plätze sind als solche kaum wahrnehmbar und von den Kriegsbrachen nicht zu unterscheiden. Parkplatz/ Infrastruktur radweg negativ langsame Straßen Straßen (<30km) kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE grunstruktur ? Quadrate bilden Parken Abb. 4.0_15 neue grünstruktur und plätze Die Vier Wälle sind durchgehend als Promenade Konstituierende Plätze gestaltet. Sie sind der wichtigste Freiraum der Quadrate bilden Innenstadt und Aufenthaltsort für Bewohner und Besucher. Die konstituierenden Plätze bilden Übrige Plätze innerstädtische Quadrate das Rückgrat der Innenstadt. Die übrigen Plätze sind entlang der barocken Akzisemauer im Verlauf radweg 2 way der barocken Akzisemauer Stadtgrundriss verortet und zum Teil deutlich verkleinert bzw. bebaut. Der Wochenmarkt wird langsame Straßen Straßen (<30km) auf die zentral gelegenen konstituierenden 1 way Plätze der Stadt verlagert. Vier Wälle Wälle vier grunstruktur radweg ? 270 4.3 RÄuMliCHES lEitbild l+M Herausstellung und Verstärkung der spezifischen Qualitäten der drei räumlichen Systeme zu einem deutlich erkennbaren Stadtbild: d • einheitliche gestaltung der Vier Wälle als großstädtische promenaden und wichtigster Freiraum und Stadtkulturraum der innenstadt. besinnung auf die konstituierenden plätze •d • Straßen und Häuser als attraktives lebensumfeld zum Wohnen und Arbeiten. Entschleunigung des öffentlichen Raums, Erhalt alter Häuser und bau neuer Stadthäuser d • mehr Profil für die mittelalterliche Stadtkrone durch neue Nutzungen oberhalb der geschäfte: Schaffung einer Stadtsilhouette und mehr Relief in den Fassaden sowie Aufwertung der Architektur d • Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses ist zu überprüfen, wo eine transformation nicht positiv bewertet wird 4.3.1 ViER WÄllE und plÄtzE S.272 4.3.2 StAdt dER StRASSEn und HÄuSER S.280 4.3.3 StAdtKROnE S.284 4.3.4 diSSOnAntEn S.288 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 271 4.3.1 l+M RÄuMliCHES lEitbild ViER WÄllE und plÄtzE 4.3 RÄuMliCHES lEitbild durch eine qualitätsvolle, einheitliche gestaltung der Vier Wälle als promenade werden die Vier Wälle zum wichtigsten Freiraum der innenstadt und zum Aushängeschild und Katalysator für die großen themen: Mobilitätswende, Klimaschutz, Stadt(bau)kultur und innovation: • einheitliche gestaltung der Anlage der Vier Wälle als promenade mit durchgängigem Mittelstreifen (mehr bäume, wassergebundene helle Oberfläche, kulturhistorisch wertvolles und neues grün, hochwertige Möblierung) d • besinnung auf die konstituierenden plätze der innenstadt (Friedrichsplatz und -straße, Schwanenmarkt und neumarkt) d • Reduzierung der übrigen ‘Plätze’ und Kriegsbrachen auf eine perlenschnur kleinerer nachbarschaftsplätze entlang dem Verlauf der barocken Akzisemauer d • Aufenthaltsqualität hat höchste priorität kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 272 4.3.1 4.3 RÄuMliCHES lEitbild RÄuMliCHES lEitbild ViER WÄllE und plÄtzE bOulEVARdS AlS idEntiFiKAtiOnSORtE Die Vier Wälle nehmen bei der Innenstadtentwicklung eine Schlüsselrolle ein. Gerade weil die Vier Wälle nicht nur für ihre Anlieger, sondern für alle Bürger der Stadt der wichtigste Identifikationsort sind, soll der gestalterische Zusammenhang der Anlage sowohl in der horizontalen Fläche (2D) als auch in der Bebauung (3D) wieder lesbar gemacht werden. Durch eine qualitätvolle, einheitliche Gestaltung der Vier Wälle als Promenade werden sie zum wichtigsten Freiraum der Innenstadt und zum Aushängeschild und Katalysator für die großen Themen: Mobilitätswende, Klimaschutz, Urbanität und Stadt(bau)kultur. tERRitORiuM dES FlAnEuRS Boulevards und Parks mit einem schattigen Dach aus mehrfachen Baumreihen wurden erstmalig in Frankreich entworfen. Ihre klimafreundliche Gestaltung mit kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE hellen, wassergebundenen Oberflächen stellt eine robuste Basis dar für vielfältige Nutzungen als urbaner Aufenthalts- und Naherholungsraum. Der Sonntagsspaziergang, der im 18. Jahrhundert noch im Grünen außerhalb der kompakten Stadt stattgefunden hatte, wurde im 19. Jahrhundert mit der Stadterweiterung Umpfenbachs auf die Vier Wälle verlagert. Das Flanieren - sehen und gesehen werden - wurde die großstädtische Variante zur Erholung auf dem Land und der Hauptzweck der Anlage. Die Vier Wälle bildeten eine Adresse, die sich mit der vornehmen Friedrichstraße durchaus messen konnte. Die Vier Wälle waren gesäumt mit prachtvollen neoklassizistischen Stadthäusern und stehen in der Tradition der Boulevards des 19. Jahrhunderts, die vielen großen europäischen Städten bis heute ihre unverwechselbare Identität verleihen. Schon während der Kaiser- und Zwischenkriegszeit wurden die Boulevards zum Teil als Gartenanlage mit Schaugrün umgestaltet. Pferdebahn, Busse und Autos begannen, mit dem Flaneur um Territorium zu konkurrieren. Mit der Neuordnung des Verkehrs um 1959 wurde der Spaziergänger endgültig von Autos und ÖPNV verdrängt. gEStAltung ViER WÄllE 3d Die Wiederherstellung der horizontalen Fläche als Promenade kann städtebauliche bzw. architektonische Mängel nur bedingt kompensieren. Die historischen Fluchtlinien und die Qualität der Architektur entlang der Vier Wälle beeinflussen das Stadtbild ebenso wie die Nutzungen in den ikonischen Bauten, die wie eine Perlenschnur an der Außenseite der Wälle angeordnet sind. beeinträchtigt. Zwar bildet die Haltestelle Ostwall/ Rheinstraße ein in sich geschlossenes räumliches Ensemble. Zwischen Rheinstraße und Carl-WilhelmStraße löst sich die klare räumliche Begrenzung des Ostwalls jedoch auf in einer fließenden Stadtlandschaft. Abb. 4.0_16 (rechts) Ostwall 1840-1870 Der Ostwall war ursprünglich als Promenade nach französischem Vorbild gestaltet, mit einem Dach aus vier Baumreihen und einer hellen, wassergebunden Oberfläche. Die Schienen der Pferdebahn sind in die gepflasterte Fahrbahn integriert. Die Straßenwände werden gesäumt von repräsentativen Wohnhäusern mit klassizistisch gestaltetem Fassadenschmuck. Die Wiederherstellung der historischen Bauflucht am Theaterplatz ist zwingend erforderlich, um die räumliche Kontinuität der historischen Stadtanlage wieder herzustellen. Abb. 4.0_17 (links) place de la République, paris Vor allem am Ostwall, dessen historische Fluchtlinien an mehreren Stellen aufgebrochen wurden, wurde die räumliche Lesbarkeit stark 273 4.3.1 4.3 RÄuMliCHES lEitbild RÄuMliCHES lEitbild ViER WÄllE und plÄtzE Abb. 4.0_18a und b (oben) Westwall heutiger Zustand mit asphaltiertem Mittelstreifen und mögliche Neugestaltung des Westwalls als Promenade für Besucher und als erweitertes Wohnzimmer für die Bewohner. Abb. 4.0_18c (unten) Westwall Postkarte um 1901 mit drei Baumreihen und heller, wassergebundener Oberfläche. gEStAltung ViER WÄllE 2d Heute sind die Vier Wälle als öffentlicher Raum zwar noch lesbar, aber stark fragmentiert. Die mittleren Baumreihen auf West-, Süd- und Ostwall sind verschwunden. Die verbliebenen Bäume sind ausgewachsen und bilden statt des Blätterdachs Alleen. Der Mittelstreifen wird zum Teil besetzt durch Parkplätze oder wird als Fahrspur für Auto, Bus und Bahn genutzt. Die Promenade über den Mittelstreifen wird vielfach durch querende Straßen für den motorisierten Verkehr unterbrochen. Im besten Falle sind die verbliebenen Mittelstreifen gärtnerisch gestaltet mit Schaugrün aus Rasen, Beeten und Hecken. Zum Teil haben diese einen kulturhistorischen Wert, oft ist das jedoch nicht der Fall. Zwar gibt es Bänke, die Nutzbarkeit und Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes ist jedoch durch den tosenden Verkehr eher gering. gEStAltungSKOnzEpt In den