Verwaltungsvorlage (01_Analyse_Teil 2)
Vorlage: Kulturhistorische städtebauliche Analyse
6. Oktober 2021
6. Oktober 2021
1.3 TRANSFORMATIONSSCHICHTEN 1.3.1 INDUSTRIEZEITALTER 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1919 – 32) DIE METROPOLE KREFELD S.80 1.3.2 NS ZEIT, WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG 1.3.2.1 NS ZEIT (1933-1945) S.104 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (DIE 50ER UND 60ER JAHRE) 1.3.3 POSTINDUSTRIELLES ZEITALTER 1.3.3.1 KRITIK AM MODERNISMUS (DIE 70ER JAHRE) S.127 79 1.3.1 INDUSTRIEZEITALTER !"#$%&'()#*+&*%&#*&*%,*+&$&*%-./0.'12%#*%1*2&$&$%3�%,42% #*%&#*&$%+&$%5&$6,*6&*&*7%89%#20%&2%,1:.%&#*&%$./0.'#2:.&% ;1)),221*6<%=&**%=#$%2,6&*<%+,>%1*2&$&%3�%2:.*&44&$% +,.#*(%,42%+#&%1*2&$&$%?@0&$7% A#*&%A#4&%.,0%2#:.%1*2&$&$%B&'@:.0#60<%+#&%C&#*&%D1>&% 6&=@.$0<%2#:.%#*%A#*E&4.�&*%E1%5&$0#&)&*7F Peter Behrens im Jahrbuch des Deutschen Werkbundes, 1914 80 1.3.1 KAISERREICH .1 (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD !G&$%H9*20$1C0&1$%&#*&$%I,.*.9)2.,44&%+,$)%+1$:.,12%.9))&*<% ,42%HJ*204&$%*#:.0%.#*0&$%+&'%A$B,1&$%+&2%HK4*&$%G9'2% E1$J:C20&.&*%E1%'J22&*7%A2%.@*60%1*&*+4#:.%5#&4%+,59*%,B<% 9B%&2%1*2%6&4#*6&*%=#$+<%1*2&$&%;$#209C$,0#&%+&2%I410&2%1*+% +&2%L&2%E164&#:.%E1%&#*&$%;$#209C$,0#&%+&2%L&4+&2%1*+% +,'#0%=#&+&$%E1%&#*&'%=,.$&*%;+&4%E1%&$.&B&*M%E1$%D,:.07F Georg Fuchs, Der Kaiser, die Kultur und die Kunst, Leipzig 1904 81 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Mit dem nach der Reichsgründung einsetzenden Gründerrausch und Bauboom begann die Transformation der homogenen, barock-klassizistischen Manufakturstadt. Neue Infrastruktur PLW¶$VSKDOWXQG3IHUGHEDKQHQ·ZXUGHDQJHOHJWXQGGLH ODQJVDPH8PJHVWDOWXQJGHV2VWZDOOVYRQGHU3URPHQDGH]XU 9HUNHKUVÁlFKHVHW]WHHLQ A B E C Abb. 2.1._1 Ansichtskarte Krefeld, Rheinstraße ca.1900 archäologische Funde Vagedesplan Grün Bebauung Abriss Stadttor Stadtmauer Gebäude <3 Etagen Gebäude 3-4 Etagen Gebäude 5-7 Etagen D Gebäude 8-10 Etagen Abb. 2.1._2 Stadtgrundriss der Stadterweiterung 1871-1918 Die zahlreichen Neubauten aus der Kaiserzeit konnten aufgrund des vorhandenen Karten- und Archivmaterials nicht schlüssig kartiert werden. Darum wurden hier nur diejenigen Neubauten in der Karte dargestellt, die mit einer Veränderung im Stadtgrundriss verbunden sind. KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Gebäude >10 Etagen Satteldach Passage neuer Baum vorhandener Baum entfernter Baum neue Gleise vorhandene Gleise entfernte Gleise F 82 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Abb. 2.1._4 Otto von Bismarck (1894) Abb. 2.1._3 Kaiser Wilhelm I. (1884) .DELQHWW)RWRJUDÀHYRQ:LOKHOP.XQW]HPOOHU Abb. 2.1._6 Willhelm II (1902) )RWRJUDÀHYRQ7KRPDV+HLQULFK9RLJW Abb. 2.1._5 Oberbürgermeister Oehler begrüßt Kaiser Wilhelm II. am Ostwall (1906) POLITISCHE UND SOZIALE KRÄFTE ¶:lKUHQGVLFKLQ:LUWVFKDIW und Gesellschaft ein säkularer Modernisierungsprozess vollzog, blieb der Staat [...] von konservativen Machteliten bestimmt, die in wachsende Spannungen zur rasch sich entwickelnden Industriearbeiterschaft JHULHWHQ·1 Das öffentliche Leben im Kaiserreich wurde von einer überkommenen Gesellschaftsordnung geprägt, die alles Militärische extrem EHUEHWRQWH¶'LHDXIVWUHEHQGH6FKLFKW des Großbürgertums konkurrierte in ihrer Selbstdarstellung mit dem Adel, der seine gesellschaftliche Leitfunktion noch behaupten konnte. Gleichzeitig aber machten Reformbewegungen und künstlerische Avantgarde auf sich aufmerksam, die auf Überwindung autoritärer Konventionen und als überkommen angesehener Lebens- und Kunststile DE]LHOWHQ·2 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE '$6¶%,60$5&.5(,&+· 1871 BIS 1890 Bei seiner Gründung 1871 hatte das Deutsche Reich 41 Millionen Einwohner. Wilhelm I. (Abb. 2.1_3), König von Preußen, wurde Staatsoberhaupt einer konstitutionellen Monarchie und führte ab sofort den YHUHUEEDUHQ7LWHO¶'HXWVFKHU.DLVHU· In den ersten Jahren bestimmte der Reichskanzler Otto von Bismarck die Geschicke des Reiches. Bismarck (Abb. 2.1_4) war der nationale Zusammenhalt Deutschlands sehr wichtig. Zugleich war er bestrebt, Bündnisse anderer Großmächte gegen Deutschland zu verhindern. Im Inneren versuchte HULP¶.XOWXUNDPSI·GHQSROLWLVFKHQ Katholizismus auszuschalten und PLWGHP¶6R]LDOLVWHQJHVHW]¶GLH aufkommende Arbeiterbewegung zu zerschlagen. Beides mißlang. Bismarcks Sozialgesetzgebung hingegen - die Schaffung sozialer Sicherungssysteme für Arbeiter und Angestellte - gilt bis heute als wegweisend. Seit 1883 gab es zum Beispiel eine Krankenversicherung. ¶0HLQXQJVYHUVFKLHGHQKHLWHQ]ZLVFKHQ Bismarck und Wilhelm II. über das ¶6R]LDOLVWHQJHVHW]·JDEHQDP0lU] 1890 schließlich den Anlass für den erzwungenen Rücktritt des 75-jährigen 5HLFKVNDQ]OHUV>«@·3 ',(¶:,/+(/0,1,6&+(b5$· 1890 BIS 1914 ¶'HUMXQJHWHFKQLNEHJHLVWHUWH:LOKHOP II. (Abb. 2.1_6) schien ungleich mehr Verständnis für die fortschreitende Modernisierung der industriellen Gesellschaft zu haben [als der Junker Bismarck]. In bewußter Abgrenzung zu seinem als liberal geltenden Vater, dem nach nur 99-tägiger Regentschaft verstorbenen Friedrich III., war Wilhelm II. aber ein entschiedener Gegner des Parlamentarismus. Die von Liberalen und Sozialdemokraten geforderte Einführung einer parlamentarischen Regierungsform ZDUXQWHULKPQLFKWGXUFKVHW]EDU·4 ¶,QQHUKDOEZHQLJHU-DKU]HKQWHZDU […] aus einem Verbund deutscher Kleinstaaten ein mächtiges und geeintes Reich emporgewachsen, das als stärkste Militärmacht des Kontinents von anderen Staaten mit wachsendem Mißtrauen beobachtet ZXUGH·5 1902 waren Kaiser und Kaiserin zu Besuch in Krefeld und Wilhelm II. versprach den Damen ¶/HXWQDQWV· $EEB .XU]HUKDQG ZXUGHQGLH¶7DQ]KXVDUHQ·DXV Düsseldorf nach Krefeld verlegt. 1905 wurde die Kaserne an der Kempener Allee fertiggestellt. Ab 1906 war Krefeld Garnisonsstadt. DER 1. WELTKRIEG ¶:LOKHOP,,>KDWWH@GDVZLUWVFKDIWOLFK prosperierende Deutsche Reich LQ¶SHUV|QOLFKHP5HJLPHQW·DXFK PDFKWSROLWLVFK]X¶:HOWJHOWXQJ·IKUHQ· wollen. Einerseits war das Reich modern und dynamisch, andererseits beharrten die Regierenden auf EHUNRPPHQHQ7UDGLWLRQHQXQG ignorierten die Bedeutung der organisierten Arbeiterbewegung. Wirtschaftliche Stärke, Machtstreben und Militarismus förderten im Ausland die Angst vor einer Bedrohung durch Deutschland. 'XUFK¶.DQRQHQERRWSROLWLN·XQG SROLWLVFKHV8QJHVFKLFN¶PDQ|YULHUWH sich Deutschland in eine gefährliche DXHQSROLWLVFKH/DJH·6REHGXUIWH es 1914 nur eines Funkens, um den Weltbrand auszulösen. Für die Krefelder Seidenindustrie bedeutete dies einerseits Engpässe beim Import von Rohseide mit Rationierung, andererseits aber auch einen neuen Absatzmarkt für die Kriegsindustrie. ¶'LHPLOLWlULVFKH1LHGHUODJH Deutschlands 1918 besiegelte […] das (QGHGHV.DLVHUUHLFKHV·6 83 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Abb. 2.1._8 7RSRJUDSKLVFKH.DUWH.UHIHOG Abb. 2.1._7A +DQGZHEHU Abb. 2.1._7B Maschinale Weberei ÖKONOMIE Bis 1914 wuchs das Kaiserreich zum bevölkerungsreichsten Staat in Mitteleuropa und gelangte an die Spitze der europäischen Industrienationen. Mit 68 Millionen Einwohnern hatte sich Deutschland zu einem modernen Industriestaat entwickelt, dessen industrielle Produktion die Großbritanniens EDOGEHUÁJHOWHXQGNRQNXUULHUWH PLWGHQDXIVWUHEHQGHQ86$¶'HP starken Wirtschaftswachstum stand ein ebenso rasanter Aufschwung von Wissenschaft und Forschung zur Seite. […] Bahnbrechende Fortschritte in der Medizin, technische Errungenschaften wie die Elektrizität oder das Automobil und eine erhöhte Mobilität veränderten die gewohnten /HEHQVZHOWHQ·7 Jeder dritte Nobelpreis für Medizin, Physik und Chemie ging nach Deutschland. Die Lebenswelten veränderten sich durch die Fortschritte LQ:LVVHQVFKDIW7HFKQLNXQG0RELOLWlW ࡏ'LH:LVVHQVFKDIWEHJDQQGLH6WHOOXQJ der Religion und Metaphysik als :HOWDXVGHXWHULQ]XEHUQHKPHQ·8 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE BAUBOOM UND ENDE DER HAUSWEBEREI Mit der rasanten Industrialisierung ging ein Urbanisierungsprozess enormen $XVPDHVHLQKHU¶'DVVFKQHOOH Wachstum der Stadt Krefeld zwischen 1872 und 1882 um über 40000 zusätzliche Einwohner erforderte […] die zügige Bereitstellung von neuem :RKQUDXP'DVLFKGLH+DXVZHEHUHL zu dieser Zeit in ihrer höchsten Blüte befand, hieß das Schaffen neuen Wohnraums zugleich das Einbeziehen GHU6WHOOXQG$UEHLWVÁlFKHQIU>«@ Webstühle in den Wohnungen der Weber. […] Das Gelände zwischen Westwall und neuer Ringstraße wurde im Laufe von nur anderthalb Jahrzehnten mit etwa vierzig +lXVHUEORFNVEHEDXW·9 Während in anderen Industriestädten in dieser Zeit Mietskasernen gebaut wurden, entstanden in Krefeld ganze Straßenzüge mit Drei- oder Vierfensterhäusern. Auf Vorrat und in spekulativer Absicht gebaut, sollten GLH+lXVHU¶GLHDXVGHP8PODQGLQ die Stadt drängenden Weber und LKUH)DPLOHQDXIQHKPHQ·10 Mit dem (QGHGHU+DXVZHEHUHLNDP auch der Bauboom zum Stillstand. Die Weberwohnungen wurden GXUFKGLH+DXVEHVLW]HUXPJHEDXW um Fabrikarbeiter unterbringen ]XN|QQHQ¶'LH7DXVHQGHIUGHQ großen Weberzustrom vor allem zwischen Westwall und Ringstraße errichteten Wohnungen mit dem dreifenstrigen Werkstattraum ZXUGHQGXUFK7UHQQZlQGHLQMH]ZHL kleinere Räume unterteilt und die ehemaligen Zweizimmer-WerkstattWeberwohnungen nun zu einer 'UHL]LPPHUZRKQXQJ·11¶,QGHQ-DKUHQ ZXUGHQJDQ]H+lXVHU]X ZDKUHQ¶)UHLORJLV·>@·12 ¶,Q>@.RQWUDVWGD]XVWDQGHQGLH Prachtbauten und die luxuriöse Repräsentation erfolgreicher Unternehmer und Bankiers, die auch SROLWLVFKDQ(LQÁXVVJHZDQQHQ·13 'LH¶.UHIHOGHU%DXXQWHUQHKPHU>«@ gingen dazu mit ihren Projekten über die damaligen engen Stadtgrenzen hinaus. Sie errichteten, teils spekulativ, teils auf Bestellung, auf Bockumer Gebiet ansehnliche Wohnhäuser und prächtige Villen. […] jeder dorthin ziehende gute Steuerzahler hinterliess LP6WDGWEXGJHWHLQH/FNH·14 Krefeld konnte das Steuerproblem zwar 1907 mit der Eingemeindung von Bockum lösen, aber die räumliche Entmischung der Bevölkerungsschichten wurde weder als Problem erkannt noch gestoppt. In den frühen Gründerzeitjahren waren auch die Krefelder Verleger gezwungen, sich mit der maschinellen Produktion von 7H[WLOLHQ]XEHVFKlIWLJHQGLH Seidenhandweberei (Abb. 2.1_7a und b) konnte nicht mehr gegen die aufkommenden Webmaschinen konkurrieren. Um die Krisenanfälligkeit der Seidenindustrie durch die schnelleren Wechsel der Moden, aber auch Importschwierigkeiten und Rationalisierung von Rohseide besser auffangen zu können, schlossen Betriebe sich zusammen und begannen langsam, ihre Prozesse zu bündeln.15 So entstanden auch in Krefeld, der Stadt des Meisterhandwerks, größere Fabriken. Gab es 1880 noch 200 Seidenbetriebe, von denen nur 3 Großbetriebe mit über 1000 Mitarbeitern, so waren es 1910 nur noch etwa 100 Firmen. Die veränderte wirtschaftliche Ausrichtung der Stadt erforderte einen Zugang zum Rhein und drängte auf die Anlage eines Rheinhafens. Das Städtchen Linn hatte den Rheinzugang. Es wurde 1901 eingemeindet. 1903 konnte mit dem %DXGHV+DIHQVEHJRQQHQZHUGHQIU GHVVHQ3ODQXQJGHU,QJHQLHXU+XEHUW +HQWULFKYRQGHU6WDGWDQJHZRUEHQ worden war. Bald ließen sich beim .UHIHOGHU+DIHQ%HWULHEHYLHOHU Industriezweige nieder. 84 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Abb. 2.1._9 *HVFKlIWVKDXVDQGHU+RFKVWUDH mit vergrößerten Fenstern im Erdgeschoss Abb. 2.1._10 *HVFKlIWVKDXVDQGHU+RFKVWUDH Aufstockung eines Friderizianischen 7\SHQKDXVHV Abb. 2.1._11 *HVFKlIWVKlXVHUDQGHU+RFKVWUDH Schaufenster als tragendes Skelett Abb. 2.1._12 :DUHQKDXV7LHW]DQGHU)ULHGULFKVWUDH Ecke Sankt-Anton-Straße KOMMUNALE VERSORGUNGSBETRIEBE 1873 wurde Krefeld kreisfreie Stadt. In den Jahren darauf entstanden die städtischen Versorgungsbetriebe (u.a. Wasserversorgung und Kanalisation 7HOHJUDSKHQDPW Pferdebahn 1883), aber auch Schulen, Markthalle und Museum. ·$XVGHQNOHLQHQRIWQXUDXV wenigen Personen bestehenden Stadtverwaltungen […] entwickelten sich […] bis zum Ersten Weltkrieg moderne Leistungsverwaltungen mit allen notwendigen Betrieben der 'DVHLQVYRUVRUJH·17 Vor allem die Armenversorgung wurde dabei eine immer dringendere Frage. ¶'LHVFKQHOOHUlXPOLFKH Ausdehnung und das immense Bevölkerungswachstum der Städte, gepaart mit den Folgen der immer schneller um sich greifenden Industrialisierung, schufen soziale, hygienische und gesundheitliche Probleme, die es […] für die Stadtverwaltungen zu lösen galt. In dieser Zeit entstanden kommunale Versorgungssysteme, wirtschaftliche Infrastruktureinrichtungen, die großen Einrichtungen des GesundheitsXQG+\JLHQHZHVHQVGLHVR]LDOHQ Einrichtungen sowie die Bildungs- und .XOWXULQVWLWXWH·16 Finanziert wurde dies durch Anleihen und indirekte Steuern. KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE ELBERFELDER SYSTEM 18 Die Gemeinde Elberfeld entwickelte um 1850 ein 6\VWHP]XU$UPHQSÁHJHGDV EDOGYRUELOGOLFKZXUGH(LQ HKUHQDPWOLFKHU$UPHQSÁHJHUEHL GHP+LOIVEHGUIWLJH$QWUlJHDXI 8QWHUVWW]XQJVWHOOHQNRQQWHQ EHWUHXWHHLQ6WDGWTXDUWLHU 'DV6\VWHPEHUXKWHDXIGHU EHUVFKDXEDUHQ*U|HXQGGHU VR]LDOHQ0LVFKXQJGHU%HZRKQHU LQHLQHP4XDUWLHULQGHPMHGHU MHGHQNDQQWH (OEHUIHOGKDWWH HUVW(LQZRKQHUGLHLQ 6WDGWTXDUWLHUHQZRKQWHQHLQ $UPHQSÁHJHUEHWUHXWHDOVR 3HUVRQHQLQHLQHUYHUWUDXHQVYROOHQ %H]LHKXQJ 'DV0RGHOOZDUVHKU HUIROJUHLFKPLWVHLQHU+LOIH]XU 6HOEVWKLOIH(VZXUGHDXFKLQ .UHIHOGLQDEJHlQGHUWHU)RUP EHUQRPPHQ0LWGHUHLQVHW]HQGHQ ,QGXVWULDOLVLHUXQJGHUUlXPOLFKHQ 7UHQQXQJVR]LDOHU6FKLFKWHQXQG GHUVWDUNZDFKVHQGHQ%HY|ONHUXQJ ZDUGDV6\VWHPDEHUQLFKWPHKU ZLUNVDP EINZELHANDEL 'LH+lXVHUKDWWHQ]XPHLVWNHLQH eigenen Gärten und so waren die Stadtbewohner in ihrer Versorgung mit Lebensmitteln auf kleine Läden im Viertel und Märkte angewiesen. Die Wochenmärkte fanden zweimal wöchentlich unter anderem auf dem Karlsplatz, nach dem Bau des Museums 1894 auf Westwall statt.19 1895 kam ein Kolonialwarengeschäft auf 35 Familien und eine Schneiderwerkstatt auf 373 Familien. Um die Jahrhundertwende HU|IIQHWHQDXIGHU+RFKVWUDH das Konfektionsgeschäft J. Lion, VRZLH+HWWODJHXQG*HEU6LQQ auf der Neusser Straße. Es waren Filialen auswärtiger Unternehmen. Damit begann das Ende des 0HLVWHUKDQGZHUNV¶)DVW]HLWJOHLFK mit den Schneidern gaben die 7XFKKlQGOHUDXI·20 Das neue :DUHQKDXV7LHW] $EEB DQGHU Friedrichstraße Ecke Sankt-AntonStraße sollte Kunden auch aus dem ZHLWHUHQ8PODQGDQORFNHQ¶'HU große und spezialisierte Einzelhandel konzentrierte sich in Krefeld auf +RFKVWUDH1HXHU6WUDVVHXQGHLQHQ 7HLOYRQ)ULHGULFKXQG5KHLQVWUDH·21 Die kleinen Werkstätten in den Nebenstraßen hingegen konnten sich schwer halten. KULTUR Mit der Erstarkung des Bürgertums entstand eine Erneuerung in der Kultur. Friedrich Deneken, der erste Direktor des Kaiser-Wilhelm-Museums für Kunst und Gewerbe zeigte die neue, ganzheitliche Sichtweise von Kunst und Lebenswelt. Er baute eine Sammlung zeitgenössischer Kunst auf, bemühte sich um die Zusammenarbeit mit Künstlern, Entwerfern und Architekten. Die Zeit brachte neue Formen hervor, wie das Art Nouveau und den Jugendstil. Künstler beschäftigten sich mit QHXHQ)RUPHQIU.OHLGHU7DQ] Gebrauchsgegenstände, Architektur. 85 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Abb. 2.1._14 8PEDXGHV&DIp&RUQHOLXVDQGHU5KHLQVWUDH Ecke Königstraße, 1907 L STADTSTRUKTUR In der Kaiserzeit begann die 7UDQVIRUPDWLRQGHUKRPRJHQHQ barock-klassizistischen Stadtanlage. Dies geschah durch neue Infrastruktur, die Schaffung neuen öffentlichen Raums, vor allem aber durch unkontrolliertes und spekulatives Bauen. Mit der Einführung des preußischen Fluchtliniengesetzes 1875 wandelte sich das Stadtbild an manchen Stellen deutlich. Jetzt wurden QXUQRFKGLH%DXÁXFKWHQDQJHJHEHQ DEHUQLFKWGLH7UDXIK|KHQJHVFKZHLJH denn Vorschriften zur Gestaltung von Fassaden gemacht (Abb. 2.1_14 und 15). Dementsprechend wurden die Parzellen nun maximal bebaut, und oft PHKUHUH+DXVSOlW]H]XVDPPHQJHIJW +LQWHUGHQUHLFKHQ)DVVDGHQ entstanden vor allem im Stadtzentrum GXQNOH+LQWHUK|IH Maßstab und Dichte der Bebauung veränderten sich vor allem im 6WDGWNHUQHQWODQJGHU+RFKVWUDHXQG an der Rheinstraße, wo sich der neue (LQ]HOKDQGHONRQ]HQWULHUWH+LVWRULVFKH Abb. 2.1._16 Rheinstraße mit der charakteristischen (FNEHEDXXQJ]XU+RFKXQG)ULHGULFKVWUDHXP 1920 Abb. 2.1._15 Neues Geschäftshaus Schnorbus DP6FKZDQHQPDUNW(FNH(YHUWVVWUDH Abb. 2.1._17 Neubau des Geschäftshauses Ziellenbach an GHU)ULHGULFKVWUDH(FNH6DQNW$QWRQ6WUDH Wegen der Umlegung der Straßenbahnschienen ZXUGHGLH+DXVHFNHDEJHUXQGHW Postkarten zeigen neue, prachtvolle Geschäftshäuser mit repräsentativen Natursteinfassaden, von denen einige bis heute erhalten geblieben sind. Die bemerkenswerteste 7UDQVIRUPDWLRQLQGHU6WDGWWUXNWXULVW das Verschwinden der beiden an der Rheinstraße gelegenen Eckbauten, die HLQH7RUVLWXDWLRQ]XU)ULHGULFKVWUDH bildeten. Mit dem Bau des Kaufhauses Stern & Co und des Kaiser Panoramas, beide mit abgerundeten Straßenecken, wurde eine neue, dynamische Geste geschaffen in Richtung der Dionysiuskirche. Die +LHUDUFKLH]ZLVFKHQ)ULHGULFKVWUDH und Rheinstraße wurde damit zugunsten der Rheinstraße geändert. Die charakteristische Ecksituation ZXUGHHLQHVGHUPHLVWIRWRJUDÀHUWHQ Motive in der Innenstadt (Abb.2.1_16). Während der Kaiserzeit wurden JURH*UQÁlFKHQ]XU(UKROXQJ der Menschen gestaltet. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Krefelder Parks. Zusammenhängende Naherholungsgebiete wurden KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE erschlossen, wie beispielhaft am +OVHU%HUJ,QGHU,QQHQVWDGW entstanden neue Plätze (s.u.) und wurden neue Straßenbäume auf der &DUO:LOKHOP6WUDHJHSÁDQ]W INFRASTRUKTUR 1883 wurde mit dem Bau der 3IHUGHEDKQQDFK8HUGLQJHQ+OV und Fischeln und vom Bahnhof bis zur Scheiblerschen Fabrik begonnen. ¶1DFKVHW]WHGLHODQJVDPH Umgestaltung des Ostwalls von der 3URPHQDGH]XU9HUNHKUVÁlFKHHLQ [...]. Dieser Prozess begann mit der (OHNWULÀ]LHUXQJXQGGHU9HUOHJXQJGHU 6WUDHQEDKQJOHLVHYRQGHU+RFKVWUDH auf den östlichen Fahrdamm im Jahre 1900. Zudem befuhr die aus Düsseldorf kommende [Straßenbahn, die bezeichnenderweise] K-Bahn [und nicht D-Bahn genannt wurde,] seit GHQ2VWZDOO·22 Schienen der Straßenbahn aus St. 7|QLV'DPLWZXUGHGLHVWUHQJH Achse der Friedrichstraße auch hier aufgebrochen (Abb. 2.1_17 und 18). Abb. 2.1._19 Pferdebahn, um 1896 Abb. 2.1._18 Anlage der neuen Straßenbahnschienen an der )ULHGULFKVWUDH(FNH6DQNW$QWRQ6WUDH (LQ1HXEDX6DQNW$QWRQ6WUDH Ecke Friedrichstraße (Abb. 2.1_17 und 18) machte mit seiner abgerundeten Ecke Platz für die 86 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Abb. 2.1._20 Impression des Ostwalls nach der Stadterweiterung 1871-1918 GESTALTUNG OSTWALL Ab 1900 änderte sich der Ostwall von einer ruhigen Wohn- zu einer Geschäftsstraße. Statt kleiner +DQGZHUNVEHWULHEHGRPLQLHUWHDE GHUQHXH(LQ]HOKDQGHO¶'LH Einzelhändler versuchten nunmehr massiv auf die weitere Gestaltung >GHV2VWZDOOV@(LQÁX]XQHKPHQ So forderten sie zunächst eine […] Ausdünnung der Grünanlagen, um die Sicht auf die Schaufenster zu YHUEHVVHUQ·23 (Abb. 2.1_27) Die Straßenfassaden blieben hier jedoch LP9HUJOHLFK]XU+RFK5KHLQXQG Friedrichstraße eher unaufgeregt. Abb. 2.1._21 Grundriss der Anlage der Vier Wälle nach der Stadterweiterung 1871-1918 Abb. 2.1._22 6FKHPDWLVFKH'DUVWHOOXQJGHV3URÀOV 'XUFKGDVQHXH6WUDHQSURÀOXQG die verkehrsbedingten Änderungen hatte der ursprüngliche Ostwall ein völlig neues Gesicht bekommen. Den Straßenbahnschienen wurden ganze Baumreihen geopfert. Mit ihnen ging die französische Strenge des Ostwalls verloren. Die Fahrbahnen wurden auf Kosten der öffentlichen Anlage verbreitert. KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE 87 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Abb. 2.1._24 +RWHO&UHIHOGHU+RI Abb. 2.1._25 & 26 Freilegung der Fläche vor dem +RWHO&UHIHOGHU+RIVSlWHU3DUNKRISODW] Abb. 2.1._23a und b (links und Mitte oben) +RFKVWUDHPLWGHP +RWHO¶=XPZLOGHQ0DQQ· und mit dem neuen Sporthaus Gerke um 1910 M Abb. 2.1._1 (links) Rheinstraße mit dem neuen 7XUPGHU'LRQ\VLXVNLUFKHXQGGHPQHXHQ Eckhaus an der Königstraße, 1896 Abb. 2.1._27 Ostwall - Gartenanlage um 1900 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE RÄUMLICHER AUFBAU 'LH+DUPRQLHGHUEDURFN klassizistischen Stadtanlage wurde mit dem ungeregelten Bauboom aufgebrochen. Innerhalb weniger Jahre wurden viele zwei- bis GUHLJHVFKRVVLJH7UDXIHQKlXVHU ersetzt durch eine neue Bebauung, die sich im Maßstab deutlich von der historischen Bebauung unterschied. Im mittelalterlichen Stadtkern erschienen wieder Giebel und eine Vielfalt von Dachformen, diesmal allerdings in einer ganz anderen Architektursprache (Abb. 2.1_23). Vor allem in der Friedrich- und Rheinstraße entstanden Brüche (Abb. 2.1_1). Außerhalb des neuen Einzelhandelszentrums, vor allem an den Vier Wällen, wurde die Bebauung erst jetzt vollendet und blieb durch die Verwendung gleicher Materialien und durch die Kleinteiligkeit und Verfeinerung der Fassaden der Zusammenhang mit der konstituierenden Bebauung erhalten (Abb. 2.1_37). NEUER ÖFFENTLICHER RAUM (A) FREILEGUNG EINES PLATZES VOR DEM GRAND HOTEL CREFELDER HOF 1DFKGHP%DXGHV*UDQG+RWHO .UHIHOGHU+RI $EEB DQGHU 6GVHLWHGHU6DQNW$QWRQ6WUDH (FNH2VWZDOOZDUGHU:XQVFK nach einem neuen Standort für das 7KHDWHUHQWVWDQGHQ$OVREHJDQQPDQ GDPLWDOOH+lXVHUDXIGHU)OlFKH zwischen Sankt-Anton-, Loh- und Carl-Wilhelm-Straße sowie Ostwall ZLHGHUDE]XUHLHQ¶'RFKGHU preisgekrönte Wettbewerbsentwurf mit dem Namen Athenaeum des *HKHLPHQ+RIUDWV3URI'U0DUWLQ Dülfer aus Dresden wurde auf dem IUHLJHUlXPWHQ3ODW]QLHUHDOLVLHUW¶'DV ODJDQGHU+\SHULQÁDWLRQ'LH,GHH ZXUGHYHUZRUIHQ·24 (B) NEUGESTALTUNG DIONYSIUSPLATZ Mit der Vergrößerung der Dionysiuskirche wurde auch das Umfeld neu gestaltet. Nördlich der Kirche wurde ein Baublock zurückgebaut, um mehr Raum am Nordportal zu erhalten. Die Mittelinsel des Dionysiusplatzes wurde mit einem Kreuz und Andreaskreuz als Fußwege neu gestaltet und mit Bäumen in einer U-Form, deren Mittelachse auf die Platzform bezogen wurde und nicht auf das Südportal der Kirche. (C) FREILEGUNG EVANGELISCHER-KIRCH-PLATZ Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand durch den Abriss des Schulhauses eine freigelegte Fläche vor dem Nordportal der Alten Kirche. Sie entsprach der in der Gründerzeit aufkommenden Idee, jedem öffentlichen Gebäude bzw. historischem Baudenkmal müsse HLQH$EVWDQGVE]Z)UHLÁlFKH vorgelagert werden, um es in seiner Größe repräsentativ herauszustellen. 