kommenden Jahren soll für die kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Vier Wälle als Aushängeschild Krefelds wieder ein einheitliches, qualitätvolles Gesamtbild geschaffen werden. Ein Gestaltungskonzept für den Freiraum der Vier Wälle soll folgend zu der vorliegenden Analyse auf den Weg gebracht werden. Die oberste Priorität hat dabei die Aufenthaltsqualität der Vier Wälle und die Wiederherstellung des Mittelstreifens von West-, Südund Ostwall als durchgängige Promenade. Die Integration vorhandener kulturhistorisch wertvoller Abschnitte aus der Kaiser- und Zwischenkriegszeit ist dabei näher zu untersuchen. FlEXibilitÄt StAtt FunKtiOnAliSMuS Bei der Gestaltung der Anlage liegt die Priorität in der flexibelen Nutzung durch Besucher und Bewohner. Die Vier Wälle sollen weniger als Gartenanlage mit Schaugrün oder für bestimmte Funktionen, Bevölkerungs- oder Altersgruppen eingerichtet werden, sondern vielmehr als durchgängiger, großstädtischer, öffentlicher Raum mehrere Funktion zulassen. Visuelle Ruhe und funktionale Neutralität und Nutzbarkeit für eine Vielzahl von Aktivitäten und Veranstaltungen sind Grundvoraussetzung für eine entspannte, großstädtische Atmosphäre. Schlichtheit, Unaufgeregtheit und gestalterischer Qualität sein. Alle Objekte sollen einer klaren, hochwertigen Gestaltungsfamilie angehören. Auch die Gestaltung der Fahrbahnen erfordert visuelle Ruhe und Neutralität. So sind verschiedene Beläge und Markierungen unbedingt zu vermeiden. Die Gestaltung des Mittelstreifens nach der konstituierenden Situation, also als französische Boulevards mit einem grünen Dach aus kleinen Bäumen und einer hellen, wassergebundenen Oberfläche und Grün ist dabei als richtungweisende Referenz zu sehen. Die Möblierung und Einrichtung der Vier Wälle mit Kunstobjekten, Pavillons, Haltestellen, Bänken, Bepflanzung usw. muss für den Gebrauch durch verschiedene Nutzer geeignet sein, und entsprechend der großstädtischen Atmosphäre und Nutzbarkeit von größtmöglicher 274 4.3.1 4.3 RÄuMliCHES lEitbild RÄuMliCHES lEitbild ViER WÄllE und plÄtzE Referenzbilder zur gestaltung der Wälle: Boulevards und Parks mit einem schattigen Dach aus mehrfachen Baumreihen wurden erstmalig in Frankreich entworfen. Ihre klimafreundliche Gestaltung mit hellen, wassergebundenen Oberflächen stellt eine robuste Basis dar für vielfältige Nutzungen als urbaner Aufenthalts- und Naherholungsraum. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 4.0_19-22 (oben von links nach rechts) - Brochstein Pavilion at Rice University in Houston, Texas, OJB Landscape Architecture - Jardin du Luxembourg, Paris - Parroquia Santa Maria del Mar in Barcelona - Parc Hydro-Québec, Montréal, Claude Cormier et Associés, Landscape Architects Abb. 4.0_23-26 (unten von links nach rechts) - David H. Koch Plaza, Barcelona, Spanien - Bryant Park, New York, USA - Yorkville Park, Torronto, Kanada - Plaza de la Sagrada Familia, Barcelona, Spanien 275 4.3.1 4.3 RÄuMliCHES lEitbild RÄuMliCHES lEitbild ViER WÄllE und plÄtzE Boulevard Richard Lenoir - Paris, Frankreich Las Ramblas, Barcelona, Spanien nEutRAlER untERgRund, FlEXiblE nutzungEn Auf einem eher neutral gestalteten Untergrund können verschiedene Nutzungen stattfinden und mehrere Zwecke gleichzeitig erfüllt werden. Klimaziele (Wasserinfiltration, Schatten und Kühlung durch Bäume), Sport (Laufen, Radfahren, Skaten, Jeu de Boules), Kultur (Musikdarbietungen, Kunstroute, Festivals), Gastronomie (Kioske mit Terrasse und Bestuhlung, Cafés auf den Bürgersteigen, rollende Gastronomie), Märkte (Flohmarkt/ Büchermarkt), Aufenthaltsqualität (Flanieren, Picknicken, Sitzgelegenheiten) sind gut miteinander zu kombinieren. Gerade die Ermöglichung verschiedener, auch zufälliger oder temporärer Nutzungen macht die Vier Wälle zum Begegnungsraum für verschiedenste Bevölkerungsgruppen, die einander sonst nicht begegnen würden. Im Idealfall wird so ein Identifikationsort für die Stadt geschaffen, der ihre Bürger verbindet. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Boulevard Richard Lenoir - Paris, Frankreich Tranvía Zaragoza, Spanien, Aldayjover paisajistas Abb. 4.0_27-32 Referenzbilder zur gestaltung der Wälle Boulevards und Parks mit einem schattigen Dach aus mehrfachen Baumreihen bilden eine robuste Basis für vielfältige Nutzungen als urbaner Aufenthalts- und Naherholungsraum. Bei der Gestaltung der Anlage liegt die Priorität in der flexibelen Nutzung durch Besucher und Bewohner. 276 4.3.1 RÄuMliCHES lEitbild ViER WÄllE und plÄtzE Abb. 4.0_33a dissonant polizeipräsidium Der nördliche Teil des Ostwalls wurde in der zweiten Wiederaufbauphase im Sinne der gegliederten, aufgelockerten und autogerechten Stadt umgestaltet. Mit dem Punkthaus des Polizeipräsidiums als städtebaulicher Akzent wurde der verkürzte Ostwall visuell beendet. Die architektonische Qualität der 60er Jahre Fassade ging mit der Sanierung verloren. Der Standort wurde negativ bewertet, da es sich weder um ein klar ablesbares Ensemble der 60er Jahre handelt, noch den Prinzipien eines geschlossenen Stadtmodells entspricht. Es fehlen besondere räumlichen und architektonische Qualitäten. Die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses wurde für diesen Standort mittels einer SWOT-Analyse untersucht. FluCHtliniEn Der Süd- und Westwall sind städtebaulich - räumlich intakt geblieben. Am Ostwall, Nordwall und am Friedrichsplatz wurden die historischen Fluchtlinien an mehreren Stellen aufgebrochen, wodurch die räumliche Lesbarkeit der Anlage stark beeinträchtigt wurde. An der Haltestelle Ostwall/ Rheinstraße wurde schon in der ersten Wiederaufbauphase ein in sich geschlossenes räumliches Ensemble geschaffen, das bis heute einen erkennbaren Stadtraum bildet. Beim Hamburg-Mannheimer Haus, dem Seidenweberhaus und am Polizeipräsidium wurden die Baufluchten durch eine offene Bauweise ‘aufgelockert’, mit einem in räumlicher Hinsicht eher unbefriedigendem Ergebnis. Um den Ostwall nördlich der Rheinstraße wieder als klaren Stadtraum und Boulevard zu definieren, ist vor allem am kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Theaterplatz eine Bebauung in der historischen Bauflucht zwingend erforderlich. ARCHitEKtuR Die Bebauung der Vier Wälle blieb vor allem am Südwall zum großen Teil erhalten und bietet dem Flaneur eine prachtvolle, detailreiche Kulisse. Ost-, West- und Nordwall sind auch von der Architektur des Wiederaufbaus stark geprägt, der die historische Stadtanlage städtebaulich in unaufgeregter, gediegener Weise vervollständigt. Die Architekturqualität der Wiederaufbauarchitektur ist am Ostwall vergleichsweise hoch und verdient entsprechende Aufmerksamkeit. Am Westwall fällt sie - abgesehen von ein paar Ausnahmen - stark ab. Erhalt, Wiederherstellung und Weiterentwicklung der Bebauung entlang der Vier Wälle sind essentiell für das Stadtbild. gROSSStÄdtiSCHE nutzungEn Die Architektur-Ikonen entlang der Vier Wälle bieten visuelle Höhepunkte des Spaziergangs. Der Hauptbahnhof und das Kaiser-Wilhelm-Museum sind öffentliche Bauten mit hoher Frequenz. Auch das Hannah-Arendt-Gymnasium, die Industrie- und Handelskammer und die Liebfrauenkirche sind aktiv in Gebrauch. Abb. 4.0_33b Stadtreparatur polizeipräsidium Das geschlossene Stadtmodell und die Bebauung entlang der konstituierenden Fluchtlinien wurden in diesem Gestaltungsvorbild wiederhergestellt. Die übrigen schlummernden Monumentalbauten bedürfen der Aktivierung für großstädtische, den Promenadencharakter unterstützende Funktionen, Kultur und Gastronomie. Das Hansahaus, die Commerzbank, die Alte Hauptpost und die Landeszentralbank stellen ein bisher ungenutztes Potential dar. Auch in den Sockelgeschossen der restlichen Bebauung entlang der Vier Wälle sind großstädtische, den Promenadencharakter unterstützende Funktionen, Kultur und Gastronomie wünschenswert. 