'LHXUVSUQJOLFKYRQ+lXVHUQGLFKW umstandene Kirche hatte städtebaulich GXUFKLKUHEHUUDJHQGH+|KHJHZLUNW jetzt wurde das Nordportal durch VHLQH¶)UHLOHJXQJ·YRP0DUNWSODW] 88 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Abb. 2.1._30&31 (oben) 7UDQVIRUPDWLRQGXUFK9HUEUHLWHUXQJGHU*DVVH und Anlage des Evangelischer-Kirch-Platz als XPVFKORVVHQH)UHLÁlFKHYRUGHP1RUGSRUWDOGHU Alten Kirche Abb. 2.1._29 (links) Schwanenmarkt mit Blick durch die verkürzte Gasse zum Nordportal der Alten Kirche Abb. 2.1._32 (rechts) Kaiser Wilhelm Museum, Eingangsbereich mit 7UHSSHQDXIJDQJ Abb. 2.1._28 (oben) Dionysiusplatz 1914 Abb. 2.1._37&38 (mitte) 7UDQVIRUPDWLRQGHV'LRQ\VLXVSODW]HVGXUFK Korrektur der Blockrandbebauung KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE aus am Ende der etwas verkürzten Gasse sichtbar. Im Katasterplan von 1933 trägt der neue Vorplatz den 1DPHQ¶(YDQJHOLVFKHU.LUFKSODW]·'LH UlXPOLFKH7UHQQXQJ]ZLVFKHQ.LUFKH und Marktplatz durch die schmale Gasse blieb in verkürzter Form erhalten (Abb. 2.1_29). (D) DIE AUFHEBUNG DES KARLSPLATZES DURCH DEN MUSEUMSBAU 'HU.UHIHOGHU$UFKLWHNW+XJR.RFK hatte bereits 1880 angeregt, ein Museum für angewandte Kunst zu errichten. Der Standort auf dem Marktplatz wurde gegen den Willen vor allem vieler katholischer Bürger beschlossen. Den Katholiken war der 3ODW]ZHJHQGHUGRUWVWDWWÀQGHQGHQ Fronleichnamsprozession und der .LUPHVZLFKWLJ¶'HU.DUOVSODW] existierte bis 1894. Dann wurde er mit dem Kaiser Wilhelm Museum (Abb. 2.1_33) in den Jahren 1894 bis 1897 zugebaut, nach dessen Erweiterung 1910 bis 1912 existiert er praktisch QLFKWPHKU>«@·25 Der Markt wurde 1894 vom Karlsplatz auf den Westwall verlegt, wodurch auch hier Bäume fallen mussten. Abb. 2.1._33 Kaiser Wilhelm Museum 1899 Abb. 2.1._34&35 7UDQVIRUPDWLRQE]Z$XIKHEXQJGHV.DUOVSODW]HV durch den Museumsbau 89 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Abb. 2.1._38 2VWZDOO(FNH&DUO:LOKHOP6WUDHXP S GEBÄUDE UND GEBÄUDEENSEMBLES WOHNUNGSBAU Wegen der besonderen $UEHLWVEHGLQJXQJHQGHU+DXVZHEHUHL waren in Krefeld vor allem Drei- und Vierfensterhäuser entstanden, aber NHLQH0LHWVNDVHUQHQ1HXH+lXVHU waren zumeist drei- manchmal auch viergeschossig und hatten noch immer das herkömmliche Satteldach. Die Fassaden wurden jetzt reicher dekoriert, fügten sich aber in das Stadtbild (Abb. 2.1_38). Abb. 2.1._39 Friedrichstraße mit Markthalle, dahinter das Modehaus Gebr. Kaufmann an der Ecke zur Rheinstraße Abb. 2.1._43 (unten) Fassade Südwall 4 ARCHITEKTUR Bisher waren entlang der Vier Wälle vor allem Wohnhäuser im Stil des Neoklassizismus gebaut worden. Jetzt NDPHQDXFK)RUPHQGHU7XGRUJRWLN XQGGHU.|OQHU1HXJRWLNKLQ]X¶0LW der Gründerzeit gewann auch die Neurenaissance Bedeutung und ab GHU-XJHQGVWLO·26 Abb. 2.1._41 (rechts) Anlagen am Bahnhof: das Empfangsgebäude UHIHULHUWDQKLVWRULVFKH%DXVWLOHGLH+DOOH dahinter ist ein reiner Ingenieurbau Abb. 2.1._42 (unten) Markthalle an der Friedrichstraße um 1920 historisierender Formen und Zitate verschiedenster Baustile. Öffentliche oder monumentale Gebäude gab es bis auf die Kirchen, den Bahnhof und das Rathaus kaum in der Stadt. Jetzt entstand eine Flut neuer öffentlicher Gebäude, XQGPLWLKQHQQHXH7\SRORJLHQXQG Ausdrucksformen. Der Bau des neuen Kaiser Wilhelm Museums erfolgte nach dem Entwurf des Krefelder Architekten +XJR.RFKGHUGDV3URMHNW angeregt hatte, und 1893 auch den Architektenwettbewerb gewann. Der Entwurf zitiert die Formensprache der italienischen Renaissance. Das JHZDOWLJH7UHSSHQKDXV]LHUWHHLQ Kaiserdenkmal des Bildhauers Gustav Eberlein (Abb. 2.1_32). Das Museum wurde 1897 eröffnet, der Anbau HEHQIDOOVQDFK3OlQHQYRQ+XJR.RFK - folgte 1912.28 ÖFFENTLICHE GEBÄUDE Bei Kirchenbauten hielt man am neogotischen oder neoromanischen Stil fest. 1874 wurde die Friedenskirche eingeweiht. Der Name war gewählt zur Erinnerung an den Friedensschluss mit Frankreich und das Ende der innerdeutschen .RQÁLNWH27 Die Architektur öffentlicher nichtsakraler Gebäude bediente sich 1890 wurde der klassizistische Prachtbau der städtischen Badeanstalten an der Neusser Straße eröffnet. 1892 folgte der Anbau des Rathauses mit einem Flügel im Stil der Neorenaissance. Das 1894 fertig gestellte kaiserliche Postamt am Ostwall folgte nach einem Entwurf des Architekten Paul Sell dem Stil der Neorenaissance. Q>4$."9&2%99.@,Wa,6a</ KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.1._40 (oben) Das zweite Bahnhofsgebäude (1903) XQGGDV+DXSW]ROODPW ZXUGHGDV Kammergebäude am Nordwall nach einem Wettbewerbsentwurf der Architekten Girmes und Oediger errichtet. Es entstand ein sandsteinverkleideter zweigeschossiger Bau mit reichgeschmückten Giebeln in einer ¶PRGHUQLVLHUWHQ·*RWLN29 'HU$UFKLWHNW+XJR.RFKSODQWHDXFK die Reichsbank am Friedrichsplatz, diesmal in einer Art Renaissancestil mit maurischen Elementen. Es folgten die Kunstgewerbeschule, eine Stadthalle, die Markthalle (1899), (Abb. 2.1_42), und ein städtisches Konservatorium (1906). 1904-06 entstand der Bau der 'HXWVFKHQ%DQNYRQ+HUPDQQ6WLOOHU 'DV*UDQG+RWHO&UHIHOGHU+RI HUULFKWHWZDUQRFKGHP (NOHNWL]LVPXVYHUSÁLFKWHW 90 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Abb. 2.1._46 (rechts) Kaiser-Panorama und Kaffeehaus, 5KHLQVWUDH(FNH)ULHGULFKVWUDH (nord-westliche Ecke) Abb. 2.1._44 .DXIKDXV¶6LQQ·DQGHU1HXVVHU6WUDHU ABB. 2.1._66 Abb. 2.1._45 Blick von Süden auf den Neumarkt Das 1907 nach einem Entwurf von &DUO0RULW]HUULFKWHWH+DQVDKDXV zeigte schon Zeichen einer neuen Formensprache. Zusammen mit dem neuen Bahnhofsgebäude PLWHLQHP7XUPLQGHU$FKVHGHV 2VWZDOOVXQGGHP+DXSW]ROODPW ebenfalls von 1907, entstand ein elegantes Jugendstilensemble. Die Stahlkonstruktion der neuen Gleisüberdachung war hingegen schon reiner Ingenieurbau (Abb. 2.1_41). Auch die Stahlkonstruktion der Markthalle (1899) demonstrierte eindrucksvoll die Möglichkeiten von 6WDKOXQG*ODV¶>«@0DWHULDOLHQZLH Eisen, Glas und später Beton [wurden] immer beliebter und besser nutzbar. Neue Bautechniken setzten sich durch: Stahlguss, Eisenskelettbau, große *ODVUDVWHUÁlFKHQXQGYRUJHIHUWLJWH Bauelemente. Sie brachten neue konstruktive und gestalterische [Möglichkeiten] mit sich. Wurden GLHQHXHQ7HFKQLNHQ]XHUVWLP konstruktiven Ingenieurbau eingesetzt, so verwendete man sie bald auch im *HElXGHEDX·30 Die Entwicklung neuer architektonischer Formen manifestierte sich vor allem in den neuen Kaufhäusern in der Innenstadt. +LHUIDQGGHUPRQXPHQWDOH Klassizismus im Stil des Art Deco neuen Ausdruck. Besondere Vertreter GLHVHUQHXHQ7\SRORJLHZDUHQGLH Manufakturenhandlung Kaufmann 1901 (Abb. 2.1_47) und das Sinn+DXVDQGHU1HXVVHU6WUDH beide von Otto Engler (Abb. 2.1_44). %HLGH+lXVHUKDWWHQVSHNWDNXOlUH Fassaden aus Glas, Eisen und Beton, die den modernen Warenhäusern der Zeit in Berlin nicht nachstanden. 1904 ZXUGHGDV:DUHQKDXV7LHW]DQGHU )ULHGULFKVWUDH(FNH6DQNW$QWRQ Straße errichtet. Es folgten das Modehaus Dhein am Schwanenmarkt von Prof. Wilhelm Kreis 1913-15, das Modehaus Lion gegenüber von Girmes & Oediger GDV6FKXKKDXV+LUVFKDP Neumarkt nach einem Entwurf von Robert Stern 1913-14 (Abb. 2.1_45) sowie sein architektonisches Pendant KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE J. Stern & Co. 1912 von Girmes & Oediger und das gegenüberliegende Kaiser-Panorama (Abb. 2.1_46) an der Kreuzung Rheinstraße zur Friedrichstraße. Sie brachten großstädtisches Flair in die Innenstadt und überformten die barocke Friedrichstraße komplett. Abb. 2.1._48 Modehaus Gebr. Kaufmann, Rheinstraße Ecke Friedrichstraße (nord-östliche Ecke) Schaufenster wurden aufwändig gestaltet und sollten neue Kunden locken. Ein besonders auffälliges Exemplar in Stahl und gebogenem *ODVZXUGHDQGHU+RFKVWUDH(FNH Evangelische-Kirch-Straße für das Sporthaus Gerke geschaffen (Abb. 2.2_36). Auch der eigenwillige Architekt Karl Buschhüter realisierte mehrere Wohn- und Geschäftshäuser in der Innenstadt. Das heute noch erhaltene DQGHQ:HVWZDOOYHUVHW]WH +DXVDQ der Sankt-Anton-Straße 91 zeugt von architektonischer Experimentierfreude mit den neuen Baumaterialien und Konstruktionsmöglichkeiten (Abb. 2.1_47). Abb. 2.1._47 Wohnhaus Sankt-Anton-Straße (heute versetzt an den Westwall) Architekt: Karl Buschhüter 91 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD Abb. 2.1._50 Denkmal für Generalfeldmarschall +HOPXWK*UDIYRQ0ROWNHDP2VWZDOO Abb. 2.1._49 Germania Standbild am Friedrichsplatz (1989) SONSTIGE OBJEKTE Das Germania Denkmal auf dem )ULHGULFKVSODW]HLQ:HUNYRQ+HLQULFK Walger, wurde am 19. Juli 1875 eingeweiht. Die siegreiche, wehrhafte Germania stand als Allegorie für ein starkes deutsches Reich (Abb. 2.1_49). Der Verschönerungsverein errichtete auf dem Ostwall weitere Denkmäler, zur Erinnerung an den Komponisten Carl Wilhelm (Bronze Büste von +HLQULFK:DOJHU2ULJLQDOLP.:0 DQGHQ)HOGKHUUQ+HOPXWK von Moltke (Wilhelm Albermann 24.04.1897) (Abb. 2.1_50) und an den Krefelder Sozialpolitiker Ludwig Friedrich Seyffardt (Gustav Rutz 1905). Für den 1. Weltkrieg wurden viele dieser Denkmäler eingeschmolzen. 1883 erhielt die Fa. Busch du Fallois die Genehmigung, um nach Berliner Muster in der inneren Stadt 20 Litfaßsäulen aufstellen zu dürfen. Es kamen auch die Straßenbeleuchtung und Kioske wie in Berlin oder Paris hinzu. KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE DER EISERNE GEORG Auf dem Ostwall wurde am 31.10.1915 der Eiserne Georg, ein drei Meter hohes Standbild aus Eichenholz, zwischen Rheinstraße und Sankt-AntonStraße in einem eigens dazu erbauten 7HPSHODXIJHVWHOOW $EEB ¶'HU +HLOLJHVROOWH'HXWVFKODQGYHUN|USHUQ während die einzelnen Köpfe des Drachen die Feinde des Vaterlandes darstellen sollten, nämlich Italien, Serbien, Belgien, Frankreich, Russland und (QJODQG·31¶=LHOGLHVHU$NWLRQZDUGDV Sammeln von Spenden für die Witwen und Waisen gefallener Krefelder Soldaten. So konnte man entweder Nägel in verschiedenen Größen zu verschiedenen Preisen kaufen und diese in den Körper des Eisernen Georgs schlagen oder gegen eine Spende gravierte Metallschilder mit seinem Namen an bestimmten Positionen des Standbildes DQEULQJHQ·32 Das Standbild steht heute in der Ehrenhalle von Burg Linn. Abb. 2.1._51 7HPSHODXIGHP2VWZDOO PLWGHP¶(LVHUQHQ*HRUJ· Abb. 2.1._52 (LQZHLKXQJVIHLHUGHV¶(LVHUQHQ*HRUJ· ÖFFENTLICHE TOILETTEN Vermutlich stammen die unterirdischen 7RLOHWWHQDQODJHQDXIGHP:HVWXQG Südwall aus dieser Zeit. 92 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD TEXT 1 '857+:HUQHU'HXWVFKH$UFKLWHNWHQ Braunschweig 1986 (S. 37) '857+:HUQHU'HXWVFKH$UFKLWHNWHQ Braunschweig 1986 (S. 37) 2 6&5,%$$UQXOI'DV.DLVHUUHLFKKWWSV ZZZGKPGHOHPRNDSLWHONDLVHUUHLFK/H0R 'HXWVFKHV+LVWRULVFKHV0XVHXP%HUOLQ 2015 16 675$70$11:LOKHOP.UHIHOGV]ZHLWH preußische Zeit (1815-1918) Politik und Verwaltung in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 140-141) 17 675$70$11:LOKHOP.UHIHOGV]ZHLWH preußische Zeit (1815-1918) Politik und Verwaltung in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 140) 3 6&5,%$$UQXOI'DV.DLVHUUHLFKKWWSV ZZZGKPGHOHPRNDSLWHONDLVHUUHLFK/H0R 'HXWVFKHV+LVWRULVFKHV0XVHXP%HUOLQ 2015 4 '857+:HUQHU'HXWVFKH$UFKLWHNWHQ Braunschweig 1986 (S. 37) 5 6&5,%$$UQXOI'DV.DLVHUUHLFKKWWSV ZZZGKPGHOHPRNDSLWHONDLVHUUHLFK/H0R 'HXWVFKHV+LVWRULVFKHV0XVHXP%HUOLQ 2015 6 6&5,%$$UQXOI'DV.DLVHUUHLFKKWWSV ZZZGKPGHOHPRNDSLWHONDLVHUUHLFK/H0R 'HXWVFKHV+LVWRULVFKHV0XVHXP%HUOLQ 2015 7 18 675$70$11:LOKHOP.UHIHOGV]ZHLWH preußische Zeit (1815-1918) Politik und Verwaltung in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 229) 19 8/5,&+-RFKHQ:LUWVFKDIWXQG Gesellschaft in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 444) 20 8/5,&+-RFKHQ:LUWVFKDIWXQG Gesellschaft in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 447) 21 8/5,&+-RFKHQ:LUWVFKDIWXQG Gesellschaft in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 452) 22 8/5,&+-RFKHQ:LUWVFKDIWXQG Gesellschaft in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3) BUNZEL, Wolfgang: Der nahe Spiegel: Vormärz und Aufklärung. Michigan, 2008 (S.20) 23 8/5,&+-RFKHQ:LUWVFKDIWXQG Gesellschaft in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3) 9 MONDERKAMP, Jürgen: Das Krefelder +DXV'RUWPXQG 6II 24 OPDENBERG, Georg: Artikel in der WZ, Krefeld 06.06.2019, Yvonne Brandt 8 10 8/5,&+-RFKHQ:LUWVFKDIWXQG Gesellschaft in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 411) 11 8/5,&+-RFKHQ:LUWVFKDIWXQG Gesellschaft in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 468) 8/5,&+-RFKHQ:LUWVFKDIWXQG Gesellschaft in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 468) 12 6&5,%$$UQXOI'DV.DLVHUUHLFKKWWSV ZZZGKPGHOHPRNDSLWHONDLVHUUHLFK/H0R 'HXWVFKHV+LVWRULVFKHV0XVHXP%HUOLQ 2015 13 8/5,&+-RFKHQ:LUWVFKDIWXQG Gesellschaft in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 411) 14 .(5.+2)6WHIDQLHYDQGHgNRQRPLVFKH +LQWHUJUQGHGHU$YDQWJDUGHNRRSHUDWLRQHQ der Samt- und Seidenindustrie 1920er- bis 1940er-Jahre 7DJXQJLQ.UHIHOG 15 15 675$70$11:LOKHOP.UHIHOGV]ZHLWH preußische Zeit (1815-1918) Politik und Verwaltung in Alt-Krefeld. Krefeld 2006 (Bd. 3, S. 143-144) 25 OPDENBERG, Georg: Artikel in der WZ, Krefeld 06.06.2019, Yvonne Brandt 26 KESSELER, Paul Alfred: Stadtbau- und Architekturgeschichte. Krefeld 2003 (Bd. 4, S. 582ff) 27 KESSELER, Paul Alfred: Stadtbau- und Architekturgeschichte. Krefeld 2003 (Bd. 4, S. 582ff) 28 KESSELER, Paul Alfred: Stadtbau- und Architekturgeschichte. Krefeld 2003 (Bd. 4, S. 582ff) 29 KESSELER, Paul Alfred: Stadtbau- und Architekturgeschichte. Krefeld 2003 (Bd. 4, S. 582ff) 30 '857+:HUQHU'HXWVFKH$UFKLWHNWHQ Braunschweig 1986 31 GILLNER, Daniela, Krefeld im Ersten Weltkrieg, in: Internetportal Rheinische *HVFKLFKWHDEJHUXIHQXQWHUKWWSZZZ UKHLQLVFKHJHVFKLFKWHOYUGH(SRFKHQXQG 7KHPHQ7KHPHQNUHIHOGLPHUVWHQZHOWNULHJ (abgerufen am 20.01.2020) 32 GILLNER, Daniela, Krefeld im Ersten Weltkrieg (s. oben) Abb. 2.1._54 Katasterplan aus der Kaiserzeit KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE 93 1.3.1.1 KAISERREICH (1871 – 1918) DIE GROSSSTADT CREFELD BILD Abb. 2.1_16 StAKR Obj. Nr. 39.977 S.82 Abb. 2.1_17 StAKR Obj. Nr. 33.380 Abb. 2.1_1 StAKR Obj. Nr. 3528 Abb. 2.1_1 KÖPPEN, Ernst und 5277+2)), Guido: Krefeld - wie es war, Krefeld 1964 (S.46) Abb. 2.1_2 0,5$UFKLWHFWHQ)OH[XV$:& S.83 Abb. 2.1_3 gemeinfrei Abb. 2.1_4 gemeinfrei Abb. 2.1_5 KÖPPEN, Ernst und 5277+2)), Guido: Krefeld - wie es war, Krefeld 1964 (S.47) Abb. 2.1_18 StAKR Obj. Nr. 3.891 Abb. 2.1_19 KÖPPEN, Ernst und 5277+2)), Guido: Krefeld - wie es war, Krefeld 1964 (S.78) Abb. 2.1_20 0,5$UFKLWHFWHQ)OH[XV$:& Abb. 2.1_21 0,5$UFKLWHFWHQ)OH[XV$:& Abb. 2.1_22 0,5$UFKLWHFWHQ)OH[XV$:& Abb. 2.1_23b StAKR Obj. Nr. 3421 Abb. 2.1_7A KÖPPEN, Ernst: Krefeld – so wie es war. Düsseldorf 1974 (S. 36) Abb. 2.1_24 StAKR Obj. Nr. 27116 Abb. 2.1_9 StAKR Obj. Nr. 5.240 Abb. 2.1_10 StAKR Obj. Nr. 5.250 Abb. 2.1_11 StAKR Obj. Nr. 5.251 Abb. 2.1_12 +$8%(1+HULEHUWHWDO.UHIHOG²'LH Geschichte der Stadt – vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart. Krefeld 2010, (Bd.3, Abb. 23) S.86 Abb. 2.1_14 KÖPPEN, Ernst und 5277+2)), Guido: Krefeld - wie es war, Krefeld 1964 (S.49) Abb. 2.1_40 675$70$11:LOKHOP.UHIHOGV]ZHLWH preußische Zeit (1815-1918) (Bd. 3, S. 197) Abb. 2.1_42 StAKR Obj. Nr. 15.364 Abb. 2.1_43 0,5$UFKLWHFWHQ)OH[XV$:& S.91 Abb. 2.1_44 StAKR Obj. Nr. 22.128 S.88 S.84 S.85 Abb. 2.1_39 StAKR Obj. Nr. 3863 S.87 Abb. 2.1_23a KÖPPEN, Ernst und 5277+2)), Guido: Krefeld - wie es war, Krefeld 1964 (S.25) Abb. 2.1_8 Rheinischer Städteatlas, StAKR (XV-81-2003) 7DIHO Abb. 2.1_38 StAKR Obj. Nr. 22.782 Abb. 2.1_41 StAKR Obj. Nr. 1666 Abb. 2.1_6 gemeinfrei Abb. 2.1_7B KÖPPEN, Ernst: Krefeld – so wie es war. Düsseldorf 1974 (S. 36) S.90 Abb. 2.1_25 & 26 0,5$UFKLWHFWHQ)OH[XV$:& Abb. 2.1_45 CLASSEN, Robert: Zum Beispiel: Krefeld- Die Erweiterungen von 1692-1975 Eine historische Stadtgeographie, Claßen. 1989, Stadt Krefeld. (S. 354 – Abb. M 13.33) Abb. 2.1_46 StAKR Obj. Nr. 3868 Abb. 2.1_47 6W$.52EM1U Abb. 2.1_48 StAKR Obj. Nr. 6782 Abb. 2.1_27 Ostwall.de, Impressionen 31.05.2021 Abb. 2.1_36 StAKR Obj. Nr. S.89 S.92 Abb. 2.1_28 Genehmigung noch nicht erhalten Abb. 2.1_49 KÖPPEN, Ernst und 5277+2)), Guido: Krefeld - wie es war, Krefeld 1964 (S.83) Abb. 2.1_29 '+ 6 Abb. 2.1_30 & 31 0,5$UFKLWHFWHQ)OH[XV$:& Abb. 2.1_32 StAKR Obj. Nr. 697-13764 Abb. 2.1_33 KÖPPEN, Ernst: Krefeld – so wie es war. Düsseldorf 1974 Abb. 2.1_34 & 35 0,5$UFKLWHFWHQ)OH[XV$:& Abb. 2.1_37 & 38 0,5$UFKLWHFWHQ)OH[XV$:& Abb. 2.1_50 Ostwall.de, Impressionen 31.05.2021 Abb. 2.1_51 StAKR Obj. Nr. 3953 Abb. 2.1_52 5277+2)), Guido: Krefeld wie es war, 1976. (S.78) Abb. 2.1_53 0,5$UFKLWHFWHQ)OH[XV$:& S.93 Abb. 2.1_54A & B Stadt Krefeld, Vermessungs- und Katasterwesen Abb. 2.1_15 StAKR Obj. Nr. 19.139 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE 94 1.3.1 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1919 – 32) .2 DIE METROPOLE KREFELD 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD !"#$%&'()*+,'%&-+%'.+'(%/0*102%.+%1'(%.#$%)'3'+%4-))5% 647$*)02%/0(*8'+479):+,2%;*:40-(4#$)944')2%<:=0$'.>:+,2% ?*(@A*44'()'.0:+,B%C'@90).#$%3.+%.#$%4')340BD Karl Kraus, Pro domo et mundo, 1919 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE 95 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD Das Auto begann, den herkömmlichen Verkehrsmitteln Konkurrenz zu machen. Mit dem Parkhofplatz und dem Platz an der Alten Kirche wurde neuer öffentlicher Raum geschaffen. Warenhäuser, Theater und Kinos widerspiegelten in neuen Architekturtypologien und -formen die Dynamik der modernen Metropole. A B Abb. 2.2._1 Impression der Rheinstraße in der Zwischenkriegszeit archäologische Funde Vagedesplan Grün Bebauung Abriss Stadttor Stadtmauer Gebäude <3 Etagen Gebäude 3-4 Etagen Gebäude 5-7 Etagen C D Gebäude 8-10 Etagen Gebäude >10 Etagen Satteldach Passage Abb. 2.2._2 Stadtgrundriss Zwischenkriegszeit 1918-1938 Die zahlreichen Neubauten aus dieser Zeit konnten aufgrund des vorhanden Karten- und Archivmaterials nicht schlüssig kartiert werden. Darum wurden nur diejenigen Neubauten in der Karte dargestellt, die mit einer Veränderung im Stadtgrundriss verbunden sind. KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE neuer Baum vorhandener Baum entfernter Baum neue Gleise vorhandene Gleise entfernte Gleise 96 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD Abb. 2.2._3 Besatzungszonen nach dem ersten Weltkrieg Unterrichtsmaterial ca. 1930 POLITISCHE UND SOZIALE KRÄFTE Anfang November 1918 entluden sich die Leiden des Krieges in revolutionären Erschütterungen. Der Krieg hatte mehr als neun Millionen Soldaten und mehr als sechs Millionen Zivilpersonen das Leben gekostet. Am 9. November rief Philipp Scheidemann in Berlin die Republik aus, Reichkanzler Max von Baden erklärte danach eigenmächtig den Verzicht des Kaisers auf den Thron und übertrug sein Amt auf Friederich Ebert. Am nächsten Morgen verließ Kaiser Wilhelm Deutschland und ging ins Exil. Am Abend des 10. November war klar: Deutschland wird eine Republik, eine parlamentarische Demokratie. Am nächsten Tag wurde der Waffenstillstand in Compiègne unterzeichnet und die Waffen schwiegen. 1 In Compiègne und später im Vertrag von Versailles wurde das gesamte linksrheinische Gebiet zur entmilitarisierten Zone erklärt und durch die Siegermächte Abb. 2.2._4 Jugendstilfassade der Kantine der belgischen Besatzung Hochstrasse 115 – im Falle Krefelds durch Belgien – besetzt (Abb. 2.2_3 und 5). Der auch in Krefeld neu gegründete Arbeiter- und Soldatenrat wurde bereits nach vier Wochen wieder aufgehoben. Am 19. Januar 1919 fanden die ersten freien, demokratischen Wahlen nach Verhältniswahlrecht und mit Frauenwahlrecht statt. Auch in den Gemeinden sollte dieser Wahlmodus gelten. Der amtierende Stadtrat von Krefeld war allerdings noch nach dem alten Dreiklassenwahlrecht zustande gekommen. Jetzt sollte die gesamte Bevölkerung, alle Frauen und Männer älter als 20 Jahre, im Rat vertreten sein. Dies kam einem angekündigten aber noch nicht vollzogenen Umsturz der bestehenden Machtverhältnisse gleich. Oberbürgermeister Johansen (Abb. 2.2_7) trug der Situation Rechnung, indem er Vorlagen veröffentlichte und zur besseren Kommunikation KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.2._5 Stadtplan Crefelds aus der Zeit der belgischen Besatzung mit den Bürgern das Presseamt gründete, das öffentliche Kritik und Diskussion ausdrücklich ermutigen sollte. DIE WEIMARER REPUBLIK Deutschland war ausgeblutet, die Not war groß. Dazu kamen die harten Bedingungen des Versailler Friedens und die Versuche von linken und rechten Extremisten, die junge Republik zu stürzen. Wirtschaftlich ging es nur langsam aufwärts. Erst nach der großen Inflation und der Einführung einer neuen Währung im November 1923 erholte sich die Wirtschaft. 'LH¶*ROGHQHQ=ZDQ]LJHU·ZDUHQ eine Zeit kultureller Blüte und optimistischer Lebenseinstellung. ¶'HU$OOWDJEUHLWHU Bevölkerungskreise wurde immer mehr von einer konsum- und freizeitorientierten Massenkultur bestimmt. Mitte der 1920er Jahre gingen täglich etwa zwei Millionen Menschen in die Kinos, ein finanzkräftiges Bürgertum amüsierte sich gerne in den zahlreichen Revuen der Großstädte. Der Sport zog in der Weimarer Republik ein Massenpublikum an. […] Zum Fußball […] strömten wöchentlich Hunderttausende in die Stadien. Rad- und Autorennen zogen ebenso wie Boxveranstaltungen riesige =XVFKDXHUPHQJHQDQ¶'DVQHXH Medium Rundfunk trat ab 1923 unaufhaltsam seinen Vormarsch an, innerhalb von zehn Jahren erhöhte sich die Zahl der in Deutschland angemeldeten Rundfunkgeräte von knapp 10.000 auf über 5,4 0LOOLRQHQ¶ 2 1925 wurde Crefeld umbenannt in Krefeld. Nach dem Abzug der belgischen Besatzung 1926 besuchte Reichspräsident von Hindenburg Krefeld (Abb. 2.2_6), um dies mit den Rheinländern zu feiern. In der Krefelder Stadtverordnetenversammlung wurde Oberbaurat Hubert Hentrich 1926 nicht wieder gewählt als Abb. 2.2._6 Reichspräsident von Hindenburg und Oberbürgermeister Dr. Johansen am 26. März 1926 auf der Fahrt durch das von der Besatzung befreite Krefeld Erster Beigeordneter. 1929 machte die Eingemeindung Uerdingens die Neuwahl des Oberbürgermeisters notwendig. Dr. Johansen kandidierte nicht mehr. Am 30.04.1930 wurde Heinrich Hüpper zum ersten Oberbürgermeister der Doppelstadt Krefeld – Uerdingen am Rhein gewählt. Nach der Begründung der Doppelstadt wurde in zwei Versammlungen getagt, unter einem Oberbürgermeister. Abb. 2.2._7 Johannes Johansen (1870–1945), Oberbürgermeister von Krefeld (1911–1930) bürgerlichen Parteien hatten keine Mehrheit, und am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler berufen. Mit dem Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 ging dann die gesetzgebende Gewalt faktisch vollständig an Adolf Hitler über. ¶'LHUDXVFKHQGHQ3DUW\V endeten mit der im Oktober 1929 EHJLQQHQGHQ:HOWZLUWVFKDIWVNULVH· 3 Die Arbeitslosigkeit wuchs dramatisch von 1,9 Millionen 1929 auf 5,58 Millionen im Jahr 1932. 'LHVR]LDOHQ6\VWHPHEUDFKHQ zusammen. Und wieder versuchten rechte und linke Extremisten die Republik zu stürzen und die demokratisch rechtsstaatlichen Strukturen zu beseitigen. Bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 erhielt die NSDAP 33,1 Prozent und die KPD 16,9. Die 97 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD Abb. 2.2._8 Qualitätskontrolle Seidenfabrikation Abb. 2.2._9 Neubau der Verseidag Westwall Ecke Gartenstraße ÖKONOMIE Beim Übergang von der Kriegszur Friedenswirtschaft hatte es in Krefeld wie im ganzen Reich Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln, aber auch steigende Kosten für Gas, Wasser und Elektrizität gegeben. Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit stellten ein wachsendes Problem dar, sodass die Stadt zeitweise zur Zwangsbewirtschaftung von Lebensmitteln und Wohnungen gezwungen war und Arbeitsdienste einführen musste. Der Neubau von Wohnungen war der Gemeinde schier unmöglich, denn die Rohstoffpreise waren seit dem Beginn des 1. Weltkrieges auf das Fünffache gestiegen. ¶'LH.UHIHOGHU7H[WLOLQGXVWULH und das Bekleidungsgewerbe beschäftigten […] noch immer mehr als ein Drittel aller $UEHLWQHKPHUGHU*HVDPWVWDGW· 4 (Abb. 2.2_8) Dabei hatte die Krefelder Seidenindustrie nicht nur KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Schwierigkeiten beim Einkauf von Rohseide, auch die Absatzmärkte für Luxuswaren hatten sich als instabil erwiesen. Die Seidenbetriebe reagierten mit einer Umorientierung von der Luxus- zur Versorgungsindustrie. 1918 wurde die Textilausrüstungsgesellschaft (TAG) gegründet. Mehrere Seidenbetriebe schlossen sich 1919 zur Verseidag zusammen, der Vereinigten Seidenweberei Aktiengesellschaft mit ihrem Hauptsitz an der Gartenstraße (Abb. 2.2_9). Produktionsprozesse wurden weiter rationalisiert, weitere Firmen aufgekauft und geliefert wurde jetzt verstärkt auch direkt an die Konfektion. 5 Ein neuer Hauptsitz der Verseidag mit Fabrikanlagen wurde an der Girmesgath geplant. Auch die Entwicklung der Kunstseide war aus der Not geboren. ¶>«@QDFKGHQ7XUEXOHQ]HQGHU ersten Nachkriegsjahre, welche es für viele notwendig machten, sich neu zu orientieren, beruhigte sich […] der Arbeitsmarkt, auch die Zahl der Notstandsarbeiter und der Empfänger von Erwerbslosenunterstützung ging erheblich zurück, sodass man getrost von Konsolidierung und Vollbeschäftigung sprechen kann. Die katastrophalen Vorgänge GHV-DKUHV>+\SHULQIODWLRQ@ brachten einen jähen Einbruch. Im November dieses Jahres hatte die Stadt für sage und schreibe 77189 Erwerbslose, Kurzarbeiter, Zuschlagsempfänger zu sorgen, bei einer Gesamtbevölkerung von circa 130.000 Personen. Glücklicherweise währte dieser unglaubliche Absturz nur kurz, doch blieb ein erheblicher Sockel an Hauptunterstützungsempfängern und deren Familienangehörigen. Von struktureller Arbeitslosigkeit [war] allgemein die Rede. Mitte 1925 gab es eine kurzfristige, seit Oktober 1927 eine spürbare dauerhaftere Erholung, welche GDQQYRP¶.ULVHQMDKU·DQ durch die Weltwirtschaftskrise ]HUVW|UWZXUGH· 6 Durch die Eingemeindung Uerdingens 1929 gehörten jetzt nicht nur Stahlwerke und chemische Fabriken zu Krefeld, es siedelte sich auch Fahrzeugund Apparatebau, Nahrungsund Genußmittelproduktion an. 1927 wurden die deutschen Edelstahlwerke gegründet. Die Doppelstadt selbst war XQWHUGHVVHQ¶HLQZHLWYHU]ZHLJWHV Dienstleistungsunternehmen und zugleich der größte $UEHLWJHEHU· 7 geworden. Die Stadt betrieb die Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, Hafen und Hafenbahn und Verkehrsbetriebe. Post und Rundfunk waren staatlich und boten ebenfalls viele Arbeitsplätze. 98 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD Abb. 2.2_12 Interieur des Krefelder Stadttheaters an der Rheinstraße, 1928 Abb. 2.2_10 EHAPE Einheitspreis Handelsgesellschaft mbH am Neumarkt, 1931. Foto Hauben, Heribert Abb. 2.2_11 Säuglingsheim des Krefelder Frauenvereins an der Petersstraße (Aufnahme nach der Zerstörung 1943) EINZELHANDEL Vom kurzen Aufschwung während der goldenen 20er Jahre profitierte nur eine kleine Elite, während die Lebensumstände der Arbeiterschaft zumeist erbärmlich blieben. Entsprechend lagen in den Schaufenstern jetzt auch mehr industriell gefertigte Produkte des Massenkonsums. Ehape, das neue Einheitspreisgeschäft am Neumarkt (Abb. 2.2_10) demonstrierte auch in seiner Architektur die Rationalisierung und Sparsamkeit der Mittel. Neue Warenwelten wurden mit weithin sichtbarer Reklame angepriesen. ¶.OHLQKDQGHOXQG.OHLQKDQGZHUN gingen kontinuierlich zurück und hatten am Ende auch unter der Krise der beginnenden dreißiger -DKUHHUKHEOLFK]XOHLGHQ· 8 Abb. 2.2_13 Prof. Dr. Friedrich Deneken KULTUR Trotz oder gerade wegen aller politischer und ökonomischer Herausforderungen entfaltete sich in Krefeld nach 1919 ein intensives kulturelles Leben. Theater- und Konzertbetrieb wurden städtisch. Die Volkshochschule wurde JHJUQGHWGHQQ¶%LOGXQJ/LWHUDWXU die Künste, sollten möglichst vielen erreichbar sein. Daß man sich angesichts der Umstände mit dem alten Theater an der Rheinstraße begnügen mußte, ZDUKLQ]XQHKPHQ· 9¶$OOHVZDV in Deutschland Rang und Namen KDWWHNDPDXFKQDFK.UHIHOG· 10 Um 1924 wurden Sportstätten in der Stadt angelegt, und 1925 wurde das beheizte Stadtbad an der Neußer Straße mit Freibad fertig. Krankenhäuser wurden gegründet oder ausgebaut. In der Innenstadt sind der Neubau des Säuglingsheims des Krefelder Frauenvereins (Abb. 2.2_11) an der Peterstraße zu nennen, 1929 mit KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE dem Leiter Dr. Isidor Hirschfelder eröffnet, sowie das altkatholische Armenhaus an der Poststraße, die konfessionellen Waisenhäuser wie das katholische Marianum an der Nordstraße und das mennonitische Waisenhaus an der Königstraße. 'LH¶OHW]WH$PWVKDQGOXQJ des Oberbürgermeisters Dr. Johansen war die Eröffnung des Heimatmuseums in Linn am 28.05.1930. […] Zu dessen wissenschaftlichem Leiter […] war Professor Dr. Karl Rembert EHVWHOOWZRUGHQ· 11 Schon 1918 hatte sich der bis heute aktive Verein für Heimatkunde gegründet. Das bedeutendste Projekt von OB Johansen für die Stadt war aber die Planung und Anlage des Grüngürtels, der durch kluge Ankäufe, begünstigt durch die ¶8PVWU]XQJGHU*HOGYHUKlOWQLVVH· XQGHLQHU¶XQJHZ|KQOLFKHQ :LUWVFKDIWVODJH·XQGGHQ(LQVDW] von Notstandsarbeitern realisiert werden konnte. 99 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD Abb. 2.2_15 Der Ostwall um 1930, rechts im Bild das Varieté Seidenfaden L STADTSTRUKTUR Bis zum zweiten Weltkrieg änderte sich der Stadtgrundriss kaum (Abb. 2.2_14). Neue Pläne für die Innenstadt gab es nicht. Die Transformation der homogenen, barock-klassizistischen Bebauung aber setzte sich weiter fort. Auf räumlicher Ebene fand die Transformation in Form abweichender Höhenentwicklung, 0DVWDEXQGQHXHQ%DXW\SRORJLHQ und Architekturformen statt. Abb. 2.2_14 Katasterkarte 1939 Wie schon in der Gründerzeit waren die Veränderungen im Stadtgrundriss mit seiner strengen, starken Grünstruktur vor allem dem Verkehr geschuldet, was sich im öffentlichen Raum manifestierte. Die Entmischung sowohl der Funktionen als auch der sozialen Schichten schritt weiter fort. INFRASTRUKTUR Ab 1920 wurde die Straßenbahn nach Traar und Moers, ursprünglich vor allem für den Kohletransport KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE genutzt, geöffnet für den Personenverkehr. Auch wurde eine Schnellbahnverbindung nach Rheinhausen eingerichtet, um Anschluss an die dortige Industrie zu erhalten. Obgleich sie gut ausgelastet waren, musste um die Eisenbahnverbindungen, vor allem die Fernverbindungen, regelmäßig gerungen werden. Ab 1929 erfuhr das Streckennetz GHU6WUDHQEDKQbQGHUXQJHQ¶'DV gesamte Gleisnetz der Innenstadt wurde umgestaltet und ausgebaut, einige Außenstrecken wurden DXIHLJHQH%DKQN|USHUYHUOHJW¶ 12 Dies ist vor allem an der neuen Einrichtung des Ostwalls und am Parkhofplatz zu sehen. ¶=ZHL9HUNHKUVPLWWHOGLHGHQ Bahnen in ferner Zukunft erhebliche Konkurrenz machen sollten, begannen in den zwanziger Jahren ihren Vormarsch, Auto und Flugzeug. Schon für das Jahr 1907 verzeichnet die Chronik der Straßenbahn AG die Einrichtung der Autobuslinien nach Linn-Rheinhafen XQGQDFK7UDDU· 13 ¶9RQDQ>«@JDEHVHLQH weitere Möglichkeit, Krefeld zu verlassen oder zu erreichen, mit dem Flugzeug. Der bis dahin militärisch genutzte Flughafen in Bockum, heute durch den Stadtteil Gartenstadt überbaut, wurde als Zivilflughafen hergerichtet und an den nationalen und damit internationalen Flugverkehr DQJHVFKORVVHQ· 14 ¶'LH7UHQQXQJYRQ%UJHUVWHLJXQG Fahrstraße musste gelernt werden, ebenso das rechts zu fahren und ]XJHKHQZDU¶*HKHUHFKWVXQG GHXHQLHPDQG·ZDUGDHLQPDO]X lesen. Schließlich zählte man 1926 über 25000 Fahrräder in Krefeld. […] Eine Verkehrszählung um die Jahreswende 1926/27erbrachte, daß fast ein Drittel der gezählten Fahrzeuge noch Fuhrwerke mit =XJWLHUHQZDUHQ· 15 100 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD Abb. 2.2_16 Endhaltestelle der K-Bahn nach Düsseldorf (betrieben seit 1898) auf dem Ostwall um 1930 UMGESTALTUNG OSTWALL ¶8PGHQVWlQGLJDQZDFKVHQGHQ Kraftverkehr nicht zu behindern, wurden bisher am Straßenrand verlaufende Gleise in die Straßenmitte verlegt. Bisher eingleisig geführte Straßenbahnstrecken wurden WHLOZHLVHGRSSHOWDXVJHEDXW· 16 (Abb. 2.2_15 und 16). KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.2_17 Grundriss der Anlage der Vier Wälle nach Zwischenkriegszeit Abb. 2.2_18 VFKHPDWLVFKH'DUVWHOOXQJGHV3URÀOV 101 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD Abb. 2.2_19 Krefeld am Niederrhein, Blick zum Café Restaurant Parkhof, um 1940 Abb. 2.2_28 & 29 7UDQVIRUPDWLRQGHU)UHLÁlFKHYRUGHP*UDQG Hotel Crefelder-Hof zum Parkhofplatz Abb. 2.2_20 'LRQ\VLXVSODW]PLW0DULHQVlXOH M RÄUMLICHER AUBAU NEUER ÖFFENTLICHER RAUM (A) PARKHOFPLATZ Nachdem deutlich geworden war, dass auf der Fläche gegenüber dem Grand Hotel Crefelder Hof vorläufig kein Theater gebaut werden konnte, ¶OLHGHULQGHQ86$]X*HOG gekommene G.A. Stübben nach den Plänen von Prof. August Biebricher am westlichen Rand der Fläche 1923 ein prunkvolles Restaurant mit Terrasse, Musikpavillon und einer Ladenstraße bauen (Abb. 2.2._19). Das so entstandene Konzertcafé erhielt den Namen Parkhof. Von da an sprachen die Krefelder nur noch YRP3DUNKRISODW]· 17 Zum Ostwall hin blieb die begrünte Platzfläche offen. KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.2_23 Neue Flügelbauten am Kaiser Wilhelm Museum nach 1912 Abb. 2.2_21 &22 *HVWDOWXQJGHV'LRQ\VLXVSODW]HV Abb. 2.2_24 & 25 Transformation bzw. Aufhebung des Karlsplatzes durch den Museumsbau (B) MARIENSÄULE AUF DEM DIONYSIUSPLATZ Im Gegensatz zum Eisernen Georg war die Mariensäule auf GHP'LRQ\VLXVSODW]JHSODQW und 1922 ausgeführt, kein Kriegswahr zei chen sondern eher ein ¶$QWLNULHJVGHQNPDO·(LQ%OLFN auf die Inschrift verdeutlicht GDV¶)ULHGHQVN|QLJLQELWWIU XQV·:LHGLH%lXPHVWHKWDXFK die Mariensäule […] nicht in der Achse des Südportals der .LUFKH· 18 Ihre Position wurde auf die Platzgestaltung bezogen mit einem Kreuz und Andreaskreuz als Fußwege, und mit Bäumen in einer U-Form (Abb. 2.2_20). (D) KARLSPLATZ - NEUE FLÜGELBAUTEN AM MUSEUM Mit den ebenfalls nach Plänen des Architekten Hugo Koch erbauten Flügelbauten am Kaiser Wilhelm Museum (Abb. 2.2_23) wurde die Platzfläche des Karlsplatzes zugebaut und der Platz damit endgültig als öffentlicher Raum aufgehoben. (E) FREILEGUNG PLATZ AN DER ALTEN KIRCHE 'HUKHXWLJH¶3ODW]DQGHU$OWHQ .LUFKH·HQWVWDQGLQGHQHU-DKUHQ durch Abriss eines Häuserblocks westlich der Alten Kirche. Die städtebauliche Struktur mit den kleinen Hausparzellen stammte noch aus der Zeit der ersten oranischen Stadtverdichtung um die ¶1HXVWUDH·XQGGHQ4XDUWHOQPDUNW Wie zuvor schon die Freilegung des Nordportals der Alten Kirche war DXFKGLH$QODJHGHV3ODW]HV¶DQGHU $OWHQ.LUFKH·GHUJHJHQ(QGHGHV 19. Jahrhunderts aufgekommenen Idee der monumentalen Herausstellung öffentlicher Bauten verpflichtet. Abb. 2.2_26 & 27 $QODJHGHV¶3ODW]DQGHU$OWHQ.LUFKH 102 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD E4.'"9&2%99.@*TR** Abb. 2.2._31 (oben) ¶:RONHQNUDW]HU(QVHPEOH· an der Rheinstraße 99 Abb. 2.2._30 3UDFKWIDVVDGHGHVHKHPDOLJHQ¶$SROOR7KHDWHU· dem ersten Kino Krefelds an der Friedrichstraße PARZELLIERUNG Die während der Gründerzeit eingesetzte Maßststabsvergrößerung fand vor allem im Stadtzentrum entlang der Einkaufsstraßen statt. Hausparzellen wurden zusammengefügt und große Warenhäuser wurden errichtet. 'DV¶:RONHQNUDW]HU·(QVHPEOHLQ den 1920ern errichtet als Reihe von Wohn- und Geschäftshäusern, ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Sowohl an der Rhein- als auch auf der Lohstraße wurde der Maßstab der Hausparzellen und der Duktus der alten Hausfassaden aufgegriffen. Ein altes Haus wurde gar in den Komplex integriert. Im Kontrast dazu steht DQGHU(FNHGHU¶:RONHQNUDW]HU· ein siebengeschossiger Turm mit prominent integrierter Fassadenreklame. KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE S Abb. 2.2._33 & 34 Fassaden an der Rheinstraße Abb. 2.2._32 ¶9DULHWp6HLGHQIDGHQ·DP2VWZDOO GEBÄUDE UND GEBÄUDEENSEMBLES WOHNUNGSBAU Neuer Wohnungsbau innerhalb der Vier Wälle konnte - abgesehen von dem vorgenannten Komplex LP5DKPHQGLHVHU$QDO\VH nicht nachgewiesen werden. Vielmehr wurden jetzt im Sinne eines Aufbruches zur funktional gegliederten Stadt Wohnungen außerhalb der Stadt gebaut. Neue Wohnsiedlungen im Grünen sollten der Bevölkerung Luft, Licht und Gesundheit bringen. Viele Siedlungen entstanden mit großen Gartengrundstücken für Selbstversorger. Neben der schon in der Gründerzeit DXIJHNRPPHQHQQHXHQ7\SRORJLH des Kaufhauses entstanden jetzt auch zahlreiche Kinos, wie das Lichtspielhaus am Neumarkt, das Rheingold und der Ufa Palast an der Hochstraße (Abb. 2.2_32). Nur die - noch historisierende - Fassade GHV/LFKWVSLHOKDXVHV¶$SROOR·LQGHU E4.'"9&2%99.@*, E4.'"9&2%99.@*, E4.'"9&2%99.@*) E4.'"9&2%99.@*) Friedrichstraße (Abb. 2.2_68) blieb teilweise noch erhalten. ARCHITEKTUR ¶'LHQHXH=HLWIRUGHUWGHQHLJHQHQ Sinn. Exakt geprägte Form, jeder Zufälligkeit bar, klare Kontraste, ordnende Glieder, Reihung gleicher Teile und Einheit von Form und Farbe werden entsprechend der Energie und Ökonomie unseres öffentlichen Lebens das ästhetische Rüstzeug des PRGHUQHQ%DXNQVWOHUVZHUGHQ· 18 hatte Walter Gropius schon 1913 angekündigt. Peter Behrens forderte 1914, dass die Architektur dem erhöhten Tempo des städtischen Lebens anzupassen VHL¶:HQQZLULPEHUVFKQHOOHQ Gefährt durch die Straßen unserer Großstädte jagen, können wir nicht mehr die Einzelheiten der Gebäude gewahren. [...] Einer solchen Betrachtungsweise [...] kommt nur eine Architektur entgegen, die möglichst geschlossene, ruhige Flächen zeitgt, die durch ihre Bündigkeit keine Hindernisse ELHWHW· 19 Die neue internationale Architektursprache wurde nicht nur flacher, sie folgte dem Grundprinzip der sozialen, konstruktiven und stilistischen Ökonomie. 'DV¶1HXH%DXHQ·PDQLIHVWLHUWH sich in zahlreichen neuen Bauten in der Krefelder Innenstadt. Die neue Betonskelettbauweise bedeutete, dass die Fassade nicht mehr tragend war und kompositorisch frei eingeteilt werden konnte. %HLVSLHOHIUGLHW\SLVFKHQ horizontalen Bandfassaden mit ¶2]HDQGDPSIHUlVWKHWLN·ZDUHQ das Geschäftshaus Seidel an der Rheinstraße/ Ecke Hochstraße (Abb.2.2_29), der Ufa-Palast DQGHU+RFKVWUDHGDV¶9DULHWp ¶6HLGHQIDGHQ·DP2VWZDOO $EE 2.2_31), die Ehape am Neumarkt und natürlich die Garage Stephan-/ Ecke Wallstraße (Abb. 2.2_34), für deren Bau ein Teil der ersten barocken Stadterweiterung von 1711 abgerissen wurde. Die Hochgarage war - neben einem Projekt in Berlin - die modernste ihrer Art in der Weimarer Republik. Nach dem horizontalen Bandfenster war die wichtigste und folgenreichste Entwicklung der neuen Bauweise das Flachdach, das eine komplett neue Ästhetik in die historische Stadt brachte. 103 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD Abb. 2.2_10 EHAPE Einheitspreis Handelsgesellschaft mbH am Neumarkt, 1931. Foto Hauben, Heribert Abb. 2.2._35 Geschäftshaus Seidel, Hochstraße/ Ecke Rheinstraße SONSTIGE OBJEKTE REKLAME Reklame an und auf Gebäuden wurde als prominenter Bestandteil der Architektur geplant und wurde fester Bestandteil des Erscheinungsbildes der Innenstadt (Abb. 2.2_10). KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.2._36 Garage Stefanstraße Ecke Wallstraße Abb. 2.2._37 Garage Stefanstraße Ecke Wallstraße MATERIAL UND FARBE Die Architektur des Neuen Bauens, auf Ehrlichkeit und Ökonomie der Bauweise und Materialisierung gerichtet, war zumeist verputzt. Die horizontalen Fassadenbänder waren weiß gehalten, mit farbig abgesetzten, durchlaufenden Fensterbänken. Fenster und Türen wurden jetzt in schlanken Stahlprofilen ausgeführt in einer Ästhetik die an Industriearchitektur erinnerte. 104 1.3.1.2 ZWISCHENKRIEGSZEIT (1918-1932) DIE METROPOLE KREFELD BILD S.96 Abb. 2.2_1 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.2_2 MIR Architecten/Flexus AWC. S.97 Abb. 2.2_3 LWL-Medienzentrum für Westfalen Abb. 2.2_10 KÖPPEN, Ernst: Krefeld – Die Geschichte der Stadt – Vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart (1918 - 2004), 2010, Krefeld (S. 130, Abb. 27) Abb. 2.2_21 & 22 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.2_11 StAKR Obj. Nr. 20.349 Abb. 2.2_24 & 25 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.2_12 StAKR Obj. Nr. 3.701 Abb. 2.2_26 & 27 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.2_13 KÖPPEN, Ernst: Krefeld – so wie es war. Düsseldorf 1974 (S. 44) Abb. 2.2_28 & 29 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.2_23 StAKR Obj. Nr. 1456/3-11 S.103 Abb. 2.2_4 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (S. 56, Abb. 11) S.100 Abb. 2.2_5 StAKR Obj. Nr. 35/133 Abb. 2.2_15 StAKR Obj. Nr. 22.707 Abb. 2.2_6 KÖPPEN, Ernst: Krefeld – so wie es war. Düsseldorf 1974 (S. 89) Abb. 2.2_7 StAKR Obj. Nr. 27.186 Abb. 2.2_14 Stadt Krefeld, Vermessungs- und Katasterwesen S.101 Abb. 2.2_16 KÖPPEN, Ernst: Krefeld – so wie es war. Droste 1974 (S. 68) Abb. 2.2_30 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.2_31 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.2_32 KÖPPEN, Ernst: Krefeld – so wie es war, Düsseldorf 1974 Abb. 2.2_33 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.2_34 MIR Architecten/Flexus AWC. S.98 Abb. 2.2_17 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.2_8 KÖPPEN, Ernst: Krefeld – so wie es war. Düsseldorf 1974 (S. 37) Abb. 2.2_18 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.2_9 StAKR Obj. Nr. 17.665 S.102 S.99 Abb. 2.2_19 StAKR Obj. Nr. 29.913 S.104 Abb. 2.2_20 StAKR Obj. Nr. 1.307 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE TEXT 1 SCRIBA, Arnulf: Weimarer Republik, https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarerrepublik, LeMo, Deutsches Historisches Museum, Berlin 2014 2 SCRIBA, Arnulf: Weimarer Republik, https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarerrepublik, LeMo, Deutsches Historisches Museum, Berlin 2014 3 SCRIBA, Arnulf: Weimarer Republik, https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarerrepublik, LeMo, Deutsches Historisches Museum, Berlin 2014 4 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (Bd.5, S.129) 5 KERKHOF, Stefanie van de: Ökonomische Hintergründe der Avantgardekooperationen der Samt- und Seidenindustrie 1920er- bis 1940er-Jahre Tagung in Krefeld (16.-17.11.2018) HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 156) 12 MULLER, Ernst-Moritz und ARTS, Gisbert et. al: 100 Jahre elektrische Straßenbahn in Krefeld - Gut, daß wir sie haben. Krefeld 2000 (S. 184) 13 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 138) 14 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 139) 15 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 140) 16 MULLER, Ernst-Moritz und ARTS, Gisbert et. al: 100 Jahre elektrische Straßenbahn in Krefeld - Gut, daß wir sie haben. Krefeld 2000 (S.184) 17 OPDENBERG, Georg: Artikel in der WZ, Krefeld 06.06.2019, Yvonne Brandt 6 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 127) 18 OPDENBERG, Georg: Artikel in der WZ, Krefeld 06.06.2019, Yvonne Brandt 7 19 WIKIPEDIA: Neues Bauen, abgerufen am 20.01.2020 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 132) 8 Abb. 2.2_35 StAKR Obj. Nr. 20.876 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 131) Abb. 2.2_36 StAKR Obj. Nr. 19.424 9 Abb. 2.2_37 StAKR Obj. Nr. 19.423 11 20 DURTH, Werner: Deutsche Architekten, Braunschweig 1986 (S. 46) HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (Bd 5, S.89) 10 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 92) 105 1.3.2 NS ZEIT, WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG !"#$%&'(%)#*'+)#,-+.'#,'-*'-/0(%12#3'-%')%&()%4(2$#)$()()%56% 7#02()%#8/0%$(9(0,*%8)&%$(-:)&'$*%0(;()<%-+%0#*%-'(%&+/0% #89%8)-(2(=%>(;'(*(%?