277 4.3.1 RÄuMliCHES lEitbild ViER WÄllE und plÄtzE Abb. 4.0_34a und b Friedrichstraße, heutiger zustand und mögliche neugestaltung Die ursprünglichen Fluchtlinien und Parzellenbreiten sind auf der Friedrichstraße noch gut erkennbar. links: heutiger Zustand rechts: Erhalt des historischen Stadtraums und Restaurierung der Fassade des Apollokinos. Multifunktional nutzbare Einrichtung des öffentlichen Raumes. KOnStituiEREndE plÄtzE Zwischen den Plätzen und Kriegsbrachen innerhalb der Vier Wälle wurde bisher nicht klar unterschieden. Um den öffentlichen Raum wieder deutlich lesbar zu machen und im Stadtgrundriss zu verorten, bedürfen auch die konstituierenden Plätze der Aufmerksamkeit: der mittelalterliche Schwanenmarkt (Alter Markt), der barocke Neumarkt und die Friedrichstraße mit dem Friedrichsplatz als Beendigung bilden das zentrale Rückgrat der Stadtstruktur, die sich ursprünglich entlang der Nord-SüdAchse entwickelt hat. Die konstituierenden Plätze besitzen noch ihre ursprüngliche Form. Sie sind sowohl in ihrer Fläche als in ihrer Bebauung entsprechend ihrer Situierung in der mittelalterlichen Stadtkrone bzw. in der barockklassizistischen Stadtanlage zu gestalten und weiter zu entwickeln. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE niCHt KOnStituiEREndE plÄtzE Erst wenn die Vier Wälle wieder als Promenade genutzt werden können und sie sich als großstädtischer Freiraum bewährt haben, können die vielen Kriegsbrachen und sonstige nicht konstituierende Plätze thematisiert werden. Ihre Anzahl und Größe sollte reduziert und in einen thematischen Zusammenhang gebracht werden. Individuelle Platzgestaltungen oder Straßenabschnitte sind nicht als voneinander getrennte Einzelfälle, sondern immer auch als Teil eines zusammenhängenden Ganzen zu betrachten. Eine hochwertige, zusammenhängende Gestaltung des öffentlichen Raums ist individuellen, aber unzusammenhängenden Lösungen vorzuziehen. Als Folge kleiner, offener Räume, die interessanterweise allesamt an der barocken Akzisemauer, der ‘Innengrenze’ des Vagedesplans, liegen, können sie den Bedarf an intimeren Quartiersplätzen bedienen. Das Verhältnis zwischen offenem und bebautem Raum wird damit von der rein quantitativen auf eine qualitative Ebene gebracht. 278 4.3.1 RÄuMliCHES lEitbild ViER WÄllE und plÄtzE Abb. 4.0_35 Friedrichsplatz Abb. 4.0_38 Friedrichstraße Abb. 4.0_36 Schwanenmarkt Abb. 4.0_39 neumarkt 1. KONSTITUIERENDE PLäTZE 2. ÜBRIGE PLäTZE 3. VIER WäLLE Abb. 4.0_37 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 4.0_40 bahnhofsvorplatz 279 4.3.2 l+M RÄuMliCHES lEitbild StRASSEn und HÄuSER Für die Wiedereinrichtung und Entwicklung der innenstadt zu einem dicht bewohnten gebiet wird ein in Maßstab und gestaltung kohärentes Stadtbild geschaffen. bei der Aufwertung des öffentlichen Raums und seiner räumlichen Ausformung kann auf der historischen Substanz aufgebaut werden. dabei sind die folgenden Aspekte zu beachten: • Schutz und Wiederherstellung alter Häuser als grundsubstanz der historischen Stadtstruktur, aktives leerstandsmanagement b • bau neuer Stadthäuser in baulücken und auf Kriegsbrachen, Aufstockungen und Wiederherstellung von Satteldächern, aktives baulückenmanagement, unterbindung von Spekulation b • gestaltung der Straßen für langsamen Verkehr und Aufenthaltsqualität kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 280 4.3.2 4.3 RÄuMliCHES lEitbild RÄuMliCHES lEitbild StRASSEn und HÄuSER Abb. 4.0_41 die breite Straße um 1910 Auf der gepflasterten Fahrbahn ist nur ein einziges Fahrzeug zu sehen, dafür ein halbes Dutzend spielende Kinder, sowie Passanten, Bewohner und Geschäftsinhaber. Der Straßenraum ermöglicht Begegnung und Kommunikation. StRASSEn und HÄuSER Die Straßen der Krefelder Innenstadt wurden angelegt, um dort möglichst viele Häuser bauen zu können. Hier wurde gewohnt, gearbeitet und gehandelt. Nicht nur die Funktionen waren feinkörnig gemischt, auch die sozialen Schichten lebten in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Mietskasernen für ein Industrieproletariat gab es in Krefeld – im Gegensatz zu vielen anderen Städten – nicht. Abb. 4.0_42 die breite Straße heute Die asphaltierte Fahrbahn ist dem motorisierten Individualverkehr vorbehalten. Das Straßenbild wird von geparkten Autos dominiert. Im Hintergrund sind ein paar Menschen zu sehen. Die konstituierenden Fassaden der Stadthäuser sind zum großen Teil noch erhalten, in ihrer historischen Ausstrahlung jedoch schwer beeinträchtigt. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Diese Kleinteiligkeit bedeutet keinesfalls eine Verringerung der Urbanität - im Gegenteil. In einer Stadtstruktur mit individuellen, kleinmaßstäblichen Einzelhäusern entsteht eine Reihung verschiedener Eingänge und Nutzungen direkt an der Straße. Dies kann in einem lebendigen Austausch zwischen Innen- und Außenraum resultieren. Die vielen Einzelhäuser im Gebiet sind bis heute der Grundbaustein, aus dem die Stadt aufgebaut ist. Für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Innenstadt als attraktivem Wohnstandort und lebendigem Stadtkern sind sie von zentraler Bedeutung. KultuRgESCHiCHtE AlS StAndORtFAKtOR Städte, die noch ein deutlich erkennbares, kohärentes historisches Stadtbild besitzen, haben im postindustriellen Zeitalter einen klaren Standortvorteil. Die Reihung von Einzelhäusern stellt auch in Krefeld eine Bereicherung des architektonischen Ausdrucks im Straßenbild dar, vor allem dort, wo noch alte Häuser vorhanden sind. Ein großer Teil der zukünftigen Aufgabe liegt in Erhalt, Wiederherstellung und Schutz der noch vorhandenen historischen Bausubstanz, einschließlich der sogenannten ‘Schrottimmobilien’, deren Substanz durch Neubau nicht zu ersetzen wäre. Die alten Häuser entlang der Vier Wälle bilden dabei den repräsentativen Höhepunkt der Stadtanlage. diCHtE Krefeld hatte um 1820 - noch vor dem Bau der Vier Wälle - etwa 15.000 Einwohner. Die negative Spirale des Wegzugs einkommensstarker Bewohner in die Außenbezirke und der Nachzug sozial schwacherer Bevölkerungsgruppen begann in der Krefelder Innenstadt schon um 1870. Heute wohnen noch etwa 6.600 Menschen im Gebiet der Vier Wälle. Diese Bevölkerungsdichte von etwa 4.500 Einwohner/ha ist für ein urbanes Lebensumfeld zu niedrig. Durch ein aktives Leerstandsmanagement, die Bebauung von Baulücken, Kriegsbrachen, sowie die Wiederherstellung geneigter Dächer ist das schlummernde Wohnraumpotential der Innenstadt zu aktivieren. 281 4.3.2 4.3 RÄuMliCHES lEitbild RÄuMliCHES lEitbild StRASSEn und HÄuSER Abb. 4.0_43a Stephanstraße heutiger zustand Eine im Verhältnis zum Gehweg sehr breite, asphaltierte Fahrbahn bedient Anwohner und auch Besucher, die mit dem Auto von außerhalb kommen. Die Bürgersteige sind sehr schmal bemessen. Die Parkplätze befinden sich auf der Fahrbahn, wodurch der Abstand zwischen den Bürgersteigen noch weiter erscheint. Die barockklassizistischen Typenhäuser wurden zum Teil stark verändert. Anstriche in blassen, kühlen Farben und Grautönen folgen dem individuellen Geschmack, verwässern aber die historische Architektur. SubuRbAnE lEbEnSWEiSE Auf die 6.600 Bewohner des Gebietes innerhalb der Vier Wälle gibt es etwa 5.700 Parkplätze in Parkgaragen und im öffentlichen Raum. Der allgemeine Motorisierungsgrad ist in Krefeld liegt mit fast 590 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner leicht über dem Bundesdurchschnitt. Selbst in den Wohnstraßen der Innenstadt lässt die Menge der im öffentlichen Raum geparkten Autos auf einen eher suburbanen Lebensstil der Bewohner schließen. Man ‘fährt’ zum Einkaufen und man ‘fährt’ zur Arbeit. 