('*$(0()&%(')(%#,,$(=(')(<%$('-*'$(% @(29#--8)$%#,-%@+2#8--(*.8)$%9:2%-*A&*(;#8,'/0(%B')-'/0*()% 8)&%-*A&*(;#8,'/0(-%C'2D()%$(-/0#99()EF Konstanty Gutschow in einem Brief vom 30. Mai 1945 106 1.3.2 NS ZEIT (1933-1945) .1 !G#2#8-%()*-H2')$*%&'(%@(2H9,'/0*8)$<%(')(%B)*?'/D,8)$<%&'(% 4'(,,('/0*%+0)(%(')()%,()D()&()%C',,()%4+2%-'/0%$($#)$()%'-*<% 0(8*(%&82/0%&'(%'02%()*-H2(/0()&(%-*A&*(;#8,'/0(%>(-*#,*%.8% D2I)()%8)&%&#='*%#8/0%&()%J2())H8)D*%&(-%$(-(,,-/0#9*,'/0()% K(;()-%8)&%&(-%@(2D(02-%8)-(2(2%L*#&*%.8%(')(=%C#02.('/0()% '02(2%B'$()#2*%#8-.8;',&()EF Wolfgang Bangert, Die Neugestaltung der Adolf-Hitler-Straße 1941 107 1943 wurde ein großer Teil der Krefelder Innenstadt durch Bomben zerstört. Schon während des Zweiten Weltkrieges wurde der :LHGHUDXIEDXJHSODQW0LWGHU¶(QWVFKDQGHOXQJ·GHULQGHU Kaiser- und Zwischenkriegszeit stark veränderten Innenstadt sollte wieder ein homogenes Ganzes geschaffen werden. 1.3.2.1 NS ZEIT /DER ZWEITE WELTKRIEG (1939-1945) Abb. 2.3._1 Blick durch die Marktstraße in Richtung Neumarkt nach dem Bombenangriff vom 22.6.1943. Im Hintergrund rechts ist noch die barocke Fassade am Neumarkt/ Ecke Südliche Hochstraße zu erkennen. Abb. 2.3._2 (links) Abbildungen aus den Richtlinien für die Statistik und Darstellung der Kriegsschäden, Berlin 1944 Abb. 2.3._3 (rechts) Schadenskarte Krefelds, 1945 anlässlich der Wiederaufbauplanung durch die Stadt Krefeld erstellt. zerstörtes Gebäude erhaltenes Gebäude KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE 108 1.3.2.1 NS ZEIT /DER ZWEITE WELTKRIEG (1939-1945) Abb. 2.3._4 Adolf Hitler, Reichskanzler ab 30.01.1933 - 30.04.1945 Abb. 2.3._5 Aufmarsch Hauptbahnhof, 12.03.1933 zur Gelegenheit des Sieges der Kommunalwahl durch die NSDAP Abb. 2.3._6 Dr. Aloys Heuyng, Krefelder Oberbürgermeister 1933-1945 POLITISCHE UND SOZIALE KRÄFTE Seit 1925 existierte auch in Krefeld eine Ortsgruppe der NSDAP. 1 Bei einem Auftritt in der Stadthalle kündigte der zukünftige Propagandaminister Göbbels DQ¶'LHQDWLRQDOVR]LDOLVWLVFKH Bewegung wolle […] die Macht, […] sie werde um die Macht kämpfen. […] Wer den Glauben an die Männer habe, der brauche kein auf dem Papier stehendes Programm. Der Mut zum Handeln resultiere DXVGHU.UDIWXQGGHP:LOOHQ· 2 1933 erreichte die NSDAP auch in Krefeld-Uerdingen etwa 38% der Stimmen. Viele Deutsche hofften auf wirtschaftlichen Aufschwung und die Rückkehr zu nationaler Geschlossenheit. 3 Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler (Abb. 2.3_4) zum Reichskanzler berufen. Schon wenige Tage danach, am 04. Februar wurden in Krefeld-Uerdingen die KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Stadtverordnetenversammlungen aufgelöst und Neuwahlen angesetzt für den 12. März. Mit der Notverordnung vom 28. Februar setzte der Reichspräsident die Bürgerrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft und verhängte den Ausnahmezustand über das Reich, der bis 1945 nicht mehr aufgehoben wurde. Mit dem Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 war für Adolf Hitler der Weg zum Aufbau einer Diktatur anstelle des bisherigen demokratischen Rechtsstaats geebnet. Bei der Kommunalwahl am 12. März 1933 waren die mit der NSDAP konkurrierenden Parteien auch in Krefeld chancenlos (Abb. 2.3_5). Nach der Wahl wurde in der 6WDGWYHUZDOWXQJ¶DXIJHUlXPW·XQG Oberbürgermeister Hüpper sowie verschiedene Beigeordnete und andere hohe Verwaltungsbeamte abgesetzt oder unter Überwachung gestellt. NSDAP Mitglied Dr. Aloys Heuyng (Abb. 2.3_5) von der IHK wurde Oberbürgermeister, Dr. Josef Hollatz blieb Baudezernent. 4 KULTUR Unmittelbar nach ihrer Ermächtigung übernahmen die Nationalsozialisten reichsweit die Medien Rundfunk, Presse, Film und Literatur. Mit dem ¶9RONVHPSIlQJHU·ZXUGHQGLH Wohnzimmer nicht nur mit leichter Muse erobert, sondern auch mit Propaganda, die die Einheit von Führer, Volk und Partei beschwor und feierte. Frauen-, Jugend- und andere nationalsozialistische Organisationen und Einrichtungen förderten den Zusammenhalt untereinander und die Akzeptanz des Regimes. Hakenkreuzfahnen und NS-Parolen waren im Stadtbild allgegenwärtig (Abb. 2.3_7). Bürger jüdischer Abstammung hingegen begann man ab 1933 vom kulturellen Leben auszuschließen. ¶'LH1DWLRQDOVR]LDOLVWHQJLQJHQ von der sozialdarwinistischen Abb. 2.3._7 Das anlässlich der Reichtagswahl 1938 und der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs dekorierte Stadttheater in der Rheinstraße Vorstellung eines naturgegebenen ¶.DPSIHVXPGDV'DVHLQ·GHU Völker und Rassen aus und waren von der Überlegenheit GHU¶DULVFKHQ5DVVH·EHU]HXJW Zu Hitlers grundlegenden Zielen gehörten daher von Anfang an GLH9HUQLFKWXQJGHV¶MGLVFKHQ %ROVFKHZLVPXV· 5 Abb. 2.3._8 Die brennende Krefelder Synagoge am 10. November 1938, Blick von der Marktstraße 1DWLRQDOVR]LDOLVWHQDOV¶HQWDUWHW· und hässlich abgetan. Es sollte ZLHGHUHLQH¶GHXWVFKH·.XQVW entstehen. Ab 1938 wurden die Rechte der Juden auch in Krefeld massiv eingeschränkt. In der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge von NSLeuten in Brand gesteckt (Abb. 2.3_8) und Schaufenster jüdischer Geschäfte zertrümmert. Polizei und Feuerwehr griffen nicht ein. Von Juden geführte Geschäfte wurden boykottiert und ihre Eigentümer zur Aufgabe gezwungen. Wer konnte, verkaufte unter Druck fast immer deutlich unter Wert an Nichtjuden, und verließ Deutschland. Werke der künstlerischen Avantgarde wurden von den 109 1.3.2.1 NS ZEIT /DER ZWEITE WELTKRIEG (1939-1945) Abb. 2.3._9 Übersichtsplan Krefelds nach dem Schadensfall, 24.07.1943: die rot angelegte Fläche zeigt den Bereich der schwersten Zerstörungen Abb. 2.3._10 Rheinbrücke nach der Sprengung Abb. 2.3._11 Amerikanische Soldaten in Krefeld Abb. 2.3._12 Dr. jur. Johannes Stepkes (1884-1966), 04.03.1945 bis Februar 1946 (Ober-)Bürgermeister, dann bis 1949 Oberstadtdirektor ÖKONOMIE In Krefeld-Uerdingen mussten noch 1931/32 etwa 60% der Menschen staatlich alimentiert werden. Die Stadt kostete diese Unterstützung etwa 84% des Steueraufkommens. Nach dem Wahlsieg der NSDAP wurde auch in Krefeld-Uerdingen die Wirtschaft neu geordnet. Die ter Meer & Cie Fabrik in Uerdingen war schon 1925 Teil der IG Farben geworden. Fritz ter Meer trat 1937 der NSDAP bei und betrieb während des Krieges die Produktion von Nervengift für Konzentrationslager. 6 wirtschaftlich besser. Der Preis für diese Erfolge war der massive Eingriff in ihre Persönlichkeits- und Freiheitsrechte. DER ZWEITE WELTKRIEG Der deutsche Überfall auf Polen bildete den Auftakt zum Zweiten Weltkrieg. Nach der Besetzung Dänemarks und Norwegens begann am 10. Mai 1940 mit der deutschen Westoffensive die Eroberung der späteren Benelux-Staaten und Frankreichs. Am 14. Juni wurde Paris besetzt. Etwa eine Woche später kapitulierte Frankreich. Der Sieg im Westen wurde Adolf Hitler persönlich zugeschrieben. Im Sommer 1940 stand er in 'HXWVFKODQGDOV¶*U|WHU)HOGKHUU DOOHU=HLWHQ·DXIGHP+|KHSXQNW seiner Popularität. Arbeitsbeschaffungsprogramme wurden aufgelegt und Betriebe auf allen Ebenen gleichgeschaltet im Dienst der Autarkie und der Vorbereitung für einen neuen Krieg. Die Textilindustrie als kriegsrelevante Branche Im Krieg gegen Großbritannien lieferte mit der Rheinischen Kunstseide AG einen innovativen stieß die Wehrmacht jedoch Beitrag zum Autarkieprojekt auf Widerstand. Die Pläne zur Eroberung wurden im Frühjahr des Führers. 7 Tatsächlich sank die Arbeitslosigkeit, und den 1941 aufgegeben. Zur gleichen Menschen in Deutschland ging es Zeit unterstützte Deutschland den KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE von britischen Truppen bedrängten Bündnispartner Italien in Nordafrika und auf dem Balkan. Am 22. Juni 1941 überfiel Deutschland die Sowjetunion. ¶/HEHQVUDXPLP2VWHQ·VROOWH erobert, das Land ausgebeutet und Zwangsarbeiter rekrutiert werden. Mitten im Krieg wurde von der NSFührung der Völkermord an Juden, Sinti und Roma beschlossen, dem mehr als sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen, europaweit auch Homosexuelle und psychisch erkrankte Menschen. Mit der Kapitulation von Stalingrad am 31. Januar 1943 wendete sich der Krieg. Bis zur endgültigen Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 starben noch Millionen Menschen und unzähliges Kulturgut wurde zerstört. 8 DER LUFTKRIEG Mit Flächenbombardements wollten Briten und Amerikaner die Moral der deutschen Zivilbevölkerung brechen. Ab 1942 begannen Luftangriffe auf reine Wohngebiete. In Krefeld mussten Baudezernent Dr. Josef Hollatz, der Stadtplaner Dr. Bangert, und Baurat Volger zunächst Luftschutzbunker bauen, und zwar so schnell wie möglich. 9 In der Nacht vom 21. auf den 22.06.1943 flogen britische Bomber einen Luftangriff über der Krefelder Innenstadt. 619 Flugzeuge warfen über 2000 Tonnen Sprengund Brandbomben über dem Stadtzentrum ab. Die Innenstadt wurde in dieser Nacht zur Trümmerlandschaft (Abb. 2.3_9). Nur noch die Dionysiuskirche und der Krefelder Hof blieben einigermaßen unbeschädigt. Im Nordosten der Innenstadt gab es die schwersten Zerstörungen, die Südstadt blieb weitgehend verschont. Mehr als 1000 Einwohner fanden den Tod, zumeist waren sie in den Luftschutzräumen vom Gewicht ihrer eingestürzten Häuser verschüttet worden. Viele Betriebe in der Innenstadt wurden zerstört. Sie nahmen ihre Produktion zum Teil provisorisch im Umland wieder auf. DAS KRIEGSENDE Am 02.03.1945 rollten amerikanische Panzer in Krefeld ein. Die Einwohner hatten weiße Tücher aus Fenstern und Dachluken gehängt und die Besetzung verlief ohne größere Zwischenfälle. Der große Teil der Krefelder Bevölkerung empfand Amerikaner und Briten als Befreier. Bürgermeister Heuyng hatte sich unterdessen mit anderen hohen Verwaltungsbeamten auf die andere Rheinseite abgesetzt. Als die alliierten Truppen weiter zum Rhein vordrangen, sprengten Truppen der Wehrmacht am 4. März die Uerdinger Rheinbrücke um ihnen das Vorrücken auf die andere Rheinseite zu erschweren. In Krefeld setzten die Amerikaner zunächst Dr. Johannes Stepkes als vorläufigen Bürgermeister ein. 110 1.3.2.1 NS ZEIT /DER ZWEITE WELTKRIEG (1939-1945) Abb. 2.3._13 Die Rheinstraße wurde 1933 in Adolf-Hitler-Straße umbenannt ENTSCHANDELUNGSPLÄNE In Krefeld hatte der von der NSDAP 1935 berufene Stadtplaner Dr. Wolfgang Bangert schon 1940 ¶GDV6WDGWELOG.UHIHOGVQDFK GHP(QGVLHJ·HQWZRUIHQ,QGHU $XVVWHOOXQJ¶'LHVFK|QH6WDGWLKUH (QWVFKDQGHOXQJXQG*HVWDOWXQJ· präsentierte Bangert am 05.10.1941 im Kaiser Wilhelm Museum der gIIHQWOLFKNHLWVHLQH3OlQH·ZLHPDQ die Stadt nach dem unabwendbaren Flächenbombardement wieder in einer einheitlicheren und zusammenhängenden Weise aufbauen könnte. 10 ¶0DQKDWWHHUNDQQWGDVV innerhalb der 4 Wälle unter teilweiser Korrektur des alten Stadtgrundrisses die Herstellung eines günstigeren Verhältnisses zwischen Bauvolumen und Freifläche notwendig ist, wenn es nicht zur Entwertung dieses *HELHWHVNRPPHQVROOWH· 11 In Bangerts Entwurf hatte die Dionysiuskirche Platz gemacht für für die NS Stadtplanung typische monumentale Achse. In Krefeld sollte sie vom Bockumer Platz im Osten bis zum Deutschen Ring im Westen verlaufen, flankiert von neuen Großbauten (Abb.2.3_17). Damit betonte Bangert die Umorientierung der Stadt auf HLQH2VW:HVW$FKVH¶REZRKOHU zuvor Krefelds friederizianisches Stadtbild (mit der Friedrichstraße als Symmetrieachse in Nord-Süd Ausrichtung) als A und O aller NSStadtplanung gepriesen hatte. 12 Dem Stadtplaner Dr. Wolfgang Bangert lag vor allem ¶GLH¶(QWVFKDQGHOXQJ·GHU innerstädtischen Hausfassaden am Herzen, hervorgerufen durch übergroße Schaufenster, Reklameflächen und Umbauten. Ohne Zweifel bot sich im Stadtzentrum eine Vielfalt DUFKLWHNWRQLVFKHU)RUPHQ>«@· 13 1941 folgte daher der Ruf nach RUGQHQGHU6WDGWUHSDUDWXU¶'HU KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.3._15 Planung für eine monumentale Stadtgestaltung Krefelds, um 1940 Abb. 2.3._14 Mit der Neugestaltung der Adolf-Hitler-Straße sollte wieder ein einheitliches Stadtbild geschaffen werden, Zeichnungen um 1941 Ostwall mit seinen alten Bäumen und gefälligen Grünanlagen, mit der ruhigen und geschlossenen Haltung seiner Bürgerhäuser bietet ein Stadtbild neuerer Zeit, das eine eigene und wertvolle Note hat. Wenn man nun weiter vordringt und an die belebte Kreuzung mit der Adolf-Hitler-Straße [vorher und nachher Rheinstraße] gelangt, so ist der gute Eindruck mit einem Mal völlig verloren. Dort, wo der eigentliche verkehrliche Mittelpunkt der Stadt sich öffnet, überfällt uns ein Bild der größten Unruhe und Unordnung. (Abb. 2.3_13) Einzelne aufgetürmte Häuser erheben sich bis zu fünf und sechs Geschossen und dazwischen stehen die alten Krefelder Bürgerhäuser mit ihren drei Stockwerken verloren und eingedrückt, als die letzten Reste der eigentlichen Krefelder Haltung, die uns am Ostwall so charakteristisch berührt. [...] Daraus entspringt die Verpflichtung, eine Entwicklung, die vielleicht ohne einen lenkenden Willen vor sich gegangen ist, heute durch die ihr entsprechende städtebauliche Gestalt zu krönen und damit auch den Brennpunkt des geschäftlichen Lebens und des Verkehrs unserer Stadt zu einem Wahrzeichen ihrer (LJHQDUWDXV]XELOGHQ· 14 (Abb. 2.3_14) WOLFGANG BANGERT Wolfgang Bangert, Sohn des Berliner Architekten Karl Eduard Bangert, studierte von 1920 bis 1924 Architektur und Städtebau an der Technischen Hochschule Berlin. 1924 kam er als Mitarbeiter von Stadtrat Ernst May nach Frankfurt am Main. In dessen Planungsstab arbeitete Bangert an den Generalplänen für die prämierten Siedlungen Praunheim, Römerstadt und Westhausen im Rahmen des 6WDGWSODQXQJVSURJUDPPV¶1HXHV )UDQNIXUW· 1933 nahm er an der CIAMTagung in Athen teil. Ab 1930 arbeitete Bangert im Stadtbauamt der Stadtverwaltung Köln. Hier war er zuständig für die Gesamtplanung für das rechtsrheinische Kölner Stadtgebiet. In ihrem Sanierungskonzept für die Kölner Altstadt prägten Bangert und Eugen Blanck, den er bei Ernst May kennengelernt hatte, 1934 den für den Städtebau des 20. Jahrhunderts als Leitbild geltenden Begriff der ¶6WDGWODQGVFKDIW· Ab 1935 war Bangert städtischer Baurat und Leiter des Planungsamtes in Krefeld. Zwischenzeitlich promovierte er 1936 bei Gottfried Feder an der Technischen Hochschule Berlin. [2] In seiner Dissertation befasste sich Bangert mit dem Thema ¶%DXSROLWLNXQG6WDGWJHVWDOWXQJ in Frankfurt am Main: Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des deutschen Städtebaues in den OHW]WHQ-DKUHQ· Nach Kriegsende arbeitete Bangert bis 1948 als freier Architekt und war 1948/1949 wiederum als städtischer Baurat in Krefeld tätig, und als solcher für die Aufstellung des Neuordnungsplanes für die Innenstadt und die $XVVWHOOXQJ¶.UHIHOGLP$XIEDX· verantwortlich. Zu dieser Zeit wurde er auch in den Deutschen Werkbund berufen. 1949 wechselte er nach Kassel, wo er als Leiter des gesamten städtischen Bauwesens zunächst für den Wiederaufbau der Innenstadt verantwortlich war und die Stadt im Sinne der gegliederten und aufgelockerten Stadt neu ordnete. 15 HANS VOLGER Baurat Hans Volger, 1938 von J.W. Hollatz berufen, hatte wie Bangert am Bauhaus studiert und sich während eines zweiten Studiums in Karlsruhe auch mit historischer Architektur befasst. 16 111 1.3.2.1 NS ZEIT /DER ZWEITE WELTKRIEG (1939-1945) Abb. 2.3._16 (oben) Normierte Darstellung der Kriegsschäden 1945 L STADTSTRUKTUR Schon seit den 20er Jahren hatten deutsche Architekten und Ingenieure am Umbau der Industriestadt des 19. Jahrhunderts LQGLH¶UDWLRQHOOJHJOLHGHUWHEDXOLFK aufgelockerte und lichtdurchflutete 6WDGWYRQ]HLWORVHU0RGHUQLWlW· 17 gearbeitet. Diese Leitvorstellung, LQGHUVLFK¶EHUVFKDXEDUH Nachbarschaften um markante Bauten der Gemeinschaft gruppieren und durch ein weites Netz von Verkehrsadern mit den Orten der Arbeit und der (UKROXQJYHUELQGHQVROOWHQ¶ 18 wurde vom Nationalsozialismus genutzt und umgesetzt. Das große Modernisierungspotential der deutschen Städte beflügelte die Planer, wenn auch jetzt unter anderen Vorzeichen. Der Arbeitsstab um Albert Speer griff auf die Ideen der Funktionalisten zurück, als er schon während des Kriegs den Wiederaufbau plante. So entstand Abb. 2.3._17 (rechts) Planskizze zur vorbereitenden Wiederaufbauplanung Krefelds, 1944 HLQH6WXGLHPLWGHP7LWHO¶'LH gegliederte und aufgelockerte 6WDGW·(LQHORFNHUH%DXZHLVH sollte vor allem verhindern, dass nach Bombardierungen ganze Wohnviertel niederbrannten. Damit wurden wesentliche Grundlagen für die Planung und den Wiederaufbau nach 1945 geschaffen. WIEDERAUFBAUSTADT Auch in Krefeld ist dabei eine Kontinuität im Werk von Architekten und Stadtplanern über die beiden Daten 1933 und 1945 hinweg zu beobachten. Schon 1940 wurde der Wiederaufbau der Krefelder Innenstadt geplant. Im Rahmen einer neuen Verkehrsplanung sollte eine monumentale Achse von Uerdingen durch die Innenstadt bis nach St. Tönis geführt werden, gesäumt von monumentalen öffentlichen Gebäuden. Die Dionysiuskirche wurde angesichts des unausweichlichen Flächenbombardements überplant (Abb. 2.3_15 und 17). KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.3._18 Helmut Hentrich, ab 1943 zusammen mit Hans Heuser von Albert Speer eingesetzt als Wiederaufbauarchitekt für Krefeld In der Nacht vom 21. auf den 22.06.1943 wurde ein großer Teil der Krefelder Innenstadt durch Bomben zerstört. Ausgerechnet die für die Stadtbaukultur Krefelds so typische Neustadt mit der Friedrichstraße war dem Flächenbombardement zum Opfer gefallen. Hektisch wurde zunächst begonnen, Schulen und Verwaltungsgebäude, aber auch Wohnungen notdürftig wiederherzurichten (Abb. 2.3_16). ¶2EHUEUJHUPHLVWHU+HX\QJKDWWH alle baupolizeilichen Bestimmungen DXHU.UDIWJHVHW]W·'LH technische Ausführung des ersten provisorischen Wiederaufbaus während des Krieges blieb GHU¶6HOEVWYHUDQWZRUWXQJGHU Bauunternehmer und Handwerker >«@EHUODVVHQ· 19 1943 wurde Krefeld offiziell ¶:LHGHUDXIEDXVWDGW·DOV1U von 42 Städten. 20 Das groß DQJHOHJWH¶:LHGHUDXIEDXSURJUDPP· +LWOHUVZDU¶YHUEXQGHQPLWGHU Anordnung einer sofortigen neuen Stadtplanung. Bangert konnte dabei auf seine Planung von 1940 zurückgreifen. Der mit der Durchführung des Wiederaufbauprogramms beauftragte Rüstungsminister Albert Speer wies den Städten namhafte Privatarchitekten zu. ¶)U.UHIHOGZXUGHQ>@'U Helmut Hentrich (Abb. 2.3_17) sowie Hans Heuser als Wiederaufbauarchitekten ernannt. Am 24.05.1943 war Dr. Hollatz unterdessen nach Düsseldorf YHUVHW]WZRUGHQZRHU¶DOV ¶WHFKQLVFKHU/HLWHU·GHV*DXHV Düsseldorf und später in Speers Wiederaufbaustab als Koordinator aller im Wiederaufbauprogramm zusammengefaßten Großstädte LQ'VVHOGRUIDPWLHUWH· 21 Der geordnete Wiederaufbau der Innenstadt konnte jedoch aufgrund der andauernden Luftangriffe und dramatischer Materialengpässe erst nach dem Krieg stattfinden. HELMUT HENTRICH 22 Der Sohn des vormaligen Krefelder Beigeordneten und Stadtbaurates Hubert Hentrich studierte Architektur in Wien und Berlin, den damaligen Zentren der Avantgarde. Während der Semesterferien arbeitete er bei Hugo Häring und Ludwig Mies van der Rohe. In Berlin lernte er auch Albert Speer, Friedrich Tamms und Rudolf Wolters kennen. Nachdem Albert Speer 1937 zum Generalbauinspektor (GBI) für die Reichshauptstadt Berlin ernannt worden war, bekam auch Hentrich eine Position in seinem Arbeitsstab. 1943 wurde HU0LWJOLHGGHVࡐ$UEHLWVVWDE Wiederaufbauplanung“ für die im Krieg zerstörten Städte und arbeitete unter anderem an Wiederaufbauplanungen für seine Geburtsstadt Krefeld. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurde Hentrich von Hitler in die GottbegnadetenListe der wichtigsten Architekten aufgenommen, was ihn vor einem Kriegseinsatz bewahrte. Über seine Arbeit für die ¶2UJDQLVDWLRQ7RGW·VDJWHHU VSlWHU¶'LHLQWHUHVVDQWH$UEHLW an diesen Bauten war immer nur sachbezogen und nie von SROLWLVFKHQ$VSHNWHQJHIlUEW· 23 In der Nachkriegszeit geriet Hentrich in die Schlagzeilen, als der von Bernhard Pfau gegründete Architektenring Düsseldorf dem Leiter des Stadtplanungsamtes, Friedrich Tamms, vorwarf, ehemals hochgestellte Freunde aus dem Stab Albert Speers – zu denen neben Julius Schulte-Frohlinde, Konstanty Gutschow und Rudolf Wolters auch Hentrich gehörte – ]XEHJQVWLJHQ¶7DWVlFKOLFKZLUG Düsseldorf zu einem Zentrum GHUHKHPDOLJHQ1D]L3URPLQHQ]· formulierte der Architektenring in einer Denkschrift. Trotz 112 1.3.2.1 NS ZEIT /DER ZWEITE WELTKRIEG (1939-1945) Abb. 2.3._19 Neugestaltung des Neumarktes, Südseite 1941 links oben die Bandfassade des EHAPE dieser Einwände konnte Hentrich – ehrenamtliches Mitglied im Kulturausschuss der Stadt Düsseldorf – sich an den Wiederaufbauplanungen für die Stadt beteiligen; sein Architekturbüro prägte mit repräsentativen Banken und Verwaltungsbauten das Erscheinungsbild der Innenstadt. Dabei war sicherlich hilfreich, dass Hentrichs Studienfreund Friedrich Tamms Leiter des Stadtplanungsamtes und Julius Schulte-Frohlinde seit 1952 Leiter des Hochbauamtes der Stadt Düsseldorf war. Nach dem Tod von Hans Heuser im Jahre 1953 nahm Hentrich Hubert Petschnigg in das Architekturbüro auf. M RÄUMLICHER AUFBAU ENTSCHANDELUNGSPLÄNE Im Rahmen der Lehrschau im Kaiser-Wilhelm-Museum wurden (QWZUIH]XP¶:LHGHUDXIEDX· XQG]XU¶(QWVFKDQGHOXQJ·GHULQGHU Gründerzeit und Zwischenkriegszeit durch neue Architekturstile stark veränderten klassizistisch-barocken Stadtanlage verfasst. Für die Bebauung der Rheinstraße zwischen Ostwall und Königstraße wurden die Prinzipien der barocken Friedrichstraße auf die Rheinstraße übertragen, mit durchlaufenden Traufhöhen, deutlich erkennbaren Einzelparzellen und erhöhter bzw. vorspringender Eckbebauung, jetzt aber viergeschossig und im Erdgeschoß zusammengefaßt mit Kolonnaden (Abb. 2.3_14). Der Entwurf erinnert an die Planungen Auguste Perrets zum Wiederaufbau von Le Havre. Der Haltung dieser Planungen KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.3._21 Die Neugestaltung der Adolf-Hitler-Straße [vorher und nachher Rheinstraße], 1941 links oben das Modehaus Kaufmann, rechts oben das Café Cornelius Abb. 2.3._20 Marktstraße 28 entspricht die unaufgeregte Eckbebauung am Neumarkt und der Südseite der westlichen Marktstraße. Der Komplex schließt die Marktstraße vom Neumarkt aus gesehen ab mit einer Kolonnade. Dadurch wird der Platz räumlich gefasst. Entlang der Südseite der Marktstraße folgte ein langgezogener schlichter Baukörper mit einer Reihe von Geschäften und zwei darüber liegenden Wohngeschossen. Er wurde 1943 zerstört. Der Bau am Neumarkt ist deutlich inspiriert von der friederizianischen Architektur der preußischen Stadterweiterungen, in seiner Strenge und Rationalität aber deutlich dem 20. Jahrhundert zuzuordnen. 1939 ist ein Vertreter dieser Zeit und Denkweise. Er stellt in unaufgeregter, deutlich von der barock-klassizistischen Formensprache inspirierter Weise die Symmetrie des Rathauses wieder her, indem er den nördlichen Gebäudeflügel in leichter Variation spiegelt. Beide Komplexe wurden auch nicht mit Flachdach, sondern wieder mit Satteldächern abgeschlossen. Die Details des Rathausanbaus und des Baus an der Marktstraße sind jedoch modern und rational und entsprechen keinesfalls dem Klischee der düsteren Schwere, die der Architektur der NS Zeit anhaftet. ÖFFENTLICHER RAUM PARKHOFPLATZ $ ¶$OVGHU]HKQMlKULJH Pachtvertrag [für das beliebte Konzertcafe am Parkhof] auslief und der braune Spuk die Baulichkeiten übernehmen wollte, […] liess [der Eigentümer] Stübben die Gebäude kurzerhand abreißen. Die Fläche wurde zum Platz der SA umgetauft. Von da an fanden dort Aufmärsche und Militärkonzerte VWDWW¶ 25 Auch der heute nur vom Westwall aus sichtbare, innere Südflügel des Rathauses von 113 1.3.2.1 NS ZEIT /DER ZWEITE WELTKRIEG (1939-1945) Abb. 2.3._22 Bauentwurfslehre, Ernst Neufert Abb. 2.3._23 Rathauserweiterung von Josef Walter Hollatz, 1939 S Abb. 2.3._25 Hans Volger, Stadtarchitekt ab 1938 GEBÄUDE UND GEBÄUDEENSEMBLES Die während der NS-Zeit unter Albert Speer vorangetriebene Forschungs- und Entwicklungsarbeit zum Wiederaufbau wirkte sich auch auf das Krefelder Stadtbild aus. Das Bauwesen, vor allem aber der Wohnungsbau der Nachkriegszeit sind ohne die Wohnungstypen, Normierungen XQGGLH¶%DXHQWZXUIVOHKUH·(UQVW Neuferts undenkbar. (Abb. 2.3_22) Seine Ideen zu einer funktionalen, schnellen und kostengünstigen Erstellung von Wohnraum für Tausende obdachloser Menschen wurden in der Nachkriegszeit tausendfach aufgegriffen. Der Wohnungsbau in Krefeld konzentrierte sich während der NS-Zeit vor allem auf die Fortsetzung des Baus neuer Siedlungen außerhalb der Innenstadt, als Fortsetzung des schon ab 1931 vorangetriebenen Siedlungprogramms zur Linderung der Wohnungsnot. KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE ARCHITEKTUR In der Krefelder Innenstadt wurde kein Repräsentationsbau errichtet, der dem Klischee einer Architektur des Nationalsozialismus gerecht werden könnte. Die Erweiterung des Rathauses von Josef Walter Hollatz entsprach zwar den Ideen der Wiederherstellung eines einheitlichen Stadtbildes nach dem Muster der barockklassizistischen Stadtanlage, weist aber eine entspannte Rationalität und Verfeinerung auf. Dabei wird die klassische Einteilung in einen massiven Sockel, verputzten Mittelbau mit Balkon auf der Beletage und Satteldach mit betonter Traufe neu interpretiert. Abgesehen von einer Theaterbaracke auf dem Trümmergrundstück an der CarlWilhelm-Straße, der Stelle des heutigen Stadttheaters, wurden im Bereich der Vier Wälle während der NS-Zeit keine weiteren öffentlichen *HElXGHHUULFKWHW¶'LH'HXWVFKH Arbeitsfront, kurz DAF, hatte die Baracke zum Ersatz für ein neues Stadttheater errichtet, für das das Reichspropagandaministerium im Rahmen des WiederaufbauProgramms eine großen Geldsumme bereitgestellt zu haben VFKHLQW· 26 Vielmehr brachte diese Zeit den Verlust ganzer Quartiere und vieler vor allem barocker Einzelgebäude (Abb. 2.3_3 und 16). Die Bebauung an der Friedrichstraße mit den charakteristischen Eckhäusern ging ebenso verloren wie die Synagoge, die bereits 1938 in Brand gesteckt worden war. Nach den Zerstörungen durch das Flächenbombardement wurde versucht, bestehende Häuser in der Innenstadt notdürftig wieder herzurichten (Abb. 2.3_24). Die barock-klassizistischen Häuser entlang der Friedrichstraße wurden bis auf Haus Floh nicht gerettet. Abb. 2.3._24 Rathauserweiterung von Josef Walter Hollatz, 1939 SONSTIGE OBJEKTE Die Nationalsozialisten verlangten nach 1933 die Entfernung der 1923 im Kaiser Wilhelm Museum von Thorn-Prikker geschaffenen Fresken. Der Museumsdirektor ließ sie mit Hartfaserplatten bedecken und verstecken. Das Stadtbild wurde dominiert von Hakenkreuzfahnen und NS- Parolen an Gebäuden, die 1945 schnell verschwanden. MATERIAL UND FARBE Die NS-Architekten setzten sich mit der historischen Bautraditon des Ortes auseinander. Der vorgenannte Rathausflügel hatte, in freier Interpretation der barockklassizistischen Bautradition der Stadt, ein Sockelgeschoss und Fensterumrandungen aus Naturstein. Die Obergeschosse waren verputzt. 114 1.3.2.1 NS ZEIT /DER ZWEITE WELTKRIEG (1939-1945) BILD S. 108 Abb. 2.3_1 StAKR Obj. Nr. 24.066 Abb. 2.3_2 DURTH, Werner: Deutsche Architekten. Braunschweig 1986 (S.253) Abb. 2.3_3 Stadt Krefeld, Stadtarchiv: Zerstörungsplan 1945 aus: HUMPERT, Klaus: Rahmenplan Innenstadt, Krefeld 1990 Abb. 2.3_15 CLAßEN, ROBERT: Zum Beispiel Krefeld. Die Erweiterungen von 1692 bis 1975. Eine Stadtgeographie (S. 337 – Abb. M 11.27) 1 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933 (Bd. 5, S. 167) 20 HANGEBRUCH, Dieter: Krefeld-Uerdingen und Hüls zur Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945 (Bd. 5, S.210) 21 DURTH, Werner: Deutsche Architekten, Braunschweig 1986 S. 112 Abb. 2.3_16 HOUBEN, Heribert et al,: Krefeld – Die Geschichte der Stadt – Vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart (1918 - 2004), Krefeld 2010 (S. 306 – Abb. 37) Abb. 2.3_17 CLAßEN, ROBERT: Zum Beispiel Krefeld. Die Erweiterungen von 1692 bis 1975. Eine Stadtgeographie (S. 337 – Abb. M 11.27) S. 109 Abb. 2.3_4 gemeinfrei TEXT Abb. 2.3_18 StAKR Obj. Nr. 1476 2 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933 (Bd. 5, S. 168) 22 DURTH, Werner: Deutsche Architekten, Braunschweig 1986 (S.509) 3 23 DURTH, Werner: Deutsche Architekten, Braunschweig 1986 HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933 (Bd. 5, S. 165) 4 25 OPDENBERG, Georg: Artikel in der WZ, Krefeld 06.06.2019, Yvonne Brandt 5 26 HANGEBRUCH, Dieter: Krefeld-Uerdingen und Hüls zur Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945 (Bd. 5) HANGEBRUCH, Dieter: Krefeld-Uerdingen und Hüls zur Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945 (Bd. 5, S.191) HOUBEN, Heribert: Die Zeit der Weimarer Republik 1918-1933 (Bd. 5, S. 165) 6 Abb. 2.3_5 HOUBEN, Heribert et al,: Krefeld – Die Geschichte der Stadt – Vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart (1918 - 2004), Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 218, Abb. 13) Abb. 2.3_6 HOUBEN, Heribert et al,: Krefeld – Die Geschichte der Stadt – Vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart (1918 - 2004), Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 194, Abb. 4) Abb. 2.3_7 HOUBEN, Heribert et al,: Krefeld – Die Geschichte der Stadt – Vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart (1918 - 2004), Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 218, Abb. 14) S. 113 Abb. 2.3_19 CLAßEN, ROBERT: Zum Beispiel Krefeld. Die Erweiterungen von 1692 bis 1975. Eine Stadtgeographie (S. 326 – Abb. M 11.9) Abb. 2.3_20 MIR Architecten/Flexus AWC Abb. 2.3_21 CLAßEN, ROBERT: Zum Beispiel Krefeld. Die Erweiterungen von 1692 bis 1975. Eine Stadtgeographie (S. 324 – Abb. M 11.7) S. 114 Abb. 2.3_8 HOUBEN, Heribert et al: Krefeld – Die Geschichte der Stadt – Vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart (1918 - 2004), Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 251, Abb. 25) Abb. 2.3_22 NEUFERT, (UQVW%DXHQWZXUIVOHKUH$XÁDJH Braunschweig 1984 S. 110 Abb. 2.3_24 MIR Architecten/Flexus AWC WEX, Manuela: ter Meer, Fritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Berlin 1990 7 HANGEBRUCH, Dieter: Krefeld-Uerdingen und Hüls zur Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945 (Bd. 5, S. 318) 8 SCRIBA, Arnulf: Der Zweite Weltkrieg, https://www.dhm.de/lemo/kapitel/zweiterweltkrieg, LeMo, Deutsches Historisches Museum, Berlin 2014 9 HANGEBRUCH, Dieter: Krefeld-Uerdingen und Hüls zur Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945 (Bd. 5, S. 209) 10 BANGERT, Wolfgang: Die Krefelder $EWHLOXQJGHU$XVVWHOOXQJ¶'LHVFK|QH6WDGW LKUH(QWVFKDQGHOXQJXQG*HVWDOWXQJ·LQ Krefeld DH 20/1941 11 Abb. 2.3_23 MIR Architecten/Flexus AWC DANKE Wolfgang, Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 12 Abb. 2.3_9 Stadt Krefeld, Vermessungs- und Katasterwesen Abb. 2.3_10 StAKR Obj. Nr. 6.206 BANGERT, Wolfgang: Aufgaben, Krefeld 1941 (S. 250-265) 13 Abb. 2.3_25 SCHULTE, Paul-Günther und VOLGER, Alexander: Hans Volger (1904-1973) - zwei Ansprachen, DH 75/2004 (S. 63) Abb. 2.3_11 Stadt Krefeld, NS-Dokumentationsstelle, Sammlung Jim Daniel BANGERT, Wolfgang: Stadtgestaltung, Krefeld 1941 (S. 293) 14 BANGERT, Wolfgang: Stadtgestaltung, Krefeld 1941 (S. 288) 15 WIKIPEDIA: Wolfgang Bangert abgerufen am 20.01.2020 16 Abb. 2.3_12 StAKR Obj. Nr. 4.711. SCHULTE, Paul-Günter und VOLGER, Alexander: Hans Volger (1904-1973) - zwei Ansprachen, Krefeld DH 75/2004 17 S. 111 DURTH, Werner: Deutsche Architekten, Braunschweig 1986 Abb. 2.3_13 StAKR Obj. Nr. 20.848 18 Abb. 2.3_14 CLAßEN, ROBERT: Zum Beispiel Krefeld. Die Erweiterungen von 1692 bis 1975. Eine Stadtgeographie (S. 324 – Abb. M 11.7) 19 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE DURTH, Werner: Deutsche Architekten, Braunschweig 1986 DURTH, Werner: Deutsche Architekten, Braunschweig 1986 115 1.3.2 WIEDERAUFBAU .2 UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) !"#$%&'()*+$%,*'-$-.%$#/$%0#1-23#140$%5-*6-1-3'7-'3.%6#$% 6'340%83'/61-9471)3$/:$/%3$40-,#40%($1-)$,$)-%#1-.%*/%6#$% )$1$,,140*(-,#40$/%'/6%;#3-140*(-,#40$/%<3(236$3/#11$%6$3% 8$)$/;*3-%'/6%6$3%$37$//+*3$/%='7'/(-%*/:'>*11$/?@ Wolfgang Bangert 1941 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE 116 Nach der Zerstörung wurde die Krefelder Innenstadt aufgrund der schon während des Krieges aufgestellten Planungen auf dem historischen Stadtgrundriss wieder aufgebaut. Die Bebauung folgte dem historischen Stadtbild und interpretierte es neu. Eine radikale Neuordnung wurde erst in den 60er Jahren versucht, indem die Ideen der gegliederten, aufgelockerten, autogerechten Stadt umgesetzt wurden. Die Bebauung sollte jetzt nicht mehr mit dem geschlossenen Stadtbild harmonieren, sondern es aufbrechen und räumliche Spannung erzeugen. Abb. 2.4._1 Krefeld Rheinstraße gegen Ende der 50er Jahre 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4._2 Karte Wiederaufbau und Neuordnung archäologische Funde Vagedesplan Grün Bebauung Abriss Stadttor Stadtmauer Gebäude <3 Etagen Gebäude 3-4 Etagen Gebäude 5-7 Etagen Gebäude 8-10 Etagen Gebäude >10 Etagen Satteldach Passage neuer Baum vorhandener Baum entfernter Baum neue Gleise vorhandene Gleise entfernte Gleise KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE 117 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4_4 Dr. jur. Johannes Stepkes Oberbürgermeister 1943-1949 Abb. 2.4_5 Ökumenischer Buß- und Bittgang der Krefelder Christen durch die in Trümmern liegende Innenstadt, 11.12.1946 Abb. 2.4_6 Konrad Adenauer Abb. 2.4_3 Karte der Besatzungs - Zonen links oben die britische Besatzungs - Zone POLITISCHE UND SOZIALE KRÄFTE ALLIIERTE BESATZUNG Am 3. März 1945 besetzten amerikanische Truppen Krefeld XQGEHUQDKPHQGLHYRUOlXÀJH Verwaltung. Nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 übernahm Großbritannien die Verwaltung der britischen Besatzungszone entsprechend der Vereinbarung, die die drei Siegermächte USA, Sowjetunion und Großbritannien bei der Konferenz von Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945 beschlossen hatten (Abb. 2.4_3). Ziel der Alliierten war die (QWQD]LÀ]LHUXQJ'HPRNUDWLVLHUXQJ Entmilitarisierung und Dekartellisierung Deutschlands. Nachdem Oberbürgermeister Dr. Heuyng und andere hochrangige Verwaltungsbeamte sich auf die DQGHUH5KHLQVHLWHJHÁFKWHWKDWWHQ ernannten die alliierten Besatzer Dr. jur. Johannes Stepkes (Abb.2.4_4) zum Oberbürgermeister und betrauten ihn mit dem Aufbau einer neuen Verwaltung. Nach seinem Weggang 1949 teilten sich Dr. Paul Witten und Dr. Wilhelm Warsch das Amt. 1952 kam bei den Kommunalwahlen erstmals die SPD ans Ruder, Josef Hellenbrock wurde 1952 erster Oberbürgermeister der SPD. 1961 wurde er von Herbert van Hüllen (CDU) abgelöst. ÖKONOMIE Die Not war groß. Die Deutschen lebten in einer ¶=XVDPPHQEUXFKVJHVHOOVFKDIW· Millionen Männer waren in Gefangenschaft und mehr als 12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Osten Europas strömten in die vier Besatzungszonen. Lebensmittel wurden den Menschen über ein System von Lebensmittelmarken zugewiesen. 6FKRQZDULP¶0RUJHQWKDXSODQ· beschlossen worden, Deutschland müsse in einen Agrarstaat KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE umgewandelt und die Industrie auf 50% des Vorkriegsumfangs reduziert werden. Bis 1947 starben vor allem viele ältere Menschen und Kleinkinder an Hunger und Krankheiten, bis die Besatzungsmächte sich schließlich aus Kostengründen dafür entschieden, den Morgenthauplan fallen zu lassen. Noch bis 1948 lebte man auch in Krefeld von den - in der Form von Lebensmittelmarken zugewiesenen - Kalorien pro Person, die jetzt mit CARE-Paketen angereichert wurden. MARSHALL-PLAN, WÄHRUNGSREFORM Um den Wiederaufbau Europas anzukurbeln, kündigte USAußenminister George C. Marshall am 5. Juni 1947 ein Hilfsprogramm für Europa an, den Marshall-Plan. Die Sowjetunion lehnte für die Länder des Ostblocks die Teilnahme daran ab. Am 20. Juni 1948 wurde auf Drängen der West-Alliierten in den drei Westzonen GLH¶'HXWVFKH0DUN·DOVQHXH:lKUXQJ eingeführt. ¶'LHYRQGHQ6LHJHUPlFKWHQYHUODQJWH Demontage von Produktionsanlagen wurde 1950 eingestellt. In Krefeld war bis dahin nur die veraltete und geschrumpfte Reinholdhütte im Hafen abgeräumt worden. In anderen Betrieben […] hatte die Demontage zwar begonnen, wurde aber nicht zu Ende geführt. Aus der Beschlagnahme XQGQDFKIROJHQGHQ(QWÁHFKWXQJ der IG Farben AG ging 1951 die Farbenfabriken BAYER AG hervor, der das Uerdinger Chemiewerk ]XJHVFKODJHQZXUGH·1 Fritz ter Meer wurde nach seiner vorzeitingen Entlassung aus dem Gefängnis Aufsichtsratsvorsitzender.2 GRÜNDUNG NORDRHEIN - WESTFALENS UND DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND Am 17. Juli 1946 ließ der britische Oberbefehlshaber bei einer Pressekonferenz in Berlin bekannt geben, dass die ehemaligen preußischen Provinzen Nordrhein und Westfalen zu einem neuen Land zusammengelegt werden. Der parteilose Westfale Rudolf Amelunxen wurde am 24. Juli 1946 von den Briten zum ersten Ministerpräsidenten ernannt. 1948 forderten die alliierten Besatzungsmächte die Ministerpräsidenten der drei westlichen Besatzungszonen auf, ein Grundgesetz zu erarbeiten, das am 23. Mai 1949 in Kraft trat. Damit war die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Die Sowjetunion gründete daraufhin am 7. Oktober in ihrer Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik. Jetzt gab es in Deutschland zwei Staaten. Die vier Sektoren Berlins behielten ihren Sonderstatus. sollten Westdeutschland für die nächsten Jahrzehnte prägen. 1961 wurde die Berliner Mauer errichtet und trennte fortan die beiden deutschen Staaten. In den folgenden Jahren gelang es dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer (Abb. 2.4_10), die Bundesrepublik politisch, wirtschaftlich und militärisch in den Westen einzugliedern. Die Soziale Marktwirtschaft und ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung, das VRJHQDQQWHࡐ:LUWVFKDIWVZXQGHU´ 118 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4._8 Rathausvorplatz, Wettbewerbsentwurf von 1948 Abb. 2.4._7 Rathausvorplatz, Planung 1949 Abb. 2.4._9 Erster Wiederaufbauplan 1949 WIEDERAUFBAU Unter britischer Aufsicht wurde in Krefeld mit dem Wiederaufbau begonnen. Bei den Luftangriffen während des Krieges war etwa die Hälfte der Wohnungen in der Stadt zerstört worden. Vor allem die nordöstliche Innenstadt war ein Ruinenfeld. Die obdachlosen Menschen bekamen vom schon in der NS-Zeit eingerichteten ¶:RKQXQJVYHUPLWWOXQJVDPWIU %RPEHQJHVFKlGLJWH·EHKHOIVPlLJHQ Wohnraum zugewiesen in den noch bewohnbaren Häusern und in Notunterkünften. Krieg fast unversehrt überstanden und ermöglichten einen raschen Wiederaufbau (Abb. 2.4_20). Der Trümmerschutt wurde zum Teil wiederverwendet, zur Trockenlegung des Sprödentalplatzes genutzt oder am Flünnertzdyk zu einem Berg DXIJHWUPW¶GHUGDQQDOV,QUDWKHU Berg mit 87m über NN die höchste (UKHEXQJGHU6WDGWZXUGH·6 Das Straßennetz und die Kanalisation waren zum großen Teil erhalten geblieben. Auch die städtischen Versorgungsbetriebe hatten den DER WIEDERAUFBAUPLAN VON 1949 – BEHUTSAME REKONSTRUKTION Anfang Mai 1946 war in Krefeld HLQH¶*HPHLQVFKDIWGHU)UHXQGH und Förderer des Wiederaufbaus GHU6WDGW.UHIHOGH9·JHJUQGHW ZRUGHQ¶2UGHQWOLFKH0LWJOLHGHU waren Körperschaften und Verbände; Einzelpersonen galten als außerordentliche Mitglieder. […] Für den Wiederaufbau Krefelds sind zwei Phasen zu unterscheiden, die ineinandergriffen, aber vom Ansatz her sehr unterschiedlich waren. Der Wiederaufbauplan von 1949 - initiiert von Krefelder Bürgern - wollte das historische Stadtbild weitgehend rekonstruieren. Im Wiederaufbauplan von 1959 - aufgestellt vom Stadtplanungsamt - sollte die Innenstadt grundlegend neu geordnet werden. KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Ein besonderes und ungewohntes Gewicht bekam der Verein dadurch, dass die Stadt ihm und seinem vornehmlich aus Architekten EHVWHKHQGHQ¶)DFKDXVVFKXVV3ODQXQJ· die Wiederaufbauplanung übertrug. Dem Ausschuss stellte man ein mit Fachkräften besetztes Büro zur Seite, das der Baudezernent Wilhelm Wronka OHLWHWH·7 Wer diese Fachkräfte waren, konnte im Rahmen dieser Analyse nicht ermittelt werden. Nachdem ein Wettbewerb 1948 keine befriedigenden Lösungen hervorgebracht hatte, machte sich die Planungsabteilung des Vereins selbst an die Aufstellung eines :LHGHUDXIEDXSODQV $EEB ¶(U ist in starker Anlehnung an das alte Stadtgefüge entwickelt und widmet sich sehr sorgfältig Gestaltungsfragen an den Schwerpunkten des Stadtgebietes. [...] Man merkte ihm die Absicht an, dem überwiegenden Willen der Bürgerschaft entsprechend, das alte, liebgewordene, verlorengegangene Bild der Stadt zu EHVFKZ|UHQ·8 Baudezernent Wronka schrieb dazu LP(UOlXWHUXQJVEHULFKW¶'LH)DFKOHXWH hätten die Planung nach ihren Kenntnissen und Erkenntnissen in vielen Teilen wesentilch großzügiger gehandhabt. Parkplätze, breite 6WUDVVHQ$XÁRFNHUXQJGHU,QQHQVWDGW und Grundstücksbereinigung genügen den fachlichen Erfordernissen nicht. […] und daß der Bürger aus seiner rückwärtsschauenden Anhänglichkeit an das Gewesene und an seinen Grundbesitz sowie auch aus wirtschaftlichen Existenzgründen einer zu großzügigen Zukunftsplanung abgeneigt ist und der Wille, an alter Stelle in altem Umfange und in gleicher Form wieder aufzubauen, was zerstört ist, sehr oft stärker ist, als die gesetzlichen Möglichkeiten, ihn daran ]XKLQGHUQ·9 Die Planungsbehörde begann mit der Umsetzung des Wiederaufbauplans. Dr. Wolfgang Bangert, der bereits während der NS-Zeit den :LHGHUDXIEDXGHU6WDGW¶QDFK GHP(QGVLHJ·JHSODQWKDWWH kehrte 1948 zurück als Leiter des Stadtplanungsamtes und Hans Volger übernahm jetzt die Leitung des Hochbauamtes. Wie in vielen deutschen Städten waren die Stadtplaner und Architekten der NS-Zeit relativ schnell als Mitläufer eingestuft und auf diese Weise HQWQD]LÀ]LHUWZRUGHQ6RQDKPHQ auch Bangert und Volger nach ein paar Jahren als selbständige Architekten wieder Positionen in der Stadtverwaltung ein. der kleinteiligen Eigentümerstruktur und der begrenzten rechtlichen, SHUVRQHOOHQXQGÀQDQ]LHOOHQ0LWWHOGHU Stadt Krefeld waren ohnehin zunächst kaum Veränderungen im Sinne einer Neuordnung umsetzbar. Grundstücke für größere Bauvorhaben gab es im Stadtkern nicht. ¶hEHUGHQ:LHGHUDXIEDXGHU zerstörten Städte wurde im Nachkriegsdeutschland viel diskutiert. Wer rekonstruierte, setzte sich dem Verdacht aus, er wolle den Grund der Zerstörung – die Verbrechen der NS-Zeit – verdrängen oder beseitigen. Rekonstruktion war deshalb ein politisch und moralisch EHODVWHWHV7KHPD·10 Die Bürger der Städte hingegen wollten das Altvertraute wieder aufbauen. Wegen 119 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) 2.4_41 Abb. 2.4._10 Der Neumarkt mit dem neuen Kaufhof im Duktus der ersten Nachkriegsmoderne WIRTSCHAFTSWUNDER UND MODERNISIERUNG Mit Marshallplan und Währungsreform kam langsam auch in Krefeld ein wirtschaftlicher Aufschwung in Gang, der sich zu einem rasanten :LUWVFKDIWVZXQGHUDXVZXFKV¶'LH zerstörten oder schwer beschädigten Fabriken wurden aus der Enge des Innenstadtbereichs hinaus in neue Gebäude an den Stadtrand verlegt. Sie liefen alsbald auf vollen Touren, DXFKLQGHU6HLGHQLQGXVWULH·11 Die Bereiche Metall, Chemie und Elektrotechnik begannen, die Textilund Bekleidungsindustrie aus der sie KHUYRUJHJDQJHQZDUHQ]XEHUÁJHOQ Die funktionale Entmischung der Innenstadt schritt fort. ¶'LH-DKUH]ZLVFKHQXQG waren für West- und Ostdeutschland eine Zeit der Stabilisierung und Modernisierung. […] Die Wirtschaft benötigte für weiteres Wachstum ausländische Gastarbeiter. Eine breite Mehrheit der Menschen lebte in wachsendem Wohlstand, KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.4._11 'LH+RFKVWUDHPLWHLQHUQHXHQ¶DEVWUDNWHQ· Fassade am ehemaligen Kaufhaus Aretz der Konsum, Freizeit und Reisen ermöglichte. Zugleich befand sich der Westen im politischen und gesellschaftlichen Wandel. Besonders Studenten und Intellektuelle stellten die herrschenden Traditionen und Werte in Staat und Gesellschaft in Frage. In Demonstrationen forderten sie ab Mitte der 1960er Jahre bessere Bildungschancen sowie eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Sie protestieren gegen die Politik der Großen Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg .LHVLQJHUXQGGHQ9LHWQDP.ULHJ·12 Mit dem Wirtschaftswunder kam auch die Motorisierung der Massen. 