94% der Zeit steht das Fahrzeug allerdings im öffentlichen Raum. uMFEld Die Qualität eines Stadthauses, in dem Arbeit und Wohnen kombiniert werden können, wird in der postindustriellen Gesellschaft wieder hoch geschätzt, wenn das Umfeld stimmt. Die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wo man gerne zu Fuß geht oder mit dem Rad fährt, kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE bietet sich Gelegenheit zu Kontakt mit anderen Bewohnern und Besuchern der Stadt. Wo Kinder auf der Straße spielen können und Nachbarn einander kennen, entsteht ein anderes Lebensgefühl und mehr soziale Kontrolle. historische Stadtstruktur einfügen. Beim Neubau sind eine hohe Frequenz von Eingängen an der Straße und die flexible Nutzbarkeit des Sockelgeschosses und eine entsprechende Geschosshöhe des Erdgeschosses erforderlich. In Zeiten virtueller Kommunikationsmittel und Netzwerke werden Begegnung und Nachbarschaft wieder wichtig. Die urbane Dichte und räumliche Nähe zur Nachbarschaft, die funktionale Vielfalt mit individuellen Dienstleistungen, kulturellen und gastronomischen Angeboten ist nicht nur für Einpersonenhaushalte attraktiv. Die Stadt der kurzen Wege bietet auch jungen Familien neue Möglichkeiten. Im mittelalterlichen Stadtkern ist das Wohnen und Arbeiten oberhalb von Geschäften ein wichtiges Thema, wenn der heute fast ausschließlich dem Einzelhandel gewidmete Raum langfristig wieder belebt werden soll. Hier ist die Aufstockung der ein- und zweigeschossigen Geschäftshäuser zentrales Thema, sowie die Aktivierung der Quer- und Parallelgassen als vollwertiger öffentlicher Raum. Entlang der Vier Wälle besteht vor allem im Nordosten Potential für den Neubau von Stadthäusern. ERHAltEn und EntWiCKEln Zur Weiterentwicklung der historischen Stadtstruktur ist ein hohes Flächenpotential anwesend zur Aufstockung ein- oder zweistöckiger Bebauung, sowie zur Schließung der zahlreichen Baulücken durch neue Stadthäuser, die sich in die Abb. 4.0_43b Stephanstraße, mögliche neugestaltung Die Pflasterung ist auf die Aufenthaltsqualität ausgerichtet und formt von Hauswand zu Hauswand eine Einheit. Der Autoverkehr ist zu Gast. Die Fahrbahn ist auf ihre minimale Breite beschränkt und verlangsamt dadurch nicht nur den motorisierten Verkehr, sondern verringert auch den Abstand zwischen den Bürgersteigen. Es entsteht mehr Raum für Fußgänger und Stadtgrün. Ein gepflasterter Streifen entlang der Hauswand wird von Bewohnern zur Begrünung genutzt. Die Fassaden sind denkmalgerecht wiederhergestellt und nach Farbkonzept gestrichen und bieten etwas für das Auge. Langfristig ist eine weitere Reduzierung der Parkplätze im öffentlichen Raum wünschenswert. 282 4.3.2 RÄuMliCHES lEitbild StRASSEn und HÄuSER 4.3 RÄuMliCHES lEitbild Vorbilder für Wohnstraßen Wohnstraßen mit Aufenthaltsqualität bilden die Grundvoraussetzung für attraktives Wohnen in der Innenstadt. Der langsame Verkehr hat dabei Vorrang, das Auto ist zu Gast. Dementsprechend ist die Fahrbahn schmal, die Bürgersteige breit. Die Pflasterung entspricht im Detailgrad der langsamen Fortbewegung. Der Streifen unmittelbar vor dem Haus kann von Bewohnern genutzt werden, z.B. für eine Bank vor dem Haus, Blumen und Kletterpflanzen. Die Parkplätze sind aufgelockert mit Fahrradabstellplätzen und Bäumen. Die Baumspiegel in Abb. 45 wurden von den Bewohnern zusätzlich mit Stauden bepflanzt. Abb. 4.0_44 (oben links) Leeuwenveld Weesp Entwurf: LEVS architecten, Amsterdam Abb. 4.0_45 (oben mitte) Tuinbouwstraat, Groningen Entwurf: Stadt Groningen Abb. 4.0_46 (oben rechts) Rue Cremieux, Paris Abb. 4.0_47 (unten links) Wohnstraße in Amsterdam Abb. 4.0_48 (unten rechts) Temporäre Straßensperrung in Gent kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 283 4.3.3 l+M RÄuMliCHES lEitbild StAdtKROnE 4.3 RÄuMliCHES lEitbild der mittelalterliche Stadtkern wird räumlich weiter entwickelt durch neue nutzungen oberhalb der geschäfte. Eine architektonisch hochwertige, ansprechende Silhouette in Kombination mit neuen Nutzungen auf der zweiten Ebene verleiht der Stadtkrone Profil, qualität und lebendigkeit. Schaufenster sind hochwertiger bestandteil der einzelnen Hausfassaden. • architektonisch hochwertige Aufstockung der gebäude, keine Flachdächer d • architektonisch hochwertige und klar profilierte Gestaltung von Schaufenstern als teil des Sockelgeschosses einer Hausfassade d • belebung durch neue nutzungen in der neuerschlossenen oberen Ebene kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 284 4.3.3 Abb. 4.0_49a Hochstraße, heutiger zustand Seit dem Wiederaufbau fand eine starke Verflachung statt, sowohl in der Straßensilhouette, als auch in der Fassadengestaltung. Schaufenster sind nicht als Teil der Hausfassade gestaltet sondern stellen ein großes Loch dar. Die Hausfassaden ‘schweben’ darüber und sind durch Vordächer vom Sockelgeschoss getrennt. 4.3 RÄuMliCHES lEitbild RÄuMliCHES lEitbild StAdtKROnE StAdtHERz Die mittelalterliche Urzelle der Stadt unterscheidet sich deutlich von der sie umgebenden barock-klassizistischen Rasterstadt. Die historischen Fluchtlinien und die Parzellenstruktur sind hier bis heute zum großen Teil erhalten geblieben. Für Krefeld hat das Gebiet einen hohen kulturhistorischen Wert als Ursprung der Stadt. Hier gab es zwar schon vor der Kriegszerstörung keine mittelalterlichen Fassaden mehr, dafür aber eine große Vielfalt besonderer Bauten aus der Gründerzeit und der Zwischenkriegszeit. Diese Architektur - Ikonen gehören zum Charakter der Hochstraße im mittelalterlichen Stadtkern. VERFlACHung Die in ihrer Form deutlich abweichende mittelalterliche Urzelle der Stadt könnte man wegen ihrer individuellen, besonderen Bauten, mit einer Prise Ironie die ‘Stadtkrone’ nennen, auch wenn vieler ‘Zacken’ (Dächer, Giebel, kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Erker, Türmchen, etc.) verloren gegangen sind. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat ein dramatischer Verflachungsprozess auf mehreren Ebenen eingesetzt. Dieser besteht zum einen in einer immer flacheren Fassadenarchitektur, in der sich das Schaufenster auf Kosten der Hauseinheit zu einer spiegelnden Fläche zu verselbständigen droht. Zum anderen fehlen die Obergeschosse und Dächer, denn hier wird nur geshoppt, nicht aber gewohnt. Die einst so ausdrucksstarke Dachlandschaft des Stadtkerns ist heute stark verflacht und vereinzelte Aufstockungen sind im Allgemeinen schlecht entworfen. dACHlAndSCHAFt Die Wiederherstellung einer ausdrucksstarken Dachlandschaft kann dem mittelalterlichen Stadtkern wieder historische Tiefe und Lesbarkeit zurückgeben. Darüber hinaus verleiht eine höhere Bebauung im mittelalterlichen Stadtraum die notwendige räumliche Geschlossenheit, Intimität und Urbanität. Mit neuen ‘Zacken’ bekommt der Stadtraum wieder Profil, ob mittelalterlich, gründerzeitlich oder zeitgenössisch. SCHAuFEnStER Die ursprünglich verfeinerten und als architektonische Schmuckstücke gestalteten Schaufenster wurden seit den 60er Jahren mit wenigen Ausnahmen ausgetauscht durch flache Abstraktionen. Abb. 4.0_49b Hochstraße, mögliche neugestaltung Der Stadtraum erhält neues Profil durch Aufstockung der Bebauung und expressive Dachformen. Klar und plastisch profilierte Schaufenster sind gestaltet als Bestandteil der Gesamtfassade. Abb. 4.0_50 Hochstraße um 1920 Das Schaufenster ist in dieser Entwicklung kein Gegenstand architektonischer Verfeinerung mehr, wodurch der Qualität des öffentlichen Raums stark zugesetzt