'HU¶9RONVZDJHQ·ZXUGHIUEUHLWH Bevölkerungsschichten erschwinglich. Die Verkehrsprobleme in den Städten zeigten sich rasch und schon in den 1950er begann man in ganz Deutschland, die Stadtkerne für den aufkommenden Autoverkehr umzubauen. Der Krefelder Verein für den Wiederaufbau hatte gefordert, ·GDPDQGHQ6WDGWNHUQVHOEVW Abb. 2.4._12 Die Hochstraße mit dem neuen Kaufhaus Sinn mit Rasterfassade im Duktus der ersten Nachkriegsmoderne Abb. 2.4_13 Museumsdirektor Paul Wember auf dem Dach des Kaiser-Wilhelm-Museums Foto: Karl Heinz Lengwennings 2.4_39 möglichst vom Straßenverkehr und von der Straßenbahn freimachen wollte [...] Andererseits galt aber die Devise [vor allem des Einzelhandels], den Verkehr vom Ring und von der Uerdinger Straße aus so nahe wie möglich an die Innenstadt heranzuführen, denn er belebe Handel und Wandel. Nur die OstWest Verbindung über die […] SanktAnton-Straße sei unverzichtbar und müsse als Hauptachse ausgebaut ZHUGHQ·13 Mit diesem Spagat zwischen einer weitgehend autofreien und einer für Autos gut erreichbaren ,QQHQVWDGWEHJDQQGLH$XÁ|VXQJGHV |IIHQWOLFKHQ5DXPHV¶GXUFKVHLQH Inanspruchnahme für Kraftfahrzeuge und für die von den Prinzipien der Moderne geleiteten Praktiken der )XQNWLRQVWUHQQXQJ·14 KULTUR Unmittelbar nach dem Krieg waren die ersten kulturellen Angebote mit Hilfe der Alliierten wieder auf die Beine gestellt worden. Dabei ging es nicht a priori um Zerstreuung, sondern vor allem darum, die deutsche Gesellschaft im Sinne eines demokratischen und vor allem friedlichen Gemeinwesens umzuerziehen. Bibliotheken, Theater XQG.LQRZDUHQ¶HQWQD]LÀ]LHUW·ZRUGHQ und die Lehrpläne der Schulen angepasst.15 $XVÀQDQ]LHOOHQ(UZlJXQJHQ gründete sich schon 1950 die Theatergemeinschaft Krefeld Mönchengladbach und konnte bald ihr neues Haus am Theaterplatz beziehen. worden zu sein wie ihre Fähigkeit und Bereitschaft, historische Erfahrungen LQSODXVLEOH%LOGHUXP]XVHW]HQ·16 Das Rheinland entwickelte sich während des Wirtschaftswunders neben New York zum wichtigsten Ort für die moderne Kunstszene. In Krefeld setzte Museumsdirektor Paul Wember Zeichen, indem er alles Neue einlud und Skandalen nicht aus GHP:HJHJLQJ'HU¶lVWKHWLVFKH 5HSUlVHQWDWLRQVYHU]LFKW·17 ermöglichte eine enorme Vielfalt, die sich jetzt mit dem freien Markt auseinandersetzte. Hatte die Kunst in Deutschland unter GHQ1DWLRQDOVR]LDOLVWHQ¶EHUUDJHQGH Bedeutung für die Symbolisierung einer nationalen Identität [so scheint diese in der Nachkriegszeit] durch ihre Vermarktung ebenso unterlaufen 120 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4._15 zweite Wiederaufbauplanung: 1959 Abb. 2.4._14 Planung für die Bebauung zwischen Königstraße und Petersstraße nördlich der Marktstraße 1959) DER WIEDERAUFBAUPLAN VON 1959 – RADIKALE NEUORDNUNG Bangerts Nachfolger Gerhard Rabeler hatte die Rekonstruktion des Vagedesschen Stadtgrundrisses den ¶VWHLQJHZRUGHQHQ$XVGUXFNHLQHU vergangenen Gesellschafts- und :LUWVFKDIWVRUGQXQJ·JHQDQQWXQG IRUGHUWHMHW]W¶(LQQHXHV*HIJH das den praktischen Erfordernissen des modernen und möglichst auch zukünftigen Wirtschafts- und Gesellschaftslebens genügt und gleichwohl die Unverwechselbarkeit und Tradition Krefelds zum Ausdruck EULQJW·18 ZXUGHGLH$XÁ|VXQJGHU ¶*HPHLQVFKDIWGHU)UHXQGHXQG Förderer des Wiederaufbaus der Stadt .UHIHOGH9·EHVFKORVVHQXQGVRPLW kam die Planung wieder ausschließlich in städtische Hand. Rabeler arbeitete LQGHQ)ROJHMDKUHQGDUDQ¶HLQH vernünftige bauliche Ordnung im Stadtkern zu schaffen […]. Wenn es nicht gelingt, der Innenstadt […] ein endgültiges Gesicht zu geben, dann KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE besteht die Gefahr, daß sie auf lange =HLWDOV7RUVROLHJHQEOHLEW·19 1961 wechselte Rabeler nach Ulm. Sein Nachfolger wurde Wolfgang Danke (1961 bis 1971). ¶(LQHGHUZLFKWLJVWHQ*UXQGODJHQ für die Planung [...] war die Verfügungsgewalt über den Baugrund. In allen Aufbaugesetzen sind hierzu [...] Regelungen getroffen worden. In NRW beispielsweise konnten die Gemeinden einen Grenzausgleich DQRUGQHQ*UXQGÁlFKHQGHV Gemeinbedarfs in ihr Eigentum überführen, Grundstücke umlegen oder zusammen legen, Grundstücke neu ordnen und auch Grundeigentum HQWHLJQHQRGHUEHVFKUlQNHQ·20 1953 wurde der erste Bauleitplan vom Rat beschlossen. Im selben Jahr fand die erste Grundstücksumlegung statt. Das Gebiet zwischen Krefeld und Uerdingen wurde - bis auf die Parks - mit neuen Wohnungen überplant. Ein unglaublicher Bauboom begann – vor allem außerhalb der Innenstadt. Auch das Wallgeviert hatte 1959 wieder 8.500 Einwohner, und bis zur Fertigstellung aller dort geplanten Wohnungen wurden dort etwa 10.500 Einwohner erwartet. 1959 schrieb Oberbaurat Rabeler, GDVVHVEHGDXHUOLFKVHL¶GD eine durchgreifende Neuordnung des Kernbereichs und damit eine Entmischung von Wohnungen und Gewerbebetrieben nicht durchgeführt ZXUGH¶21 Infolgedessen hätten viele Bewohner nicht genug Licht, Luft und Freiraum. Er empfahl, innerhalb des Wallgevierts keine Wohnungen für Familien mehr zu bauen. schließlich die Einrichtung von Fußgängerzonen […]. Die breiten Innenstadt-Tangenten zerstörten aber nicht nur den Maßstab der inneren Stadt, sondern wurden teilweise zu unüberwindbaren Barrieren für GDVHPSÀQGOLFKH1XW]XQJVJHIJH Sie trennten damit die Stadtkerne, die sich zu monofunktionalen Großbetriebsnutzungen veränderten, von ihren Ergänzungsgebieten und den funktional wichtigen Lagen zweiter XQGGULWWHU%RGHQZHUWVWXIH·22 Unter Herbert van Hüllen, Oberbürgermeister ab 1961, geriet Krefeld in eine regelrechte 0RGHUQLVLHUXQJVHXSKRULH¶(LQH Fortschrittsgläubigkeit und die hEHU]HXJXQJGDGDV1HXHGHP Alten grundsätzlich überlegen sei, führte [in ganz Deutschland] zu heute nur schwer verständlichen Eingriffen. […] Die übergroße Verkehrsdichte erzwang in schmalen Einkaufsstraßen 121 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4_16 Krefeld Ostwall, um 1960 Abb. 2.4_17 Planung für die Bebauung an der Sankt-Anton6WUDHXQGhEHUSODQXQJGHU0DUNWKDOOH L STADTSTRUKTUR WIEDERAUFBAUPLAN 1949 In der ersten planmäßigen Wiederaufbauphase direkt nach dem Krieg wurde die Stadt weitgehend auf der Basis der alten Stadtstruktur wiederaufgebaut, unter Einhaltung der historischen Fluchtlinien und Traufhöhen (Abb. 2.4_9). Dabei wurde eine unaufgeregte, zurückhaltende Architektursprache verwendet, die die historische Stadtstruktur auch räumlich ebenso nahtlos wie unspektakulär wiederherstellte. Entlang der Vier Wälle wurde parzellenweise mit einer begrenzten Variation von Trauf- und Firsthöhen und Satteldach gebaut. Es gab auch Lösungen mit einem Staffelgeschoss mit Satteldach, dessen Kubatur mit den konventionellen Satteldächern übereinstimmte. Für die Ecken zu den Längs- und Querstraßen innerhalb der Vier Wälle, deren Bebauung traditionell etwas niedriger war, wurden zum Teil UDIÀQLHUWH/|VXQJHQJHIXQGHQ KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Die Zahl der städtebaulich geplanten Abweichungen von der historischen Stadtstruktur war gering. So wurde ein Akzent als nördliche Beendigung des Ostwalls am Nordwall vorgesehen. Der östliche Teil der Gartenstraße wurde in die Achse der Hauptpost verschoben, nicht nur der monumentalen Geste wegen, sondern vor allem, um eine JU|HUH%DXÁlFKHIUHLQQHXHV Theater zu erhalten. Die leichte Verbreiterung der SanktAnton-Straße sowie des Ostwalls im Bereich der Haltestelle Rheinstraße waren dem Verkehr geschuldete Planungen, die jedoch dem Grundprinzip eines geschlossenen Stadtbildes folgten. Der Straßenkorridor der langen Königstraße sollte zwischen Markt- und Rheinstraße durch die Verschiebung der Fluchtlinien aufgelockert werden. WIEDERAUFBAUPLAN 1959 In der zweiten planmäßigen Wiederaufbauphase wurde durch die Stadtplanung der Versuch einer ¶GXUFKJUHLIHQGHQ·1HXRUGQXQJ unternommen. Hatte der Krieg die Gebäude zerstört, so wurde nun auch PLWGHU$XÁ|VXQJGHUKLVWRULVFKHQ Stadtstruktur begonnen. 1959 kritisierte der Stadtplaner Rabeler die HUVWH:LHGHUDXIEDXSODQXQJ¶(VVLQG aber auch kaum Versuche gemacht worden, […] das Straßenraster zu differenzieren, es ist kaum versucht worden, durch Variationen der Höhenentwicklung die Monotonie der Korridorstraßen mit durchlaufenden Traufhöhen zu durchbrechen oder aufeinander abgestimmte Raumfolgen ]XVFKDIIHQ·23 (Abb. 2.4_1) Die historische Stadtstruktur sollte GXUFKGLHEDXOLFKH$XÁRFNHUXQJ Förderung des Individualverkehrs und die räumliche Trennung der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit in eine moderne Stadt-Landschaft umgewandelt werden. Eine Umsetzung Abb. 2.4_18 Ackermann-Bauten, Konig- Ecke Gartenstraße fand vor allem im schwer zerstörten nördlichen Teil des Wallgevierts statt. Aus dem Quartier, in dem im 18. Jahrhundert die Seidenproduktion der Von der Leyens angesiedelt gewesen war, entstand durch die Umlegung von Straßen und die freie Platzierung skulpturaler Baukörper ein vom Rest der Stadt abgeschnittenes, durchgrüntes Wohnviertel. Lohstraße und Färberstraße wurden nördlich des Nordwalls aufgehoben, ein neues Gebäude der Industrie- und Handelskammer versperrte die räumliche Verbindung zur Nordstraße als Begrenzung der Innenstadt. Südlich davon entstand ein Quartier mit Zeilenbebauung. geschlossenen Baublöcke und Straßenkorridore in offene Bebauung mit Vorder- und Rückseiten und bekam der Straßenraum einen eher suburbanem Charakter. Selbst auf dem vorgenannten, ältesten Teil der Königstraße entstand Zeilenbebauung, die die ehemals dicht und kleinteilig bebaute Mennoniten-Kirch-Straße in eine Rückseite verwandelte (Abb. 2.4_14). ¶'LH)ULHGULFKVWDGWQLPPW]XVHKHQGV das klare Ordnungsgefüge des alten .UHIHOGZLHGHUDXI·24 So lautete eine Bildunterschrift zu einem Foto der Ackermann-Bauten. (Abb. 2.4_18) Doch mit den neuen Garagen und Vorgärten an der Färber-, Loh- und Königstraße veränderten sich die für die historische Planstadt so typischen 122 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4._9 (links) Erster Wiederaufbauplan 1949 Abb. 2.4._15 (rechts) Zweiter Wiederaufbauplan 1959 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE 123 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4_21 Der Parkhofplatz mit dem wieder hergerichteten Grand Hotel Crefelder-Hof im Hintergrund wurde nach dem Krieg nicht mehr als |IIHQWOLFKH*UQÁlFKHVRQGHUQYRUDOOHPDOV Parkplatz genutzt Abb. 2.4_20 (oben) Planung für den ruhenden Verkehr im Krefelder Stadtkern, 1959 Abb. 2.4_19 (links) 3ODQXQJIUGHQÁLHHQGHQ9HUNHKU im Krefelder Stadtkern, 1959 INFRASTRUKTUR Schon 1956 waren in der Innenstadt ¶DQHLQHPQRUPDOHQ:HUNWDJ Kraftfahrzeuge gezählt worden – das zehnfache der Verkehrsdichte LQGHQDQGHUHQ6WDGWWHLOHQ·25 Der Verkehrsplan Krefeld von 1959 sollte ¶GDV=HQWUXPJXWHUUHLFKEDU>«@KDOWHQ ohne den Autoverkehr zu behindern oder gar völlig auszusperren. Gleichzeitig sollte es dem Fußgänger angenehm gemacht werden, in Ruhe und Muße einzukaufen oder auch QXU]XÁDQLHUHQ·26 In der Denkschrift des Stadtplanungsamtes von 1959 wurden weitreichende verkehrliche Maßnahmen für den ruhenden und ÁLHHQGHQ9HUNHKUYRUJHVFKODJHQ die im nächsten Jahrzehnt sukzessive umgesetzt wurden (Abb. 2.4_19). Für den Durchgangsverkehr in Ost-Westrichtung wurde die SanktAnton-Straße deutlich verbreitert. Der Durchbruch wurde als eine Art 'Achse der Moderne' geplant, gesäumt von modernen Gebäuden (Abb. 2.4_61). Der Durchgangsverkehr in Nord-Südrichtung mußte über den Ostwall abgewickelt werden, dessen Kapazitäten jedoch beschränkt waren. An der Haltestelle Rheinstraße war GLHZHVWOLFKH%DXÁXFKWVFKRQLQGHU ersten Wiederaufbauplanung mit einer klar und formal gefaßten Klammer in der Blockrandbebauung zurückgelegt worden und bildete eine geschlossene, städtebauliche Figur (Abb. 2.4_16). Zwischen der Haltestelle Rheinstraße und der Kreuzung mit der SanktAnton-Straße wurden die Fluchtlinien des Ostwalls ebenfalls verschoben. Dieses Mal wurde die Figur aber nicht mehr mit einer Blockrandbebauung eingefasst, sondern - wie auch auf der Sankt-Anton-Straße - mittels frei im Raum stehender, großmaßstäblicher Solitärbauten als städtebauliche Akzente. Der mittelalterliche Stadtkern hatte sich schon während der Gründerzeit zum Einzelhandelszentrum der Stadt entwickelt. Um den Verkehr so nah wie möglich an dieses KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Gebiet heranzubringen, wurden die Breite Straße und die Königstraße südlich der Sankt-Anton-Straße als Parkring ausgebaut. Eine Reihe von Durchbrüchen in Ost-Westrichtung zwischen Ostwall und Königstraße sollten die Wälle mit dem Parkring verbinden und damit den Zugang zur Innenstadt für den motorisierten Verkehr erleichtern. Die Markt- und Dreikönigenstraße wurden dafür deutlich verbreitert. Im Norden der Innenstadt wurde die Gartenstraße als Ost-Westverbindung innerhalb des Wohnviertels verbreitert. Im ersten Wiederaufbauplan war noch darüber nachgedacht worden, das gesamte Gebiet zwischen den Vier Wällen für den Autoverkehr zu sperren. Dies wurde jedoch nicht umgesetzt, weil das Einzelhandelszentrum der Stadt auch damals schon viel kleiner war als der Bereich der Vier Wälle, und zwar deckungsgleich mit dem Stadtgrundriss um 1700. Man hätte also eine kurze Strecke zu Fuß gehen müssen. Ein anderer *UXQGZDUGDVV¶GLH)OlFKHQIU den ruhenden Verkehr wegen der Eigenart der Kriegszerstörungen in Krefeld innerhalb statt außerhalb des Wallvierecks angeordnet worden sind und in dem erforderlichen Umfang außerhalb des Wallvierecks nicht PHKUJHVFKDIIHQZHUGHQN|QQHQ·27 Um Parkplätze für die vielen Autos der Besucher und Bewohner zu schaffen, wurden komplette Baublöcke freigelassen (Abb. 2.4_20). Vor allem die schmalsten Baublöcke, die im Vagedesplan durch die Wiederverwertung der Umgehungsstraßen außerhalb der preußischen Stadtmauern und –gräben entstanden waren, wurden jetzt zu Parkplätzen umfunktioniert. Zwischen Schneider- und Lutherischer-KirchStraße, Wiedenhof- und Wallstraße, Loh- und Petersstraße (Abb. 2.4_21) wurden jetzt Parkplätze statt Baublöcke geplant. Realisiert wurden u.a. die Parkplätze vor dem Rathaus KHXWH¶9RQGHU/H\HQ3ODW]· XQG nördlich der Gartenstraße, sowie am heutigen Willy-Göldenbachs-Platz, am heutigen Behnischhaus und am ¶'U+LUVFKIHOGHU3ODW]·$XFKDQ GHU¶Q|UGOLFKHQ/RKVWUDH·XQGGHU Nordstraße Ecke Sternstraße und Ecke Ostwall wurden neue Parkplätze geschaffen. Der öffentliche Raum des Wohngebietes um den mittelalterlichen Stadtkern herum wurde durch den Parkring und die daran gelegenen ebenerdigen Parkplätze einer unverhältnismäßig hohen Verkehrsbelastung ausgesetzt. Der für ein attraktives Wohngebiet benötigte Frei- und Parkraum wurde von den Besuchern der Innenstadt in Beschlag genommen. Schon 1959 räumte das Stadtplanungsamt HLQ¶GDJUXQGVlW]OLFKHLQ Mißverhältnis zwischen dem Aufwand für die Schaffung von 9HUNHKUVÁlFKHQXQGGHU=DKOGHU hiervon begünstigten Bürger besteht und daß die Personenbeförderung durch individuelle Verkehrsmittel volks- und stadtwirtschaftlich gesehen XQZLUWVFKDIWOLFKLVW·28 Für das Parken im öffentlichen Raum sollten schon damals Gebühren erhoben werden, um den Druck durch Dauerparker im Wohngebiet um den mittelalterlichen Stadtkern herum zu lindern. Die Angst vor dem regionalen Bedeutungsverlust aber behielt vor allem beim Einzelhandel die Oberhand. ¶+DWWHQQRFKLQGHQHU-DKUHQ Parkplätze zu ebener Erde ausgereicht, so mußte man [in den 60er Jahren] entsprechend dem rapide ansteigenden Autoverkehr Parkhäuser XQG7LHIJDUDJHQVFKDIIHQ·29 1962 wurde das Aral-Parkhaus zwischen König- und Lohstraße/Markt- und Dreikönigenstraße mit 455 Plätzen eröffnet. Das Parkhaus der Sparkasse an der Neuen Linner Straße folgte 1969 mit 400 Plätzen. Die Fußgängerzone wurde 1962 trotz der Bedenken der Geschäftsleute realisiert. 124 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4_22 (oben) Ostwall, Blick von Norden in Richtung der Haltestelle Rheinstraße, 50er Jahre Abb. 2.4_23 (rechts) Ostwall, neue Blockrandbebauung (Ostseite) an der Haltestelle Rheinstraße, 50er Jahre Abb. 2.4_24 (oben) Planung Punkthaus Ostwall/ Nordwall M RÄUMLICHER AUFBAU UMGESTALTUNG OSTWALL/ VIER WÄLLE Der Nordwall stellt heute die Demarkation der Stadtanlage vor, die Vagedes 1819 bis an die Nordstraße erweitert hatte. Das Quartier zwischen Nordwall und Nordstraße ist durch die Veränderungen in Straßenführung und Bebauungstypologie ein eigenes Gebiet geworden, das von der restlichen Stadt abgeschnitten ist. Das Polizeipräsidium, als modernistisches Pendant zum Turm des Hauptbahnhofes zu verstehen, verkürzt den Ostwall auf der Höhe des Nordwalls. Da der Ostwall sich sukzessive von einer Grünanlage und Promenade zu einer Hauptverkehrsachse gewandelt hatte, beschloss der Rat 1961 auf Anraten der Verkehrsgutachter, die Straßenbahn aus dem Ostwall zu entfernen und stattdessen Omnibusse einzusetzen. Schon 1962 wurde dieser Beschluss wieder aufgehoben. KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.4_25 (unten) Planung Punkthaus König- Ecke Dreikönigenstraße und Park- und Spielplatz zwischen König- und Petersstraße PARZELLIERUNG Bis 1948 wurde in der Innenstadt erst einmal notdürftig aufgeräumt. Die alten, zerstörten Häuser im Stadtkern wurden oft nur eingeschossig als Geschäftslokal wieder hergerichtet. Wohnungen wurden notdürftig instand gesetzt. Unterdessen wurden für die vielen obdachlos gewordenen Stadtbewohner und tausende von Flüchtlingen neue Wohnungen in ebenso neuen Vorstädten und Siedlungen gebaut. Ab 1949 wurde das Wallgeviert auf der Basis des ersten Wiederaufbauplans rekonstruiert. Dabei blieb die alte Parzellenstruktur größtenteils erhalten. Lösungen kompensiert. Dies ist zum Beispiel gut erkennbar im Ensemble auf der Südseite der Sankt-AntonStraße zwischen Winkel- und Klosterstraße. Hier wird trotz einer komplett neuen Aufteilung deutlich auf die barocke Stadtstruktur und die Parzellierung in kleine Einzelhäuser verwiesen. Erst in der Neuordnungsphase ab ¶JLQJ>«@QLFKWQXULQWDNWH Bausubstanz verloren, es wurden bei dieser Gelegenheit auch die Parzellen vergrößert, Baulinien verändert, ja oft der bauliche Zusammenhang zugunsten freiplastisch angeordneter %DXN|USHUY|OOLJDXIJHO|VW·30 Vor allem im barocken nördlichen Teil der Innenstadt, innerhalb der Vier Wälle, wuren ganze Straßenzüge mit Geschosswohnungsbau neu bebaut. Die ursprüngliche Parzellierung ging hier verloren. Dies wurde aber durch eine feingliedrige Rasterung der Fassaden und andere, zum Teil GXUFKDXV5DIÀQLHUWHJHVWDOWHULVFKH 125 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4_29 und 30 (oben) Evangelischer-Kirch-Platz und Platz An der Alten Kirche vor 1933 und nach 1959 Abb. 2.4_35 (links) Evangelischer-Kirch-Platz mit Parkplätzen an der Stelle der historischen Gasse, um 1959 Abb. 2.4_33 und 34 (oben) Kaiser-Wilhelm-Museum vor 1933 mit Freitreppe und nach 1959 Abb. 2.4_31 und 32 (links) Dionysiusplatz vor 1933 und nach 1959 Abb. 2.4_26 (oben) Ostwall, Blick von Süden in Richtung des Theaterplatzes mit der neuen Stadtbücherei und dem Stadttheater, 60er Jahre Abb. 2.4_27+28 (unten) Theaterplatz vor 1933 und nach 1960 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE ÖFFENTLICHER RAUM (A) THEATERPLATZ Nach Kriegsende hieß der Platz der SS wieder schlicht Parkhofplatz. Es waren die Engländer, die erneut den Anstoß zum Theaterbau gegeben hatten. Mit dem Bau wurde der Platz entsprechend in Theaterplatz umgetauft. Der restliche Teil wurde als 3DUNÁlFKHIUGLHVWDUNZDFKVHQGH Zahl der Autos genutzt. Zum Ostwall KLQZXUGHHLQHQLHGULJHhEHUGDFKXQJ geplant, die die seit der Kaiserzeit IHKOHQGH%DXÁXFKWDEVFKORVV $EE 2.4_23). (B) EVANGELISCHER - KIRCHPLATZ Erst durch das Flächenbombardement des 2. Weltkrieges wurde die für das Mittelalter so typische Dualität von Kirchhof und Marktplatz aufgehoben. Bei der Neuordnung der Innenstadt wurde die zerstörte Bebauung der Gasse zwischen beiden Stadträumen nicht wieder aufgebaut und die Brache als Parkplatz ausgewiesen (Abb. 2.4_28). Durch die fehlende Bebauung ist aus der mittelalterlichen Raumfolge HLQHJURHUlXPOLFKXQGHÀQLHUWH )UHLÁlFKHJHZRUGHQ'LH%HKDXSWXQJ die Weite des Raumes könne eine Sogwirkung vom Schwanenmarkt bis zum Platz an der Alten Kirche erzeugen22, hat sich bisher nicht bestätigt. (C) DIONYSIUSPLATZ Im Rahmen der Neuordnung der Innenstadt wurden die Fluchtlinien an der West- und Nordseite der Dionysiuskirche verschoben. An der Westseite wurde mehr Platz für den ÁLHHQGHQXQGUXKHQGHQ9HUNHKU geschaffen. An der Nordseite wurden zwei relativ kleine Baublöcke zu einem größeren Baublock zusammengefügt. Der südlichste Abschnitt der Lutherische-Kirch-Straße wurde dadurch aufgehoben. (D) KAISER-WILHELM-MUSEUM Im Rahmen der Verkehrsplanung auf dem Westwall wurde die Freitreppe vor dem Museum entfernt. 