wird und zudem die Logik der individuellen Einzelhäuser nicht mehr deutlich ablesbar ist. Zumeist ‘schwebt’ das Einzelhaus oberhalb eines großen Lochs. Die Straßenwände werden dadurch flach, einförmig und 285 4.3.3 4.3 RÄuMliCHES lEitbild RÄuMliCHES lEitbild StAdtKROnE großmaßstäblich. nutzungSMiSCHung Heute besteht die Nutzung der Gebäude im mittelalterlichen Stadtkern fast ausschließlich aus Einzelhandel. Die Geschäfte sind überwiegend Filialen großer Ketten. Gewohnt wird hier kaum. Wenn die Fußgängerzone nach Geschäftsschluss keine Geisterstadt sein soll, dann bedarf sie neuer Nutzungen. Oberhalb der Geschäfte könnten nicht nur neue Wohnungen entstehen, sondern neue Arbeitswelten, Coworking spaces, Werkstätten, Restaurants, Hotels. Es geht darum, kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE sich mit neuen Nutzungsmischungen auch in der Höhe zu profilieren und vor allem keine Flachdächer mehr in der Innenstadt zu bauen. Diese neuen Nutzungen könnten auch von der Rückseite oder den Quergassen aus erschlossen werden, die auf diese Weise eine neue Wertigkeit im Stadtraum erhalten. Abb. 4.0_51-53 Auch gewächshäuser können neue ‘Zacken’ in der Stadtkrone bilden oben links: restaurant De Kas, Amsterdam, Studio Piet Boon unten links und mitte: JOOLZ Online, Amsterdam, Space Encounters Abb. 4.0_54 schematische darstellung des baublocks zwischen Angerhausen- und Evangelische-Kirch-Straße Erschließung neuer Nutzungen über die Quergassen und Terrassen 286 ARCHitEKtuR Die Qualität der Architektur im Einzelhandelskern der Stadt sollte im Allgemeinen von hohem Niveau sein und sorgfältig materialisiert und detailliert werden. Dies gilt für die einzelnen Schaufenster ebenso wie für die Hausfassaden, die sich zu einer reizvollen Kulisse fügen sollen. Der Trend zur Verflachung in Höhe, Dachform und Fassadengestaltung soll gestoppt und dem damit einhergehenden Qualitätsverlust des öffentlichen Raumes entgegen gewirkt werden. Abb. 4.0_55, 56 Referenzbilder zur Architektur: Hochwertige Architektur, die sich auf die historische Situation bezieht, liefert einen Beitrag zu einer attraktiven Stadtsilhouette. In den Obergeschossen wird gewohnt und gearbeitet. oben links: Kleine Rittergasse 11, Frankfurt/ Main, Franken Architekten unten links: Steenweg, Utrecht, Diederendirrix kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Abb. 4.0_57, 58 Architektur-ikonen: oben: Arket, Amsterdam mit feingliedrigen Fensterprofilen, Holztüren, Werbung in Einzelbuchstaben, Sonnenschutz im Fassadenraster links unten: ‘Grüterich’ Krefeld mit flachen Fensterprofilen und rahmenlosen Glastüren. Das klobige Vordach und Reklametafel verdeckt die historische Architektur Die denkmalgerechte Wiederherstellung der ArchitekturIkonen ist für die Ausstrahlung der ‘Altstadt’ eine Notwendigkeit. Auch wenn diese identitätsstiftenden Bauten zum Teil stark überformt wurden, liegt hier ein bisher ungenutztes kulturelles Potential, um das kommerzielle Herz der Stadt nachhaltig aufzuwerten. 287 4.3.4 l+M RÄuMliCHES lEitbild diSSOnAntEn 4.3 RÄuMliCHES lEitbild An den Standorten, die so stark transformiert wurden, dass sie nicht mehr ihrem jeweiligen räumlichen System entsprechen, sondern einer eigenen logik folgen, soll überprüft werden, ob die historische Stadtstruktur wiederhergestellt werden kann. dazu wird die folgende Arbeitsmethodik angewendet: • dissonanten sind anhand der dafür aufgestellten Kriterien zu bewerten. • bei positiver bewertung (siehe Kriterien bewertung l+M) besitzt die transformation einen städtebaulich-kulturhistorischen Wert im Sinne eines städtebaulichen ‘Stilzimmers’ und soll als solches erhalten werden. • bei neutraler oder negativer bewertung ist mittels einer SWOtAnalyse zu untersuchen, inwiefern die Wiederherstellung der historischen Stadtstruktur langfristig möglich und sinnvoll wäre, und wie genau diese aussehen könnte • die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses hat priorität kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 288 4.3.4 RÄuMliCHES lEitbild diSSOnAntEn - StilziMMER 4.3 RÄuMliCHES lEitbild Standorte, die in ihrem räumlichen Aufbau deutlich von den grundprinzipien des räumlichen Systems abweichen, in dem sie sich befinden, können positiv bewertet und erhalten werden als ‘Stilzimmer’. Andernfalls soll überprüft werden, ob und wie der historische Stadtgrundriss wiederhergestellt werden kann. StilziMMER OdER StAdtREpARAtuR? In Schritt 2 - Abgleich wurden 27 Standorte identifiziert, die nicht mehr in den drei zuvor beschriebenen räumlichen Systemen einzuordnen sind, sondern ihrer eigenen Logik folgen. In Schritt 3 - Bewertung wurde exemplarisch aufgezeigt, wie der kulturhistorisch - städtebauliche Wert dieser Standorte ermittelt werden kann. Daraus ergibt sich, ob es sich bei den Standorten um erhaltenswerte städtebauliche ‘Stilzimmer’ handelt, im Sinne eines Ensembles aus einer bestimmten Transformationsschicht. Ist dies der Fall, so wird ein Standort positiv bewertet. erfasst. Anschließend wurden die Möglichkeiten (opportunities) und Bedrohungen (threats) einer Rückbesinnung auf historische Strukturen inventarisiert. In Schritt 5 - Handlungsempfehlungen Abschnitt 5.6 wird diese Arbeitsmethodik näher umschrieben. Anhand von Gestaltungsvorbildern wird beispielhaft gezeigt, wie die Stadtstruktur an den ausgewählten Standorten entsprechend den Kernmerkmale der drei räumlichen Systeme wiederhergestellt werden könnte. Abb. 4.0_59a und 59b Haltestelle Ostwall/ Rheinstraße Stilzimmer der ersten nachkriegsmoderne Im ersten Wiederaufbauplan wurde der Ostwall als Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs verbreitert. Der Standort kann positiv bewertet werden, da es sich um ein klar ablesbares Ensemble der 50er Jahre handelt, das auch den Prinzipien des geschlossenen Stadtmodells entspricht. Die Bebauung der ersten Nachkriegsmoderne blieb zum Teil erhalten und ist von hoher architektonischer Qualität. Ist dies nicht der Fall, kann mittels einer SWOT-Analyse untersucht werden, inwiefern eine Reparatur der historischen Stadtstruktur möglich und sinnvoll wäre. Dabei wurden in Schritt 3 exemplarisch zunächst die Stärken (strengths) und Schwächen (weaknesses) der heutigen Situation kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 289 4.3.4 RÄuMliCHES lEitbild diSSOnAntEn - StAdtREpARAtuR Abb. 4.0_60a theaterplatz dissonant Die westliche Bauflucht des Ostwalls wurde mit dem Bau des Seidenweberhauses aufgebrochen. Die ursprünglich geplante Blockrandbebauung entlang des Ostwalls wurde nie ausgeführt. Die Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses wurde für diesen Standort mittels einer SWOT-Analyse untersucht. Abb. 4.0_60b theaterplatz Stadtreparatur Die 1949 verschobene nördliche Bauflucht der Sankt-Anton-Straße kann nicht mehr ohne weiteres korrigiert werden. In diesem Gestaltungsvorbild wurde darum die Fluchtlinie von 1949 aufgenommen. Die konstituierende Fluchtlinie am Ostwall wurde wiederhergestellt, ebenso wie die Promenade über den Mittelstreifen. Autos können diese im Schrittempo queren. gESCHlOSSEnES StAdtMOdEll HAt pRiORitÄt Die Krefelder Innenstadt besitzt eine kulturhistorisch - städtebaulich wertvolle und einzigartige Stadtstruktur. Wo sie beeinträchtigt wurde, die Transformation aber nicht zu einem neuen, positiv zu bewertenden Ensemble bzw. ‘Stilzimmer’ geführt hat, hat die Wiederherstellung der historischen Stadtstruktur Priorität. Die kulturhistorisch - städtebaulichen Werte und Aspekte, die bei dieser Abwägung relevant sind, werden in Schritt 5 - Handlungsempfehlungen Abschnitt 5.6.1 behandelt. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 290 4.4 ARCHitEKtOniSCHES lEitbild S 4.4.1 KOnStituiEREndE bEbAuung S.292 4.4.2 ARCHitEKtuR-iKOnEn S.296 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 291 4.4.1 S ARCHitEKtOniSCHES lEitbild KOnStituiEREndE bEbAuung Häuser bilden im wahrsten Sinne des Wortes die identitätsstiftende grundsubstanz des historischen Stadtgrundrisses. • der spezifische Charakter alter Häuser ist durch neubauten nicht zu ersetzen. Mit Aufmerksamkeit und zuwendung werden ‘Schrottimmobilien’ zu identitätsstiftender Altbausubstanz. • die gliederung der Fassaden ist als Entwurfsaufgabe zu verstehen mit dem ziel, den öffentlichen Raum zu gestalten. Jede Hausfassade ist immer auch teil einer Straßenwand. • bindende gestaltungsregeln sind notwendig, um wieder zusammenhang und Kohärenz in das Straßenbild zu bringen. Sie bieten die garantie dafür, dass das gebiet als ganzes aufgewertet wird und dass es sich lohnt, in das gebiet zu investieren. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 292 4.4.1 ARCHitEKtOniSCHES lEitbild KOnStituiEREndE bEbAuung Häuser bilden im wahrsten Sinne des Wortes die identitätsstiftende grundsubstanz des historischen Stadtgrundrisses. Der spezifische Charakter alter Häuser ist durch neubauten nicht zu ersetzen. Abb. 4.0_61-64 (von links nach rechts) konstituierende bebauung Barock: Haus Floh, Friedrichstraße 27 Neoklassizismus: Westwall 150 Neuinterpretation des Barock am Neumarkt erste Nachkriegsmoderne: Ostwall / Ecke Marktstraße KOnStituiEREndE bEbAuung Alte Häuser bilden im wahrsten Sinne des Wortes die Grundsubstanz des historischen Stadtgrundrisses. Ihr spezifischer Charakter ist durch Neubauten nicht zu ersetzen. In der Krefelder Innenstadt fällt auf, dass die historische Bausubstanz in vielen Fällen bis zur Unkenntlichkeit verfremdet und zum Teil verfallen ist. Gleichzeitig ist an Häusern, die liebevoll restauriert wurden, gut erkennbar, was es für das Stadtbild bedeuten könnte, alte Häuser unabhängig von ihrem individuellen Denkmalwert wieder herauszuputzen. gens,1777 4.4 ARCHitEKtOniSCHES lEitbild Abb. 4.0_65 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE gEStAltung Dazu gehören auch baukonstruktive Details für die fachgerechte Restaurierung bzw. Ertüchtigung alter Fenster und Türen, Sockel und Dachgesimse, sowie passende Details für neue Fenster und Türen. Auch die Material- und Farbpalette für die Innenstadt ist konkreter zu definieren. Dabei ist zu beachten, dass das Gebiet der Vier Wälle barock-klassizistischen Ursprungs ist, und sich damit auch architektonisch von den Quartieren der Gründerzeit unterscheidet. Die Basisprinzipien von Farbkombinationen zwischen Fläche und aufgelegtem Ornament werden in den Handlungsempfehlungen verständlich erläutert. Gestaltung, Material und Farbe des Sockelgeschosses verdienen dabei als direkter Vermittler zwischen öffentlichem und privatem Raum besondere Aufmerksamkeit. Die Fassaden sind dabei nicht rein funktionalistisch ‘von innen nach außen’ zu entwerfen, sondern sind ausdrücklich als Teil des öffentlichen Raumes aufzufassen. Die Fassadengliederung in einem mehrschichtigen Relief, das dem Fußgänger ein reizvolles Bild bietet, kann aus den Grundprinzipien der konstituierenden Architektur abgeleitet werden (s. Schritt 2 - Abgleich). Die Architektur des Wiederaufbaus ist in Krefeld zum Teil zwar eher schlicht, in vielen Fällen aber auch überraschend luftig und raffiniert gestaltet und fügt sich wie selbstverständlich in die Straßenwände ein. Neue Architektur innerhalb der Vier Wälle kann im Spannungsfeld zwischen den Polen, einer reduziert klassizistischen und einer luftigeren, verfeinerten Wiederaufbauarchitektur entstehen, wobei der Zusammenhang im Straßenbild immer Ausgangspunkt für den indivuellen Entwurf sein muss. das Stadtbild bedeutet, erfordert eine offene Debatte. Wo soll in Zukunft die Grenze gezogen werden zwischen Schönheit und Langeweile? Anders gesagt: wieviel ‘Wir’ braucht die die Innenstadt, und wieviel individuelle ‘Selbstverwirklichung’ der Eigentümer und Architekten kann sie aushalten? Klare Gestaltungsregeln sind dabei nicht nur als Einschränkung zu sehen. Sie bieten die Garantie für private und institutionelle Investoren, dass das Gebiet als Ganzes aufgewertet wird - und dass eine ‘Schrottimmobilie’ von heute die identitätsstiftende Altbausubstanz von morgen ist. Wie weit die Gestaltungskriterien für eine Satzung ausdifferenziert werden müssen, und was dies für 293 4.4.1 4.4 ARCHitEKtOniSCHES lEitbild ARCHitEKtOniSCHES lEitbild KOnStituiEREndE bEbAuung bindende gestaltungsregeln sind notwendig, um wieder zusammenhang - und Kohärenz in das Straßenbild zu bringen. Sie bieten die garantie dafür, dass das gebiet als ganzes aufgewertet wird und dass es sich lohnt, in das gebiet zu investieren. Mit Aufmerksamkeit und Zuwendung werden ‘Schrottimmobilien’ zu identitätsstiftender Altbausubstanz. Abb. 4.0_66 breite Straße Beim Workshop ‘Identität und Stadtbild’ wurde unter anderem die Breite Straße behandelt, wo noch überraschend viel historische Bausubstanz vorhanden ist. Die Teilnehmer waren sich darüber einig, dass hier bindende Gestaltungsregeln notwendig sind, um mehr Zusammenhang und Kohärenz in das Straßenbild zu bringen. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE oben: mögliche neue Situation mit nach Gestaltungskriterien wiederhergestellten Häusern, Anstrichen, Aufstockungen und Wiederherstellung der Sockelgeschosse. unten: heutige Situation mit Baulücken, fehlenden Satteldächern, Farben- und Formenkakophonie der Fassaden. 294 4.4.1 KlASSiziSMuS 4.4 ARCHitEKtOniSCHES lEitbild ARCHitEKtOniSCHES lEitbild KOnStituiEREndE bEbAuung WiEdERAuFbAu 50ER gRÜndERzEit nS zEit Abb. 4.0_67 traufgesimse links: Ausbildung des Traufgesimses als Bekrönung des architektonischen Aufbaus und als vertikale Beendigung des Straßenraums rechts: glatte, abstrakte Ausbildung des Dachrandes ohne Traufgesims. Abb. 4.0_68 Fenster links: Akzentuierung der Fensteröffnungen durch Faschierungen in Putz, Natur- oder Kunststein, integral mit der Fensterbank entworfen. Die Fenster liegen vertieft in der massiv und weich ausgebildeten Putzfassade und bilden mit ihrer Umrandung ein Relief oder aufgelegtes Raster, das einen Schattenwurf erzeugt. rechts: Die Fenster sind bündig in die harte Plattenbekleidung der Fassade integriert. Abb. 4.0_69 Sockel links: der geschosshohe Sockel vermittelt zwischen Straße und Gebäude, sowohl in körperlicher als auch in visueller Hinsicht, und manchmal auch im Sinne einer größeren Durchlässigkeit. Durch kräftig rustizierte Putzflächen oder Natur- bzw. Kunststein und tief liegende Öffnungen wird die massiv ausgebildete Fassade plastisch durchgebildet. rechts: Die Fassade steht ohne Sockel direkt auf der Straße. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 295 4.4.2 S ARCHitEKtOniSCHES lEitbild ARCHitEKtuR-iKOnEn die noch vorhandenen gebäude aus den transformationsschichten, die nicht die Merkmale der konstituierenden bebauung besitzen, aber von hoher architektonischer qualität sind, sollen als Architektur-ikonen herausgeputzt werden. d • die prachtvollen Kaufhäuser der Kaiser- und zwischenkriegszeit verleihen der mittelalterlichen Stadtkrone großstädtisches Flair und Allüre. D • die repräsentativen bauten entlang der Vier Wälle setzen monumentale Akzente. D • Die raffinierten Fassaden der Architektur-Ikonen können Impulse geben für den Entwurf von großbauten innerhalb der feinkörnigen Stadtstruktur. •d • der architektonische Reichtum verleiht der innenstadt stadt(bau)kulturelles Profil. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 296 4.4.2 ARCHitEKtOniSCHES lEitbild ARCHitEKtuR-iKOnEn ikonische bauten sind wichtige Identifikationspunkte der Stadtgesellschaft. ARCHitEKtuR-iKOnEn Viele architektonisch bemerkenswerte Gebäude der Innenstadt stammen aus der Kaiser- und Zwischenkriegszeit, in der Krefeld sich zur Groß- bzw. Industriestadt wandelte. Die hohe Qualität der Architektur und das großstädtische Lebensgefühl, das sie hervorrief, spielen bis heute eine Rolle für das Selbstverständnis der Krefelder Bürger. Die Architektur der Europäischen Stadt war bis ins erste Viertel des 20. Jahrhunderts als Kulisse für den öffentlichen Raum entworfen. Die architektonische Gliederung der Fassaden trug der langsamen Fortbewegung ihrer Betrachter Rechnung und bot ihnen ein facettenreiches und reizvolles Bild. ÖFFEntliCHE bAutEn An der Außenseite der Vier Wälle entstanden seit der Kaiserzeit zahlreiche öffentliche Bauten. Sie bilden monumentale Akzente im ebenmäßigen Bild des Wallgevierts. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Die Türme der katholischen Pfarrkirchen Liebfrauen und St. Stephan und des Hauptbahnhofs bereichern bis heute das Stadtbild. Auch das Kaiser-Wilhelm-Museum, der Nordflügel des Rathauses und das heutige Hannah-Ahrendt-Gymnasium haben ihre ursprüngliche, öffentliche Funktion in der Stadt behalten. Andere Prachtbauten aus derselben Zeit, wie das Hansahaus, die ehemalige Deutsche Bank, Hauptpost und die alte Reichsbank bereichern zwar das Stadtbild zwar architektonisch, haben heute aber keine öffentliche Funktion mehr. Sie stellen langfristig Potentialprojekte dar für großstädtische Funktionen mit deutlichem Bezug auf die Vier Wälle. KAuFHÄuSER Im Stadtkern bildete sich der Handel als funktionaler Schwerpunkt heraus. Hier entstanden neue Gebäudetypologien wie Kaufhäuser und Kinos auf den schmalen und oft tiefen Parzellen, die für die mittelalterliche Stadtkrone und auch für die barocken Stadterweiterungen so typisch waren. Manchmal wurden mehrere historische Parzellen zusammengefügt. Die Architektur der frühen Kauf- und Warenhäuser war für ihre Zeit spektakulär. Neue Materialien wie Stahl und Glas und neue architektonische Formen verliehen den Straßen großstädtisches Flair. Die architektonische Gestaltung der Fassaden hatte nicht nur die Aufgabe, Kunden anzulocken und die Qualität der angepriesenen Waren herauszustellen, sie bezog sich - wie die konstituierende Architektur - auf den öffentlichen Raum. Auch wenn die neuen Prestigebauten den Maßstab der konstituierenden Bebauung sprengten, so blieben sie doch ihren klassischen Grundprinzipien verpflichtet: der dreiteilige Aufbau in Sockel, Mittelbau und Gesims ist hier ebenso abzulesen wie das gerasterte, mehrschichtige Relief der Fassadengliederung. MOdERnE ARCHitEKtuRiKOnEn In der Zeit des Wiederaufbaus entstanden vor allem am Ostwall und in der Rheinstraße eine Reihe von Bauten hoher Qualität, die zwar von den Kernmerkmalen der historischen Stadtstruktur abweichen, deren Architektur aber dennoch eine Bereicherung des Stadtbildes darstellt. Der Südflügel und der Ausbau des historischen Rathauses von Hans Volger und das Foyer des Stadttheaters von Graubner sind dabei allen voran zu nennen. Abb. 4.0_70, 71 identifikationsobjekte einer Stadt Postkarten sagen etwas darüber aus, worauf eine Stadt stolz ist. In Krefeld waren es um 1900 die Vier Wälle als großstädtische, grüne Promenaden zum Flanieren, mit Denkmälern und monumentalen öffentlichen Gebäuden. Um 1970 war es die dynamische, autogerechte Metropole mit skulptural im Stadtraum platzierten, modernen Großbauten. Mit Ausnahme des Stadttheaters wurden alle hier abgebildeten Fassaden durch Sanierungen schwer beeinträchtigt. 297 4.4.2 4.4 ARCHitEKtOniSCHES lEitbild ARCHitEKtOniSCHES lEitbild ARCHitEKtuR-iKOnEn die prachtvollen Kaufhäuser der Kaiser- und zwischenkriegszeit können der mittelalterlichen Stadtkrone großstädtisches Flair und Allüre verleihen. e straß Rhein 1 6 1. Hochstrasse 130 6. Hochstrasse 127 An ge rh au se ns aße tra ße Hochstr 2 2. Hochstrasse 102 7. Hochstrasse 85 anen Schw t 3 mark 7 er elisch Evang latz -P -Kirch 4. Hochstrasse 64 3. Hochstrasse 90 er nd e a tz rch Pla en Ki Alt 4 5 5. Hochstrasse 61 Abb. 4.0_72 Architektur-ikonen Übersicht der noch erhaltenen Architektur-Ikonen in der Stadtkrone. Bis auf zwei Ausnahmen (das Schirmhaus Schnitzler und die heutige Buchhandlung Thalia) steht keines der gezeigten Objekte unter Denkmalschutz. Zum Teil wurde die Architektur durch ‘Renovierungen’ schwer beeinträchtigt. Schutz und Wiederherstellung dieser Gebäude sind unentbehrlich für ein reiches architektonisches Bild. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE 298 4.4.2 4.4 ARCHitEKtOniSCHES lEitbild ARCHitEKtOniSCHES lEitbild ARCHitEKtuR-iKOnEn Abb. 4.0_75 J. Stern & Co. um 1920 Das Sockelgeschoss steht mit Natursteinpfeilern fest auf dem Boden, die Schaufenster des Erdgeschosses sind feingliedrig profiliert, die Reklame ist hochwertig in Einzelbuchstaben in die Architektur integriert. Dach und Gauben verleihen der Architektur auch auf städtebaulicher Ebene Profil. bAuKultuREllER REiCHtuM Heute hat sich die architektonische Qualität vor allem der kommerziell genutzten Gebäude aufgrund von Abnutzung und aufeinanderfolgenden kleinen und großen ‘Renovierungsarbeiten’ stark verschlechtert. Aus dem Umgang mit diesen Objekten spricht wenig Beachtung für die spezifischen Stilmerkmale der Architektur und ihre Bedeutung für die räumliche Qualität des Stadtbildes. Abb. 4.0_74-75 (oben) Krefelder Architektur-ikonen links Gebrüder Kaufmann (nicht erhalten) und Seidel (heute Kult), rechts das Kaiser-Panorama Abb. 4.0_77 (unten) Erdgeschoss an der Friedrichstraße mit Caféhaus, im rechten Bildrand das bis heute erhaltene, wenn auch stark in Mitleidenschaft gezogene Apollokino. kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE Diese Gleichgültigkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um Immobilien mit Seltenheitswert handelt, bzw. um Gebäude, die für viele Krefelder über einen langen Zeitraum hinweg das Stadtbild geprägt haben. Durch ihre architektonischen Qualitäten bilden sie nach wie vor historische Eckpfeiler für das kommerzielle Stadtherz. Vor allem die verfeinert gegliederten, handwerklich soliden Fassaden, und auch noch vereinzelte Interieurs tragen zu dieser Qualität bei. Die Architektur-Ikonen sind die historischen Schlüsselprojekte, mit denen das Einzelhandelszentrum über die Mittelmäßigkeit und Austauschbarkeit vieler Innenstädte hinauswachsen kann. Der kulturhistorische Wert der mittelalterlichen Stadtstruktur und die Qualität der Bebauung aus der Zeit, in der Krefeld eine Großstadt wurde, verleiht dem Stadtkern einen hohen Erlebniswert. In ihrer Kombination sind sie identitätsstiftend und stellen für ein Einzelhandelsgebiet im postindustriellen Zeitalter ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal dar. Abb. 4.0_76 J. Stern & Co., heute grüterich Die flache, horizontale Gestaltung des Sockelgeschosses lässt die Obergeschosse ‘schweben’. Die flachen Fensterprofile, das klobige Vordach und Reklamepaneel wirken sich negativ auf das architektonische Gesamtbild und damit auf das Stadtbild aus. Auch fehlt heute das für den Stadtraum so wichtige Dach. Die denkmalgerechte Wiederherstellung der ArchitekturIkonen ist für die Ausstrahlung der ‘Altstadt’ zwingend erforderlich. Auch wenn ihnen zum Teil übel mitgespielt wurde, hier liegt ein bisher ungenutztes kulturelles Potential. Durch die historisch korrekte und sensible Restaurierung der ArchitekturIkonen und die Wiederherstellung architektonisch gegliederter Schaufenster könnte das Stadtbild nachhaltig aufgewertet werden und langfristig hochwertigeren Einzelhandel anziehen. Die Qualität der Architektur im Einzelhandelskern der Stadt sollte im Allgemeinen von hohem Niveau sein und sorgfältig materialisiert und detailliert werden. Der Trend zur Verflachung in Höhe, Dachform und Fassadengestaltung soll gestoppt und dem damit einhergehenden Qualitätsverlust des öffentlichen Raumes entgegen gewirkt werden. 