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4_35 (links) Ostwall 120 S GEBÄUDE UND GEBÄUDEENSEBLES WOHNUNGSBAU In der ersten Wiederaufbauphase wurden zahlreiche Wohnhäuser in der Innenstadt wieder aufgebaut. Neben den Stadthäusern entstand jetzt auch vermehrt Geschosswohnungsbau mit kleineren Einheiten, deutlich inspiriert von der normierten Bauweise nach Ernst Neufert. Für Familien wurde in der Innenstadt kaum noch gebaut, dafür aber umso mehr im Außenbereich. ARCHITEKTUR Die vielen architektonischen Ereignisse des Wiederaufbaus können hier nur kurz wiedergegeben werden. Die Architektur der Nachkriegsmoderne in Krefeld bedarf näherer Erforschung. Die ineinandergreifenden Phasen des Wiederaufbaus, die behutsame Rekonstruktion einerseits und die radikalen Neuordnung bzw. Modernisierung andererseits, sind hier gut zu unterscheiden. Abb. 2.4_36 (oben) Wohn- und Geschäftshaus Friedrichstraße/Ecke Gartenstraße Abb. 2.4_37 (rechts) Wohn- und Geschäftshaus Friedrichstraße/Ecke Gartenstraße 1949 In der ersten Wiederaufbauphase entstanden viele einzelne Wohnhäuser, die auf unspektakuläre und entspannte Weise die historische Blockrandbebauung ergänzten und wieder vervollständigten. Dabei wurden historische Fluchtlinien, Traufhöhen und - zumindest entlang der Vier Wälle - zumeist auch die historische Parzellierung respektiert. Dem Bauvolumen wurde jetzt KlXÀJHLQ9ROOJHVFKRKLQ]XJHIJW was in einer abweichenden Fassadengestaltung, oft mit deutlich niedrigerem Sockelgeschoss resultierte. Das ausgebaute Steildach scheint eine bindende Bauregel gewesen zu sein. Auch die Architektur von Mehrfamilienhäusern orientierte sich stark am räumlichen Aufbau der konstituierenden Stadtstruktur. Fluchtlinien, Traufhöhen und Dachform wurden übernommen. Dabei wurde ]XP7HLODXIUDIÀQLHUWH:HLVHGLH KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE ursprüngliche Traufhöhe betont und darüber ein leicht zurückliegendes Vollgeschoss mit Satteldach hinzugefügt. Die Treppenhäuser wurden zum Teil - im Sinne des Funktionalismus - in der Fassade ablesbar, wodurch sich die Anzahl der Eingänge im Sockelgeschoss verminderte. Gelegenheit zum architektonischen Ausdruck boten auch zahlreiche Eckbauten. Hier wurden mit dem hEHUJDQJYHUVFKLHGHQHU9ROXPHQ und Traufhöhen, aber auch mit den Schaufenstern und Eingängen der Ladengeschäfte zum Teil überraschende Lösungen gefunden. Die Eckhäuser Ostwall 120 und Friedrichstraße 44 seien hier als Beispiele genannt (Abb. 2.4_35). 1959 In der zweiten Phase des Wiederaufbaus distanzierten sich die Stadtplaner von der einheitlichen Bebauung und dem ebenmäßigen Stadtgrundriß. Statt einer geschlossenen Blockrandbebauung wurde jetzt eine offene Bauweise propagiert, mit Zeilenbau und städtebaulichen Akzenten. Mit Punkthäusern und freiplastisch im Raum platzierten Großbauten sollte eine 'sonst recht trübselig oder GXUFKVFKQLWWOLFKZLUNHQGH8PJHEXQJ·23 aufgewertet werden. Entsprechend der modernen Bildsprache erhielten die neuen Akzente Flachdächer. Als Beispiele seien hier die Punkthäuser Friedrichstraße/ Ecke Sankt-AntonStraße, Ostwall/ Ecke Nordwall (Abb. 2.4_44), König-/ Ecke Dreikönigenstraße (Abb. 2.4_45) genannt. Mit Zeilenbebauung wurden historische Fluchtlinien aufgelockert. Wo die zweiund dreigeschossigen Häuserzeilen der preußischen Stadterweiterungen gestanden hatten, wurden sechs- und mehrgeschossige Zeilenbauten mit Staffelgeschoss errichtet, wie zum Beispiel die Ackermann-Bauten, die vorgenannte Zeile an der Königstraße zwischen Markt- und Rheinstraße. ÖFFENTLICHE GEBÄUDE Neben den Wohnhäusern entstanden zahlreiche Großbauten aus öffentlicher und privater Hand. Zahlreiche Kirchen und andere besondere Gebäude wurden zunächst wiederhergestellt. Erst in der zweiten Wiederaufbauphase dominierte die Erneuerung. 1950 Wiederaufbau und Freilegung der Mennonitenkirche nebst Gemeindezentrum nach Plänen von Erwin Busch 1951 Einsturz des mittelalterlichen Turms der Alten Kirche 1951 Wiederherstellung der Markthalle 1952 Wiederherstellung der Werkkunstschule 1952 Wiederaufbau des Kirchenschiffs der Alten Kirche nach Plänen des Architekten Paul A. Kesseler $EULVVXQG1HXEDX%UDXKDXV¶HW %U|FNVNH· 1953 Wiederherstellung der Hauptpost 1954 Neubau der IHK am alten Standort 1955 Wiederherstellung des Säuglingsheims des Krefelder Frauenvereins 1955 Wiederherstellung des Rathauses 1955-58 Anbau des Rathauses an der Sankt-Anton-Straße, (Hochbauamt, Hans Volger) (Abb. 2.4_37 und 38) 1960 Neubau Sparkasse SanktAnton-Straße (Abb. 2.4_43) am Standort des ehemaligen Warenhaus Tietz 1961 Neubau Kaufhof am Neumarkt (Abb. 2.4_41) am Standort des Ehape 1962 Neubau Aral Parkhaus 1962/63 Neubau Stadtbücherei (Hochbauamt, Hans Volger) (Abb. 2.4_42) 1962/65 Neubau Polizeidirektion 1965 Abriss der alten Markthalle und Neubau C&A Brenninkmeijer, Hettlage 127 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4_42 Stadtbibliothek Krefeld am Theaterplatz, Stadthochbauamt Abb. 2.4_43 Stadtsparkasse Krefeld, Kassenhalle Friedrichstraße mit Sämann-Fenster Abb. 2.4_26 (rechts) Stadttheater um 1950 Abb. 2.4_27 (rechts unten) Stadttheater nach 1960 Abb. 2.4_41 1HXEDX6GÁJHOGHV5DWKDXVHV Architekt: Hans Volger Stadtplaner Rabeler bedauerte 1959 GHQ¶0DQJHODQKLVWRULVFKHQ%DXWHQ die geeignet sind, dem Stadtbild einige ¶*ODQ]OLFKWHU·DXI]XVHW]HQ··23. Ein modernes Leuchtturmprojekt war zum Beispiel die Stadtsparkasse an der Friedrichstraße, die 1960 als ¶$N]HQWLP6WDGWJUXQGULVV·JHEDXW wurde. Der Neubau bestand aus den freiplastisch platzierten Volumen eines Scheibenhauses an der Königstraße mit einem modernen Autoschalter und eines Flachbaus mit einer spektakulär zu nennenden Schalterhalle (Abb. 2.4_43). Mit seinem zurückliegenden, geschlossenen Sockelgeschoss schien er zu schweben und entzog sich damit HQWVSUHFKHQGGHU,GHHGHUÁLHHQGHQ Stadtlandschaft - dem historischen Kontext des Straßenraums. Abb. 2.4_38 Architekt Hans Volger, etwa 1955 Baurat 1938 - 1945 Leiter des Hochbauamtes 1948 - 1962 Auch der gegenüberliegende Neubau der Firma C&A Brenninkmeijer von 1965, für den die 1951 wiederhergestellte Markthalle weichen musste, war nicht mehr in den Baublock integriert, sondern jetzt KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE in seiner vollen Größe als autonom platziertes Volumen wahrnehmbar. Besonders deutlich sind die verschiedenen Wiederaufbauphasen an den Bauten des Stadttheaters abzulesen. Schon 1949 war ein provisorischer Bau am Parkhofplatz errichtet worden. 1952 wurde ein schlichter Neubau nach einem Entwurf des Architekten Bertrand von 1945/46 realisiert. Der Bau strahlte mit seinem sanft geneigten Satteldach und mittigem Eingangstor in einer ansonsten fast geschlossenen Ziegelfassade die unaufgeregte, bodenständige Monumentalität einer Scheune aus (Abb. 2.4_26). 1956-63 wurde der Bau vom Hannoveraner Architekten Prof. Gerhad Graubner erneuert bzw. umgebaut und erhielt sein vom Platz abgehobenes Glasfoyer (Abb. 2.4_27), das wie eine frei platzierte Plastik im Stadtraum schwebt. KUNST AM BAU 1958 am Rathaus Mosaikfelder von Hubertus Brouwer und bronzene Gedenktafel von Ewald Mataré Glasobjekt von Adolf Luther 1962/63 Keramikreliefs von Hubertus Brouwer MATERIAL UND FARBE Viele Wohnhäuser der ersten Wiederaufbauphase waren als verputzte Stahlbetonbauten errichtet worden und im Detail von unterschiedlicher Qualität. Statt weicher Kalkputze wurden jetzt funktionalistisch-rauhe Zementputze verwendet. Die Verfeinerung in Textur und Detail reichte von schlichten Faschierungen rundum die Fenster bis hin zu Fassadenrastern und Sockelgeschossen aus Beton und Naturstein. Keramische Baustoffe kamen hinzu. Fenster und Türen blieben zunächst aus Holz, oft in UDIÀQLHUWHQ)DUENRPELQDWLRQHQ'LH Farbigkeit des Wiederaufbaus bedarf der näheren Erforschung. Erst in der zweiten Wiederaufbauphase trat eine gewisse 9HUÁDFKXQJLQGHU$UFKLWHNWXUDXI 128 1.3.2.2 WIEDERAUFBAU UND NEUORDNUNG (50ER UND 60ER JAHRE) Abb. 2.4_46 und 47 Wiederaufbau der Friedrichstraße vom Friedrichsplatz aus gesehen. Die barocken Eckhäuser wurden abgerissen. Die Betonung der Eckbebauung und die gleichförmigen Traufenhäuser der konstituierenden Bebauung wurden neu interpretiert. BILD S. 117 Abb. 2.4_1 Stadt Krefeld, Stadtarchiv Abb. 2.4_2 MIR Architecten/Flexus AWC. 13 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt, Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 439ff) 14 FIEDLER, Johannes: Haus und Straße. In: Herausforderung Sockelzone. Herausgegeben von der Wüstenrot Stiftung, Jovis Verlag, 2014 Abb. 2.4_10 StAKR Obj.-Nr. 22.088 Abb. 2.4_11 Stadt Krefeld, Stadtarchiv Abb. 2.4_12 Stadt Krefeld, Stadtarchiv Abb. 2.4_13 LENGWENINGS, Karl Heinz S. 124 Abb. 2.4_19 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.34, Abb.27) Abb. 2.4_20 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.39, Abb.29, Abb.30) Abb. 2.4_21 LENGWENNINGS, Karl Heinz S. 118 S. 121 Abb. 2.4_3 gemeinfrei Abb. 2.4_4 Stadt Krefeld, Stadtarchiv: Obj.-Nr. 4.711. Abb. 2.4_5 HOUBEN, Heribert et al, Krefeld – Die Geschichte der Stadt – Vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart (1918 - 2004). Krefeld 2010 (S. 448, Abb. 31) Abb. 2.4_6 gemeinfrei BUNDESARCHIV, B 145 BILD-P000669 / CC-BY-SA 3.0 S. 119 Abb. 2.4_14 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.73 - Abb.61) Abb. 2.4_15 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.87, Abb.68) S. 122 Abb. 2.4_16 StAKR Obj. Nr. 3553 Abb. 2.4_17 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.61, Abb.47) Abb. 2.4_7 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.66, Abb.50) Abb. 2.4_18 DH 86/2015 (S. 149) Abb. 2.4_8 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.66, Abb.49) S. 123 Abb. 2.4_9 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.12, Abb.8) Abb. 2.4_9 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.12, Abb.8) Abb. 2.4_15 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.87, Abb.68) S. 120 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.4_34 BRUES, Eva: Die Denkmäler des Rheinlandes, Düsseldorf 1967 TEXT 15 CLEMENS, Gabriele: britische Kulturpolitik in Deutschland 1945-1949 Stuttgart 1997 1 Abb. 2.4_35 StAKR Obj. Nr. 19.112 GRAU, Andreas und WURZ, Regina: Nachkriegsjahre https://www.dhm.de/lemo/ kapitel/nachkriegsjahre, LeMo, Deutsches Historisches Museum, Berlin 2016 S. 127 2 16 GRASSKAMP, Walter: die unästhetische Demokratie. München 1992 (S. 10) 17 LILLA, Joachim: Nachkriegszeit und Wiederaufbau, Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 346ff) GRASSKAMP, Walter: die unästhetische Demokratie. München 1992 (S. 9) 18 RABELER: Das zukünftige Krefeld in: DH25/1954 (S. 265 ff) Abb. 2.4_36 MIR Architecten/Flexus AWC. 3 Abb. 2.4_37 MIR Architecten/Flexus AWC. VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt, Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 503) 19 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S. 15) S. 125 Abb. 2.4_22 LENGWENINGS, Karl Heinz Abb. 2.4_23 StAKR Obj. Nr. 9044 Abb. 2.4_24 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.63, Abb.48) Abb. 2.4_25 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S.70, Abb.55) Abb. 2.4_38 StAKR Obj. Nr. 9028 4 WEX, Manuela: ter Meer, Fritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Berlin 1990 S. 128 5 Abb. 2.4_39 MIR Architecten/Flexus AWC Abb. 2.4_40 StAKR Obj.-Nr. 15.473 Abb. 2.4_41 StAKR Obj.-Nr. 17.151 GRAU, Andreas und WURZ, Regina: Geteiltes Deutschland https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ geteiltesdeutschland, LeMo, Deutsches Historisches Museum, Berlin 2016 6 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt, Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 350) 7 Rheinische Post, 08.10.1947 S. 126 Abb. 2.4_42 StAKR Obj. Nr. 28.143 8 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S. 11) Abb. 2.4_26 StAKR Obj. Nr. 9955 Abb. 2.4_43 StAKR Obj. Nr.13.676 9 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S. 11-13) Abb. 2.4_27 & 28 MIR Architecten/Flexus AWC Abb. 2.4_44 StAKR Obj.-Nr. 13.672 10 HEIDENFELDER, Claudia: Wiederaufbau. In: Planet-Wissen.de, besucht am 20.01.2020 20 NUTZ, Manfred: Stadtentwicklung in Umbruchsituationen. Stuttgart 1998 (S. 114) 21 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S. 17) 22 SEEFRIED, Elke und HOFFMANN, Dierk: Plan und Planung: Deutsch-detsche Vorgriffe auf die Zukunft, 218 (S. 196) 23 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S. 55) 24 KÖPPEN, Ernst und PETERS 1954 (S. 17) 25 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt, Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 485) 26 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt, Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 485) 27 Abb. 2.4_29 & 30 MIR Architecten/Flexus AWC. S. 129 Abb. 2.4_31 & 32 MIR Architecten/Flexus AWC. Abb. 2.4_45 StAKR Obj.-Nr. 8555 Abb. 2.4_33 StAKR Obj.-Nr. 13.733 Abb. 2.4_46 StAKR Obj.-Nr. 9033 11 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt, Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 433) 12 Würz, Markus: Geteiltes Deutschland, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltesdeutschland.html, besucht am: 20.01.2020 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S. 35) 28 STADTPLANUNGSAMT: Krefeld Stadtkern. Denkschrift, Krefeld 1959 (S. 43) 29 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt, Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 485) 129 1.3.3 POSTINDUSTRIELLES ZEITALTER !"#$%&$#'%$#()$*($+%,-.(/%0(1%2$34.56'37#$+'$*8%9:$+/ 1#;$(3#-(#$+'$+%<#(=>063)$('+$(%0(1%?+-@$+%A$+=$.+36*54.$(% #3'%7-+:$#BC Leipzig-Charta, 2007 130 1.3.3 KRITIK AM MODERNISMUS (DIE .1 70ER JAHRE) !"#$%.-4.?+>1#?%#('$?+#$+'$%>*'$%D'>1'%.>'%3#4.%60(='#-($**% $(';#34.'B%"#$%E(F#+'*#4.=$#'8%1#$%3#4.%9:$+%1#$3$(%($0$(% D'>1'+$?#-($(%%>03:+$#'$'8%%#3'%%(#$1$+1+94=$(1B%%"#$%%G+>?$% *>0'$'H%%;0@%%1>3%%3-%%3$#(8%%#3'%%1>3%%0(>03F$#4.*#4.I%%D#$%%3$#% #**03'+#$+'%;#'%1$+%J:3#4.'8%)0;%<+*$:(#3%$#($3%:$F0@'$(% 3'>''%$#($3%0(=*>+$(%K#@:$.>?$(3%:$#)0'+>?$(BC Alexander Mitscherlich, Die Unwirtlichkeit unserer Städte, 1965 131 1.3.3.1 DIE 70ER JAHRE (KRITIK AM MODERNISMUS) Mit dem Bau des innerstädtischen shoppig centers ¶6FKZDQHQPDUNW·²HLQHU6KRSSLQJ0DOOPLW7LHIXQG Hochgarage, 200 Wohnungen im Hochhaus und einem EHUGDFKWHQ¶0DUNWSODW]·ZXUGHHLQ)OlFKHQVDQLHUXQJVSURMHNW ELVGDKLQXQJHNDQQWHQ$XVPDHVUHDOLVLHUWPLWGHPGDVQHXH 3UREOHPHLQHUIHKOHQGHQ¶8UEDQLWlW·JHO|VWZHUGHQVROOWH$XI GHP7KHDWHUSODW]ZXUGHHLQHQHXH9HUDQVWDOWXQJVKDOOHJHSODQW (LQ%URULHJHOVROOWHGLH6WUDHQIURQWDP2VWZDOOVFKOLHHQ 5HDOLVLHUWZXUGHQMHGRFKQXUGLHJHPHLQVDPH7LHIJDUDJHXQG GDV6HLGHQZHEHUKDXV )U)XJlQJHUZXUGHQ8QWHUIKUXQJHQJHEDXWXPGHQ $XWRYHUNHKUXQJHKLQGHUWÁLHHQ]XODVVHQ Abb. 2.5_1 Baustelle der Unterführung Ostwall/Rheinstraße links das Kaufhaus Horten, rechts das HamburgMannheimer-Haus (1970) archäologische Funde Vagedesplan Grün Bebauung Abriss Stadttor Stadtmauer Gebäude <3 Etagen Gebäude 3-4 Etagen Gebäude 5-7 Etagen Gebäude 8-10 Etagen Gebäude >10 Etagen Satteldach Passage neuer Baum vorhandener Baum entfernter Baum neue Gleise vorhandene Gleise entfernte Gleise 222 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.5_2 Stadtgrundriss mit Transformationen der 70er Jahre 132 1.3.3.1 DIE 70ER JAHRE (KRITIK AM MODERNISMUS) Abb. 2.5_4 Signet zur 600-Jahr-Feier der Stadt Krefeld Abb. 2.5_3 Willy Brandt Bundeskanzler 1969 - 74 32/,7,6&+(81'62=,$/(.5b)7( Gegen Ende der 60er Jahre geriet die junge deutsche Demokratie in eine Legitimationskrise. Vor allem an den Universitäten in den Metropolen verdichtete sich die Beklommenheit an der Gesellschaft und dem politischen System in einer umfassenden 6\VWHPNULWLN¶'LH-XJHQGOLFKHQ Schüler, Lehrlinge, Studenten reagierten [...] auf die Enge der Verhältnisse, die nationalsozialistische Vergangenheit, die vorherrschenden autoritären Strukturen in Elternhäusern, Schulen, Betrieben und Hochschulen und auf den weltweiten Wandel dieser Verhältnisse. Das Unbehagen äußerte sich allmählich immer gezielter in Aktionen, Demonstrationen, Sit-ins, Flugblättern, Schülerzeitungen, Blockaden und UHYROXWLRQlUHQ3URJUDPPHQ·1 In seiner Antrittsrede kündigte Willy Brandt (Abb. 2.5_3) - erster sozialdemokratischer Bundeskanzler GHU%5'DQ¶PHKU'HPRNUDWLH ZDJHQ·]XZROOHQ,QWHUQDWLRQDOVHW]WH 222 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE er mit einer neuen Ostpolitik Zeichen. Auf der Ebene des Bundes, der Länder und Kommunen sollten zahlreiche soziale Vorhaben verwirklicht werden, VRHWZDGHUÁH[LEOH5HQWHQHLQWULWW die Vermehrung von Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung, der Ausbau der Hochschulen, BaföG usw. ¶'LH$XVJDEHQSROLWLNGHU5HJLHUXQJ stieß bald an Grenzen, als sich die .RQMXQNWXUDEVFKZlFKWH·2 Der politische Diskurs in Krefeld bildete die Entwicklungen auf Bundesebene nicht ab. Hier war 1968 der CDU Politiker Hansheinz Hauser (Abb. 2.5_6) zum Oberbürgermeister gewählt worden und sollte bis 1982 mit seiner Politik die Stadt prägen. Wachstumskurs der Wirtschaft. Die Gewerkschaften stellten hohe /RKQIRUGHUXQJHQ¶XPGLH¶VR]LDOH 6\PPHWULH·ZLHGHUKHU]XVWHOOHQGLH ihrer Ansicht nach in den Jahren der Großen Koalition verloren gegangen ZDU·3VFKlUIWHGHU¶&OXERI 5RPH·HLQ=XVDPPHQVFKOXVVYRQ Wissenschaftlern und Industriellen, mit seinem alarmierenden Bericht über die ¶*UHQ]HQGHV:DFKVWXPV·GHQ%OLFN für die drohende Erschöpfung der natürlichen Lebensgrundlagen. 1973 hob der amerikanische Präsident Richard Nixon das Bretton Woods System praktisch auf, indem er die Bindung des Geldes an Gold abschaffte und somit beliebig Geld hinzugedruckt werden konnte. ÖKONOMIE DIE GRENZEN DES WACHSTUMS Schon 1970 war der Höhepunkt der Hochkonjunktur überschritten. Die Gesellschaft hatte sich zu einer Konsumgesellschaft entwickelt und vertraute auf den scheinbar stabilen Die weltweite Versorgungskrise mit Erdöl, die sich 1973 und 1979/80 ]XU¶gONULVH·]XVSLW]WHDEHUDXFK die Verteuerung der Rohstoffe und der wachsende Anteil von Fertigwaren-Billigangeboten aus Entwicklungsländern wurden in Abb. 2.5_5 Festakt zur 600-Jahr-Feier der Stadt Krefeld, 1973 Abb. 2.5_6 Hansheinz Hauser Oberbürgermeister 1968-1982 den darauf folgenden Jahren in der GHXWVFKHQ:LUWVFKDIWVSUEDU¶'LH Enttäuschung über nicht eingelöste Reformversprechen verband sich mit einem Stimmungswechsel in GHUgIIHQWOLFKNHLW0DKQXQJHQ GLH¶*UHQ]HQGHV:DFKVWXPV·]X beachten, gewannen durch die erste gONULVHHLQHGUDPDWLVFKH(YLGHQ] Das vom Bundestag am 9. November 1973 einmütig verabschiedete Energiesicherungsgesetz sah Möglichkeiten für Beschränkungen des Verbrauchs vor. Auf dieser Grundlage wurde an vier Sonntagen im November und Dezember ein allgemeines Fahrverbot erlassen. Die feiertäglich verödeten Innenstädte, Landstraßen und Autobahnen symbolisierten das Ende des Glaubens an eine fraglos gesicherte Zukunft. […] Die Sympathiewerte Willy Brandts, im vorherigen Jahr noch umjubelt, sanken VSUEDU·4 Am 6. Mai 1974 trat er nach einer Spionageaffäre von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger wurde Helmut Schmidt, dessen Zeit unter anderem vom Terror der RAF gezeichnet wurde. DIE POSTINDUSTRIELLE *(6(//6&+$)7 Ab Mitte der 70er waren in Deutschland mehr Menschen im Dienstleistungssektor tätig als in der Industrie und Landwirtschaft. Der Bildungsstand und die 4XDOLÀNDWLRQVVWUXNWXUVWLHJHQ kontinuierlich an. Gleichzeitig differenzierten sich die sozialen Milieus. Für Arbeit in der Produktion waren in den 60er Jahren Gastarbeiter nach Deutschland eingeladen worden. Jetzt war Deutschland de facto ein Einwanderungsland geworden, mit steigendem Ausländeranteil. Doch in den 70er Jahren wuchs die 8QVLFKHUKHLW¶'LH(UZHUEVORVHQTXRWH hatte sich in Deutschland bereits 1974 auf 2,6 Prozent verdoppelt und erhöhte sich im folgenden Jahr nochmals auf 4,7 Prozent. Danach sank sie langsam auf 3,8 Prozent (1979 und 1980) ab, XPGDQQLQIROJHGHU]ZHLWHQgONULVH erneut stark anzusteigen – auf 7,5 3UR]HQW·5 133 1.3.3.1 DIE 70ER JAHRE (KRITIK AM MODERNISMUS) Abb. 2.5_7 Hortenkachel 1962 Abb. 2.5_8 Hortenkacheln 1962 Abb. 2.5_9 Warenhaus Horten an der Ecke Ostwall/Rheinstraße, 1969 KULTUR Die 70er Jahre waren vom Konsum geprägt. Die Popkultur veränderte die Ästhetik von Kunst und Alltag JOHLFKHUPDHQ¶'LH3RS$UWYRQ Warhol und Rauschenberg sollte die Grenzen von Alltag und Kunst EHUZLQGHQ¶6 Pop Art rüttelte an der Vorstellung von der Integrität ¶KRKHU.XQVW· Sie stand für Beat- und Rockmusik, Drogen, psychedelische Plattencovergestaltungen, Plakatkunst, Blumenkinderkult, Jugendkultur. Die Beatles waren eine Sensation. ¶3RS$UWJDOWDOV6\QRQ\PIUGHQ neuen Lebensstil einer Jugend, die gegen die restaurative Kultur der Konservativen und repressiven 60er -DKUHDXIEHJHKUWH>@·7 ¶'LH.ULWLNDP(VWDEOLVKPHQWGDV im Verdacht der Komplizenschaft mit dem Nationalsozialismus stand, war so etwas wie ein Grundgefühl in den 70er Jahren und äußerte sich in der Sprache, den Umgangsformen, Kleidung und Musik. Joseph Beuys gründete die Deutsche Umlandgemeinden wuchsen, die Raumstrukturen veränderten sich. Die Zentren verloren an Kraft und 8UEDQLWlWXQGlOWHUH:RKQTXDUWLHUHDQ 4XDOLWlW· 9 hervorgegangen. Jane Jacobs hatte in New York Robert Moses am Bau einer Autobahn durch das Greenwich Village gehindert und ihre bahnbrechenden Stadtforschungen 1961 publiziert.10 Die Bedeutung der Medien, vor allem des Fernsehens, für die 68er Bewegung war außerordentlich groß. Nichts auf der Welt konnte mehr ohne Kamerabegleitung und 9HU|IIHQWOLFKXQJZHOWZHLWVWDWWÀQGHQ Telefon und Fernseher begannen, zur Grundausstattung eines Haushalts zu gehören. 1HXH:RKQXQG*HZHUEHTXDUWLHUH ZXUGHQ¶DXIGHUJUQHQ:LHVH·DQ den Stadträndern und im Umland gebaut. Daraus resultierten enorme Verkehrsprobleme und sozialräumliche Veränderungen in den Stadtteilen. Den entvölkerten Innenstädten mangelte HVDQ¶8UEDQLWlW·XQGGHU]XQHKPHQGH Verkehr beanspruchte den öffentlichen Raum dermaßen, dass neue ¶)XJlQJHU]RQHQ·JHVFKDIIHQZHUGHQ mussten. STADTERNEUERUNG Mit dem Umbau der Innenstädte zu gegliederten, aufgelockerten und autogerechten Versorgungsinseln waren neue Probleme entstanden. ¶6HLWGHU0LWWHGHUHU-DKUHKDWWH sich die Bevölkerungszahl und die Zahl der Arbeitsplätze in den größeren Städten kontinuierlich verringert; die Der wachsende Unmut über die monofunktionalen Städte, die Großmaßstäblichkeit und Unmenschlichkeit der modernen Architektur brachte zahlreiche Publikationen hervor. Schon 1953 war aus Ciam 9 und Team X der Strukturalismus (Brutalismus und Kleinteiligkeitsbewegung) Auch die Städtebautheoretiker Kevin Lynch, Gordon Cullen, Steen Eiler Rasmussen und Christopher Alexander schrieben über funktionsuntaugliche moderne Städte und lenkten die Aufmerksamkeit der internationalen Fachwelt auf die räumliche Komponente von Architektur und Städtebau. 