299 4.4.2 4.4 ARCHitEKtOniSCHES lEitbild ARCHitEKtOniSCHES lEitbild ARCHitEKtuR-iKOnEn die stark gegliederten Fassaden der Architektur-ikonen können impulse geben für den Fassadentwurf von großbauten innerhalb der feinkörnigen Stadtstruktur. Vor allem die das Sockelgeschoss und seine Verbindung zum öffentlichen Raum verdient erhöhte Aufmerksamkeit. Abb. 4.0_78 Ostwall Ecke Sankt-Anton-Straße um 1920 Das ‘Grand Hotel Crefelder Hof’ in wuchtigem Neoklassizismus. Das Sockelgeschoss besitzt mehrere Eingänge. Der Mittelbau ist mehrschichtig gegliedert. Die lange Fassade ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die wiederum in sich selbst schlüssig gegliedert sind. Abb. 4.0_79 Ostwall Ecke Sankt-Anton-Straße um 1970 Das Krefelder Horten-Haus war bei seiner Fertigstellung eines der modernsten Warenhäuser Deutschlands. Die komplett geschlossene Fassade mit den ikonischen Horten-Kacheln ‘schwebt’ als skulpturale, autonome Großform über den zurückliegenden Schaufenstern. Es gibt zwei Eingänge an den Ecken des Gebäudes. ARCHitEKtuR-iKOnEn AlS VORbild FÜR pROblEMAtiSCHE gROSSbAutEn Seit den 60’er Jahren des 20. Jahrhunderts beschleunigte sich die Tendenz zur Zusammenlegung von Hausparzellen und zur Maßstabsvergrößerung der Bauvolumen. Die resultierenden monofunktionalen Großbauten wurden jetzt als autonome Objekte freiplastisch in den Stadtraum gestellt. Ihre Größe und die - für die Erfahrung aus dem Auto konzipierten - abstrakten, glatten Fassaden entsprachen dem neuen Zeitgeist. Für das Auge des Fußgängers bietet ihre Architektur wenig Verfeinerung kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE und Abwechslung im Straßenbild. Die Sockelgeschosse sind zumeist geschlossen und die Interaktion mit dem öffentlichen Raum auf wenige Eingänge beschränkt, die nur zu bestimmten Zeiten genutzt werden. Beim Umgang mit Großbauten in einer ansonsten feinkörnigen Stadtstruktur können die Architektur-Ikonen der Kaiser- und Zwischenkriegszeit wichtige Impulse liefern. Gerade diese Bauten zeigen raffinierte architektonische Lösungen, wie auf attraktive Weise großmaßstäblich und großstädtisch in einer historischen, kleinmaßstäblichen Stadtstruktur gebaut werden kann. Abb. 4.0_80 Ostwall Ecke Sankt-Anton-Straße 2020 Der Umbau des Horten-Warenhausses für den Textildiskonter Primark ist in Retailkreisen Vorzeigeprojekt für die Transformation hermetischer Großbauten. Die Fassade wurde teilweise geöffnet und zitiert klassische Grundprinzipien. Die flache Plattenbekleidung besitzt jedoch weder architektonische Gliederung noch Relief. Der Eingang an der Sankt-Anton-Straße wurde aufgehoben. Die Architektur aus der Kaiser- und Zwischenkriegszeit und zum Teil auch der ersten Nachkriegsmoderne schlägt eine Brücke zwischen der konstituierenden Architektur des Barock und des Klassizismus hin zur Moderne. Die kleinteilige, tektonische Gliederung der Fassaden in einem mehrschichtigen Relief und in hochwertigen Materialien und die raffinierte Gestaltung der Sockelgeschosse kann als Vorbild dienen für die Neu- und Umgestaltung der Fassaden der schwierig in die Stadtstruktur zu integierenden Großbauten. 300 bild S.273 S.278 S.286 S.297 S.260 Abb. 4.0_16 WITTGENS, Peter, Bildarchiv Neuss Abb. 4.0_34a und b MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_51 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_70 StAKR Obj. Nr. 40.570 Abb. 4.0_0 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_17 FERREIRA-RAPPOSO, Filipa S.279 Abb. 4.0_52 ODIJK, Charlotte architect: space encounters Abb. 4.0_71 StAKR Obj. Nr. 3553 S.266 S.274 Abb. 4.0_35 MIR Architecten/ Flexus AWC S.298 Abb. 4.0_1 KÖPPEN, Ernst: Altes Crefeld. Grafische und malerische Darstellungen aus fünf Jahrhunderten, 1978 (S.48) Abb. 4.0_18a und b MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_36 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_53 ODIJK, Charlotte architect: space encounters Abb. 4.0_18c KÖPPEN, Ernst: Altes Crefeld. Grafische und malerische Darstellungen aus fünf Jahrhunderten. Frankfurt 1978 (S.69) Abb. 4.0_37 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_2 KÖPPEN, Ernst: Krefeld - so wie es war, Düsseldorf 1974 (S.36) Abb. 4.0_3 KÖPPEN, Ernst: Krefeld - so wie es war, Düsseldorf 1974 (S.36) Abb. 4.0_4 StAKR Obj. Nr. 22.128 Abb. 4.0_5 StAKR Obj. Nr. 1083 S.267 S.275 Abb. 4.0_19 BOSS, Jerreck OJB landscape architects, Boston, MA Abb. 4.0_20 WALZ, Dagmar Abb. 4.0_21 KOZAL, Maciek Abb. 4.0_38 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_39 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_40 MIR Architecten/ Flexus AWC S.299 Abb. 4.0_55 TAMAGNINI, Oliver Abb. 4.0_56 BAGEN, Arthur S.281 Abb. 4.0_41 KÖPPEN, Ernst: Krefeld in alten Ansichten (Bd. 2) StAKR VIII/ 310/ 2 Abb. 4.0_58 MIR Architecten/ Flexus AWC S.289 Abb. 4.0_22 PARADIS, Guillaume, Claude Cormier et Associés, Montréal Abb. 4.0_42 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_7 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_23 KOZAL, Maciek S.282 Abb. 4.0_8 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_24 DELUCA, Dan CC BY 2.0 Abb. 4.0_43a und b MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_9 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_25 HATHAWAY, Caryl S.283 S.268 Abb. 4.0_26 KOZAL, Maciek Abb. 4.0_44 LEVS architecten, Amsterdam Abb. 4.0_10 MIR Architecten/ Flexus AWC S.276 Abb. 4.0_45 SCHONE, Daan Abb. 4.0_11 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_27 KOZAL, Maciek Abb. 4.0_46 PEREIRA-RAPOSO, Filipa S.269 Abb. 4.0_28 PEREIRA-RAPOSO, Filipa Abb. 4.0_47 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_12 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_30 PEREIRA-RAPOSO, Filipa Abb. 4.0_48 GYZELS, Dries Abb. 4.0_13 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_31 HÉVIA, José S.285 S.270 S.277 Abb. 4.0_49a und b MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_14 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_33a und b MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_50 StAKR Obj. Nr. 3484 kULTURHISTORISCHE STÄdTEbaULICHE anaLySE S.287 Abb. 4.0_57 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_6 LENGWENNINGS, Karl Heinz Abb. 4.0_15 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_54 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_72 MIR Architecten/Flexus AWC und Abbildungen aus dem Bildbestand des Stadtarchivs Krefeld, siehe auch Objektnummern bei den entsprechenden Kapiteln der Analyse Abb. 4.0_73 StAKR Obj. Nr. 61.644 Abb. 4.0_74 StAKR Obj. Nr. 3.868 Abb. 4.0_75 StAKR Obj. Nr. 5255 Abb. 4.0_76 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_77 StAKR Obj. Nr. 3875 Abb. 4.0_59a StAKR Obj. Nr. 3553 S.300 Abb. 4.0_59a StAKR Obj. Nr. 31597 S.290 Abb. 4.0_60a und b MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_78 StAKR Obj. Nr. 40.565 Abb. 4.0_79 GOERTZ-BAUER, Inge LAV NRW R, RWB 23414/435 Abb. 4.0_80 MIR Architecten/ Flexus AWC S. 293 Abb. 4.0_61 - 64 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_65 MIR Architecten/ Flexus AWC S.294 Abb. 4.0_66 MIR Architecten/ Flexus AWC S.295 Abb. 4.0_67 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_68 MIR Architecten/ Flexus AWC Abb. 4.0_69 MIR Architecten/ Flexus AWC 301