1965 kritisierte der deutsche Psychoanalytiker Alexander 0LWVFKHUOLFKGLH¶8QZLUWOLFKNHLWXQVHUHU 6WlGWH·(VVROOWHDEHUQRFKHLQH Weile dauern, bis diese Publikationen (LQÁXVVDXIGHQDOOJHPHLQHQORNDOHQ Planungsdiskurs bekamen. Studentenpartei. Aber auch die Pop Art geriet in den Blickwinkel der Kritik, da sie den 68ern zufolge Kunst zur Ware machte, zum Konsumartikel, zu einem Teil der Kulturindustrie, den es ]XEHNlPSIHQJDOW·8 Die Mondlandung 1969 hingegen inspirierte das Design zu futuristischen Formen. 222 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE ¶6HLWGHP(QGHGHUHU-DKUH erhielt die Stadterneuerung in Deutschland starke Bedeutung. […] Die zweite große städtebauliche Herausforderung der Nachkriegsjahre – nach dem Wiederaufbau der kriegszerstörten Städte – bestand darin, die heruntergekommenen $OWVWDGWTXDUWLHUH]XHUQHXHUQGLH den Zweiten Weltkrieg überdauert hatten und die nach 1945 zunächst noch – nach oft nur notdürftiger Instandsetzung der Kriegsschäden ²DOV1RWTXDUWLHUHGHU0LOOLRQHQ Flüchtlinge dringend gebraucht ZRUGHQZDUHQ·¶(UVWPLW%HJLQQGHV Jahres 1968 war man [in Krefeld] über den Berg und die amtliche Wohnraumbewirtschaftung wie auch die Mietpreisbindung konnten DXIJHKREHQZHUGHQ·11 ¶8QZLGHUVSURFKHQJDOWGDPDOV die stadtplanerische Maxime: die dicht bebauten Stadtviertel der Gründerzeit […] sind abzureißen und durch neue Sozialbauwohnungen zu ersetzen. Zugleich ging es den Planern um den radikalen Umbau der Städte im Sinne des Leitbilds der autogerechten Stadt. Mit beispielloser Rücksichtslosigkeit gegenüber der Historie, aber auch gegenüber den dort lebenden Menschen, die – nicht immer freiwillig – in Großsiedlungen an den Stadtrand umgesiedelt wurden, trieb die Sanierungspolitik die ersten Pilotprojekte [...] gerade in den 6WDGWTXDUWLHUHQYRUDQGLHGLH%RPEHQ des Zweiten Weltkriegs weitgehend XQEHVFKDGHWEHUVWDQGHQKDWWHQ·12 Dieses Vorgehen war in den 1960er Jahren noch erklärtes Ziel der wortführenden Städteplaner und dominierte den stadtplanerischen Diskurs. Auch Oberbürgermeister Hansheinz Hauser war von diesen Ideen überzeugt, die er von 1968 bis 1985 als Mitglied im Hauptausschuss des Deutschen Städtetages aufnahm. In Dr. Herbert Schriever, einem radikalen Erneuerer aus dem Bereich der Bodenordnung, und Dr. Hermann-Josef Kronen, von 1973 bis 1984 Leiter des Planungsamtes, fand Hauser die idealen Partner, um sie in Krefeld durchzusetzen. Die großen Flächensanierungsprojekte Schwanenmarkt Center und Hansaviertel mit dem Hansazentrum wurden in dieser Zeit realisiert. 134 1.3.3.1 DIE 70ER JAHRE (KRITIK AM MODERNISMUS) Abb. 2.5_10 Flächensanierung am Schwanenmarkt (1970) 67b'7(%$8)g5'(581* UND DIE GROSSEN )/b&+(16$1,(581*(1 Nach Pilotprojekten in fünf Modellstädten verabschiedete der Bundestag 1971 das Städtebauförderungsgesetz. Ziel des bundesweit als Rechts- und Fördersystem eingeführten Gesetzes ZDUHV¶GHQ%HGHXWXQJVYHUOXVWGHU Innenstädte in ihrer Funktion als soziale, wirtschaftliche, kulturelle und politische Mitte der Region DXI]XKDOWHQ·13 Es gelang schon bald, für Krefeld Fördergelder zu werben. Jetzt musste zügig gehandelt werden. Schon Ende der 60er Jahre war die Umsiedlung des Grand Hotel Crefelder-Hof und der Abriss des Altbaus vorangetrieben worden, um auf dem Grundstück eine zusammenhängende Großform realisieren zu können. Hier wurde 1969 das neueste Horten Kaufhaus realisiert, mit einer aus dreidimensional gestalteten keramischen Kacheln zusammengesetzten Fassade. Der 222 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.5_11 Obergürgermeister Hansheinz Hauser bei der Eröffnung des Schwanenmarkt Center (1976) Entwurf der Kacheln wird Egon Eiermann zugeschrieben, der Architekt des Kaufhauses war Helmut Hentrich. Die schwebende Großform bildete das Pendant zum gegenüberliegenden achtgeschossigen Scheibenhaus der Hamburg Mannheimer Versicherungen (Abb. 2.5_20). errichtete Großsiedlung Gatherhof am Stadtrand. 'DPDQGHQ0DQJHODQ¶8UEDQLWlW· auch auf eine zu geringe Wohndichte zurückführte, wurde das Hochhaus als Lösung gesehen für eine dichte Zuordnung vieler Einwohner mit kurzen Wegen zu den Versorgungszentren. Proteste gegen die radikale Umgestaltung der gesamten städtischen und landschaftlichen Umwelt scheint es in Krefeld zunächst kaum gegeben zu haben. Ein Denkmalschutzgesetz gab es in Nordrhein-Westfalen noch nicht. Die Heimat, Jahresheft des Vereins für Heimatkunde e.V. wurde zum bemerkenswerten Kampfblatt derer, die ihr Unbehagen in schriftlicher Form zu äußern wagten. Das innerstädtische Shoppig Center ¶6FKZDQHQPDUNW·LVWHLQ0XVWHUEHLVSLHO für solch ein Projekt. Hier wurden 200 Wohnungen im Hochhaus mit einer Einkaufspassage, Tief- und Hochgarage kombiniert. Das erste große Flächensanierungsprojekt der Stadt sollte auf die Fehler der 50er und 60er Jahre reagieren. Dafür wurde DOOHUGLQJVHLQJDQ]HV$OWVWDGWTXDUWLHU abgerissen (Abb. 2.5_10) und die Bewohner umgesiedelt in die dafür In den größeren Städten wurde XQWHUGHVVHQGDV¶WHFKQRNUDWLVFKH 3ODQXQJVGHQNHQ·NULWLVLHUWGDVLQWDNWH Stadtorganismen zerstörte und die sozialen Folgen ausblendete. Der Journalist Wolf Jobst Siedler bedauerte ¶'LHJHPRUGHWH6WDGW·GHU3V\FKLDWHU $OH[DQGHU0LWVFKHUOLFKNULWLVLHUWH¶'LH 8QZLUWOLFKNHLWXQVHUHU6WlGWH·GHU Soziologe Hans Paul Bahrdt forderte KXPDQHQ6WlGWHEDX¶'LH%HGUIQLVVH betroffener Bevölkerungskreise Abb. 2.5_12 ¶0LWWHODOWHUOLFKH·.XOLVVHLP´6FKZDPHQPDUNW Center” am Vorabend der Eröffnung (1976) und nicht die Interessen von Investoren und Behörden sollten die Inhalte gesellschaftlicher Aufgaben mitbestimmen. Die 1971 konzipierte :DQGHUDXVVWHOOXQJ¶3URÀWRSROLV Der Mensch braucht eine andere 6WDGW·ZDUDXFKLQ.UHIHOG]X sehen (Abb. 2.5_13). Aus dieser Diskussion entstanden schließlich Bürgerinitiativen und eine verbesserte %UJHUEHWHLOLJXQJEHLGHU3ODQXQJ·14 Amphitheaters schaffen sollte (Abb. 2.5_22). Realisiert wurden lediglich die gemeinsame Tiefgarage und das Seidenweberhaus. Finanziert wurden die Großprojekte scheinbar auch durch Ausweisung von Bauland außerhalb der Stadt, wie in Fischeln und später auch in Hüls. Inzwischen hatte Oberbürgermeister Hauser 1971 die schon seit 1948 immer wieder aufkeimende Stadthallendebatte nichtsdestotrotz ¶LQHLQHPNKQHQ+DQGVWUHLFK· entschieden. Die Rheinische Post NRPPHQWLHUWH¶+DXVHUZlKOWHQLFKW den demokratischen, dafür aber den geraden Weg, der kurzfristig HLQ(UJHEQLVEUDFKWH·15 Auf dem Theaterplatz plante die städtische Bauabteilung nun eine neue Veranstaltungshalle und einen Büroriegel, der die Straßenfront am Ostwall schließen und einen neuen Platz in der Form eines 135 1.3.3.1 DIE 70ER JAHRE (KRITIK AM MODERNISMUS) Abb. 2.5_14 Bahnhofsvorplatz mit dem Jugendstilbau des Hauptzollamts vor dem Abriss, 60er Jahre L STADTSTRUKTUR ,1)5$6758.785 ¶ZXUGHHLQ *HQHUDOYHUNHKUVSODQHUVWHOOW·16 Um GHQ$XWRYHUNHKUXQJHKLQGHUWÁLHHQ lassen zu können, wurden unter dem Ostwall drei Unterführungen gebaut. An der Sankt-Anton-Straße, der Rheinstraße und am Hauptbahnhof wurden die Verkehrsströme nach den Prinzipien des modernen Städtebaus getrennt und die Fußgänger durch unterirdische Passagen geleitet. In der Unterführung Ostwall/ Rheinstraße gab es Geschäfte, Gastronomie, einen Fahrkartenschalter der Krefelder Verkehrs AG und einen unterirdischen Zugang ins Untergeschoss des Horten Kaufhauses. Die Bäume auf dem Ostwall mussten auf den entsprechenden Abschnitten JHRSIHUWZHUGHQ¶'HU$EULVVGHV Hauptzollamtes war städtebaulich von besonderer Bedeutung, weil sich 222 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.5_15 Baustelle der Unterführung zum Hauptbahnhof (1970) Abb. 2.5_16 Bauhnhofsvorplatz nach dem Abriss des Hauptzollamts (1970) dadurch der Bahnhofsplatz nach Osten öffnete und eine bessere Ordnung des 9HUNHKUVP|JOLFKPDFKWH·17 Für die stetig ansteigende Zahl der Kraftfahrzeuge wurden innerhalb der Vier Wälle weitere überdachte und bewirtschaftete Parkplätze geschaffen: 1973 Tiefgarage Theaterplatz 1974 Parkhaus Breite Straße (Abb. 2.5_21) 1975 Tiefgarage Schwanenmarkt 'HUgIIHQWOLFKH1DKYHUNHKUGURKWH dem motorisierten Individualverkehr untergeordnet zu werden. Um der Überbelastung des Ostwalls durch den 9HUNHKU+HUU]XZHUGHQ¶EHVFKORVV der Hauptausschuss [1968] einen Planungsauftrag für eine unterirdische Endhaltestelle der K-Bahn im %DKQKRIVEHUHLFK·18 Der Ostwall wurde an drei Stellen untertunnelt: am Bahnhof (Abb. 2.5_15), der Rheinstraße (Abb. 2.5_1) und an der Sankt-Anton-Straße, sodass GHU$XWRYHUNHKUXQJHKLQGHUWÁLHHQ konnte. 8P¶EHJDQQDXFKGLH […] Diskussion darüber, ob die Straßenbahn in eine Stadtbahn umgewandelt und an das überörtliche 1HW]DQJHVFKORVVHQZHUGHQN|QQH·19 Das Düsseldorfer Ingenieurbüro 6FKOHJHO'U6SLHFNHUPDQQ¶VFKOXJ eine Untertunnelung ab den Krankenanstalten an der Kölner Straße und Weiterführung unter der Königstraße bis zur Sankt-AntonStraße mit drei unterirdischen Bahnhöfen vor. Der Tunnel sollte später in Richtung Hüls weitergebaut ZHUGHQ·20 ¶EHJDQQGLH(LQULFKWXQJYRQ Fußgängerzonen, zunächst in der Hochstraße und Neusser Straße bis zur Hansastraße, 1976 in der Friedrichstraße bis zur St.-AntonStraße, 1975 in der Rheinstraße vom Ostwall bis zur Dionysiuskirche, 1977 in der Marktstraße.21 Abb. 2.5_17 Städtebaulicher Rahmenplan 1974 mit neuer Fußgängerzone und U-Bahn unter der Königstraße 136 1.3.3.1 DIE 70ER JAHRE (KRITIK AM MODERNISMUS) Abb. 2.5_18 Blick vom Turm der Dionysiuskirche auf das Papst-Johannes-Haus. Links im Hintergrund ist das Rathaus mit dem Anbau von 1957 zu sehen. $872120(*5266)250(1 Die Großprojekte der 70er Jahre griffen punktuell in die bis dahin größtenteils erhalten gebliebene Stadtstruktur ein. Durch den Bau des Papst-Johannes-Hauses 1968 (Abb. 2.5_18) wurde die LutherischeKirch-Straße zwischen Dionysiusbzw. Johannesplatz und der SanktAnton-Straße bebaut und damit aufgehoben. Zwischen der ikonischen Wabenfassade des Kaufhauses Horten XQGGHPQHXHQDXVGHU%DXÁXFKW zurückgesetzten Büroriegel des ¶+DPEXUJ0DQQKHLPHU+DXVHV·O|VWH der geschlossene Straßenraum des Ostwalls sich im Abschnitt zwischen Rhein- und Sankt-Anton-Straße auf zur ÁLHHQGHQ6WDGWODQGVFKDIW Durch das Seidenweberhaus und den Theaterplatz wurden die Loh- und die Färberstraße zwischen SanktAnton-Straße und Carl-Wilhem-Straße abgeschnitten. Das Seidenweberhaus ZXUGHJDULQGLH6WUDHQÁXFKWGHU Lohstraße gesetzt. Zwar hatten die Architekten einen kleinen Durchgang unter dem Gebäude geschaffen, dieser war aber durch die Barriere der SanktAnton-Straße faktisch nicht nutzbar. Das Seidenweberhaus wurde nicht nur deutlich zurückliegend von den historischen Fluchtlinien platziert. Mit seiner aus Sechsecken komponierten Form und seinem terrassenförmigen Volumenaufbau hob es sich deutlich ab vom geometrischen Aufbau der restlichen Stadtstruktur (Abb. 2.5_19). Da der geplante Büroriegel am Ostwall nicht realisiert wurde, blieb der Straßenraum des Ostwalls auch im Abschnitt zwischen Sankt-Anton- und &DUO:LOKHOP6WUDHXQGHÀQLHUW ¶,QQHUKDOEGHVPLWWHODOWHUOLFKHQ Stadtkerns […] entstand 1976 nach zehnjähriger Planungs-, Bodenordnungs- und Bauzeit das 6FKZDQHQPDUNW&HQWHU¶22 Es durchschnitt die Wiedenhofstraße als historische Wegebeziehung von Süden nach Norden. Die Eingänge des Einkaufszentrums an der mittelalterlichen Hochstraße und 222 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.5_19 Das Seidenweberhaus und rechts im Hintergrund die Stadtbücherei dem Alten Markt (Schwanenmarkt) wurden in den historischen Stadtraum integriert, inclusive Brunnenanlage vor dem Café Heinemann (Abb. 2.5_11). Im Inneren des Einkaufszentrums wurde die Kulisse eines mittelalterlichen Marktplatzes geschaffen, allerdings nicht als öffentlicher Raum, sondern als optisch interessanter Hintergrund für den individuellen Konsum (Abb. 2.5_12). Die Wohntürme wurden so platziert, dass die Blickbezüge zu den beiden Kirchtürmen nicht beeinträchtigt wurden (Abb. 2.5_25). Im Gegensatz zu den reizvoll gekrümmten Gassen des mittelalterlichen Stadtkerns wurde das Straßenraster des Vagedesplanes QLFKWLQGHQ¶(UOHEQLVUDXP 6FKZDQHQPDUNW·HLQEH]RJHQVRQGHUQ als rein funktionales Versorgungsnetz betrachtet. Dementsprechend wurden entlang der Everts- und Breite Strasse, am Dionysiusplatz und an der Postgasse Lieferzonen, Garageneinfahrten und Müllcontainer Abb. 2.5_1 Baustelle der Unterführung Ostwall/Rheinstraße links das Kaufhaus Horten, rechts das HamburgMannheimer-Haus (1970) für das Shopping Center angeordnet. Es entstanden geschlossene Rückseiten, eine Art neuer Stadtmauer, mit den Einfahrten der Parkhäuser als Stadttore. Abb. 2.5_21 3DUNKDXVGHV´6FKZDQHQPDUNW&HQWHUµ an der Breite Straße Ecke Evertsstraße 137 1.3.3.1 DIE 70ER JAHRE (KRITIK AM MODERNISMUS) Abb. 2.5_22 Perspektivische Entwurfsdarstellung des Schwanenmarkt-Center-Ensembles mit Positionsangabe der historischen Kirchen Abb. 2.5_23 Entwurfsmodell des SeidenweberhausEnsembles mit Büroriegel zwischen Theaterplatz und Ostwall M 5b80/,&+(5$8)%$8 DAS SEIDENWEBERHAUS 1972 wurde an der Stelle, an der 1913 das Athenaeum geplant war, mit dem Bau einer neuen Veranstaltungshalle begonnen. Das Seidenweberhaus Ensemble war erst vom Planungsamt, GDQQYRP$UFKLWHNWXUEUR¶6LSSHO 7UXEHUW.OHLQ·DXVJHDUEHLWHWZRUGHQ Der ursprüngliche Entwurf sah in GHU%DXÁXFKWGHV2VWZDOOVHLQHQ Büroriegel vor, der sich in der Traufhöhe an der vorhandenen Bebauung orientierte. Zur Kreuzung PLWGHU6DQNW$QWRQ6WUDHKLQÀHO das Gebäude terrassenförmig ab bis zum Eingang der vorgenannten 8QWHUIKUXQJ¶'LH)XQGDPHQWHVLQG noch bei den Gründungsarbeiten gelegt worden, aber die entsprechenden Bauten nie errichtet ZRUGHQ·23 Das Seidenweberhaus, eine Komposition übereinander gelegter hexagonaler Flächen, hatte seinen höchsten Punkt an der Kreuzung Sankt-Anton-Straße/ 222 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE (FNH.|QLJVWUDHXQGÀHOYRQGRUWLQ Richtung Gartenstraße und in Richtung Ostwall ab. Mit dem Büroriegel wäre ein überschaubarer und vom Verkehr getrennter Platz entstanden, eine Art Arena, die sich auf die Fassade des Stadttheaters bezog. 1976 wurde das Seidenweberhaus mit dem neu gestalteten Platz feierlich eröffnet. 'HU1DPH¶6HLGHQZHEHUKDXV· war mit einem Preisausschreiben gefunden worden. Damit wurde an die Geschichte der Manufakturstadt angeknüpft, die durch die Seidenproduktion internationalen Rang und Reichtum erworben hatte. Interessanterweise entschied man sich für Seidenweberhaus und nicht -halle. Abb. 2.5_24 Sanierungsgebiet Theater-Rathaus aus der Vogelperspektive der sich zwar im Innenraum ausdrücklich auf die Kleinteiligkeit der historischen Stadt bezog (Abb. 2.5_23), sich im Straßenraum aber völlig autonom manifestierte (Abb. 2.5.25). ',(6$1.7$1721675$66(² ¶$&+6('(502'(51(· Durch die Verbreiterung der SanktAnton-Straße zu einer dynamischen Verkehrsader und die Positionierung moderner Großbauten entlang der neuen Verkehrsschneise entwickelte sich die einst schmale und kleinteilig bebaute Sankt-Anton-Straße zu einer $UW¶$FKVHGHU0RGHUQH· B DAS SCHWANENMARKT CENTER $XFKGDV¶6FKZDQHQPDUNW&HQWHU· knüpfte an die Geschichte der Stadt an, indem es auf den Namen des historischen Marktplatzes in der mittelalterliche Urzelle der Stadt verwies. Die historische Bebauung mußte dem neuen Komplex weichen, 138 1.3.3.1 DIE 70ER JAHRE (KRITIK AM MODERNISMUS) Abb. 2.5_25 Wohnungsbau oberhalb des Schwanenmarkt Center S GEBÄUDE UND GEBÄUDEENSEBLES WOHNUNGSBAU ¶'DV(LQIDPLOLHQKDXVHLQ9RUERWH des Unheils, den man immer weiter draußen in der Landschaft antrifft, ist der Inbegriff städtischer Verantwortungslosigkeit und der Manifestation des privaten (LJHQWXPV·24 schrieb Alexander Mitscherlich schon 1965. Im Jahrzehnt zwischen 1970 und 1980 wurden auch in Krefeld in rasantem Tempo neue Wohnungen gebaut. Dabei stieg vor allem der Anteil der Ein- und Zweifamilienhäuser außerhalb der Innenstadt deutlich an und erreichte 1980 28%. Mit dem Bau von 200 Wohnungen im Hochhaus und den Wohnblocks des Schwanenmarkt Centers sollte neuer, moderner Wohnraum in der Innenstadt geschaffen werden. Die Bewohner des Quartiers um den mittelalterlichen 222 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE Abb. 2.5_27 Papst-Johannes-Haus mit Fassadenrelief Abb. 2.5_26 Skulpturale Brunnen- und Treppenanlage am Schwanenmarkt Center Schwanenmarkt waren allerdings zuvor in die Großsiedlung Gatherhof umgesiedelt worden. ¶1HEHQGHUKLHUYRUKHUUVFKHQGHQ zwei-bis dreigeschossigen Bauweise hatte man schon in den 50er Jahren […] begonnen, auch Hochhäuser mit acht Geschossen und mehr zu errichten und damit zugleich städtebauliche Akzente zu setzen. […] Die Entwicklung setzte unter dem 6WLFKZRUW¶3XQNWKlXVHU·LPJDQ]HQ Stadtgebiet fort. Das Bauvorhaben am Bleichpfad mit seinen 23 Stockwerken VROOWHDOOHZHLWEHUUDJHQ·25 1980 wohnten innerhalb der Vier Wälle nur noch 6.400 Menschen – im Vergleich zu etwa 10.500 vor dem 2. Weltkrieg und 8.500 um 1950. ARCHITEKTUR 1968 Papst-Johannes-Haus 1969 Horten (Helmut Hentrich) 1973 Seidenweberhaus (Sippel Trubert Klein) 1976 Schwanenmarkt Center SONSTIGE OBJEKTE Kunst im öffentlichen Raum 0DKQPDO¶DQGHUDOWHQ6\QDJRJH· 1976 Brunnenskulptur auf dem Theaterplatz (Will Brülls) 1976 Brunnen- und Treppenskulptur am Schwanenmarkt Center, Eingang Hochstraße Neue Straßenlaternen in der ,QQHQVWDGWLP¶3ODQHWHQORRN· (Abb. 2.5_25) KUNST AM BAU - Horten Kacheln - Papst Johannes Haus Relief - Papst Johannes Haus Bleiglasfenster 0$7(5,$/81')$5%( Die Architektur der 70er Jahre ist auch in Krefeld deutlich erkennbar durch die Verwendung von Sichtbeton, bzw. ¶EHWRQEUXW·%UXWDOLVWLVFKH,NRQHQ waren das Papst Johannes- und das Seidenweberhaus, aber auch das Wohnhaus am Südwall Ecke Petersstraße ist ein typischer Vertreter seiner Zeit. Auch andere Materialien wurden in ihrer rohen Form verwendet, so der unverputzte Mauerziegel und das grüne Glas am Schwanenmarkt Center, oder die Baukeramik und Metallplatten an Einzelhäusern am Ostwall. Gemeinsam ist ihnen allen die Horizontalität der Bandfassaden, die nur durch ein tragendes Betonskelett möglich sind, sowie die Betonung der einzelnen vorgefertigten Fassadenelemente. 139 1.3.3.1 DIE 70ER JAHRE (KRITIK AM MODERNISMUS) Abb. 2.5_28 und 29 70er Jahre Architektur mit Baukeramik und Metallplatten in modularer Aesthetik am Ostwall Abb. 2.5_30 70er Jahre Architektur des Brutalismus am Südwall 222 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE 140 1.3.3.1 DIE 70ER JAHRE (KRITIK AM MODERNISMUS) BILD S. 137 S. 132 Abb. 2.5_18 LENGWENINGS, Karl Heinz 1970 Abb. 2.5_1 LENGWENNINGS, Karl Heinz Abb. 2.5_19 StAKR Obj. Nr. 39.065 Abb. 2.5_2 MIR Architecten/Flexus AWC Abb. 2.5_20/1 LENGWENNINGS, Karl Heinz S. 133 Abb. 2.5_21 StAKR Obj. Nr. 18.312 Abb. 2.0_3 gemeinfrei MULTIMEDIA centrum des europäischen Parlaments Abb. 2.5_4 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt. Krefeld, 2010 (Bd. 5, S. 610, Abb. 36) Abb. 2.5_5 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt. Krefeld, 2010 (Bd. 5, S. 611, Abb. 37) S. 138 Abb. 2.5_22 StAKR Obj. Nr. 39.661 Abb. 2.5_23 StAKR Obj. Nr. 16.322 Abb. 2.5_24 LENGWENINGS, Karl Heinz 1970 S. 134 Abb. 2.5_7 StAKR Obj. Nr. 9832) Abb. 2.5_8 DH 85/2014, S. 119 Abb. 2.5_9 GOERTZ-BAUER, Inge LAV NRW R, RWB 23414/435 Abb. 2.5_25 StAKR Obj. Nr. 19.103 Abb. 2.5_26 StAKR Obj. Nr. 16986/16 Abb. 2.5_27 StAKR Obj. Nr. 25581/27 S. 140 Abb. 2.5_28 MIR Architecten/Flexus AWC S. 135 Abb. 2.5_10 StAKR Obj. Nr. 19.128 Abb. 2.5_11 StAKR Obj. Nr. 19.094 21 ROTTHOFF, Guido: Rheinischer Städteatlas Krefeld, Bonn 2003 (S. 4) 22 1 BIRESCH, Peter: 1965 bis 1975 - Stichworte zu einem Jahrzehnt der Veränderung 2 SCHILDT, Axel: Bundesrepublik Deutschland 1969 bis1973, in: Informationen zur politischen Bildung (Heft 270) Bonn, 2001 3 SCHILDT, Axel: Bundesrepublik Deutschland 1969 bis1973, in: Informationen zur politischen Bildung (Heft 270) Bonn, 2001 4 SCHILDT, Axel: Bundesrepublik Deutschland 1969 bis1973, in: Informationen zur politischen Bildung (Heft 270) Bonn, 2001 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 484) 23 WZ 06.06.2019 Georg Opdenberg, Yvonne Brandt 24 MITSCHERLICH, Alexander, die Unwirtlichkeit unserer Städte 1965 25 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt. Krefeld 2010 (Bd. 5, S.) 5 SCHILDT, Axel: Bundesrepublik Deutschland 1969 bis1973, in: Informationen zur politischen Bildung (Heft 270) Bonn, 2001 6 BIRESCH, Peter: 1965 bis 1975 - Stichworte zu einem Jahrzehnt der Veränderung 7 S. 139 Abb. 2.5_6 StAKR Obj. Nr. 12.086 TEXT Abb. 2.5_29 MIR Architecten/Flexus AWC Abb. 2.5_30 MIR Architecten/Flexus AWC Abb. 2.5_12 StAKR Obj. Nr. 19.093 Abb. 2.5_13 Genehmigung noch nicht erhalten BIRESCH, Peter: 1965 bis 1975 - Stichworte zu einem Jahrzehnt der Veränderung 8 FUNDUS.org, Popart 1965 bis 1975, besucht am 20.01.2020 9 WIKIPEDIA: Stadtbaugeschichte. Urbanität durch Dichte in den 1960er und 1970er Jahren, besucht am 20.01.2020 10 JACOBS, Jane: Death and life of great american cities, New York 1961 11 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 481) 12 EINEM, Eberhard von: Wohnen, Wiesbaden 2016 13 WIKIPEDIA: Stadterneuerung und Städtebauförderung, besucht am 20.01.2020 14 WIKIPEDIA: Stadtbaugeschichte. Urbanität durch Dichte in den 1960er und 1970er Jahren, besucht am 20.01.2020 15 RP 19.02.1971 16 ROTTHOFF, Guido: Rheinischer Städteatlas Krefeld, Bonn 2003 (S. 4) 17 S. 136 Abb. 2.5_14 TEN HAAF, Theo & HEUSINKVELD, Sammlung Evert: Eisenbahn Kurrier. Abb. 2.5_15 LENGWENINGS, Karl Heinz 1970 Abb. 2.5_16 LENGWENINGS, Karl Heinz 1970 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 484) 18 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 487) 19 VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 487) 20 Abb. 2.5_17 HIRSCH, Burkhard et al: Städtebauliche Planung Mitwirkung des Bürgers, Düsseldorf 1978 (S.18) 222 KULTURHISTORISCHE STÄDTEBAULICHE ANALYSE VOGT, Hans: Die Zeit der Reformen und der Entwicklung zu einer modernen Großstadt. Krefeld 2010 (Bd. 5, S. 487) 141